Seewölfe - Piraten der Weltmeere 274. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 274 - Roy Palmer


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weiß nicht ...“

      „Señor!“ sagte Orosco, und wieder stand er auf. „Ihr Selbstvertrauen ist erschüttert, doch Sie müssen es wiedererlangen. Lassen Sie uns an dieser Stelle unsere Freundschaft durch einen Händedruck besiegeln.“ Er streckte Hasard die Hand entgegen.

      Hasard ergriff sie und drückte sie, und dann schüttelte er auch dem Ersten Offizier die Hand, der auf ihn zutrat. Er verspürte zum erstenmal seit langer Zeit wieder ein tiefes Gefühl der Ergriffenheit und nannte sich insgeheim einen Narren, daß er den Männern der „Rosa de los Vientos“ im stillen mißtraut hatte.

      Don Juan sagte: „Ich empfinde einen gewissen Stolz darüber, daß ich Sie mit meinem Schiff Ihrer Heimat ein beträchtliches Stück nähergebracht habe. Ich würde Ihnen gern weiterhin helfen, aber Sie verstehen, daß ich nicht nach Plymouth segeln kann.“

      „Natürlich. So edel Ihre Absicht wäre, man würde es Ihnen dort nicht danken.“ Hasard konnte sich jetzt eines Lächelns nicht erwehren. „Anders ausgedrückt, man würde Ihnen in England einen heißen Empfang bereiten. Nein, Don Juan, wir sehen zu, daß wir von Galway aus auf eigene Faust nach England gelangen. Es dürfte uns nicht schwerfallen.“

      „Das will ich hoffen. Falls Sie in Galway aber doch Schwierigkeiten haben sollten, wenden Sie sich bitte an uns.“

      „Die Iren sind störrische Dickschädel“, knüpfte Vergara an die Worte seines Kapitäns an. „Wer weiß, was die aushecken, wenn sie einen Trupp waschechter Engländer durch den Hafen marschieren sehen. Seien Sie lieber vorsichtig, Señor Killigrew.“

      „Wir passen schon auf“, sagte Hasard. „Aber Galway ist nicht wie das übrige Irland, dort sitzen die Nachfahren von Normannen, die mit den Iren nicht viel im Sinn haben. Vielleicht leisten sie uns die Unterstützung, die wir brauchen, um weiterzukommen.“

      „Sie waren schon einmal in Irland?“ fragte Orosco.

      „Ja. Zuerst 1576, und dann später noch einmal nach dem Kampf gegen die Armada.“

      „1576 – vor sechzehn Jahren“, sagte der Kapitän nachdenklich. „Damals landeten unsere Leute in der Dungarvanbai, um die irischen Rebellen zu unterstützen, wenn mich nicht alles täuscht.“

      „Richtig“, sagte der Seewolf. „Francis Drake vereitelte das kombinierte See- und Landunternehmen durch seinen massiven Einsatz. Ich war mit dabei, auch das will ich Ihnen nicht verheimlichen, Señores.“

      „Ein Geschehen, das längst der Vergangenheit angehört.“ Don Juan Bernardo Orosco hob noch einmal seinen Kelch, trank daraus und setzte ihn auf seinem Pult ab. „Dungarvan liegt im Süden der Insel, Galway ist anders als das restliche Irland, wie Sie eben schon sagten, Señor Killigrew, und die Zeiten ändern sich.“

      „Aber Irland ist nach wie vor mit England verfeindet“, gab der Erste zu bedenken. „Es lehnt sich gegen die Besatzungsmacht auf. Die englische Siedlungspolitik geht nur mit langsamen Schritten voran, wie wir wissen.“

      Der Kapitän seufzte. „Was heißt das schon? Das wird auch immer so bleiben, vielleicht noch über Jahrhunderte hinaus. Niemand vermag die hartnäckigen Iren zu beugen. Unsere Aufgabe ist es, Handel mit ihnen zu führen und friedlich mit ihnen zu verkehren. Warum sollen wir uns den Kopf über Rebellion und Haß zerbrechen, wenn wir nichts damit zu tun haben?“

      „Ich weiß, es empfiehlt sich nicht“, sagte Vergara. „Ich kann uns bloß wünschen, daß wir nicht in irgendeine Auseinandersetzung mit hineingezogen werden.“

      „Das möge Gott verhüten“, sagte Orosco.

      Hasard nahm noch einen Schluck Wein zu sich, und in diesem Augenblick ertönte draußen klar und deutlich der Ruf des Ausgucks: „Galway in Sicht, Backbord voraus!“

      „Sehr gut“, sagte Don Juan Bernardo Orosco. „Gehen wir also an Deck und sehen wir uns das Städtchen an, Señores.“

      2.

