Seewölfe - Piraten der Weltmeere 278. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 278 - Roy Palmer


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brüllte: „Stirb, du dreckiger Hund!“

      Hasard konnte nichts dagegen unternehmen, denn seine Hand war wie gelähmt und vorübergehend nicht einsatzfähig.

      Doch er rollte sich blitzschnell auf Callaghan zu und rammte diesem die linke Faust unter das Kinn, ehe der Mann durchzog. Callaghan stöhnte und sank wieder hintenüber. Jetzt war auch Big Old Shane zur Stelle und nahm ihm rasch wieder das Tromblon ab, sonst wäre der Schuß vielleicht doch noch losgegangen, mehr aus Zufall als aus Absicht, jedoch trotzdem ungemein gefährlich wegen der streuenden Wirkung dieser Art von Waffe.

      „Achtung, Hasard!“ rief Stephens, und reaktionsschnell zog der Seewolf den Kopf ein.

      Schon krachte auf der Seite des Gegners wieder eine Muskete, und die Kugel strich haarscharf über den Seewolf hinweg. Murphy selbst hatte den Schuß abgegeben, aber zum Glück hatte Norman Stephens es noch rechtzeitig bemerkt, wie der Rebellenführer sich im Boot aufgerichtet und auf Hasard angelegt hatte.

      „Hier!“ rief Shane und warf seinem Kapitän das Tromblon zu.

      Hasard fing es geschickt mit einer Hand auf, richtete den Lauf über die Reling auf den Feind, zielte kurz und drückte ab. Donnernd spuckte die kurzläufige Flinte ihre Ladung über dem Fluß aus. Ein mehrfacher Schrei beim Gegner verkündete, daß sie ihr Ziel gefunden hatte.

      Jetzt feuerten auch Stephens und die beiden Söldner, Dan, Gary und Matt. Shane und Batuti hievten Callaghans Körper über die Reling und beförderten ihn ins Wasser. Es gab einen dumpfen Klatscher, dann war der Mann verschwunden.

      Nun griffen auch der Schmied von Arwenack und der Gambia-Mann zu den Waffen und schossen, doch trotz des gemeinsamen, massiven Einsatzes ließen sich die Rebellen nicht zurückschlagen. Vier oder fünf von ihnen waren tödlich getroffen oder schwer verletzt in den Booten zusammengebrochen, doch der Rest des Trupps war immer noch stark genug, um die Besatzung des Flußbootes zu überwältigen.

      „Drauf!“ schrie Murphy. „Klar zum Entern!“

      Seine Männer stimmten ein ohrenbetäubendes, siegessicheres Johlen und Grölen an. Wieder knallten Schüsse, und unter den kräftigen Riemenschlägen der Rudergasten schoben sich die Boote nunmehr ganz nah an den Feind heran.

      Hasard blieb gerade noch die Zeit, sich zu Shane umzudrehen und ihm durch eine Gebärde zu bedeuten, er solle die Flaschenbombe hervorholen. Es war die letzte Wurfgranate, die ihnen geblieben war, und sie konnten von Glück sagen, daß Lord Morris-Smithwick sie ihnen nicht hatte abnehmen lassen.

      Big Old Shane handelte gedankenschnell und hielt die Lunte der Flasche Dan O’Flynn hin, der jetzt rasch Feuerstein und Feuerstahl gegeneinanderschlug. Die Funken sprühten, die Zündschnur fing Feuer und begann zu glimmen.

      „Her damit!“ zischte Hasard dem graubärtigen Riesen zu, der die Flasche mit zusammengepreßten Lippen vor sich hinhielt.

      Norman Stephens und seine beiden Söldner hatten die letzten geladenen Musketen, die sich an Bord des Flußbootes befanden, an sich gerissen und feuerten sie auf die Rebellen ab. Murphy und seine Leute mußten mit dem Pullen aufhören und sich erneut ducken, dadurch trat eine kurze Verzögerung ein.

      Hasard nahm die Wurfgranate mit der knisternden Lunte aus Shanes Hand entgegen, zählte in Gedanken noch bis drei und richtete sich dann hinter der Reling auf. Er bot den Rebellen die ganze Breite seiner Brust dar und riskierte, von einer Kugel erwischt zu werden, doch der Einsatz erforderte dies, denn die Flasche durfte ihr Ziel auf keinen Fall verfehlen.

      Finbar Murphy schob sich gerade wieder hinter dem Dollbord seines Bootes hoch, sah den Seewolf, zückte seine Steinschloßpistole und legte auf den verhaßten Widersacher an.

      „Verrecke, du Hurensohn!“ schrie er mit sich überschlagender Stimme, dann betätigte er den Abzug.

      Es krachte, die Pistole tanzte in seiner Hand, die todbringende Ladung raste auf den Seewolf zu, doch dieser hatte die Flasche geschleudert und ließ sich gerade wieder in Deckung fallen. So verfehlte ihn auch diese Kugel – die Flasche aber senkte sich in taumelndem Flug auf Murphys Boot.

      Aus weit aufgerissenen Augen verfolgte Murphy, wie sie genau zwischen den vorderen beiden Duchten landete. Plötzlich fühlte er sich wieder an die Szene in dem Kornspeicher erinnert, als die Explosion seinem Leben beinahe ein jähes Ende gesetzt hatte – und er begriff.

      „Das Ding!“ brüllte er. „Ins Wasser damit!“

      Seine Männer sahen sich verwirrt an, dann griff einer von ihnen nach der Flasche mit der zischenden Lunte. Er wollte sie in den Fluß werfen, verlor sie in seiner Aufregung aber wieder aus den Händen, so daß sie zurück ins Boot polterte.

      Die Rebellen stießen entsetzte Rufe aus.

      Murphy riß beide Hände hoch.

      „Du Narr!“ schrie er. „Bist du denn des Teu …“

      Weiter gelangte er nicht. Ein greller Blitz zerriß den dunklen Vorhang der Nacht, und mit einem gewaltigen Donnerschlag flog das Boot auseinander. Murphy selbst erhielt einen Schlag gegen die Brust und flog hintenüber. Er kippte, da er ganz achtern am Heck gestanden hatte, sofort ins Wasser und ging unter.

      Das war seine Rettung, denn wer von seinen Männern bei der Detonation nicht sofort das Leben ließ, der wurde von den wirbelnden Trümmerteilen getroffen, fiel bewußtlos ins Wasser und ertrank, ehe die Männer des zweiten Bootes ihn an Bord ziehen konnten.

      Grollend rollte der Explosionsdonner über den Corrib River, fetter schwarzer Rauch breitete sich nach allen Seiten aus. Die Männer schrien und heulten, erst jetzt war das Chaos perfekt.

      Zwar trachteten Murphys Männer aus dem zweiten Boot sofort, sich dem Flußboot zu nähern und es zu entern, doch Stephens, die Söldner und die Seewölfe hatten zu den Riemen gegriffen und pullten auf das Ufer zu, wo der Lieutenant und der Rest der Burke-Truppe gegen die im Gebüsch liegenden Rebellen kämpften. So entkamen sie.

      Auch dort, am Ufer, spitzte sich die Lage jetzt zu.

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