Kommunikationswissenschaft. Wolfgang Sucharowski

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Kommunikationswissenschaft - Wolfgang Sucharowski


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ab, die wissenschaftlich durch die jeweilige Bezugstheorie getragen werden oder alltagspraktisch mit den sozialen Erfahrungen verbunden sind, die sich die Akteure erworben haben. Worauf zu achten ist, erweist sich als Strategie des erfolgreichen Kommunizieren. In der Kommunikationswissenschaft bietet eine Teildisziplin der Theologie und Philosophie dafür Anknüpfungspunkte: die Hermeneutik. Diese versucht zu klären, wie es Leser schaffen, Texten Bedeutung zuzuschreiben und wann und wodurch diese Zuschreibungen Gültigkeit beanspruchen können. Dem liegen Interpretationsprozeduren zugrunde, die Merkmale aus der Umwelt einbeziehen, beispielsweise die besonderen zeitlichen Verhältnisse der Entstehung. Was hat die Gesellschaft zu der Zeit bewegt, über welche Probleme hat sie diskutiert.

      Wenn Akteure miteinander sprechen, kann das Geäußerte wie ein Text gedeutet werden, der unter bestimmten Bedingungen entsteht. Dann lassen sich ihm Deutungen zuweisen und darüber diskutieren, welches Deutungsverhalten bei den Akteuren selbst vermutet werden kann. Es kann nach Deutungsmustern gesucht werden und ihre Verbindlichkeit im Hinblick auf den konkreten Fall und darüber hinaus. Ein Gesprächstext ist ein flüchtiges Ereignis. Er entsteht im Moment der zeitlichen Äußerung und vergeht im selben Augenblick. Seit es Aufzeichnungstechniken wie die Ton- und Videobandaufzeichnung gibt, lässt sich das Ereignis archivieren. Es kann dann als Aufzeichnung unabhängig von der Zeit angehört oder angesehen werden. Dabei hat sich eine wissenschaftliche Praxis herausgebildet, das Ereignis in ein Textformat zu transferieren. Es wird ein Transkript erarbeitet, weil es als Text verschiedenen Interpretationsansätzen zugänglich wird.

      Ein anderer Weg ist das Dokumentieren dessen, was bei der Kommunikation geschieht. Ein solches Verfahren zwingt dazu, Kategorien dafür festzulegen, wie bestimmte Gegebenheiten im kommunikativen Geschehen erkannt und festgehalten werden können. Ihre Auswahl wird damit begründet, dass die Kategorien als signifikant für das Funktionieren von Kommunikation eingestuft werden. Das erlaubt Aussagen über die Häufigkeit und die Konfiguration ihres Auftretens. Diese Merkmale können Hinweise auf auffällige Verhaltensweisen geben. So lassen sich große Datenmengen bearbeiten. Zum Beispiel kann beobachtet werden, wie sich Zeitungstexte über längere Zeiträume hinweg verändern.

      KommunikationskompetenzKommunikationKompetenzKommunikationKompetenzBeherrschung von Kommunikation wird als eine Schlüsselqualifikation angesehen, für die sich ein eigener Markt entwickelt hat. Da der Lebensalltag unserer Gesellschaft von den unterschiedlichsten Kommunikationsaufgaben geprägt ist, ist die Individualberatung und -schulung entstanden. Zunehmend entwickelte sich ein Bewusstsein für Kommunikation und damit verbunden ist der Wunsch, das eigene kommunikative Verhalten zu optimieren und sich Techniken anzueignen, welche die eigene Kommunikation für bestimmte Zwecke kalkulierbarer machen sollen. Vielfältige Trainings und Coachings werden daher angeboten. Sie zielen darauf ab, als nachteilig bewertete Verhaltensformen im Umgang mit anderen abzubauen und Strategien der Selbstdarstellung zu entwickeln, denen mehr Erfolg bei der Kommunikation zugesprochen wird.

      KommunikationsberatungFerner wächst ständig die Nachfrage nach Kommunikationsberatung in Institutionen, bei Organisationen und zu Events. Gleichzeitig verändern sich die Formen der Kommunikation. Dabei geht es nicht nur um Fragen der inneren Kommunikation, sondern ebenso sehr um das Bild in der Öffentlichkeit, das Einrichtungen oder Ereignisse nach außen erzeugen, welches wiederum auf Kommunikation basiert. Fragen, ob die Selbstbilder und die tatsächlich beobachtbaren Images übereinstimmen und wie sie sich annähern lassen, gehören zu den Aufgaben der Beratung. Auch unerwartete Ereignisse, beispielsweise Naturkatastrophen oder Vorfälle bei Großveranstaltungen und ihre Konsequenzen, sind nicht mehr nur ein Thema für Psychologen, sondern gehören im Rahmen der Krisenbewältigung zum Arbeitsbereich von Kommunikationsfachleuten.

