Eine verborgene Welt. Alina Tamasan

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Eine verborgene Welt - Alina Tamasan


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setzte er hinterher, „wir haben ja uns!“ Er spürte ihr aufgeregt pochendes Herz an seiner Brust, umschlang ihre Taille ein wenig fester und zog sie mit sich in das weiche Gras. Finilya entfuhr ein leiser Schrei. Dann strahlte sie über das ganze Gesicht und sah ihren Gefährten mit einer Mischung aus Neugier und Scheu an.

      „Ich frage mich, was meine Geschwister machen, die unmittelbar neben ihnen liegen“, krächzte sie verlegen, „das muss doch …“, sie zupfte verlegen an dem Pinsel seiner linken Ohrenspitze.

      „Ich weiß es nicht“, gestand Rangiolf. Leichte Trauer schwang nun in seiner Stimme mit. „Ich habe doch mein eigenes Zimmer“, fügte er entschuldigend hinzu. „Was ich aber weiß, ist, dass wir hier ganz viel Zeit haben, es auszuprobieren“, schob er aufgeregt hinterher.

      „Was auszuprobieren?“

      „Na das, was deine Eltern so tun“, schmunzelte Rangiolf, „weißt du denn, was es ist?“

      „So genau habe ich das nicht beobachtet“, gab die junge Gniri kleinlaut zu, „aber“, sie schob sich zu ihm heran, „wir könnten es versuchen.“

      „Ja … versuchen“, erwiderte Rangiolf mit einem seltsamen Glanz in den Augen und leckte sich mit seiner spitzen Zunge über die Lippen. Finilya betrachtete seinen drahtigen Körper mit den kleinen dunklen Brustwarzen und dem runden festen nach unten behaarter werdenden Bauch und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Dann, als ob ihr ein Geistesblitz gekommen wäre, schob sie ihren Kopf sanft in die Kuhle zwischen seinen Schultern und dem Nacken. Rangiolf spürte etwas Feuchtes seine helle schlammfarbene Haut berühren. Es arbeitete sich in kleinen kreisenden Zügen an seinem Hals entlang, bis es hinter seinem Ohr direkt vor dem Haaransatz Halt machte. Diese Art der Liebkosung kannte er nur zu gut. In der plötzlichen Erinnerung an seine Kinderzeit, seufzte er leise auf und gab sich Finilyas Zuwendung leise gurrend hin.

      „Oh, wie ich das vermisst habe“, sagte er, als Finilya hingebungsvoll sein großes Ohr abzulecken begann. „Rrr“, schob genüsslich hinterher. „Meine Mutter hat das früher immer mit mir gemacht, aber heute …“, er hielt inne und die Worte, die er soeben noch hatte sagen wollen, lösten sich in seiner Kehle auf.

      „Heute macht sie es nicht mehr, ich weiß“, hörte er seine Gefährtin flüstern. Dann fuhr sie mit ihrer langen, flinken Zunge über seine hohen Wangen hinunter zu den Lachfältchen bis hin zu seinen Lippen, die er in Erwartung eines Kusses spitzte.

      „Zeig mir, was Küssen ist“, hauchte Finilya und hielt inne. „Sag mir, weißt du es?“ Ihre dunklen Augen ruhten neugierig auf seinem Antlitz.

      „Ich habe es noch nie gemacht“, gestand er und blickte verlegen zur Seite. „Ich habe aber gehört, dass …“

      „Was hast du gehört?“, unterbrach die junge Gniri ihn voller Aufregung, „zeig es mir!“

      „Also gut. Das kennst du sicher“, er begann sanft über ihre Wangen und dann über Ober- und Unterlippe zu lecken. „Meine Mutter machte das immer, wenn ich mich bekleckert hatte oder sie mich beruhigen wollte.“ Finilya nickte. „Aber, das ist nicht Küssen“, schob Rangiolf hinterher. Er spürte, wie sein Herz zu klopfen begann. „Es ist das!“ Er gab ihr einen leichten Kuss auf den Mund. Dann schob er seine lange Zunge wie eine Schlange zwischen ihre weichen Lippen in ihren Mund. Finilya spürte, wie er sie langsam vor und zurückschob, vor und zurück. Es war ein wiegendes Auf und Ab. Dann gesellte sich ihr zartes Organ dazu und sie begannen einen gemeinsamen Tanz in weichem Rieb.

      „Krrr“, entfuhr es leise Rangiolfs Kehle. Finilya fuhr zusammen. Hätte ihr Gefährte seine Hand auf ihr Herz gelegt, wäre ihm ihre Freude deutlicher aufgefallen. So spürte er sie nur an ihren immer neckischer werdenden Liebkosungen. Ihre Küsse wurden stürmischer und blieben doch sanft und unaufdringlich. Es war ein Geben und Nehmen auf Geheiß winziger Bewegungen, nicht berechnet, nicht einstudiert, nicht mit dem Verstand analysiert. Finilya gab einen hohen Laut von sich, und Rangiolf musste unwillkürlich lachen.

