Die medial-historische Entwicklung des Damen-Skispringens. Luis Holuch

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Die medial-historische Entwicklung des Damen-Skispringens - Luis Holuch


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Serie (WCS, GP) zu stellen.“48

      Dazu ein praktisches Beispiel: Japan ist die einzige Nation, die in der Saison 2015/2016 vier Einzelwettkämpfe ausgerichtet hat – nämlich zwei in Sapporo (17. und 18. Januar 2016) und zwei in Zao (22. und 23. Januar 2016)49.

      Das bedeutet für die Japanerinnen, dass sie trotzdem in lediglich zwei Wettkämpfen eine nationale Gruppe von bis zu zusätzlich sechs Athletinnen an den Start bringen dürfen. Oder anders ausgedrückt: in zwei der vier Wettkämpfe hatte Japan zwölf Startplätze zur Verfügung, in den anderen zwei sechs, weil dort die übliche Startberechtigungsregel griff. Die (monetären und materiellen) Preise, die Wertungen und die Startberechtigungen sind nun geklärt. Doch wie funktionieren Weltcup-Wettkämpfe genau und sorgen somit überhaupt für das Zustandekommen der Wertungen?

      Diese Frage wird in Artikel 4 und seinen Unterpunkten unter dem Thema „Durchführung von WCS-D-Wettkämpfen“ geregelt und werden nachfolgend erläutert.

      Da wären zunächst die drei Bestandteile eines Weltcup-Wettbewerbes. Nach Artikel 4.1 besteht eine Skisprung-Veranstaltung in der Regel aus dem offiziellen Training, einem Qualifikationsdurchgang und/oder einem Probedurchgang und zwei Wertungsdurchgängen50.

      Der detaillierte Ablauf der Veranstaltungen wird nun dargelegt. „Für das offizielle Training, den Qualifikations- und den ersten Wertungsdurchgang werden in der Auslosung drei Gruppen gebildet. Die Gruppenreihenfolge ist wie folgt:

      - Gruppe I des Veranstalterlandes

      - Gruppe II ( Springerinnen ohne WCS-D-Punkte)

      - Gruppe III (Springerinnen mit WCS-D-Punkten)“51

      „Die Startreihenfolge innerhalb der Gruppe wird folgendermaßen ermittelt:

      - Gruppe I: Auslosung oder Setzen durch das Veranstalterland

      - Gruppe II: Auslosung

      - Gruppe III: In umgekehrter Reihenfolge des aktuellen WCS-D-Standes.

      Für den ersten WCS-D-Wettkampf der Saison ist der WCS-D-Gesamtstand der vorangegangenen Saison [sic!] massgebend. Sobald eine Athletin im laufenden WCS-D-Stand aufscheint, ist sie für die Gruppe III gesetzt.“52

      Anhand der folgenden Beispiele sollen die Regeln der beiden dargestellten Artikel besser verständlich gemacht werden. Die Auszüge von Start- und Ergebnislisten entstammen der Saison 2014/2015 und sind auf der Website der FIS zu finden.

       Abbildung 7: Auszug aus der Startliste für die Qualifikation zum ersten Einzelspringen in Ljubno (Slowenien) am 13. Februar 201553. Selbsterstellte Tabelle samt Bearbeitung.

      In diesem Auszug sind die drei Startgruppen erkennbar und zur besseren Unterscheidung durch den Autor farbig gekennzeichnet. Die rot eingerahmten Springerinnen (Startnummer 1 bis 4) gehören zur Startgruppe I: den Starterinnen des Veranstalterlandes. Orange eingerahmt sind die Springerinnen der Startgruppe II.

      Sie waren bis zum damaligen Zeitpunkt ohne Weltcuppunkte geblieben und wurden in ihrer Startreihenfolge ausgelost.

      Mit den grün eingerahmten Springerinnen beginnt die Startgruppe III. Sie werden in umgekehrter Reihenfolge des Weltcupgesamtstandes sortiert (aufsteigende Punktezahlen). Nach Artikel 4.2 reduziert der Qualifikationsdurchgang „das Starterfeld auf 40 Wettkämpferinnen. Alle Wettkämpferinnen müssen, mit Ausnahme der besten zehn (10) anwesenden Athleten des aktuellen Weltcupstandes, am Qualifikationsdurchgang teilnehmen. Für das Ergebnis zählt die erreichte Gesamtnote. Eine Springerin, der [sic!] 95 % der Höchstweite der sich zu qualifizierenden Athletinnen erzielt, dabei aber stürzte, hat das Recht, zusätzlich zu den 40 am Wettkampf teilzunehmen. (Bei Verwendung der Wind/Gate-Kompensation dient die kompensierte Höchstweite als Basis).“54

       Abbildung 8: Auszug aus der Startliste für das erste Einzelspringen in Sapporo (Japan) am 10. Januar 201555. Selbsterstellte Tabelle samt Bearbeitung.

