Seewölfe - Piraten der Weltmeere 278. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 278 - Roy Palmer


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gab einen würgenden Laut von sich, Sally war alarmiert und zückte das Küchenmesser, das sie von zu Hause mitgenommen hatte. Auch Tara, Jade und Eileen sprangen jetzt aus den Sätteln und liefen zu dem Gebüsch.

      Ohne zu zaudern, warf sich Sally auf die Gestalt des Mannes, die sie hinter Kathryn entdeckte, und dann balgten sie sich alle drei auf dem Waldboden. Dank Sallys tapferem Einsatz kriegte Kathryn wieder Luft, und es gelang ihr auch, sich freizukämpfen.

      Sie wollte gerade ihr Messer aus dem Gürtel reißen, da stieß Sally einen verblüfften Ruf aus, und auch der Fremde sagte: „Hölle, das gibt’s doch nicht!“

      „Douglas“, flüsterte Sally. „Herrgott, fast hätte ich dich mit meinem Messer erstochen.“ Sie ließ ihn los und sank auf die Knie.

      „Ich werd verrückt“, sagte Kathryn völlig fassungslos und sah Douglas Middlebar aus geweiteten Augen und mit geöffnetem Mund an.

      „Was – was tut ihr denn hier?“ stammelte er. „Wer hat euch überhaupt die Erlaubnis gegeben, mitten in der Nacht Galway zu verlassen?“

      „Wir selbst“, erwiderte Tara, die mit Eileen und Jade inzwischen hinzugetreten war und so verdutzt wie auch die beiden anderen auf die Szene blickte, die sich ihnen darbot. „Wir sind ganz einfach auf die Suche gegangen.“

      „Nach wem?“ fragte er.

      „Nach dir natürlich“, antwortete Kathryn, die sich jetzt halbwegs wieder gefaßt hatte. „Und nach Norman. Weil uns das, was hier geschieht, nicht mehr geheuer ist.“ Sie deutete in die Richtung, aus der immer noch die Schüsse zu ihnen herüberdrangen. „Oder findest du, daß das kein Grund zur Besorgnis ist?“

      „Da findet ein Überfall der Rebellen auf die Söldner statt“, sagte Douglas Middlebar. „Ich habe es eben beobachtet, dann bin ich getürmt.“

      „Getürmt?“ Sally glaubte, nicht richtig gehört zu haben. „Warum bist du denn nicht dabei?“

      „Das erzähle ich dir später. Jetzt müssen wir zusehen, daß wir …“

      „Du bist nicht mehr bei Murphys Leuten, nicht wahr?“ unterbrach sie ihn.

      „Nein.“

      Jäh umarmte sie ihn, küßte ihn und sagte: „Aus welchem Grund auch immer, ich bin froh darüber, Douglas. Und du weißt auch, warum.“

      „Zum Henker, ja“, sagte er rauh. „Irgendwie hatten wir uns in der letzten Zeit auseinandergelebt, das ist mir selbst aufgegangen, und ich habe auch genügend darüber nachgedacht. Sally, der verfluchte Buschkrieg hat ein Ende. Und ich will dir auch noch was verraten: Es kommt nichts dabei heraus, es ist alles zwecklos. Auch Murphy ist im Endeffekt nicht besser als Burke oder Morris-Smithwick.“

      „Was?“ stieß Kathryn aus.

      „Denkt, was ihr wollt“, brummte Douglas. „Ich weiß, was ich sage. Ich habe schließlich mit den Rebellen gelebt und paktiert.“

      „Wir sind dir doch wegen deiner Worte nicht böse“, sagte Sally. „Im Gegenteil.“ Wieder küßte sie ihn.

      „Es ist aber ein starkes Stück, daß du mich angefallen und gewürgt hast, Douglas Middlebar“, sagte Kathryn jetzt. „Was fällt dir eigentlich ein?“

      „Ich brauchte ein Pferd. Ich sah euch heranreiten, erkannte euch aber nicht. Ich nahm mir vor, die letzte von euch zu Boden zu reißen, aber da hattest du mit deinem Tier Pech und fielst mir genau vor die Füße. Bevor du mich verraten konntest, wollte ich dich zum Schweigen bringen.“

      „Und dann abhauen?“ fragte Tara.

      „Natürlich.“

      „Wohin denn?“ erkundigte sich Eileen.

      „Nach Galway, heim zu Sally.“

      „Nun“, sagte Jade. „Sehr rühmlich klingt das nicht, aber ich glaube, die liebe Sally legt wirklich keinen Wert mehr darauf, einen Helden zum Mann zu haben.“

      „Stimmt“, sagte Sally überglücklich und drückte ihrem wiedergefundenen Mann schon wieder ein paar Küsse auf.