      Die empirische Wirksamkeit und vor allem die Nachhaltigkeit solcher Beratung können als ungeklärt angesehen werden.KommunikationBeratung Brünner et al. (2002) verweisen in den Beiträgen darauf, dass Kommunikation komplexer als die Beherrschung einzelner Verhaltensmuster und das Einüben bestimmter Taktiken ist. Ferner gibt es Probleme mit der Erwartung, rasch und schnell eine hundertprozentig Lösung zu erhalten. Das zwingt die Berater zu einem Handeln, dessen Verankerung in theoretischen Kontexten nicht ohne weiteres gegeben ist und damit nicht immer auf einer wissenschaftlichen Grundlage zustande kommt. In diesen Fällen ist die Kommunikationswissenschaft gefordert, Modelle zu entwickeln, deren wissenschaftliche Zuverlässigkeit nachgewiesen ist, die gleichzeitig aber praktische Anwendbarkeit ermöglichen. Die alternative Lösung könnte im Praktischen vermutet werden, d.h. der Berater verfügt über sehr umfassendes handlungspraktisches Wissen. Aber auch hier gilt, dass das praktische Wissen in Kontexte eingebunden ist, die erst in ihrer Inhaltlichkeit erkannt bzw. vermittelt werden müssen.

      Ein weiteres Beratungsfeld erschließt sich aus der rasanten Entwicklung neuer Kommunikationsformen im Internet. Es entsteht ein Medium, dessen Bedeutung für soziale Gemeinschaften noch völlig unzureichend erforscht ist. Diese neuen Kommunikationsformen beeinflussen unseren Alltag und fordern Reaktionen. Auch hier wird Beratung benötigt und ist Forschung gefordert.

      Zusammenfassung

      Weil das Phänomen Kommunikation komplex ist, d.h. ihm liegt ein Handeln zugrunde, dessen Entscheidungen immer wieder neu und anders getroffen werden können, ist die Entwicklung einer Kompetenz zur Kommunikation nicht auf das Erlernen und Trainieren von speziellen Skills zu beschränken. Kompetenz bildet sich heraus, wenn Raum für Erfahrungen in einer Vielfalt von Handlungsfeldern geboten wird und eine Fähigkeit zur Reflexion des kommunikativen Handelns besteht. Seine eigenen Praktiken reflektieren zu lernen, setzt bereits ein intensives Üben voraus und erweist sich als ein eigenständiges Handlungsfeld, in der Auseinandersetzung mit Kommunikation.

      Literatur

      Beck, Klaus (2017): Kommunikationswissenschaft. 5. überarbeitete Auflage. Konstanz, München, Konstanz, München: UVK Verlagsgesellschaft.

      Brünner, Gisela; Fiehler, Reinhard; Kindt, Walther (2002): Angewandte Diskursforschung. Mannheim: Verlag für Gesprächsforschung.

      Höflich, Joachim R. (1996): Technisch vermittelte interpersonale Kommunikation. Grundlagen, organisatorische Medienverwendung, Konstitution 'elektronischer Gemeinschaften'. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwiss.; Imprint (Studien zur Kommunikationswissenschaft, 8).

      Höflich, Joachim R. (2016): Der Mensch und seine Medien. Mediatisierte interpersonale Kommunikation: eine Einführung. Wiesbaden: Springer VS.

      Knape, Joachim (Hg.) (2005): Medienrhetorik. Tübingen: Attempto-Verlag.

      Krotz, Friedrich (2007): Mediatisierung Fallstudien zum Wandel von Kommunikation. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwiss.

      Lenke, Nils (1995): Grundlagen sprachlicher Kommunikation Mensch, Welt, Handeln, Sprache, Computer. München: Fink (UTB).

      Schmidt, Siegfried J.; Zurstiege, Guido (2000): Orientierung Kommunikationswissenschaft. Was sie kann, was sie will. Orig.-Ausg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (Rowohlts Enzyklopädie, 55618).

      Schulz von Thun, Friedemann (1982): Miteinander reden. Störungen und Klärungen; Psychologie der zwischenmenschlichen Kommunikation. Orig.-Ausg., 16.–22. Tsd. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

      Strohner, Hans (2006): Kommunikation. Kognitive Grundlagen und praktische Anwendungen. [Vollst. überarb. und erw. Neuaufl.]. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

      Watzlawick, Paul (1969): Menschliche Kommunikation Formen, Störungen, Paradoxien. Bern u.a.: Huber.

      Wissenschaftsrat (21.05.2007): Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Kommunikations- und Medienwissenschaften in Deutschland. Köln. Online verfügbar unter www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7901–07.pdf, zuletzt geprüft am 08.03.2017

      Weiterführende Literatur

      Burkart, Roland; Hömberg, Walter (2015): Das Erkenntnisobjekt „Kommunikation“ – eine fachbezogene Auswahl universaler Kommunikationstheorien. In: Burkart, Roland; Hömberg, Walter (Hg.) (2015): Kommunikationstheorien. Ein Textbuch zur Einführung. 8., durchges. und akt. Aufl. Wien: new acad. Press, S. 11–15.

      Pürer, Heinz; Springer,


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