      Dieser Auszug verdeutlicht noch einmal das Zustandekommen der Startreihenfolge. Wie oben zu lesen, ist dies die Startliste zum zweiten Weltcupspringen der Saison 2014/2015. Das bedeutet, dass das Ergebnis des ersten Einzelspringens der Saison maßgeblich für die Startreihenfolge des zweiten ist. Jede Springerin erhält also ihrer Platzierung in der Weltcupgesamtwertung entsprechend ihre Startnummer (auch Bib genannt).

      Die Siegerin des ersten Springens, Špela Rogelj aus Slowenien, erhält also die Nummer 40, respektive das „Trikot der WCS-D-Führenden“56. Die weiteren Springerinnen haben weniger Punkte als Rogelj gesammelt und erhalten dementsprechend niedrigere Startnummern, da sie ja im Gesamtweltcup hinter der Slowenin platziert sind.

      Daniela Iraschko-Stolz als Zweite erhält die Nummer 39, Sara Takanashi als Dritte die Nummer 38 und immer so weiter. Die Reihenfolge derer ohne Weltcuppunkte wird per Los entschieden (siehe Seite zuvor).

       Abbildung 9: Auszug aus der Weltcupgesamtwertung nach dem ersten Einzelspringen in Lillehammer (Norwegen) am 5. Dezember 2014. Selbsterstellte verkürzte Darstellung anhand des originalen Dokuments.57

      Links rot eingerahmt sind die Platzierungen der Damen im Gesamtweltcup dargestellt. Sie ergeben sich aus der Zahl der erreichten Weltcuppunkte (Total), welche weiter rechts rot eingerahmt ist. Diese Wirkung wird durch den orangen Pfeil symbolisiert: Gesamtpunktzahl (Total) führt zur Platzierung im Weltcup (Rank).

      Nun kommen wir zu den letzten drei Themen dieses Unterkapitels: dem Probedurchgang und den Wertungsdurchgängen eins und zwei. Für den Probedurchgang gilt nach Artikel 4.2.3 folgende Bestimmung: „[f]indet der Qualifikationsdurchgang nicht, oder nicht am Wettkampftage statt, wird vor dem ersten Wertungsdurchgang ein Probedurchgang durchgeführt. (Ausnahme siehe IWO Art. 452.2.2)58“.

      Wie bereits erwähnt, besteht das Teilnehmerfeld im ersten Wertungsdurchgang aus 40 Springerinnen „[(]die anwesenden 10 Besten des aktuellen WCS-D-Standes plus die 30 Besten des Qualifikationsdurchganges[)]59“. Eine Ausnahme dieser Regel kommt jedoch bei Wettkämpfen auf Großschanzen oder dem Weltcup-Finale zum Tragen.

      Denn dort sind nach Artikel 4.5 „nur die 30 besten Athleten des aktuellen Weltcupstandes startberechtigt. Sollten sich unter diesen 30 Athletinnen nicht bis zu vier oder mehr Athleten vom Veranstalterland befinden, so ist diese Nation berechtigt, zusätzlich bis zu vier Athletinnen anzumelden60“. Ansonsten ist die maximale Schanzengröße für Damen-Weltcups indes HS 11861.

      Hinzu kommt jedoch bei sämtlichen Einzelspringen jedoch noch: „[b]ei Mehrfachbelegung des 30. Ranges im Qualifikationsdurchgang und/oder eines Sturzes bei mehr als 95 % der Höchstweite erhöht sich die Teilnehmerzahl entsprechend (siehe Art. 4.2).62

      Der zweite Wertungsdurchgang führt schließlich zum Endergebnis eines jeden Springens – außer er findet nicht statt – und ist darüber hinaus auch entscheidend in Bezug auf die Weltcuppunkte, die die Springerinnen erhalten. Denn: die Ergebnisse (Gesamtnoten) beider Durchgänge werden zusammengerechnet zur Gesamtpunktzahl, nach der die Springerinnen einsortiert werden und erhalten dementsprechend Platzierungen und Weltcuppunkte.

      „Im zweiten Wertungsdurchgang (Finaldurchgang) nehmen nur noch die besten 30 Bestplatzierten des ersten Wertungsdurchganges bzw. die 30 Besten plus Zusatzstarter bei Mehrfachbelegung des 30. Ranges teil. Die Startreihenfolge ergibt sich aus der umgekehrten Rangfolge der im ersten Wertungsdurchgang erzielten Gesamtnote.63“ Doch auch hier, wie beim Qualifikationsdurchgang, gilt: „[e]ine Springerin, die im ersten Wertungsdurchgang 95 % der Höchstweite des Durchganges erzielte, dabei aber stürzte, hat das Recht, zusätzlich zu den Bestplatzierten am Finaldurchgang teilzunehmen. (Bei Verwendung der Wind/Gate-Kompensation dient die kompensierte Höchstweite als Basis).64

      Will


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