Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland

Читать онлайн книгу.

Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis - A. F. Morland


Скачать книгу
einmal gesehen, konnte aber nicht auf Anhieb sagen, wo.

      Der Mann wartete vergeblich, dass das Mädchen sich umschaute, dann fixierte er mit seltsam starrem Gesichtsausdruck den Bonneville, der direkt neben Robertos Monza parkte. Sekunden darauf schloss der Mann das Fenster.

      Roberto stieg aus. Dabei fiel sein Blick auf das Heck des Bonneville. Unter ihm stand eine kleine dunkle Lache. Ein Tropfen traf ihr Zentrum.

      Roberto hob den Blick. An Marettis Fenstern rührte sich nichts. Roberto trat an die Lache, bückte sich danach und tauchte die Fingerspitze hinein.

      Er zog die Hand zurück.

      An ihr klebte Blut.

      Roberto holte das Taschentuch aus seiner Hose, rieb sich den Finger sauber, überquerte die Straße und klingelte kurz darauf an Marettis Wohnungstür. Sie wurde von dem Mann geöffnet, der Linda Dorsey aus dem Fenster hinterhergeblickt hatte. Robertos Erinnerung setzte ein. Er wusste plötzlich, wen er vor sich hatte.

      Louis Black!

      Sein Bild hatte zu dem Informationsbündel gehört, das man Roberto mit dem Wingate-Auftrag überlassen hatte.

      „Ist Rufus zu Hause?“, fragte Roberto.

      „Ja, treten Sie näher“, sagte Black.

      „Er ist gerade beim Rasieren.“

      Roberto betrat die Diele. Black schloss die Tür hinter ihm. Roberto zuckte auf den Absätzen herum. Seine Rechte flog hoch und traf mit ihrer durchtrainierten, knallharten Kante den Gegner.

      Black, der selbst die Absicht gehabt hatte, einen Überraschungscoup zu landen, ging zu Boden. Roberto beugte sich über ihn und klopfte den Killer nach Waffen ab.

      Black hatte ein Schnappmesser und eine Bernadelli-Pistole bei sich. Roberto warf das Messer hinter den Vorhang eines kleinen Abstellraumes, schob die Bernadelli in die Sakkotasche, nahm seinen Smith & Wesson aus dem Schulterholster und überzeugte sich davon, dass er mit dem Killer allein in der Wohnung war.

      Black rührte sich nicht.

      Roberto lehnte sich gegen die Wand und wartete.

      Das Blut, das aus Marettis Kofferraum tropfte, ging ihm nicht aus dem Sinn. Es gab dafür nur eine Erklärung. Rufus Maretti war tot.

      Blacks Stimme war identisch mit der des Mannes, der sich unter Marettis Namen am Telefon gemeldet hatte.

      Black bewegte sich. Er murmelte etwas und öffnete die Augen. Der Blick seiner weit auseinanderstehenden Augen traf die Waffe in Robertos Hand. Ein Fluch kam über Blacks schorfige Lippen. Er stemmte sich hoch und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand. Seine Rechte machte eine fahrige, hoffnungslose Bewegung zu der Stelle hin, wo er die Bernadelli in einem Holster getragen hatte, dann ließ er die Hand fallen.

      „Ins Wohnzimmer“, befahl Roberto.

      Black stieß sich von der Wand ab. Er torkelte wie betrunken. Roberto trat zur Seite. Er hatte keine Lust, auf Blacks Schwächevorstellung hereinzufallen. Er wollte nicht zum Schießen gezwungen werden.

      Black fiel im Wohnzimmer in einen Sessel und streckte beide Beine weit von sich. Er schaute Roberto an. „Wer sind Sie?“, fragte er. „Was hat das zu bedeuten? Wissen Sie, was Sie mit so einem Schlag anrichten können? Damit fällen Sie einen Elefanten.“ Roberto schwieg.

      Black massierte sich den Hals. Seine Augen verhießen nichts Gutes. Er brannte darauf, die Scharte auszuwetzen, aber der Smith & Wesson in Robertos Fingern war ein Argument, dem er nichts entgegenzusetzen wusste.

      „Wo ist Rufus?“, fragte Roberto. „Vorhin war er noch im Badezimmer. Sehen Sie doch nach“, höhnte Black.

