Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland

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Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis - A. F. Morland


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ich die Polizei verständigen, Sir?“, erkundigte sich der Butler mit bebender Stimme. Er hatte einen Schlag aufs Kinn bekommen, seine Haut war aufgerissen, aber er blutete nicht.

      „Nein, um Himmels willen – auf keinen Fall!“, sagte Aldrich. „Pflegen Sie Ihre Wunde, Howard. Ich kann mich jetzt nicht um Sie kümmern. Wir sprechen später über das Ganze.“

      Der Butler zog sich zurück.

      Aldrich zog ein Taschentuch aus seiner Hose, tupfte sich das Blut ab und meinte achselzuckend: „Ich werde zahlen. Was soll ich sonst tun? Mit Wingate legt man sich nicht an. Ich weiß, was Sie mir vorschlagen wollen. Ich soll ihm eine Falle stellen, nicht wahr? Wir könnten seine Leute bei der Geldübergabe schnappen. Was wäre damit gewonnen? Die beiden Männer würden Wingate nicht belasten, und er würde bestreiten, in die Sache verwickelt zu sein. Er hat die Bilder von mir. Er hat die 'Beweise'. Ich bin ihm ausgeliefert.“

      „Das sehe ich anders“, erklärte Roberto. „Ich erkläre Ihnen jetzt, was wir tun werden, um Wingate aus dem Verkehr zu ziehen. Wenn Sie mitspielen, bietet sich Ihnen eine gute Chance, seinen Namen von der Liste Ihrer Problemfälle zu streichen.“

      14

      Roberto fuhr zur 107ten Straße.

      Er fand die Tür von Marettis Wohnung angelehnt vor, so wie er sie verlassen hatte. Roberto betrat das Apartment. Er kam keine Minute zu spät.

      Louis Black hatte Robertos Warnungen ignoriert und versucht, sich von seinen Fesseln zu befreien. Die Knoten hatten sich dabei so weit zugezogen, dass Black Gefahr lief, ein Opfer der gebremsten Blutzirkulation zu werden.

      Roberto verschaffte Black Erleichterung, band ihn aber nicht los. In Blacks Augen standen Tränen der Wut. „Willst du mich verrecken lassen?“, japste er.

      „Im Gegenteil. Wäre ich sonst zurückgekommen?“, fragte Roberto.

      „Ich kann dich nicht einordnen. Was hast du vor, wer bist du?“

      „Ich wiederhole mich“, erklärte Roberto und richtete sich auf. „Hier stelle ich die Fragen.“

      Black atmete mit offenem Mund. Er hatte eine qualvolle Stunde hinter sich. Sie war von der Furcht vor einem langsamen, schmerzhaften Tod bestimmt worden. Er war mit seinen Nerven am Ende.

      „Das ist Folter“, klagte er.

      „Ich hasse diese Dinge“, sagte Roberto. „Hätten Sie sich an meine Worte gehalten, wären Ihnen diese Schmerzen erspart geblieben.“

      „Du bist kein Bulle. Wärest du einer, hätten sie mich längst abgeholt“, erkannte Black.

      Roberto setzte sich. „Ich habe Maretti gefunden“, sagte er.

      Black schloss die Augen. Er schwieg.

      Roberto schwieg gleichfalls. Eine Uhr tickte. Von der Straße herauf ertönte das Kreischen eines scharf bremsenden Autos. Ihm folgte wütendes Hupen.

      Black hob die Lider. Er schaute Roberto an. Roberto sah, wie es in dem Killer arbeitete. Es war nicht zu erwarten, dass Black den Mord an Maretti gestand, aber er würde vermutlich versuchen, sich aus der Affäre zu ziehen, indem er ein paar Informationen preisgab, die er unter normalen Umständen für sich behalten haben würde.

      „Ich warte“, sagte Roberto geduldig.

      „Was willst du wissen?“

      „Alles über Wingate“, sagte Roberto.

      „Wirst du von Gonella bezahlt?“

      „Ich stelle hier die Fragen“, sagte Roberto geduldig.

