Herzensöffnung (3): Später. Hero Leander

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Herzensöffnung (3): Später - Hero Leander


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als dieser Unterschlagungen nachgewiesen wurden. Sven hatte seine Frau vor elf Jahren unter den Bewohnern von Håp Land gefunden. Nach seiner Heirat wurde er durch den Umzug ins Dorf zum ersten Dorfbewohner, der im Hotel arbeitete. Damals war er noch Leiter der Rezeption. Von da an hat Sven dafür gesorgt, dass alle freien Stellen für ungelernte Arbeitskräfte mit Bewohnern aus seinem Dorf besetzt wurden. Auch bot das Hotel, seit er Direktor war, Lehrstellen im Hotelgewerbe an, welche wieder teilweise von der Jugend des Dorfes genutzt wurden. Damit hat er das Hotel in das Dorf eingegliedert. In den letzten drei Jahren bekam er vom neuen Bürgermeister zusätzliche Unterstützung dafür. Das wunderte auch niemanden, denn die Familien von Sven Aglund und Olaf Jansen sind seit vielen Jahren eng befreundet.

      Seit dem Jahr 2002 mietet sich die KOSCH-GmbH im Juli mit jeweils vierzehn Kindern und zwei Betreuern pro Ferienhaus in einigen Ferienhäusern in Håp Land ein. Es sind Kinder der Sonnenberger Firmenbelegschaft, die hier zwei Wochen ihrer Ferien mit den einheimischen Kindern zusammen verbringen. Anschließend organisiert die Firma im Gegenzug zwei Wochen Ferienlager für die Håp Länder Kinder in Sonnenberg zusammen mit den hier ansässigen Kindern. So entstehen immer mehr Freundschaften zwischen den norwegischen und deutschen Kindern in diesen gemeinsamen vier Wochen. Während dieser Zeit werden die Kinder in Håp Land sowie in Sonnenberg immer von norwegischen und deutschen Erwachsenen gemeinsam betreut, wobei die beiden Schwestern Maria Kosch und Andrea Aglund eine leitende Rolle dabei einnehmen. Anfangs waren es kaum zwanzig Sonnenberger Kinder, die nach Håp Land fuhren. Inzwischen sind es über fünfzig Kinder, die jedes Jahr in dem südnorwegischen Dorf „Kinderurlaub“ machen.

      Wolfram Kosch hat seiner Familie in den vergangenen zehn Jahren den „Rest der Welt“ gezeigt. Sie flogen jedes Jahr im Winter oder während der Osterferien an einen anderen Ort. So lernten Maria und die Kinder Los Angeles, Moskau und London kennen, aber auch die Ruinen der Inkastadt Machu Picchu oder die Maya-Pyramiden in Chichen Itza und Tikal. Selbst Asien, Afrika und Hawaii haben sie in dieser Zeit kennengelernt.

      Mit dem Eintritt Mikes in die Bäckerei und der von ihm ausgelösten Expansion ist auch das Ansehen von Wenke, ihren Kindern und ihrer Mutter im Dorf gestiegen. Schließlich ist seit dieser Zeit die Bäckerei nach dem Hotel der größte Arbeitgeber in Håp Land.

      Am Pfingstsonnabend 2003 heirateten Mike und Wenke. Zu diesem Anlass waren auch Wolfram, Maria und ihre Kinder eingeladen. Als zusätzliches Hochzeitsgeschenk brachte Wolfram nicht nur Michael, sondern zum ersten Mal auch Manuela aus Mikes erster Ehe mit nach Håp Land. Die kleine Manuela sah ihren Vater dadurch zum ersten Mal, denn sie war erst zwei Monate alt, als Mike von seiner geschiedenen Frau aus dem Schwarzwald weggezogen war. Jetzt aber, mit zwei Jahren, konnte Mike einen regelmäßigen Kontakt zu seiner kleinen Tochter aufbauen, so wie es in der Vereinbarung mit seiner geschiedenen Frau geregelt war.

      Als Hochzeitsgeschenk luden Maria und Wolfram die neue Familie Schulze für eine Woche zu sich nach Sonnenberg ein. Zwei Tage nach der Hochzeit flogen die Familien Kosch und Schulze zusammen mit dem Firmenjet nach Uelzen. Unterwegs erklärte Wolfram den frischgebackenen Eheleuten, wie er zu der KOSCH-GmbH steht. Besonders Mike war verblüfft darüber, dass Wolfram sein ehemaliger großer Chef gewesen war. Wenke begriff die Tragweite dieser Eröffnung erst beim Anblick der Villa in Sonnenberg. Nun bat Maria beide und auch ihre Söhne, dass sie dieses Wissen unbedingt für sich behalten sollten, damit es in Sonnenberg und auch in Håp Land niemand erfuhr. Sie wollten auch weiterhin in beiden Orten von den Einwohnern als ganz normale Menschen behandelt werden.

      Am 15. Juni schaffte Mike seine beiden Kinder aus erster Ehe zurück nach Lahrsheim, wo seine geschiedene Frau lebte. Mit dem Firmenjet der KOSCH-GmbH war das kein Problem. Vom Flugplatz in Offenburg waren es nur noch fünfzehn Kilometer bis Lahrsheim. Während er seine beiden Kinder zurückbrachte, lernte Wenke mit ihren Söhnen Offenburg kennen. Maria und Wolfram begleiteten sie mit ihren Kindern. Als Mike mit dem Taxi wieder zurückkam, flogen sie alle zusammen nach Hamburg, von wo aus Schulzens mit der Linienmaschine weiter nach Bergen flogen. Dort konnten sie dann mit dem Urlauber-Zubringerbus des Hotels bequem bis nach Håp Land fahren. Koschs kehrten mit dem Firmenjet nach Uelzen zurück und fuhren von dort mit dem Auto nach Sonnenberg.

