Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums. Horst-Joachim Rahn

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Dialektik des geisteswissenschaftlichen Universums - Horst-Joachim Rahn


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der endgültige Abschied“ (G. Donat). „Es ist hart zu leben, aber härter ist es noch zu sterben“ (aus Albanien). Mehrdeutig ist: „Sterben ist das Letzte“ (Horaz). „Nicht der Tod, sondern das Sterben beunruhigt mich“ (M. de Montaigne): „Des Todes Schmerz liegt in der Vorstellung“ (W. Shakespeare). Und: „Geboren wird immer zu zweit. Gestorben wird immer allein“ (W.J. Reus). Der Tod ist nicht wählerisch: „Er nimmt sogar die Kranken“ (L. Peppel). Die letzten Worte von J.A. Mozart waren: „Der Geschmack des Todes ist auf meiner Zunge. Ich fühle etwas, was nicht von dieser Welt ist.“ Und mehrdeutig ist: „Wenn du im Sarg liegst, dann hat man dich das letzte Mal reingelegt“ (unbekannt). Auch: „Von der Wiege bis zur Bahre, nichts als Schwindel all’ die Jahre“ (U. Erckenberecht). Am Ende mit Humor: „Auch die besessensten Vegetarier beißen nicht gern ins Gras“ (J. Ringelnatz).

      ► Zusammenfassend erkennen wir: „Alles Irdische ist vergänglich“ (J.V. von Scheffel). Und: „Jedem ist seine Zeit zugewiesen“ (Vergil). „Es gibt kein Leben ohne Sterben. Für die meisten Menschen ist die Weiterexistenz nach dem Tode höchst unwahrscheinlich.“* Aber: Wenn der Tod des Menschen das Ende von allem ist, dann verliert das Leben gewissermaßen seinen Sinn. In der Religion wird deshalb auf die Unsterblichkeit der Seele als immaterielle Gegebenheit hingewiesen. „Menschen, die wir lieben, leben in uns weiter, auch wenn sie gestorben sind.“* Und es gilt außerdem: „Über Tote soll man nur Gutes reden“ (Diogenes). Das Wesen des Todes ist schwierig zu erfassen: „Wir verstehen das Leben nicht. Wie sollen wir dann das Wesen des Todes erfassen?“ (Konfuzius). Auch: „Wenn man wirklich alt ist, dann wünscht man sich den Tod“ (A. Strindberg). „Das Leben liegt in unserer Hand, das Sterben in der Regel nicht!“* „Gute Christen sterben nicht, sie gehen täglich einen Schritt weiter ins Paradies“ (J. Baptist M. Vianney). J.C.F. Hölderlin, der es im Leben nicht einfach hatte, sagte: „Wir sterben, um zu leben.“ Und es gilt auch: „Wer den Tod akzeptiert, der respektiert das Leben“ (J. Vogt). Zum Schluss: „Das Festhalten am Leben ist nur die Angst vor dem, was danach kommt“ (D. Wieser).

      Viele Diskussionen entzünden sich an der religiösen Frage, ob es ein Leben nach dem Tode gibt – oder nicht.60 Es gibt einige Berichte von Menschen, die ihre individuellen Erfahrungen in der Nähe des Todes an die Nachwelt weitergegeben haben. Dazu gibt es Stichworte, wie z. B. „Verlassen des eigenen Körpers“, „Begegnung mit Toten“ und „Rückschau auf das eigene Leben“. Diese Einzelerlebnisse wurden als Totenbettvisionen von Menschen reflektiert, die in lebensgefährliche Situationen geraten sind, diese auch für ihre Umwelt überraschend überlebt haben. So berichtet ein neunjähriges Mädchen61 ,das während einer Operation in Todesnähe geriet, denn ihr Herz hörte auf zu schlagen: „Ich war oben an der Decke und schaute von oben herunter“, dann: „… Später ging ich durch einen Tunnel und kam in den Himmel. Der Tunnel war sehr lang und sehr dunkel. Am Ende war ein Licht!“ Das Mädchen kam dann wieder zu Bewusstsein.

      Weder bei Pflanzen noch bei Lebewesen gibt es ein Leben ohne Sterben.62 Ist die Seele des Menschen unsterblich? Nicht nur die Atheisten, sondern auch viele andere Menschen lehnen die These von einem Leben nach dem Tode ab. Für die meisten Menschen ist die Weiterexistenz nach dem Tode höchst unwahrscheinlich, weil Beweise für ein Weiterleben fehlen: „Doch hinter dem Sterben wurde noch keiner als anwesend gesehen, es sei denn als Leiche.“63 Wenn der Tod des Menschen das Ende von allem ist, dann verliert das Leben gewissermaßen seinen Sinn. In der Religion wird deshalb auf die Unsterblichkeit der Seele als immaterieller Gegebenheit hingewiesen, welche die durch das Leben und darüber hinaus beständige Identität, Einmaligkeit64 und Einzigartigkeit eines jeden Menschen ausmacht.65 Da wir davon ausgehen, dass das Leben nicht sinnlos sein kann, gibt es wohl ein Leben nach dem Tode. Wir können uns allerdings nur auf den Glauben berufen66, weil Nachweise für eine solche Behauptung nicht existieren.67 Wahrscheinlich ist: „Es gibt ein Weiterleben nach dem Tode: nämlich auf dem Grabstein. So leben wir dann in der Realität weiter.“*