      „Turtelt ihr zwei von mir aus weiter herum“, sagte Kathryn Stephens und stand auf. „Ich hole jetzt Norman. Ich habe nämlich auch die Nase voll von der ganzen Holzerei. Ich will ein Kind von ihm, jawohl, und wir wollen als Familie ein glückliches Leben führen.“

      „Wartet!“ stieß Sally aus. „Wir kommen mit.“ Sie erhob sich, zog Douglas vom Boden hoch, und dann begaben sie sich alle sechs zu den Pferden.

      Douglas untersuchte Kathryns Tier, das inzwischen auch wieder aufgestanden war, und sagte: „Gott sei Dank, es hat sich nichts gebrochen. Sonst hätten wir es töten müssen.“

      Sie saßen auf, Douglas nahm bei seiner Sally im Sattel Platz. Sie setzten den Ritt zum Fluß fort, getrieben von dem bangen Gefühl, daß sie bereits zu spät erscheinen und an dem Lauf der Dinge ohnehin nichts mehr ändern würden.

      Cohen, Friedkin, Kilkenny und Malone waren im Corrib gelandet. Sie schluckten Wasser und spuckten, sie fluchten und schüttelten die Fäuste, doch sie wagten nicht, an Bord des Flußbootes zurückzukehren.

      Hasard und Shane wollten nun auch Callaghan in die Fluten befördern, doch plötzlich krachten auch am gegenüberliegenden Ufer Musketen und Arkebusen, und die Kugeln pfiffen bedrohlich nah heran.

      Finbar Murphy war da! Er hatte doch einige Zeit gebraucht, um zum Schauplatz des Geschehens zu gelangen, als die ersten Schreie und Schüsse erklungen waren, doch jetzt war er mit über zwanzig Männern zur Stelle.

      Um von Callaghan, Cohen und den anderen nicht entdeckt zu werden – er wollte sie ja heimlich kontrollieren –, hatte er weiter flußaufwärts eine Furt überschritten, noch ehe das Flußboot aus Richtung Smithwick Castle aufgetaucht war. Murphy hatte in etwa gewußt, wo Callaghan sich verstecken würde, und so war auch er mit seinem Trupp weiter flußabwärts gezogen.

      Für diese Taktik gab es noch einen weiteren Grund: In einem der geheimen Verstecke, die Murphy überall im Hinterland von Galway unterhielt, waren an dieser Stelle zwei Flachboote verborgen. Sie lagen in der Mündung eines Bachlaufes, der in den Corrib River floß, und waren vollständig von den Zweigen und Blättern der wildwuchernden Vegetation verdeckt.

      Diese Boote hatte Murphy bemannt. Sie glitten in diesem Moment aus der Bachmündung hervor, und auf Murphys Kommandoruf hin flogen die Musketen und Arkebusen, die Tromblons und die Pistolen hoch und spuckten Feuer, Rauch und Blei aus.

      Sehr schnell hatte Murphy nämlich erkannt, daß weder Callaghan mit seinem Stoßtrupp an Bord des Flußbootes noch Jim, Arnoldo und die anderen am jenseitigen Ufer den Angriff zu ihren Gunsten entscheiden würden. Stephens war gewarnt und gewappnet, und jetzt erkannte Murphy auch, wer sich da an Bord des Burke-Bootes so glänzend hervorgetan hatte: Kein anderer als der schwarzhaarige Bastard mit seiner Handvoll von Teufelskerlen war das, dem sie Nächte zuvor zum erstenmal in dem alten Kornspeicher begegnet waren.

      Entsprechend groß waren der Haß und die Wut, die Murphy gegen die Männer auf dem Flußboot entwikkelte – und entsprechend heftig fiel auch der Angriff aus.

      Hasard, Shane, Dan, Batuti, Gary, Matt, Norman Stephens und die beiden Söldner warfen sich hinter der Reling in Sicherheit, um den Kugeln zu entgehen. Sie griffen jetzt doch zu den Schußwaffen, um sich gegen Murphys Gruppe zu verteidigen.

      Stephens versuchte, seinen Männern an Land ein Zeichen zu geben, damit sie das Boot an den Treideltauen näher zum Ufer zogen. Dadurch wäre man wieder aus der Reichweite der Rebellenkugeln gelangt – doch Stephens’ Söldner waren viel zu beschäftigt damit, das Nest der Gegner im Dickicht zu stürmen, um jetzt auf die Befehle ihres Kommandanten zu achten. Selbst der Lieutenant, der die Attacke auf das Gebüsch führte, blickte kein einziges Mal zur Mitte des Flusses, wo Murphys Boote jetzt in bedrohliche Nähe des Flußbootes geraten waren.

      Hasard, Stephens und die sieben anderen Männer waren also sich selbst überlassen und mußten zusehen, wie sie sich jetzt


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