      Maria und ihre Kinder begleiteten jedes Jahr im Juli die Belegschaftskinder nach Håp Land. So besuchten sie im Sommer immer ihre Eltern in Håp Land und flogen dann mit den Ferienlagerkindern zurück nach Sonnenberg. Auf diese Weise konnten sie während der Reise von Deutschland nach Norwegen und zurück zusätzlich die Betreuer unterstützen. Wolfram begleitete die Reisenden oft, konnte aber stets nur kurz in Håp Land bleiben.

      Im August 2005 kamen auch Andrea und Sven, Ivonne und Olaf sowie Wenke und Mike nach Sonnenberg. Wolfram und Maria hatten beschlossen, alle drei Jahre mit ihren Freunden in Sonnenberg zwei Wochen Urlaub zu machen.

      Ab und zu besuchten Wolfram und Maria ihre Verwandten in Leipzig. Annefrieds Vater war als Deutscher während des Krieges in Norwegen gewesen und hatte ihre Mutter sehr geliebt. Kurz vor Kriegsende waren die beiden für immer getrennt worden. Maria und ihre Mutter suchten ihn 2001 und fanden sein Grab und seine Tochter aus erster Ehe. So lernten sie Sigrid, ihre Tochter Angelika und deren Familie kennen. Maria besuchte sie mit ihrer Familie, und wenn möglich mit ihren Eltern, in größeren Abständen.

      Im Januar 2006 verstarb Annefrieds Halbschwester Sigrid. Der Kontakt zwischen Maria und ihrer Cousine Angelika blieb trotzdem.

      Im Oktober 2009 starb Marias Vater an einer schweren Krankheit. Er wäre zwei Monate später siebzig Jahre alt geworden. Trotz des traurigen Anlasses war es für Marias Mutter eine Entlastung, denn sie hatte ihn über zwei Jahre aufopferungsvoll gepflegt. Annefried Lizell zog auf Anraten ihrer beiden Töchter im darauffolgenden Jahr bei ihrer Tochter Andrea und ihrem Schwiegersohn Sven ein und verkaufte das Haus. So konnte sie sich um ihren Enkel Uwe kümmern, wenn es notwendig war. Sie half auch Andrea bei ihrer Büroarbeit, wenn diese Hilfe brauchte.

      Im April 2010 holte Maria ihre Mutter für sechs Wochen nach Sonnenberg, um Julias und Marias Geburtstag mitzufeiern. Hier konnte sie am Leben von Maria, Wolfram und ihren vier Kindern teilnehmen. Nach dem Muttertag, den sie gemeinsam feierten, flog sie zurück nach Håp Land.

      Im Februar 2010 feierten Maria und Wolfram den zehnten Jahrestag ihres Kennenlernens und Marias Rettung. Dabei erinnerten sie sich sehr lebhaft noch einmal an die Anfangszeit ihrer Beziehung mit allen Höhen und Tiefen. Dieses Jubiläum feierten sie in Håp Land zusammen mit all ihren Freunden.

      Gegen Ende des Jahres, am 21. Dezember 2010, flogen Koschs nach Håp Land und feierten zusammen mit Andrea und Sven ihren gemeinsamen zehnten Hochzeitstag, ihre Rosenhochzeit. Für Wolfram war die standesamtliche Trauung die eigentliche Hochzeit. Die kirchliche Trauung war für ihn eher eine Formsache gewesen, auf die er sich mehr wegen seiner Frau eingelassen hatte. Deshalb begingen sie ihren Hochzeitstag immer am 21. Dezember, am Tag der Wintersonnenwende. Zu ihrer Rosenhochzeit mieteten sie im Sovende Elg den kleinen, abgetrennten Saal und feierten dort mit ihren Eltern und Freunden zusammen ihr Jubiläum.

      Über den Jahreswechsel waren Wolfram und Maria mit ihren Kindern wie immer in Håp Land. 2011 blieben sie bis zum Geburtstag von Marias Mutter am 5. Januar. In diesem Jahr wurde sie 66 Jahre alt. Als sie bei Kaffee, Kakao und Kuchen saßen, erinnerten sie sich an die vergangenen Zeiten. Dabei gedachten sie des Vaters von Maria und Andrea, der nun schon über ein Jahr nicht mehr unter ihnen weilte. Auf seinem Platz stand jetzt eine Kerze. So war er virtuell anwesend. Wolfram erzählte davon, wie seine Tante Elfriede mit dem Tod umgegangen war. Für sie war es nur ein Überwechseln in eine andere Existenzebene. Diese Ansicht hatte Wolfram schon damals gefallen. Die Trauer um den Verstorbenen wurde dadurch nicht so schmerzhaft. Und so wünschten sie alle im Stillen Kjeld alles Gute in der Welt, in der er sich jetzt aufhielt.

      Dann erinnerte sich Marias Mutter mit einem Schmunzeln an die Zeit, als Pappa Wolfram ständig bedrängte, wann er nun Maria heiraten würde. „Könnt ihr euch noch entsinnen, wie er mich aus dem Haus werfen wollte, als ich nach Weihnachten 2000 zu ihm sagte, dass ich Maria nicht mehr heiraten könne? Er beruhigte sich


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