Ein Pilgerkreuz geht auf Reisen. Helmut Jung
Читать онлайн книгу.Aufenthalt hatten wir Kontakt zu einem Mann aus Staffel, der mit einer Dernbacher Frau verheiratet ist. Es war ein Melder für Limburg. Er fuhr mit seinem Auto nach Staffel – kurz vor Limburg – und ließ die Kirchenglocken läuten. Er meldete, dass sich unsere Pilgergruppe wohlbehalten auf dem Weg zum Limburger Dom befindet.
In Eppenrod stießen noch drei Frauen aus Rothenbach Oberwesterwald zu uns. Und es ging gemeinsam bei leichter Morgendämmerung nach Limburg.
Gegen 9:45 Uhr erreichten wir den hohen Dom zu Limburg, also rechtzeitig. Pfarrer Lixenfeld hatte uns erklärt: Vorn rechts im Dom wurde für uns 40 Pilger Platz freigehalten, die meisten Plätze waren jedoch leider schon besetzt.
Zu guter Letzt hatten schließlich doch noch alle einen Platz gefunden.
Um 10.15 Uhr begann das Feierliche Hochamt zum 100. Todestag der Seligen Mutter Maria Katharina Kasper. In den Jahren danach begann meine Arbeit als Pilgerkreuzschnitzer.
Das Bild zeigt das erste Pilgerkreuz aus Dernbach mit Pfarrer Lixenfeld und Helmut Jung aus dem Jahr 1998. Unter diesem Pilgerkreuz war am 02. Februar nachts 2 Uhr der Beginn der Pilgerstrecke nach Limburg zum hohen Dom. Der 100. Todestag der Seligen Katharina Kasper. In dieser Nacht war es gegen morgen -18°C kalt.
Meine früheste Kindheit
Am 08. November 1938 gegen 17.30 Uhr ging meine Mutter von unserem Omahaus, was in der Hauptstraße im untersten Ortsbereich war, in die Kirchstraße (in der wir bis 1946 wohnten) und sie erkannte: Es war allerhöchste Zeit nach Hause zu kommen, denn um 20.30 Uhr war ich bereits auf der Welt. Die Hebamme wohnte direkt ein Haus weiter und es ging alles gut. Aber sie hatte den 09. November als mein Geburtsdatum errechnet.
Doch der liebe Gott hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der neunte November war „die Kristallnacht“ – ein schlechtes Datum für meine Geburt. Es ging noch einmal gut.
Als Kleinkind wurde ich bereits „Wolkenbruch“ genannt, das bedarf keiner weiteren Erläuterung.
Drei junge Mädchen wollten mich immer mit der Schippel (Kinderwagen) fahren. Aber immer nur für eine war es denn möglich.
Im Kindergarten wurde ich gefragt, was es bei uns zu essen gab. Ich sagte: „Schindelengemüse!“ Was das war konnte sich keiner erklären. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater immer Körbe geflochten hat und die Rinde von Haselnussstöcken mit dem Messer abgeschabt hat. Das waren die SCHINDELN. In Wirklichkeit gab es Sauerkraut.
Zur Zeit des 2. Weltkrieges mussten wir bei Fliegeralarm immer in den Keller. Es wurde immer gebetet:
Jungfrau Mutter Gottes mein, lass mich ganz dein Eigen sein …
Das war wohl die erste Stufe, dass ich Jahrzehnte später zum intensiven Muttergottesverehrer wurde.
Eines Tages, als wir bei Fliegeralarm im Keller waren, flogen Bomber vom Osten zurück. Die restlichen Bomben, die sie abwarfen, landeten auf einem Wiesengrundstück zwischen der Kirchstraße und der Steinsmühle. Wir hatten mal wieder Glück!
In der Osterwoche 1945 erreichten die amerikanischen Militärs Dernbach. Sie waren nur kurz da. In der Mittagszeit saßen sie auf der Außentreppe des Hauses in dem wir wohnten und verzehrten Kekse. Die angebrochene Packung und eine Volle, blieben auf der Treppe liegen. Ich hatte nichts Wichtigeres zu tun, als die angebrochene Packung zu leeren. Abends kam mein Vater von der Arbeit zurück und nahm die volle Packung direkt mit in die Wohnung.
Frau Gilles sagte: „Ludwig, wenn das die Amerikaner sehen, die nehmen dich mit.“
Mein Vater sagte aber: „Die haben die Kekse für die Kinder dagelassen und sonst nix.“
Im Kindergarten hatte ich einen Unfall. Wir sind immer vom Zaun gelaufen und in den Sandkasten gesprungen. Einmal bin ich zu früh abgesprungen und landete mit dem Kopf auf der Mauer. Ich war bewusstlos. Meine Mutter wurde gerufen und fuhr mich mit dem Kinderwagen in das Krankenhaus Dernbach. Ich war eine Woche krank, aber es ging noch einmal gut.
