Tatort Rosenheim. Heinz von Wilk

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Tatort Rosenheim - Heinz von Wilk


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hat mir schon von dir erzählt. Ein gschasster Kieberer. Des san mir die Liabsten. Desillusioniert. Dankbar. Zuverlässig. Weil sie wissen, a zwoats Mal kannst es ned verkacken. Oiso, Oida, was is mit meine Flocken?«

      »35.000, richtig.«

      Der Heinzi klatschte wieder begeistert in die Hände, lachte und drehte sich zu seinen beiden Kerlen: »Habts es g’hört? Ich sag ja, gut, der Mann.« Und zu Auer: »Und jetzad?«

      »Der Brunner kann nicht zahlen. Der Chili hat zwar für den Brunner gebürgt, aber nicht so. Trotzdem will er dir was vorschlagen.«

      Heinzi lachte wieder, wischte sich eine Träne aus dem gesunden Auge, während das blasse Glasauge wie eine Murmel in der Augenhöhle lag und zum Himmel schaute. Dann breitete der Schirmer theatralisch die Arme aus, sodass sich der Leopardenpelz vorne öffnete und den Blick auf fünf oder sechs dicke goldene Ketten freigab, die auf seinem schwarzen Hemd glänzten: »Er will mir was vorschlagen. Eine Überraschung, wie? Ich liebe Überraschungen! Wir können das aber auch so machen: Du zahlst. Du hast doch als ehemaliger Staatsdiener eine dicke Pension, oder?«

      Auer schüttelte den Kopf: »Die ham s’ mir ganz bös gekürzt. Ich mach aber nächste Woche eine eigene Firma auf. Ein Startup. Sobald ich damit Geld verdiene, können wir über alles reden.«

      »Was für eine Firma denn?«

      »Einen Brennholzverleih. So was gibt’s noch nicht. Läuft aber nur im Winter, glaub ich.«

      Heinzi wieherte los wie ein Pferd. Das Lachen brach plötzlich ab, er zischte etwas Unverständliches, und der Schlanke hatte plötzlich ein Messer in der Hand. Keiner von den Rosenheimern hatte die Bewegung gesehen.

      »Ich hab ihm bloß gesagt, er soll dir, mein lieber Neffe, die Ohren abschneiden und in den Kofferraum zu euren Ballermännern legen. De Oarwaschel, wie wir hier sagen. Dann sieht der Chili, dass sich der Schirmer Heinzi ned veroarschen lasst, host mi?«

      Er trat ganz dicht an den Max heran und sprach langsam und leise: »Pass auf, Kieberer, ich … will … mein … Geld. So weit ois leiwand? Guad. Des Abschneiden tut ned besonders weh. Du kannst halt dann keine Sonnenbrillen mehr tragen, weil die dir immer runterrutschen.«

      Dann trat er zurück und lachte wieder wie irre. Der Schlanke trat an Max heran: »Ist nichts Persönliches, Alter. Mach keinen Blödsinn, dann geht es ganz schnell.«

      Danny trat langsam einen Schritt zur Seite: »Wegen dem Blut. Die Flecken kriegt man nie mehr aus dem Anzug raus.« Im Zeitlupentempo hob er die Hände über den Kopf.

      Heinzi lachte immer noch und prustete los: »Du brauchst de Patscherl ned hochnehmen, Zwerg, dir tut keiner was. Im Moment jedenfalls ned.«

      Arnold rutschte langsam mit dem Rücken an der Brüstung nach unten und saß mit gespreizten Beinen, an die Betonmauer gelehnt.

      »Was hat der?«, fragte der Messermann und Danny sagte: »Er kann kein Blut sehen, wahrscheinlich wird er gleich ohnmächtig.«

      Die drei Salzburger sahen sich an, der Heinzi prustete wieder los und schrie: »I scheiß mi an. Die Haberer san sensibel. Los, auf geht’s, i mecht zum Fußball wieder daheim sein.«

      Danny sagte zu dem Messermann: »Übrigens, hast du den Film gesehen, den mit dem Robert De Niro, ›Taxi Driver‹? Wo er zu dem Zuhälter sagt: ›You are talking to me? Tom me?‹«

      Der Messermann sah Undercut und seinen Chef verständnislos an, alle drei starrten auf Danny.

      Der sagte: »Nicht? Wie schade. Sonst würdet ihr das hier kennen!«

      Ruckartig nahm er beide Arme runter und streckte sie von sich. In der rechten Hand hielt er einen flachen zweiläufigen Derringer: »Das war Roberts Trick, als er später in dem Haus mit den Kerlen aufgeräumt hat. Am Unterarm, in Schienen, da war die Kanone. Genau wie die hier. Gut, was? Du, schmeiß deinen Kracher weg, sonst hat dein Chef gleich noch ein weiteres Loch für ein Glasauge in der Rübe.«

      »Des is ein Spielzeug, i sag euch, des is ein Spielzeug!«, schrie der Heinzi und ging auf Danny los. Der senkte einen Arm und schoss dem Heinzi in den Fuß. Peng.

