Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4). Jork Steffen Negelen

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Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4) - Jork Steffen Negelen


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sich hin. „Morgen breche ich in aller Frühe auf. Dann werde ich ja sehen, welches Schicksal uns zugedacht ist.“

      Der nächste Morgen war etwas freundlicher. Es regnete nicht mehr und der Nebel verzog sich langsam aus dem Tal. Vinus verabschiedete sich und versuchte seine Brüder und die Minitrolle zu beruhigen. „Nur keine Sorge. Ich werde mich beeilen und vor dem Winter zurück sein.“

      Vinus drehte sich um und ging zum geheimen Gang, der durch einen Berg in das nächste Tal führte. Dort wollte der Kobold mit seiner Flugschale starten. Barbaron fragte Artur verärgert. „Bist du dir sicher, das Vinus dieser Aufgabe gewachsen ist? Das wird bestimmt kein Spaziergang.“

      Artur tippte dem kleinen König mit seinem Zauberstab auf dessen Bauch und antwortete ihm. „Das ist nicht sein erster Flug nach Bochea. Er hat schon viele Abenteuer allein bestanden und er kennt das Steppenland sehr gut. Glaub mir, wenn er Hilfe brauchen würde, so hätte er uns darum gebeten. Geh du lieber mit deinen besten Jägern auf die Schweinejagd. Dann werden dir die düsteren Gedanken schon vergehen.“

      Artur drehte sich um und ließ Barbaron mit seinem Volk allein. Sein Hauptmann stellte sich neben ihm und flüsterte ihm ins Ohr. „Mein König, du solltest Vinus nicht ganz aus den Augen lassen. Verfolge ihn doch mit deinem Kompass. So weißt du immer, ob es ihm gut geht.“

      Barbaron grinste den Hauptmann an. „Ich habe nichts anderes vor, mein treuer Freund. Dieser Artur ist mir etwas zu unbesorgt.“

      Unterdessen startete Vinus seinen Flug. Er nahm auf seiner Schale Platz und flog im nächsten Augenblick über die Bäume, die das dunkle Tal umgaben. Sein Weg führte ihn durch die Schluchten und Täler des Drachengebirges. Er folgte den Bächen und Flüssen und erreichte schon am frühen Mittag das Tiefland der Zwerge. Es war für den Kobold nicht schwer, mit der Hilfe der Straßen und Flüsse den Weg zum Steppenland zu finden. Doch in der Steppe war das schon schwieriger. Hier gab es keine Flüsse und nur staubige Wege, die in der Luft schlecht zu erkennen waren.

      Vinus landete am frühen Nachmittag und rastete im Schatten einiger Büsche. Bäume gab es in dieser Gegend nur selten. Sein Rastplatz lag in einem flachen Tal und er blieb nicht lange unentdeckt. Ein Rudel hungriger Steppenwölfe umringte ihn. Die Tiere legten sich auf die Lauer und schlichen sich Stück für Stück an ihn heran. Der Duft von frischem Brot und Speck ließ sie schnell jede Vorsicht vergessen und sie rasten von allen Seiten gleichzeitig auf den Kobold zu. Doch ein Schutzbann, den Vinus ausgelegt hatte, ließ die Wölfe plötzlich stoppen. Sie erkannten die Gefahr und zogen sich knurrend und zähnefletschend zurück.

      Ohne Hast stand Vinus auf und sah sich um. Er zählte neun Angreifer. In sicherer Entfernung warteten sie auf eine zweite Gelegenheit. Doch Vinus hatte keine Lust, mit ihnen zu kämpfen. Er setzte sich wieder auf seine Flugschale und ließ die Wölfe allein. Ihr Geheule hörte er bald nicht mehr. Dafür kam er der Stadt Bochea immer näher.

      Eine Meile vor der Stadt landete Vinus. Er steckte seine Schale ein und machte sich zu Fuß auf den Weg. Trocken und staubig war die Straße. Es hatte hier schon lange nicht mehr geregnet. Doch über der Steppe zogen schwarze Wolken auf und der Wind wurde stärker. In der Nacht würde es in der Gegend ein Unwetter geben. Vinus beeilte sich, denn er wollte die Stadt mit trockenen Sachen erreichen.

      Es war kurz vor der achten Stunde, als der Kobold das große Stadttor erreichte. Zwei gewaltige Riesen und eine Horde Steppenland-Elfen bewachten es. Sie kontrollierten jeden, der in die Stadt wollte. Die Riesen hatten mitten auf der Stirn ein drittes Auge. Sie sahen sich die Karren der Händler an und die Elfen fragten sie nach ihrer Herkunft und den Grund für die Reise nach Bochea aus.

      Vinus musste sich in die Schlange der Händler einreihen. Einer der beiden Riesen beugte sich zu ihm herunter und betrachtete ihn kurz. Dann kam der Anführer der Elfen auf ihn zu. Mit heiserer Stimme sprach er Vinus schroff an. „Na, was haben wir denn hier für einen komischen kleinen Kerl? Du bist doch bestimmt ein Dieb, hä? Oder bist du sogar ein Mörder?“

      Vinus war sofort erbost. Wütend entgegnete er dem Elfen. „Da hast du völlig recht! Ich erwürge gern Riesen im Schlaf und dir werde ich deine lose Zunge stehlen, wenn du mich noch ein wenig reizt!“ Der Kobold streckte dem Elfen seine Hände entgegen und eine Feuerkugel schwebte plötzlich vor ihm.