      „Archie ist ein Aufsteiger. Ein Mann, dem buchstäblich alles gelingt. Er hat sich den richtigen Goldfisch an die Angel gehängt, weißt du. Babs Gonella, das war seinerzeit die Wahl des Jahres. Mit so einer Puppe an seiner Seite konnte Archie nichts schiefgehen. Heute sieht das anders aus. Er hat den Bogen überspannt.“

      „Tatsächlich?“, fragte Roberto. Es klang nicht sehr interessiert, aber er war hellwach.

      „Die meisten Burschen sehen in Archie einen Mafia-Mann. Er ist es nicht. Er profitiert lediglich davon, dass man ihn wegen seines Mafia-Schwiegervaters der Ehrenwerten Gesellschaft zurechnet.“

      „Weiter“, sagte Roberto.

      „Ich habe schon alles gesagt. Archie betreibt einen Spielklub besonderer Art. Er zahlt dafür an die Bezirks-Mafia eine pauschale Lizenzgebühr. Mit dem Klub macht er einen Haufen Geld. Reiche Leute mit nicht enden wollender Spielleidenschaft gibt’s in dieser Stadt mehr als genug.“

      „Das ist nicht seine Haupteinnahmequelle“, erklärte Roberto.

      Black starrte zur Decke hoch. „Diese Leute bekommen, was sie verdienen“, meinte er. „Sie lassen sich mit irgendwelchen Gänschen ein, hüpfen mit ihnen auf die Spielwiese und wundern sich, wenn von diesem Ereignis pikante Fotos hergestellt werden. Bilder dieser Art sind teuer, das brauche ich nicht extra zu betonen.“

      „Hängt Gonella mit drin?“

      „Archie benutzt ihn als Aushängeschild. Es ist für ihn verdammt nützlich, Don Brunos Schwiegersohn zu sein. Aber in letzter Zeit gibt’s Probleme.“

      „Nämlich?“

      „Denk mal nach. Die Mafia hat wahrhaftig eine Menge für Archie getan“, sagte Louis Black. „Und warum? Bloß weil Archie Babs geheiratet hat. Aber was hat Archie denn für die Mafia getan? So gut wie nichts. Die mickrigen Lizenzgebühren und gelegentlich ein paar freundliche Worte, ein Tipp, eine Information – das ist alles, mehr war niemals drin. Archie hat seinen Einfluss im Bezirk zielstrebig ausgeweitet. Und sein Einkommen. Mit einer neuen Erpressertour kassiert er hunderttausende. Er ist zum Dollar-Hai von Calumet City geworden. Glaubst du im Ernst, die Mafia würde sich diese Entwicklung bieten lassen? Ich will dir sagen, wer nach meiner Ansicht auf Archie geballert hat. Das waren Mafia-Killer. Entweder wollten sie ihn warnen – oder umlegen.“

      „Haben Sie Beweise für Ihre Theorie?“

      „Beweise!“, schnarrte Black verächtlich. „Wie stellst du dir das vor? Man hört hier eine Kleinigkeit, man schnappt dort etwas auf, das Ganze rundet sich zu einem Bild ab, mehr ist nicht drin.“

      „Weiß Archie, dass gegen ihn zur Treibjagd geblasen wird?“, fragte Roberto.

      „Nein.“

      „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gonella seinen Schwiegersohn vernichten will. Damit trifft er die eigene Tochter“, sagte Roberto.

      „Ich glaube nicht, dass sie Archie aus dem Verkehr ziehen wollen. Er soll bloß seine Grenzen aufgezeigt bekommen. Die wollen ihn nicht zum King von Calumet City werden lassen. Auf diesen Titel erheben andere den Anspruch. Nein, Archie hat keine Ahnung was ihn erwartet. Wenn einer wie er ständig auf Erfolgskurs steuert und niemals ernsthaft auf die Nase gefallen ist, wird er überheblich. Dann hält er sich für unfehlbar. In so einem Fall ist niemand bereit, ihn zu warnen. Er gehört zu denen, die glauben, ohne gute Ratschläge auskommen zu können, weil sie sich für super halten, für nicht angreifbar, für die Krone der Schöpfung.“

      „Trotzdem arbeiten Sie für ihn?“

      „Mich


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