      „Was denn?“, fragte sie verwundert.

      „Ich hab dich erwischt“, grinste er und tippte ihr gegen die Nasenspitze, „du hast genauso gemacht wie meine Mutter. Das ist bisweilen so laut, dass ich es sogar von meinem Zimmer aus hören kann.“ Er lachte über das ganze Gesicht. Finilya sah ihn verwundert an.

      „Na, dieser Laut eben, dieser ‚Prrrii‘“, Rangiolf hüstelte verlegen. Finilya legte sich die Hand auf den Mund und wurde rot. Dann begann auch sie herzhaft zu lachen. – Plötzlich wurde sie still und sah ihn unverwandt an, als wollte sie fragen: ‚Und jetzt?‘ Auch Rangiolf wurde ganz still. ‚Ich denke‘, antwortete sein Blick, derweil er ihr über den haarigen Hintern strich, ‚ich erkunde dich noch ein wenig. Darf ich?‘ Als hätte sie seine Gedanken gehört, nickte sie lächelnd. Dann legte sie sich auf den Rücken, streckte die Arme von sich und sah ihn erwartungsvoll an. Sanft beugte er sich über sie und besah sich unschlüssig ihre langen schmalen Brüste, die im fahlen Mondlicht matt glänzten. Finilya kicherte leise auf. Der Gniri zuckte verlegen zusammen.

      „Die sind so …“, flüsterte Rangiolf, „so schön voll und prall, nicht so wie …“ Er hielt inne.

      „Ich habe noch keine Kinder“, antwortete Finilya knapp, „deswegen.“

      „Aber hast du Milch? Dein Nachbar meinte neulich, du würdest seine Kleine säugen.“ Finilya nickte und Rangiolfs Augen begannen zu glänzen. Die Gniri legte den Arm um seinen Hals und zog ihn sanft auf sich.

      „Komm“, sagte sie. Dann schob sie ihm sanft eine ihrer Brüste in den Mund. Sie fühlte sich weich und warm an und wenn er daran sog, kam etwas Milch heraus, dicke Milch, die wie Sahne schmeckte und so unglaublich lecker war, dass er zufrieden zu gurren begann.

      „Wenn ich könnte“, lachte Finilya, derweil sie ihm aufmunternd durchs Haar fuhr, „würde ich selbst daran saugen, aber leider komme ich nicht heran.“ Rangiolf hätte sich beinahe verschluckt, so laut musste er lachen.

      „Das würde ich nur allzu gerne sehen“, gluckste er, während er sich mit seiner flinken Zunge den Milchbart ableckte. Dann wurde er plötzlich ernst.

      „Was hast du?“, fragte Finilya verwundert.

      „Ich … hm“, begann Rangiolf zögernd, „ich habe es dir bisher noch nie gesagt, aber …“ Die Gniri spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.

      „… ich dich auch“, antwortete sie an seiner statt.

      „Ja?“ Rangiolfs Züge hellten sich augenblicklich wieder auf. Er schmiegte sich an sie und seufzte leise auf. „Aber, es ist leider nicht so einfach“, erklärte er traurig.

      „Ich weiß“, antwortete sie knapp, derweil sie gedankenverloren die Borsten an seinem Rücken streichelte. „Wissen deine Eltern davon?“ Rangiolf schüttelte den Kopf.

      „Ich habe es keinem gesagt“, seufzte er. „Meinem Vater sage ich nichts, weil er der Ansicht ist, dass einem Gniri, der den Weg des Heilers geht, Hochzeit und Familie hinderlich sind, denn er reist viel.“

      „Aber so viel reist du doch gar nicht“, fragte Finilya verwundert.

      „Noch nicht. Ich, hm, ich erhalte bald meine Ovatenweihe. Schon als Barde hätte ich mehr unterwegs sein müssen, du weißt ja, Barden sind nicht nur Ärzte, sondern verteilen auch Neuigkeiten, singen und beschwingen die Zuhörer, schlichten Streitigkeiten. Ich mache das auch, aber mehr in der Umgebung, nicht länger als eine Tagesreise entfernt. Als Ovate geht es um mehr.“

      „Um was mehr? Was meinst du?“

      „Menschen“, antwortete der Gniri. „Pythera hat es mir erklärt und ich kann sagen, es fühlt sich stimmig an. Du kennst doch die Geschichte vom Bruch der Welten. Jedes Kind kennt sie. Damals, als die Großen unter uns meinten, dass es nicht anders ginge, woben sie den Schleier des Vergessens, der fortan über alle Menschen fiel.“

      „Deswegen haben die Menschen unsere Existenz vergessen und Mutter Natur behandeln sie wie ein lebloses Ding, das man sich untertan macht“, führte Finilya seine Aussage


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