Der Erotikkracher. Fabienne Dubois

Читать онлайн книгу.

Der Erotikkracher - Fabienne Dubois


Скачать книгу
holte aus und verpasste dem rechten Handrücken des Mannes einen kräftigen Handkantenschlag. In der Hand des Schlägers brachen mehrere Knochen, einige davon mochten auch zu seinen Fingern gehören. Der Mann schrie auf. Dabei flogen noch zwei weitere Zähne aus seiner blutenden Mundhöhle.

      Trotz dieser harten Behandlung wollte der Mann immer noch nicht reden. Erst als Steve Marlow beide Kniescheiben des Mannes unbrauchbar gemacht hatte, fing er winselnd an zu plappern. Er beschrieb die Stelle, an der sie nachts das reglose Mädchen in den Wald geworfen hatten. Sie hatten sie über den Rand einer stillgelegte Kiesgrube gekippt und zugesehen, wie sie in den darunterliegenden See gefallen war. Dann waren sie gegangen. Ob das Mädchen schon tot war, als man sie in die Kiesgrube warf, konnte der Schläger nicht mehr mit Sicherheit sagen.

      Steve klebte dem Mann den Mund zu, denn das Lösen seiner Fesseln würde ihm sehr viel Schmerzen bereiten. Und noch mehr, wenn er ihn in einen Sack stopfte und wieder mitnahm. Er würde ihn zur Abschreckung bei seinen Freunden vor dem Laufhaus auf die Straße werfen. Denn er konnte partout von dem Schläger nicht erfahren, wo Gabrielas Schwester steckte. Das wussten wohl nur drei seiner Kumpel. Er hatte sich dafür nicht interessiert. Das letzte, was er noch ausspuckte war der Ort, an dem sich der in der Bar zusammen geschlagene Mann aufhielt. Man hatte ihm im Keller des Wohnhauses der Bande einen Raum gegeben. Dort wurde er von den Mädchen, die in der Baracke wohnten, versorgt und gepflegt.

      „Da hast du ja noch ein paar schöne Tage vor dir!“, sagte Steve und kippte den Schläger vor dem Laufhaus aus dem Polo und fuhr bei beinahe schon aufgehender Sonne nach Hause. Für heute hatte er genügend erfahren und auch einige Verwirrung gestiftet. Während er nach Hause fuhr rief er bei der Polizei an und gab den Ort durch, an dem man nach dem Mädchen suchen sollte.

      Noch in jener fast vergangenen Nacht begann eine Großfahndung. Die jedoch schnell abgebrochen wurde. Die Leiche des Mädchens trieb im Wasser der Kiesgrube. Die Polizei schaffte es jedoch nicht, noch am selben Morgen die Bande hoch zu nehmen. Deshalb wollte sich Steve Marlow sofort nach einer kurzen Ruhepause darum kümmern zu erfahren, wo Gabrielas Schwester war.

      Zwei Stunden später, früh um sechs, stand Steve Marlow bereits wieder auf. Er war noch vollgepumpt mit körpereigenem Adrenalin. Er schlich sich an das Haus heran, indem die Bande wohnte. Von dem singenden Schläger hatte er in der Nacht erfahren, welche drei Bandenmitglieder wussten, wo sich Gabrielas Schwester Dorina befand.

      Gerade als er an dem Haus eintraf, um die Bande zu observieren, kehrten die Schläger aus der Nachtschicht zurück. Einer davon gehörte zu den dreien, die den Aufenthaltsort kannten. Die Bande parkte ihren großen schwarzen Mercedes-Geländewagen im Hof des Hauses. Für Steve Marlow ergab sich leider keine Gelegenheit, schon in dieser Minute zuzugreifen. Der Typ, den er dringend sprechen wollte, hieß Radu. Steve hatte sich beschreiben lassen, wo der Mann wohnte. Glücklicherweise schlief er in einem Zimmer im Erdgeschoss, dessen Fenster zur Straße hin lag. Radu hatte, da er ständig mit Schnarchen und Mundgeruch kämpfte, keinen weitern Mitschläfer in seinem Zimmer.

      Steve Marlow versuchte es mit einem Trick, den er zusammen mit Mausi in einem früheren Fall bereits eingeübt hatte. Auf sein Zeichen hin rief Mausi eine bestimmte Telefonnummer an. Die Telefonnummer gehörte zu einem Handy, das Steve Marlow auf den Fenstersims vor dem Zimmer des Schlägers legte. Er gab das Zeichen natürlich erst, als er sicher sein konnte, dass im Haus Ruhe eingekehrt war und die Schläger nun samt und sonders im Bett lagen. Die einen, weil sie schon längst schliefen, die anderen, weil sie eben erst müde nach Hause gekommen waren.

      Steve Marlow platzierte das Handy direkt am aufgestellten Fenster des Gangsters. Dann rief er bei Mausi an, auf dass sie wiederum ihren einstudierten Anruf tätigen sollte. Das Handy klingelte direkt auf dem Sims am Fenster. Es dauerte nicht lange, bis der Schläger mit nacktem Oberkörper aus dem Fenster blickte, um nachzusehen was ihn aus dem Halbschlaf holte.

