Jahrbuch der Baumpflege 2021. Группа авторов

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die Problematik sowie die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kanalbau und Grünflächenplanung haben zu effektiven Lösungen im Konflikt zwischen Leitungen und Bäumen geführt. Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem neuen Bericht, der im Rahmen der COST1 Aktion C15 unter dem Titel „Verbesserung der Beziehungen zwischen technischer Infrastruktur und Vegetation“, veröffentlicht wurde, einer Gemeinschaftsarbeit zwischen dem Fachbereich Landschaftspflege und Garten bau der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU), der Thames Water UK, der Stadt Malmö und dem Schwedischen Wasser- und Abwasserverband.

      2 Der Konflikt zwischen Baumwurzeln und Rohrleitungen

      2.1 Bäume am Stadtstandort

      Bäume und Kanalisationsleitungen konkurrieren um den begrenzten Raum, der ihnen im urbanen Bereich zur Verfügung steht – eine Situation, die zu kostenintensiven Konflikten führt. Im täglichen Sprachgebrauch wird jeder Baum im städtischen Umfeld als „Straßenbaum“ bezeichnet. Doch auch ein Straßenbaum ist ein Baum und er stellt dieselben Anforderungen an seinen Wuchsstandort, wie er dies in der freien Natur tun würde. Dieser Umstand wird häufig übersehen bei der Planung von Straßenbäumen. Die Wachstumsbedingungen im urbanen Umfeld unterscheiden sich jedoch erheblich von denen im natürlichen Habitat des Baumes.

      Für einen Baum im urbanen Umfeld sind heutzutage die folgenden Wachstumsbedingungen typisch:

       Beschränkte Größe der vorhandenen Baumscheibe bzw. der Pflanzgrube.

       Versiegelte Oberflächen, die zu Sauerstoffunterversorgung und Kohlendioxidvergiftungen im Wurzelbereich führen.

       Reduzierte Oberflächendurchlässigkeit, was zu mangelnder Wasserversorgung führt.

       Fehlen der kontinuierlichen Zufuhr von organischem Material, was zu Nährstoffmangel und einer begrenzten Durchsetzung mit Mikroorganismen und Bakterien im Boden führt.

       Technische Arbeiten, wie Grabungen oder Boden - verdichtungsmaßnahmen im Wurzelraum ziehen direkte Verletzungen nach sich, haben aber auch indirekte Auswirkungen auf den Baum.

      Die Folgen solcher Standortbedingungen können sein:

       Ältere Großbäume, bei denen das Baumumfeld verändert oder der Wurzelraum beschnitten wurde, stellen ihr Wachstum ein und sterben langsam ab; oder es kommt durch Verletzungen zu Infektionen mit holzzerstörenden Pilzen im Wurzelbereich mit der Folge, dass die Bäume nicht mehr standsicher sind.

       Neu gepflanzte Bäume haben Probleme beim Anwachsen, sie entwickeln sich schlecht oder sterben ab.

       Der Baum wächst an, hat aber eine reduzierte Lebensdauer.

       Der Baum wächst an und expandiert zum Nachteil der umliegenden unterirdischen Infrastruktur (Wurzeleinwuchs in Abwasserleitungen, etc.).

      Im Inneren der Rohrleitungen findet der Baum ein reiches Vorkommen an sonst begrenzten Ressourcen, wie Sauerstoff, Wasser und Nährstoffe; daher werden die Wurzeln, die in die Rohre hinein gewachsen sind, zunächst ein vermehrtes Wachstum zeigen. Durch die Tendenz von Baumwurzeln, sich verstärkt dort zu entwickeln, wo günstige Bedingungen herrschen, haben sie die besondere Fähigkeit, den Weg in die Leitungsgräben zu finden, die oftmals lockeres und gut belüftetes Füllmaterial enthalten. Dort angelangt folgt die Wurzel der Kondensationsfeuchte auf der Rohroberfläche, bis sie auf eine Schwachstelle im Rohrsystem trifft – dies können Risse, Rohrverbindungen oder Spalten an Anschlüssen sein – an denen sie in die Leitung hinein wächst. Sind sie in die Leitung eingedrungen, wachsen die Wurzeln sehr schnell und verursachen Verstopfungen oder Rohrbrüche im Abwassersystem, die durch Rückstau zu Überflutungen von Kellern und Straßen führen können. Dann wird der Konflikt zwischen Rohrleitungen und Baumwurzeln zur Realität (ORVESTEN et al. 2003).

      Langfristig kann es durch den Fließwiderstand innerhalb der Rohrleitung zu anaeroben Bedingungen kommen (Abbildung 1), insbesondere in den sich ansammelnden Sedimenten. Dadurch entstehen weniger günstige Bedingungen für das Wurzelwachstum, die dann meist langsam absterben.