      Erschrocken wichen die Elfen zurück und die Riesen grinsten. Sofort kam ein weiterer Elf in prächtiger Rüstung auf Vinus zu und sprach zum Anführer der Wachen. „Lass den Kobold in die Stadt herein. Er heißt Vinus und er ist ein Freund unserer Königin. Ich kenne ihn schon sehr lange und ich verbürge mich für ihn.“

      Der Anführer war erschrocken und er verbeugte sich. „Entschuldigt bitte, Herr Vinus. Ich wusste nicht, wer Ihr seid. Aber in letzter Zeit versucht hier allerlei Gesindel, in unsere Stadt zu kommen. Da müssen wir uns jeden Besucher genau ansehen.“

      Vinus ließ die Feuerkugel verschwinden und zeigte zu den beiden Riesen. „Frag das nächste Mal diese großen Kerle. Die kennen mich auch.“

      Die Riesen nickten und einer sprach zum Anführer. „Er hat recht. Wir sehen diesen Kobold nicht zum ersten Mal. So einen guten Zauberer wie ihn findest du nicht alle Tage in der Stadt. Ihr weißen Steppenland-Elfen solltet euch lieber nicht mit ihm anlegen.“

      Der Elf mit der prächtigen Rüstung geleitete Vinus in die Stadt hinein. Sie gingen zu einem guten Wirtshaus. „Mein lieber Vinus, ich hätte nicht gedacht, dich hier noch einmal zu sehen. Seit deinem letzten Besuch ist viel Zeit vergangen.“

      Vinus nickte und öffnete die Eingangstür eines großen Wirtshauses. Willst du mit mir einen guten Becher Wein trinken, Fürst Silberhand? Ich habe einige Neuigkeiten für dich und noch viel mehr Fragen.“

      Der Fürst schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss die Wachen in der ganzen Stadt kontrollieren. Für dich habe ich jetzt keine Zeit. Doch ich werde dich aufsuchen, wenn es mein Dienst erlaubt. Für heute wünsche ich dir einen guten Abend.“

      Vinus ging allein in die Schankstube des Wirtshauses und sah sich um. Der Wirt kam sofort angelaufen und bat den Kobold, an einem Tisch Platz zu nehmen. Einen Krug mit süßem Wein, einen Becher und ein leckeres Abendmahl brachte eine junge Magd heran und Vinus langte schnell zu. Dabei betrachtete er die anderen Gäste.

      In so einem Wirtshaus konnte man alle möglichen Gestalten finden. An einem Tisch saßen drei Zwerge und redeten mit einem blauen Gnom über einen Handel. Am nächsten Tisch saßen sechs weiße Elfen. Die Wappen auf ihren langen Mänteln verrieten, dass sie Jäger aus dem Flussland waren. Zwei dunkle Sumpfland-Elfen unterhielten sich am Schanktisch mit einem Obinarer und der Wirt selbst war ein Mensch.

      Vinus lenkte seinen Blick zurück auf seinen Teller und seine Gedanken wanderten zu seinen Freunden. Dass er noch vor dem Winter hier nach Bochea reisen musste, das passte ihm gar nicht. Im nächsten Frühjahr wäre ihm die Reise lieber gewesen. Aber wenigstens hatte er diese aufdringlichen Minitrolle nicht mitnehmen müssen. Dieses quirlige Durcheinander und die vielen derben Späße waren nichts für ihn.

      Bestimmt würde Barbaron versuchen, ihn mit seinem Kompass zu überwachen. Doch die Aura der Stadt würde das verhindern. Die Königin Theodora hatte sie wie eine große unsichtbare Glocke über die Stadt gelegt, um zu verhindern, dass jemand mit einem Orakelkristall oder einem ähnlichen magischen Gegenstand das Auge der Zyklopen finden konnte.

      Vinus war so tief in seine Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, wie die Magd seinen leeren Becher nachfüllte. Erst als der Wirt an seinen Tisch kam, löste er sich von ihnen. Der Wirt sah ihn freundlich an und wischte den Tisch mit seiner Schürze ab. Vinus legte ein Goldstück auf den Tisch. „Reicht dir das als Lohn für deine Mühen?“

      Der Wirt nickte und steckte das Goldstück schnell weg. „Wenn Du ein Zimmer haben willst, dann sag es mir. Bald ist Sperrstunde und dann darf niemand mehr bis zum nächsten Morgen die Straße betreten. Der Herr der Wachen, Fürst Silberhand, hat das so angeordnet. Vor einigen Tagen wurden im Süden Zentauren gesichtet und jetzt haben die Elfen Angst. Auch die Feen im Tempel und die Riesen sind beunruhigt.“

      Vinus gab dem Wirt ein zweites Goldstück und ließ sich von der Magd ein Zimmer geben. Es war klein und


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