      Die „Rosa de los Vientos“ hatte angeluvt und lag mit östlichem Kurs an dem aus Südwesten wehenden Wind. Über Backbordbug segelnd glitt sie an Inishmore, der nördlichsten der Aran-Inseln, vorbei und schob sich in die große, langgestreckte Galway Bay.

      Hasard war mit Orosco und Vergara auf das Achterdeck der Galeone gestiegen. Sie standen nebeneinander und blickten auf das Bild, das sich ihren Augen bot.

      Galway war am nördlichen Ufer der Bucht erbaut worden – eine für diese Zeit relativ große Stadt mit Häusern, die triste Fassaden aus grauem Naturstein hatten. Im Nähersegeln bemerkte der Seewolf ein paar Fischerboote, die mit ihren Dreieckssegeln auf der Reede kreuzten und die Hafenszene belebten.

      „Seit unserem letzten Besuch hat sich nichts verändert“, sagte Don Juan. „Soweit ich erkennen kann, finden wir auch am Long Walk einen Platz zum Festmachen.“

      Hasard musterte ihn von der Seite. Juan Bernardo Orosco war groß, schlank, blond und blauäugig. Er hatte keinen Bart. Alles in allem wirkte er überhaupt nicht wie ein Südländer, aber sein Äußeres war ein charakteristisches Merkmal vieler Katalanen, die im übrigen Spanien gelegentlich als „Nordmänner“ bezeichnet wurden. Orosco stammte aus der Gegend um Barcelona, wie er Hasard erzählt hatte.

      „Sie wollen nicht auf der Reede ankern?“ fragte Hasard.

      „Alle spanischen Handelsgaleonen legen am Kai an“, erklärte der Kapitän. „Die Stadtherren haben ihn extra für uns eingerichtet. Hier, werfen Sie doch bitte mal einen Blick durch das Spektiv, Señor Killigrew.“

      Hasard nahm das Rohr entgegen und sah hindurch. Er stellte die Schärfe richtig ein und hatte die Hafenanlagen in allen Einzelheiten vor sich.

      Die „Rosa de los Vientos“ war mittlerweile auf der Reede angelangt und fuhr wieder eine Halse, die sie erneut auf nördlichen Kurs brachte. So lief sie mit langsamer werdender Fahrt an den ankernden Schiffen vorbei, Galeonen, Karavellen und Karacken, und näherte sich dem Einschnitt, der sich mitten zwischen den dichtgedrängt stehenden Häusern der Stadt öffnete.

      Aurelio Vergara hatte den Befehl gegeben, Tuch wegnehmen zu lassen, und die „Rosa“ glitt nur noch mit dem Besansegel und der Blinde dahin.

      „Betrachten Sie genau die Einfahrt“, sagte Kapitän Orosco. „Rechts gibt es eine Abzweigung, die sich in der Lough Atalia öffnet, eine Seitenbucht. Links liegt die Mündung des River Corrib, das ist der Fluß, der ganz Galway durchfließt. In der Mündung erstreckt sich gleich rechter Hand der Kai, und daran führt der Long Walk entlang, der durch den sogenannten Spanish Arch auf die Spanish Parade mündet, einen Platz, auf dem sich die spanischen Kaufleute treffen. Dort befinden sich auch die Lagerhäuser und die Läden der Schiffsausrüster.“

      Interessiert sah Hasard auf den langen Kai und die wuchtige Mauer mit dem Rundbogentor an seinem Ende: Long Walk und Spanish Arch. Hinter dem offenen Tor glaubte er das Auf und Ab von Menschen zu erkennen, die sich auf der Spanish Parade bewegten, aber deutlich war es nicht zu sehen, denn der Bogen war zu klein. Außerdem versperrten die Masten und Takelagen der am Kai liegenden Schiffe zu einem guten Teil die Sicht.

      „Der Torbogen befindet sich also genau in der Stadtmauer“, sagte er.

      „Richtig“, entgegnete Orosco. „Und Sie glauben gar nicht, wie gut ganz Galway befestigt ist. Eben weil die Bewohner dauernd im Krieg mit den irischen Clans des Umlandes liegen, haben sie entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Nachts werden Ketten über die Gassen gespannt, und eine Anzahl von Ortsstatuten bestimmt das tägliche Leben. Die Stadttore werden von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geschlossen, jedes Tor wird nachts von sechs Männern der Stadtgarde bewacht. Wer nach Einbruch der Dunkelheit erscheint und sich nicht ausweisen kann, der wird festgenommen. Alle Fremden, die in der Stadt logieren, werden vierzehntäglich überprüft.“

      Der Seewolf ließ das Spektiv wieder sinken. „Sie kennen sich ja wirklich sehr gut aus, Capitán.“

      Vergara lachte. „Genügt


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