Am Ende des Schattens. Andreas Höll
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Teil 1
Teil 2
1
Unmerklich hatte der Novemberhimmel die Farbe gewechselt, vom hellen Grau des Zements zum dunkleren von nassem Beton. Eine minimale Verschiebung des Lichts, als ob jemand einen Regler bediente und die Netzhaut verschattete. Segal Dolphin fiel es schwer, die Augen offen zu halten. Er lag fast waagrecht in seinem Schreibtischstuhl und sah zu, wie das Tiergartenviertel im Nebel verschwand. Unten auf dem Trottoir wurden Kohlen in den Keller geschaufelt. Ein störrisches Geräusch, von langen Pausen unterbrochen.
Er richtete sich auf, fuhr mit dem Zeigefinger über die Tasten der Schreibmaschine, um die Kühle des Metalls zu spüren. Das deutsche Wort Fingerspitzengefühl traf ungefähr seine Empfindung. Mit der Zärtlichkeit eines Pianisten strich er über die Imperial Good Companion, die erst kürzlich in der Berliner Redaktion des Daily Standard eingetroffen war, samt einer Karte mit Grüßen von Lord Bakerfield. Er schätze, so schrieb der Verleger, modernste Technik und – hier hatte er einen raumgreifenden Bindestrich eingefügt – gierige Reporter. Warum dann dieser Anruf?
Aus heiterem Himmel hatte der Lord ihm mitgeteilt, er werde ihn bald nach London zurückberufen und zum Chefkorrespondenten in Westminster machen. »Drei Jahre reichen«, nuschelte er in den Hörer, »Sie müssen etwas Neues kennenlernen.«
Dolphin war wie benommen und wusste nicht, was er sagen sollte. Der Herausgeber deutete sein Schweigen als freudige Überraschung und sprach von dem nächsten Schritt in der Karriere eines jungen Journalisten, für den es nun an der Zeit sei, sich mit der britischen