Fachdidaktik Italienisch. Christine Michler

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Fachdidaktik Italienisch - Christine Michler


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mehrere, in Jahrgangsbände gegliederte Bestandteile, die teils für Lernende und Lehrkräfte, teils nur für Lehrerinnen und Lehrer abgefasst sind. Kernbestand eines Lehrwerks sind die sog. SchülerbücherSchülerbuch, die einer gewählten Progression folgend Texte mit grammatischen, lexikalischen und kulturellen Inhalten in didaktischen Einheiten bzw. LektionenLektion gebündelt präsentieren. Plateauphasen ohne Progression und fakultative Lektionen bzw. Texte vervollständigen normalerweise den obligatorisch durchzunehmenden Bestand. Die Schülerbücher werden ergänzt und begleitet von verschiedenen Komponenten, die im Unterricht nebeneinander verwendet werden. Dazu gehören Übungshefte, Lehrerhandbücher, Selbstlernmaterialien, Vorlagen für Testaufgaben, Kompetenz- bzw. Prüfungstrainer, Folien, Tonträger und computergestütztes Material. Separate Grammatische Beihefte gibt es nicht zu allen Lehrwerken, da teilweise, wie z.B. in Appunto (Jäger / Mörl, ab 2006), die Beschreibung der grammatischen Inhalte in das Schülerbuch integriert wird.

      Grundlagen der Konzeption Lehrwerke für den Italienischunterricht an deutschen Gymnasien werden von Autorenteams im Auftrag von Schulbuchverlagen verfasst. Um auf dem Schulbuchmarkt konkurrenzfähig zu sein und in den für den Unterricht an öffentlichen Schulen gültigen Zulassungsverfahren zu bestehen, müssen die Produkte an aktuelle fachdidaktische Positionen und die bildungspolitischen Richtlinien der einzelnen Bundesländer angepasst sein (vgl. Michler 2005a; 2016b). Die Lehrwerkautoren sind also gehalten, die Vorgaben der verschiedenen Lehrpläne in Einklang zu bringen und ihnen konkrete, unterrichtspraktisch realisierbare Inhalte zuordnen.

      Trotz der anerkannt führenden Rolle von Lehrwerken im Unterricht entzündet sich immer wieder eine Debatte um das Für und Wider eines lehrbuchgesteuerten Fremdsprachenunterrichts (vgl. Michler 2005a, 17ff.; Grünewald/ Küster 2009, 150). Kritisiert wird zum einen das relativ schnelle Veralten v.a. der landeskundlichen Inhalte (vgl. Problem ‚Zeitgebundenheit‘, S. 69). Zum andern verurteilen nicht nur die Anhänger des KonstruktivismusKonstruktivismus, die sich prinzipiell gegen einen lehrwerkbasierten Unterricht aussprechen, den verhältnismäßig beschränkten Spielraum für eine flexible Nutzung, die hauptsächlich durch die lehrwerkimmanente Progression verhindert wird. Beanstandet werden zum Dritten die oft noch zu seltenen Möglichkeiten, auf individuelle Lernbedürfnisse einzugehen und binnendifferenzierende MaßnahmenBinnendifferenzierung zu ergreifen.

BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR BILDUNG UND KULTUS, WISSENSCHAFT UND KUNST Kriterien zur Begutachtung von Lernmitteln (Stand: Mai 2016) 2.2 Grundsätzliche Kriterien 2.2.1 Schulbücher müssen klar strukturiert sein das selbstständige Lernen ermöglichen 2.2.2 Grundlage für das Gutachten bildet die Verordnung über die Zulassung von Lernmitteln (ZLV) in der jeweils neuesten Fassung. 2.2.3 Schulbücher müssen gemäß §. 1 ZLV eigens für Unterrichtszwecke zur Erreichung der in den Lehrplänen festgelegten Ziele, Inhalte und Kompetenzen herausgegeben sein, die zum Lernergebnis führenden Überlegungen, Ab- und Herleitungen enthalten und entsprechende Lernprozesse anregen, als Lehr- und Nachschlagewerk verwendbar sein, den gesamten Stoff eines Schuljahres oder Ausbildungsabschnitts für ein bestimmtes Unterrichtsfach enthalten, soweit nicht zwingende fachliche oder pädagogische Gründe einen geringeren oder vermehrten Stoffumfang erfordern (ggf. sind zwingende fachliche oder pädagogische Gründe anzugeben) und nach ihrer äußeren Beschaffenheit für einen mehrjährigen Gebrauch geeignet sein. Sie dürfen insbesondere keinen Raum (Leerstellen) für Eintragungen durch die Schülerin bzw. den Schüler enthalten.