       Abbildung 1: Durch Sedimente am Boden der Rohrleitung können sich anaerobe Bedingungen entwickeln

      Die Kommunikation zwischen den Betreibern der Kanalisationssysteme (z. B. Abwasserverbände) und den Eigentümern der Bäume (z. B. Grünflächen- oder Umweltämter) ist in vielen Bereichen noch immer sehr dürftig (STÅL 1996; STÅL 1998). Es werden nur sehr wenige Mittel bereitgestellt, um Lösungen für diese Konfliktsituationen zwischen Baumwurzeln und Abwasserleitungen zu finden. Bei Abwasserverbänden und Grünflächenämtern ist das gegenseitige Verständnis häufig nur begrenzt und es ist nicht selten, dass sie im Gegenteil viel Mühe darauf verwenden, der jeweils anderen Seite die Schuld zuzuschieben. Diese Situation ist auf die Dauer sehr unbefriedigend und teuer, und es sind die Bürger der entsprechenden Kommune oder Stadt, die die Rechnung für dieses Kommunikationsproblem zahlen müssen.

      2.2 Ursachen des Wurzeleinwuchses

      Die Erfahrung hat gezeigt, dass die artspezifischen Anforderungen und Charakteristika verschiedener Baumarten in Bezug auf ihren Wuchsstandort von hoher Bedeutung für das Problem der Wurzelschäden an Rohrleitungen sind. In diesem Zusammenhang ist der tatsächliche Standort eines Baumes entscheidend für den Zeitpunkt, zu dem seine Wurzeln mit der umgebenden Infrastruktur in Konflikt geraten, d. h., ob und wann die Baumwurzeln in das Leitungssystem eindringen.

      Wenn der Wuchsstandort nicht den artspezifischen Anforderungen des Baumes entspricht, wird diese Zeitspanne verkürzt. Seine Wurzeln werden sich allmählich ihren Weg in die Leitungsgräben bahnen, in denen die Rohrleitungen verlaufen. Das lockere Füllmaterial ist leicht zu durchwurzeln und schließlich wird das Wurzelsystem jede Eintrittsmöglichkeit in die Rohrleitung „gefunden“ haben. Häufig beschleunigt die schlechte Bodenbeschaffenheit am Pflanzstandort den Wurzeleinwuchs. So haben Erfahrungen aus Schweden gezeigt, dass der Pflanzstandort von hoher Bedeutung dafür ist, wie schnell sich Baumwurzeln entwickeln und in eine Leitung vorgedringen. Bei schlechten Standortbedingungen finden die Wurzeln ihren Weg in die Rohrleitungen relativ schnell, bei guten Wachstumsbedingungen am Pflanzstandort geht dieser Prozess hingegen beträchtlich langsamer vonstatten.

      2.3 Wie wird das Wurzeleinwuchsrisiko eingeschätzt

      Einige Eigenschaften von Bäumen, wie artspezifische Wachstumsrate, Wurzelenergie und Wasserbedarf sind von entscheidender Bedeutung für die Einschätzung des Wurzeleinwuchsrisikos in die umgebende Infrastruktur (ORVESTEN et al. 2003).

      Für den Städteplaner ist es daher wichtig, sowohl die Eigenschaften der verschiedenen Baumarten zu kennen als auch die Wachstumsbedingungen am geplanten Pflanzstandort. Bei Baumarten, die feuchte Standorte bevorzugen und eine hohe Wachstumsrate haben, kann man also davon ausgehen, dass diese eine verstärkte Tendenz zum Eindringen in Rohrleitungssysteme zeigen. Es muss allerdings betont werden, dass grundsätzlich alle Baumarten fähig sind, mit ihren Wurzeln in Leitungssysteme einzudringen; es geht hier allein um die Frage des Ausmaßes und des Zeitpunktes, wann dies geschieht. Im Allgemeinen zeigen erwachsene Bäume mit einem großen Kronendurchmesser und entsprechend hohem Wasserbedarf während der Wachstumsperiode das höchste Schadensrisiko durch Wurzeleinwuchs.

      2.4 Schwachstellen im Rohrsystem

      Ein Kanalisationssystem besteht aus vielen miteinander verbundenen Rohrleitungen. Diese Verbindungen oder Anschlussstellen sind für das Eindringen von Wurzeln besonders anfällig. Es gibt derzeit kein komplettes Rohrleitungssystem, dass garantiert wurzelfest ist. Baumwurzeln sind in der Lage, alle derzeit auf dem Markt erhältlichen


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