Meine Schulzeit – meine Jugend – mein Berufsleben
1944 begann meine Schulzeit. Wir waren eine große Klasse. Es war das vorletzte Kriegsjahr. Wir hatten gegen das Kriegsjahr 1945 immer öfter Luftalarm und wurden dann sofort nach Hause geschickt.
Einmal stürzte ich beim Heimweg und hatte einen Schuhnagel in der rechten Kniescheibe. Nach dem Fliegeralarm ging es ins Kloster, dort war immer eine Krankenschwester, die für leichte Verletzung zuständig war. Der Schuhnagel wurde herausgezogen und die Wunde mit Jod behandelt. Somit war alles wieder in Ordnung. Das Jahr 1946 war das Schlimmste nach dem 2. Weltkrieg. Alles lag danieder. Wir mussten im Sommer immer aufs Feld Kartoffel hacken, Heu machen und so manches mehr. Zu dieser Zeit waren die Menschen auf dem Land zum Glück Selbstversorger.
Manchmal bin ich auch nachmittags abgehauen, an den Weiher zum Schwimmen. Dann gab es abends Ärger.
Beim Schulsport war ich am Barren und Pferd immer bei den besten Turnern. Beim Fußballspielen stand ich allerdings immer in der letzten Reihe.
Der Bruder meiner Oma war ein Schreiner. Er hatte einen Klumpfuß nach innen. Ich sagte manchmal: „Die Hebamme hat in die falsche Richtung gezogen.“
Er machte uns immer Kleinigkeiten in seiner Werkstatt. Das hat mich sehr beeindruckt, deshalb wurde ich später auch Schreiner.
Nach Abschluss der Volksschule ging es in einen Nachbarort zur Schreinerlehre. Diese drei Jahre waren nicht die beste Zeit für mich, der Lehrmeister brüllte oft mit mir herum. Nach der Ausbildung begann ich am ersten Arbeitstag im Januar 1956 bei einem Schreiner, direkt neben der Volksschule die ich besucht habe, als Schreinergeselle. Der Chef war eine gute Seele. Es begann für mich eine gute, wertvolle Zeit.
Nur ca. 50 m von der Schreinerei war das Dernbacher Feuerwehrhaus. Und ich wurde ein aktiver Feuerwehrmann. Im Kinderheim – früher Waisenhaus genannt – gab es für uns Schreiner immer etwas zu reparieren oder etwas zu erneuern. Ich erlebte die elternlosen Kinder oder aus schwachen, sozialen Verhältnissen kennen. Ich erkannte aber auch, dass besonders die Schwestern der Schulkinder und Kleinkinder (die kein richtiges Elternhaus hatten) mitgelitten haben. Zu Ehre unserer Schwestern muss ich sagen, dass ich niemals erlebt habe, dass die Ihnen anvertrauten Kinder verprügelt oder misshandelt wurden.
Ich war seit 1956 ein aktiver Feuerwehrmann und viele Jahre später im Jahre 1973 war ich auch ein Feuerwehrmann bei der Natopipeline für mein ganzes Berufsleben lang.
Wie ich Muttergottesverehrer wurde
Im Jahr 1983 bot mir an unserer Dienststelle ein Mitarbeiter die Niederschrift der Muttergotteserscheinung von Fatima in Portugal an. Ich wusste bereits, dass drei Hirtenkindern 1917 in Fatima die Mutter Gottes erschienen war, aber keine näheren Details. Diese Niederschrift hat mich so sehr ergriffen, dass ich die schriftliche Begebenheit gleich drei Mal durchgelesen habe. Somit wurde ich Mutter Gottes Verehrer.
Mein Vorsatz war: Ich werde irgendwann nach Fatima pilgern.
Ich habe mit meiner Frau 4 Söhne, die alle noch klein waren, somit wurde die Pilgerreise auf spätere Zeit verschoben.
Ab diesem Zeitpunkt wurde ich Mitglied in der Fatima Aktion in Kißlegg im Allgäu.
Im Jahr 1993 war es dann soweit. Es wurde eine Pilgerreise zum 11. Juni nach Fatima geplant – ich war mit dabei.
Der Chefredakteur der Fatima Aktion, Bernhard Müller, war Organisator. Ein Priester, der Pilgerführer (damals 72 Jahre alt) der den Chefredakteur und seinen Zwillingsbruder Martin schon