      Er sah das Handy und ging ran. Mausis süße Stimme erklang im Telefon. Sie erklärte dem erstaunten Glatzkopf, er solle doch mal heraus schauen, sie stünde gleich links um die Ecke und hätte solche Sehnsucht nach ihm. Der Mann vernachlässigte sämtliche Sicherheitsregeln und lehnte sich weit aus dem Fenster heraus.

      Steve Marlow, der vor dem Fenster auf dem Boden saß, schnellte hoch, ergriff den Gangster an Kopf und Schulter und schleuderte ihn mit einem gewaltigen Schwung aus dem Fenster heraus. Er verabreichte dem Körper des Mannes dabei so viel Schwung, dass dem die Luft weg blieb, als er mit dem Rücken voran auf dem Gehsteig landete. Das reichte fürs erste, um ihn kampfunfähig zu machen. Steve stülpte ihm sofort einen Sack über den Kopf und schleppte ihn weg.

      Da es in der Nachbarschaft keine bewohnten Häuser gab, blieb das Risiko, entdeckt zu werden, für Steve Marlow minimal.

      Unterwegs kam der Mann zu sich. Er wollte sich wehren. Steve Marlow versetzte ihm einen Schlag mitten ins Gesicht. Zumindest vermutete er hinter dem Sackleinen an der Einschlagstelle das Gesicht. Der Mann sackte wieder in sich zusammen. Der Sack färbte sich rot. Steve schleppte den Typ auf ein brachliegendes Grundstück, fesselte ihn mit Klebeband und zerrte ihn dann in seinen Polo, den er zuvor mit der Heckklappe voraus auf das Grundstück gestellt hatte.

      Niemand hatte von der Entführung etwas mitbekommen.

      Steve fuhr mit dem Mann in die bewährte Gartenlaube. Dort zog er ihm den Sack vom Kopf. Der Mann wusste sofort Bescheid. Wahrscheinlich von seinem Kumpel, der nachts vor dem Laufhaus abgelegt worden war. Mit weit aufgerissen Augen blickte der Kahlkopf sich um und schaute dann fragend zu Steve Marlow. Der erklärte ihm in kurzen Worten, was er von ihm wollte.

      Aber wie schon bei den beiden Herrschaften zuvor fiel es auch diesem Schläger schwer, den Mund auf zu bekommen. Steve Marlow befreite ihn von seinen Schneidezähnen, setzte mit mäßiger Gewalt Hände und Knie außer Gefecht - und hörte sodann interessiert zu, was sie mit Gabrielas Schwester gemacht hatten.

      Das Mädchen war so schlimm verprügelt worden, dass es ebenfalls drohte zu sterben. Man hatte sie wieder hochgepäppelt. Danach brachte man sie zu einer alten Rumänin, die als Hexe und Wunderheilerin bekannt war. Die lebte in einem Wohnwagen am Rande des nahen Stadtwaldes. Der Schläger vergaß nicht, obwohl er fürchterlich lispelte, den Standort genau zu beschreiben. Leider kostete es ihn zuvor noch ein paar Rippen.

      Steve Marlow schnürte ihn zu einem ordentlichen Paket, steckte ihn in einen Sack, so dass nur noch sein Kopf hervor schaute. Dann platzierte er ihn auf dem Beifahrersitz seines Polos. Der Mann schrie und brüllte vor Schmerzen. Steve Marlow kannte jedoch keine Gnade. Er musste ständig an die Mädchen denken.

      Unterwegs hielt er vor der Polizeiwache an, hievte den Mann aus dem Fahrzeug, der sich schließlich nicht bewegen konnte, und lehnte ihn an die Wand neben der Tür zur Polizeistation. Dann machte er sich schnell davon, damit er nicht von unnötigen Fragen und pflichtbewussten Beamten aufgehalten wurde.

      Eine grobe Vermutung sagte ihm, wo der Aufenthaltsort von Gabrielas Schwester sein könnte. Und siehe da, nachdem er eine halbe Stunde erfolglos umher geirrt war, fand er schlussendlich den Wohnwagen der Hexe auf einer abgelegenen Lichtung. Der Wagen und das gesamte Gelände darum herum waren in einem fürchterlichen Zustand. Überall lag Geschirr herum. Es stank grässlich nach Müll, Pisse und Kot. Ein Heer von Katzen umrundete den Wagen. Von der einen Million Fliegen gar nicht zu reden.

      Steve schlich sich an den Wagen heran. Was der Schläger ihm nicht verraten hatte war, dass einer seiner Kumpels vor dem Wohnwagen Wache hielt. Breitbeinig saß er auf einer Bierkiste vor einem Fass, in dem er sich aus irgendwelchen Abfällen ein übel riechendes Feuer gemacht hatte und wärmte sich daran die Hände. Um ihn herum lagen mehrere leere Bierflaschen. Streng genommen konnte ihm der Mann kaum gefährlich werden. Sein alkoholisierter Zustand ließ eine besondere Gegenwehr ja wohl nicht mehr zu.

      Trotzdem ging Steve Marlow den sicheren Weg. Mit seinem Trenchcoat


Скачать книгу