      Ob es für uns ein Weiterleben nach dem Tode gibt oder nicht: „Das Dasein jetzt und hier ist auf jeden Fall als sinnvoll zu interpretieren und möglichst aktiv zu durchleben.“*68 Wer sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen als sinnlos empfindet, der ist nicht nur unglücklich sondern auch kaum lebensfähig.69 Als Folgen der Sinnlosigkeit des Lebens können Gewalt, Depressionen, Drogensucht, Respektlosigkeit, ohne Perspektive in den Tag hineinleben und Desinteresse bis zur Wertlosigkeit des eigenen Ichs genannt werden.70 Es gilt festzuhalten, dass kein Mensch umsonst gelebt hat: „Jeder Mensch hat – so wie er ist – seine Daseinsberechtigung.“* Das sollten wir einfach akzeptieren und als Christen entsprechend handeln, ohne zu verurteilen. Eine ganz andere Lösung bot ein kluger Kopf, der im Fernsehen gefragt wurde, ob es ein Weiterleben nach dem Tode gebe und er die für alle überraschende Antwort parat hatte: „Ja, wenn ich gestorben bin, geht das Leben weiter! Nach dem Englischen Philosophien Julian Baggini wird das letzte Wort zum Thema „Sinn des Lebens“ nie gesprochen werden. Der Mensch sollte sich aber auf der Basis der angebotenen Möglichkeiten entscheiden, was er eigentlich selbst will:71

      „Man kann nicht für alle Möglichkeiten gleich offen sein, weil man sonst am Ende überhaupt nichts mehr glaubt. Und trotzdem muss man Entscheidungen treffen, welche Richtung das eigene Leben nehmen soll. Daran ist nicht zu rütteln“

       (J. Baggini)

      Sich entscheiden muss er wohl schon deshalb, weil jeder einzelne Mensch sichergehen muss, dass er die richtigen Fragen stellt und befriedigende Antworten darauf findet. Nach der Auffassung von Baggini ist die Suche nach dem Sinn des Lebens bzw. nach dem Sinn des Daseins72 ihrem Wesen nach subjektiv.73 Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg selbst finden.74 Anselm Grün hat das sehr treffend einmal so ausgedrückt: „Ich bin auf der Welt, um das einmalige Leben, das mir Gott geschenkt hat, zu leben … Ich finde meinen Sinn, wenn ich meine persönliche Lebensspur in diese Welt eingrabe.“75

      Der menschliche Geist ist im geisteswissenschaftlichen Universum ein psychisches System, das z. B. aus den Teilsystemen des Denkens (z. B. Vernunft, Verstand, Scharfsinn, Esprit), des Fühlens (z. B. Gefühl) bzw. des Wollens (z. B. Trieb, Streben) besteht. Die Edelsteine des Geistes können dabei nach K.P. Liessmann in vielerlei Gestalt erscheinen, z. B. als These, als Wendung, als Fußnote oder als Aphorismus.76

      Geist zu haben heißt, bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften zu besitzen.77 Diese können hier nicht alle im Detail untersucht werden. Zum menschlichen Geist zählen u. a. Wissen, Klugheit, Dummheit und Intelligenz. Auch das Bewusstsein als Teil des Denkens bzw. das Unbewusstsein bzw. das Gewissen als sittliches Bewusstsein von Gut und Böse bilden Teilsysteme dieses Gesamtsystems. Nach der psychologischen Schichtentheorie umfasst die Funktionsebene „Geist“ alle kognitiven, d. h. „mit dem Kopf“ erbrachten Leistungen eines Menschen. In der Kognitionspsychologie78 werden Daten über geistige Prozesse gesammelt. Der Mensch besteht dabei aus Körper und Geist.79 Geist grenzt sich von Materie ab.80 Und: „Der Geist bewegt die Materie“ (Vergil). „Yoga und Autogenes Training zeigen, dass der Geist durchaus die Materie beherrschen kann.“* In den Naturwissenschaften ist aber die Auffassung weit verbreitet, dass der Geist Bestandteil der Materie sei. Im Gegensatz zum menschlichen Geist ist der Heilige Geist, der Geist Gottes. Beide sind wesentliche Bestandteile des geisteswissenschaftlichen Universums. Der menschliche Geist ist hier in dialektischer Sicht zu analysieren.

      ► T. Livius findet, dass der menschliche Geist unersättlich ist. „Alles, was wir tun, prägt unseren Geist“ (Dalai Lama). Hierher gehört auch das Gefühl: „Es gibt keinen … Geist als jenen, der seine Quellen im Herzen hat“ (L. de Vauvenargues). Auch Träume zählen zum Geist, denn: „Träume sind entfesselter Geist“ (S. Wache). „Der beste Beweis für Geist ist Wissen und Klarheit“ (F. Petrarca). Auch gilt zeitlos: „Lernen fördert den Geist.“* „Das Geistige hat seinen Ausdruck


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