Seewölfe - Piraten der Weltmeere 274. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 274 - Roy Palmer


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Schiffe angesehen.

      „Sir“, sagte er. „Da ist keine einzige englische Galeone dabei. Hölle, wir bleiben in diesem Galway doch wohl hoffentlich nicht tagelang hängen, wie?“

      „Denk an das irische Bier“, sagte Dan O’Flynn, und Matt Davies grinste dazu.

      Shane achtete nicht darauf. Er schritt neben Hasard her und blickte sich unter den Menschen um, die den Platz bevölkerten. War denn kein Engländer darunter? Nein, er hörte vorwiegend spanische Worte, Galway schien ein Ableger von Cadiz zu sein.

      „Morgen schauen wir uns im ganzen Hafen um“, sagte der Seewolf. „Vielleicht noch heute nachmittag, wenn wir genug Zeit dazu haben. Was sich auf der Reede tut, wissen wir ja noch nicht. Vielleicht liegt schon ein Schiff für uns bereit. Oder es trifft heute abend oder morgen im Laufe des Tages ein. Sei doch nicht so pessimistisch, Shane.“

      „Das bin ich ja nicht. Ich meine nur – je eher wir wieder in Plymouth sind, desto besser.“

      „Ja.“ Mehr sagte Hasard nicht, aber er wußte, was Shane dachte, wie auch der graubärtige Riese von ihm wußte, in welche Richtung seine Überlegungen gingen. Plymouth – wenn Ben, Ferris, Carberry, Smoky und die anderen mit heiler Haut davongekommen waren, würden dort alle Fäden zusammenlaufen. Plymouth war seit je ihr gemeinsamer Treffpunkt.

      Gary Andrews lenkte durch eine Bemerkung ab.

      „Seht mal“, sagte er. „Dort drüben! Bis jetzt habe ich nicht daran geglaubt, aber der Teufel soll mich holen: Hier gibt es sogar Frauen. Richtige handfeste Weiber, die sich frei bewegen und wohl zu haben sind. Mann, ist das eine Wohltat!“

      „Augenblick“, sagte Hasard. „Soweit sind wir noch nicht.“

      „He, Gary“, brummte Shane. „Hast du dir wirklich eingebildet, hier gibt’s keine Frauenzimmer?“

      „Die Welt ist voller Überraschungen“, sagte Gary, und seine Miene verdüsterte sich schon wieder. Sollten sie in Galway etwa enthaltsam leben, damit es ja keinen Aufruhr gab? Hölle und Teufel, im Orient versteckte man die Frauen und verschleierte sie, aber ein paar ansehnliche Vertreterinnen des anderen Geschlechts vor Augen zu haben und sie nicht mal ansprechen zu dürfen, war noch viel schlimmer.

      Vergara hatte seinen Blick in die Richtung gelenkt, in die die Seewölfe auf Garys Worte hin sahen. Vor einer Kneipe standen ein paar Frauen, die aufgeregt über irgend etwas debattierten.

      „Señores“, sagte er. „Bitte Vorsicht. Das dort sind keine Hafenhuren, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach redliche Bürgerinnen der Stadt. Man kann sich da gefährlich die Finger verbrennen.“

      „Redlich?“ wiederholte Shane verblüfft. „Wie kann denn eine Frau, die einigermaßen anständig ist, sich in Kneipen herumtreiben, dazu noch am helllichten Tag? Ich seh doch mit meinen eigenen Augen, daß die Ladys da schon ziemlich leck sind. Seht doch, wie sie schwanken.“

      „In Galway lassen sich auch die Ladys vollaufen“, erklärte der Spanier. „Es gehört hier zu den Gepflogenheiten, daß der Besuch von Bierspelunken und Hafenkaschemmen nicht nur den Männern vorbehalten bleibt.“

      „Ich werd nicht wieder“, sagte Matt Davies. „In Galway ist alles anders, oder?“

      „Nicht alles“, erwiderte Vergara lächelnd.

      „Daß die Iren merkwürdig sind, wußte ich, aber so schlimm hab ich sie mir doch nicht vorgestellt“, sagte Matt. „Beim Donner, diese Insel scheint ja voller Seltsamkeiten zu stecken. Früher ist mir das gar nicht so recht bewußt geworden.“

      „Galway ist ja auch nicht typisch irisch“, erklärte Dan O’Flynn. „Vergiß das nicht, Matt.“

      „Nein, ich denke dran. Zum Teufel, ich vergesse es nicht.“

      „Übrigens“, sagte der Erste Offizier der „Rosa de los Vientos“. „Dem Long Walk gegenüber – das vergaß ich vorhin ganz zu sagen – an der Westseite der Mündung des River Corrib also, liegt ‚The Claddagh‘, ein altes Fischerdorf, das wohl die erste Ansiedlung überhaupt in dieser Gegend war. Die Bewohner von The Claddagh sind Iren, die auch ihren eigenen Bürgermeister haben und ablehnen, Englisch zu sprechen.“

      „Das erklärt einige der strengen Verordnungen in Galway“, sagte Hasard. „Man ist sich also gegenseitig spinnefeind?“

      „Nicht ganz. Es herrscht so eine Art Burgfrieden zwischen Galway und The Claddagh, glaube ich. Die Iren sehen mit Verachtung auf die Stadtbewohner, aber sie verkaufen ihnen schließlich auch den Fisch, den sie in der Bucht fangen.“

      „Das sind ja feine Zustände“, sagte Big Old Shane. „Aber uns soll das alles nicht sonderlich kratzen. Seht mal, ich glaube, wir haben da eine Herberge vor uns.“

      Alle richteten ihren Blick nach vorn, doch Vergara winkte ab und erklärte: „Dort zahlt man zuviel, außerdem wird man schlecht bedient, und der Wein und das Bier sind gepanscht. Ich kenne eine bessere Adresse. Dort fühlt ihr euch bestimmt wohl, Señores.“

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