      „Ich kenne Sie“, sagte Roberto. „Sie sind Wingates Chefkiller.“

      „Was reden Sie da? Sie haben einen Knick in der Leitung. Ich bin ein harmloser Bürger.“

      „Haben Sie noch nie den Namen Wingate gehört?“

      „Wingate? Kann schon sein. Ein guter Freund von mir trägt diesen Namen. Na und? Deshalb können Sie mich doch nicht zusammenschlagen!“

      „Ich kann noch viel mehr“, sagte Roberto kühl.

      Black schluckte. Er spürte die Kraft und Stärke von Robertos Persönlichkeit und fing an, seine Lage bedenklich zu finden. Es widerfuhr ihm nicht sehr häufig, dass er ein Opfer solcher Gefühle wurde, umso mehr zerrten und scheuerten sie jetzt an seinem Nervenkostüm.

      „Wollen Sie mich umlegen?“, krächzte Black.

      Roberto lächelte verächtlich. Er hielt es für unter seiner Würde, auf diese Frage zu antworten. „Wo ist Rufus?“, wiederholte er stattdessen.

      „Warum fragen Sie mich?“

      „Sie halten sich in seiner Wohnung auf. Sie benutzen seinen Namen.“

      „Ich habe nichts dergleichen getan.“

      „Doch, am Telefon.“

      „Der Einfachheit halber. Hätte ich sagen sollen 'hier bei Maretti'? Maretti ist kürzer. Ist doch sein Anschluss, oder?“, fragte Black.

      „Ich sage Ihnen, was passiert ist. Maretti ist für Sie zu einem Sicherheitsrisiko geworden. Deshalb musste er sterben. Sie rechneten damit, dass ich hier aufkreuzen und versuchen würde, Maretti durch die Mangel zu drehen. Sie wollten den Spieß umkehren und feststellen, für wen ich arbeite.“

      „Was reden Sie da!“, murmelte Black. „Ich weiß nichts von einem Sicherheitsrisiko. Oder Marettis Tod. Wofür halten Sie mich?“

      „Für einen Killer“, sagte Roberto.

      „Wenn das so ist, zeigen Sie verdammt wenig Respekt vor mir“, wunderte sich Black und griff sich erneut an den Hals. Er bewegte ihn. Schon jetzt war zu spüren, wo die Folgen des Karateschlages für eine nachhaltige Versteifung gut sein würden.

      „Wollen Sie sich nicht zu meiner Hypothese äußern?“, fragte Roberto.

      „Gern. Es ist eine Hypothese, nichts weiter. Ein Haufen blöder Spekulationen.“

      „Was wollte Linda hier?“

      „He, Sie sind verdammt neugierig! Lassen Sie Linda aus dem Spiel.“

      „Die Spielregeln werden von mir bestimmt“, erklärte Roberto. „Stehen Sie auf.“

      „Ich sitze ganz gut“, sagte Black. Roberto gab sich einen Ruck. Er trat hinter Blacks Sessel. Der erhob sich sofort und ballte die Hände. „Was haben Sie vor?“, fragte er.

      „Ich lege Sie auf Eis – nur für ein paar Stunden“, sagte Roberto. Genau das war seine Absicht. Er fand, dass er mit der Befragung von Black nur seine Zeit vertrödelte. Black konnte nichts sagen, was ihn oder seinen Chef belastete.

      „Sie machen mich neugierig“, höhnte Black. „Wie läuft denn so was?“

      „Ich verschnüre Sie wie ein Paket“, erklärte Roberto, der längst bemerkt hatte, dass sich die langen Gardinenkordeln, die neben den Fenstern bis zum Boden hingen, hervorragend für seine Zwecke eigneten.

      „Jetzt halten Sie mal die Luft an“, sagte Black. „Wir können uns arrangieren. Sie wollen offenkundig etwas von mir, und ich will etwas von Ihnen, nämlich keinen Ärger. Ich denke, wir treffen uns in der Mitte. Sie glauben möglicherweise, mich in der Hand zu haben. Täuschen Sie sich nicht. Ich besitze Freunde. Mächtige Freunde. Freunde, die vor nichts zurückschrecken.“

      „Sie haben Angst“, erwiderte Roberto. „Ihnen schlottern die Hosen bei dem Gedanken, dass Wingate erfahren könnte, wie ich Sie aufs Kreuz gelegt habe.“

      Black schwieg. Es schien, als ob sich das blonde Stoppelhaar auf seinem kantigen Schädel sträubte. Seine Augen leuchteten kalt und hasserfüllt. Roberto spannte die Muskeln. Er hatte gelernt, Warnlampen dieser


Скачать книгу