      Abb. 5.2

      Kriterien für die Begutachtung von Lehrwerken (Auszug) (www.km.bayern.de/…/7432_allgemeiner_kriterienkatalog_stand_mai_2016.pdf, 4f.; 07.07.2018)

      Kritik am Lehrwerk Trotz solch grundlegender Kritik zeigt sich die Bedeutung eines Lehrwerks für die direkte Gestaltung des Italienischunterrichts in den impliziten Leistungen für Lehrende und Lernende. Für die Lehrkräfte bedeuten die Systematisierung, die didaktische Aufbereitung der Unterrichtsinhalte und die Vielfalt der Begleitmaterialien eine erhebliche Arbeitsentlastung. Lehrkräfte und Lernende werden von Lehrwerken in der Bestimmung des Lernfortschritts durch die Orientierungshilfe in Bezug auf den Lernstoff unterstützt. Damit wird unter anderem z.B. ein eventueller Schulwechsel erleichtert. Die verschiedenen Komponenten eines Lehrwerks belegen den aktuellen Sprachgebrauch, erklären landestypische kulturelle Besonderheiten und enthalten ausgewählte Beispiele der fremdsprachigen Literatur und Musik. Zusätzlich verweisen sie auf Arbeitstechniken und Nachschlagemöglichkeiten, u.a. auf Internetseiten, anhand derer die Benutzer Wissen und Fertigkeiten anwenden und vertiefen können. Bei entsprechender Gestaltung können Lehrwerke die Einstellung der Lernenden zur Sprache positiv beeinflussen und sie zur Beschäftigung mit der Sprache und den Ländern, in denen das Italienische einen muttersprachlichen oder gleichwertigen Status hat, ermuntern. Insbesondere fördern Lehrwerke die intrinsische Motivation der Schülerinnen und Schüler, wenn sie erkennen lassen, dass das im Italienischunterricht vermittelte sprachliche und kulturelle Wissen gezielt und nutzbringend eingesetzt werden kann.

      Kriterien für LehrwerkanalysenDie Wirkung von Lehrwerken auf Unterricht, Lernende und Lehrende macht umfassende, differenzierte Lehrwerkanalysen (vgl. Michler 2005a ausführlich zu Französischlehrwerken) zu einem immer wieder aktuellen fachdidaktischen, unterrichtspraktischen und bildungspolitischen Desiderat. Für die von fachdidaktischen Überlegungen gesteuerte Überprüfungen von Italienischlehrwerken fehlen jedoch noch jenseits der amtlichen Zulassungsverfahren erschöpfende Analysen. Der auf Italienischlehrwerke bezogene brauchbare Kriterienkatalog in Christoph (2005, 58–61) muss vertieft und an neue fachdidaktische Tendenzen angepasst werden. Leitgedanke einer Untersuchung sollte sein, dass das Lehrwerk trotz seiner führenden Position im Unterricht ein Handwerkszeug ist, das von der Lehrkraft flexibel an die Belange des Unterrichts angepasst und in seiner inhaltlichen Aufbereitung regelmäßig aktualisiert werden muss.

      Untersuchungsfelder für moderne Lehrwerke Untersuchungsfelder für moderne Lehrwerke sind:

       Inhalte (v.a. sprachliche Mittel, Landeskunde),

       Verhältnis von Übungen und Aufgaben,

       Fertigkeitsschulung insbes. in Bezug auf Sprachmittlungsaufgaben,

       grammatische, lexikalische und pragmatische Progression,

       Wortschatz- und Grammatikpräsentation,

       LerntechnikenLerntechniken bzw. LernstrategienLernstrategien,

       Berücksichtigung mehrsprachigkeitsdidaktischer Aspekte,

       InterInterkulturalität- und TranskulturalitätTranskulturalität,

       Förderung der Mündlichkeit,

       multimediale Komponenten,

       implizite Möglichkeiten, Sprache ganzheitlich zu erfahren,

       lebensweltlicher Bezug,

       Layout und optische Gestaltung,

       Preis.

      Im Einzelnen bedeutet dies die Überprüfung

       des Ausmaßes und der Art der Förderung des mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauchs und des Aufbaus funktionaler-kommunikativer Kompetenzen,

       der Darbietung der sprachlichen und metasprachlichen Phänomene,

       der Präsenz von landeskundlichen, inter- und transkulturellen sowie literarischen Inhalten,

       der Hilfe bei der Entwicklung von Methodenkompetenz durch Lernstrategien und Arbeitstechniken,

       der Integration ganzheitlicher Sprachlernansätze und der Verwirklichung allgemeiner pädagogisch-sozialer Zielsetzungen,

       des Layouts, der Illustrationen,

       des Vorhandenseins


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