      Der Schirmer wirbelte durch die Wucht des Einschlages einmal um die eigene Achse und ging schreiend und mit den Armen rudernd zu Boden.

      »Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Ich hab zwar nur noch einen Schuss. Aber er hier …«, damit nickte er zu dem sitzenden Arnold hin, »er bläst euch alle mit seinem 12er-Schrot vom Parkdeck.«

      Jetzt schaute auch der Max zu Arnold. Der hatte sein Holzbein abgestreift und hielt plötzlich eine abgesägte zweiläufige Schrotflinte in den Händen.

      Der Heinzi wimmerte, und Max sagte zu dem Messermann: »Gib mir die Klinge. Ist übrigens eine ganz blöde Idee, mit einem Messer zu einer Schießerei zu kommen. Ach so, ja … heb deinen Chef auf. Ich muss ihm was sagen. Und ich bück mich so schlecht, irgendwas mit der Bandscheibe.«

      Der Große glotzte, zeigte auf den sitzenden Arnold, wie er mit der Schrotflinte eine leicht kreisende Bewegung machte. Sein hellbraunes Holzbein lag neben dem Stumpf des linken Knies.

      »Die Sau hat ein hohles Holzbein, das ist unfair«, sagte er anklagend.

      Danny kramte mit der Linken in seiner Hosentasche: »Der Klügere lädt nach.«

      Undercut zog den wimmernden Heinzi an seinem Leopardenfellmantel hoch und lehnte ihn an den Kühlergrill des Cadillacs. Murmelgroße Regentropfen glitten träge wie Schnecken über den schwarzen Lack. Heinzi wollte sich abstützen, rutschte aber an dem nassen Blech ab, und seine Finger hinterließen vier Bahnen auf der Kühlerhaube.

      Max trat an ihn heran, hob ihm mit einer Hand das Kinn an und nahm den Unterkiefer des Mannes in einen festen Griff: »Warum lässt du mich nicht ausreden? Wie du siehst, zahlt sich unhöfliches Benehmen nicht aus. Was jetzt kommt, das sage ich nur einmal, also pass auf. Der Chili gibt dir die nächste Produktion, die er macht. Komplett. Mit Druckvorlagen für das Cover, die Mutter-DVD, die Rechte an der vollständigen Verwertung, alles, ohne Zeitlimit. Es wird eine gute Sache, wir denken, dass dir die DVDs um die 100.000 bringen können.«

      Weiter unten an der Straße röhrten zwei Motorräder los. Harleys. Für einen Moment war der Lärm, der in der Straßenschlucht stand, allbeherrschend. Max und Heinzi schauten sich an. Danny hielt seinen nachgeladenen Derringer auf Undercut gerichtet, und Arnold saß immer noch da wie ein Straßenbettler und fixierte den Großen, der am Auto lehnte.

      Der Schirmer Heinzi stöhnte laut auf und brach das Schweigen: »Du dumme Sau, warum hast denn des net glei g’sagt? Jessas, tut mir der Fuß weh.«

      Max schaute über die Schulter zu Danny: »Wir haben einen Deal mit dem Mann hier. Geh und hol unsere Kanonen aus dem Kofferraum.«

      Danny ging am Benz entlang, ohne den Arm mit der Waffe zu senken. Er drückte mit der Linken auf den Kofferraumverschluss, der Deckel glitt auf, und Danny fasste hinein. Er warf seinen Revolver zu Arnold, der ihn mit einer Hand auffing und neben sich auf den Boden legte. Dann schob er die Schrotflinte in die Höhlung des Holzbeines und schnallte sich die Prothese mit schnellen Bewegungen an den Kniestumpf. Mit einem Ächzen stand er auf, hob den Revolver vom Betonboden und ging zu Undercut. Er setzte ihm die Waffe in den Nacken und knurrte zu Danny, während seine freie Hand schnelle Bewegungen vollführte.

      Danny grinste und sagte zu Max: »Arnold meint, er hätte gerne die Ohren von dem Mann mit dem komischen Haarschnitt. Ob wir noch so viel Zeit haben?«

      Auer lachte, ließ den Heinzi los und rief dem Großen am Auto zu: »Pack deinen Chef in die Kiste und dann macht euch vom Acker.« Und zu Undercut: »Möchtest du noch ein bisschen hierbleiben? Ich glaube, du hast was, was unser Arnold gerne möchte.«

      Undercut funkelte die drei an, ging auf die Fahrerseite des Caddys und stieg ein.

      Heinzi saß jammernd auf dem Beifahrersitz und ließ das Fenster runter. Sein Glasauge rollte in der Höhle hin und her, und aus seinem gesunden Auge flossen Tränen: »Mir san no ned fertig, Burschi. Sag dem Chili, außer dem Deal zahlts ihr


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