Bushcraft und Survival für Dummies. Martin Engewicht

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Bushcraft und Survival für Dummies - Martin Engewicht


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zu sein oder sich zumindest besser vorbereitet zu fühlen.

      Um wirklich zu wissen, warum Bushcrafting ein Hobby mit Suchtpotenzial sein kann, müssen Sie es aber selbst ausprobieren. Dabei soll dieses Buch Sie begleiten.

      

In der Wildnis bekommt jede Pflanze, jeder Stein, jedes Stück Holz und alles, was Sie daraus machen, einen eigenen Sinn, eine besondere Bedeutung – auch Sie selbst –, denn alles, was Sie tun, dient unmittelbar einem Zweck: Leben. Das ist in meinen Augen die wesentliche Schlüsselerfahrung beim Bushcrafting.

      Wenn Sie ein Bushcraft-Neuling sind und gerade erst anfangen, sich näher mit diesem Thema zu beschäftigen, haben Sie wahrscheinlich noch nie einen Bushcrafter bei der Ausübung seines Hobbys in freier Wildbahn getroffen. Dass solche Begegnungen selten sind, liegt in der Natur der Sache, denn in den meisten Fällen haben Bushcrafter kein Interesse an Kontakten mit der Zivilisation, solange sie draußen unterwegs sind. Was sind das also für seltsame Gestalten, die sich tief in den Wäldern herumtreiben und unentdeckt ihren Geschäften nachgehen?

      Gleich vorweg möchte ich sagen, dass alle, zu denen ich in diesem Zusammenhang Kontakt hatte, sympathische, liebenswürdige Menschen sind, die die Natur lieben, gern mal für sich sind und eine Neigung zu Eigenverantwortung und Abenteuer haben. Und fast alle werden gern ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen, wenn Sie dafür Interesse zeigen. Bestimmte »Typen« lassen sich aber doch unterscheiden, und zwar anhand der Art und Weise, wie diese ihr Hobby betreiben. Die folgende Einteilung basiert auf meinen Beobachtungen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, liefert aber einen Überblick darüber, wie Bushcrafter aussehen könnten, wenn sie Ihnen doch mal begegnen sollten.

      Vor allem aber möchte ich Sie damit inspirieren, neugierig machen und Sie dazu anregen, sich selbst einmal zu überlegen, welcher Typ Sie gern wären:

       Der Scout: Sie sind auf unbekanntem Terrain ohne allzu konkrete Planung unterwegs. Ihnen geht es darum, neue Wege und unentdeckte, schwer zu erreichende Orte zu erkunden. Da Sie hierfür relativ weite Strecken zurücklegen, sich selbst versorgen und auf Wetterkapriolen eingestellt sein müssen, tragen Sie wahrscheinlich einen großen Rucksack, den Sie geschickt packen müssen, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, ohne zu viel Gewicht zu schleppen. Ich bin gern selbst so unterwegs und finde, der Scout verkörpert besonders gut, was ich mir persönlich unter Bushcraft und Survival vorstelle.

       Der Minimalist: Sie sind ein Meister der Selbstbeschränkung und haben möglicherweise nur Ihre Kleidung dabei. Alles, was Sie benötigen, stellen Sie aus natürlichen Ressourcen her. Sie lieben diese Herausforderung. Hier sind ein ausgezeichneter Trainingszustand, viel Erfahrung und Wissen sowie psychische Stabilität gefragt. Man kann eine Winternacht im Freien komplett ohne mitgebrachte Ausrüstung einigermaßen warm überstehen, das haben Minimalisten mehrfach bewiesen. Ich bewundere Menschen, die so etwas schaffen, habe aber selbst gern einen wohldurchdachten Satz Hilfsmittel dabei. In einer Survival-Situation wären Sie als Minimalist klar im Vorteil.

       Der Historiker: Sie verwenden nur Ausrüstungsgegenstände und Techniken einer bestimmten historischen Epoche, die Sie häufig auch selbst herstellen. Wenn Ihnen jemand begegnet, würde er zum Beispiel einen Wikinger, einen Trapper oder einen amerikanischen Ureinwohner sehen. Sie erreichen mit einfachsten Mitteln erstaunliche handwerkliche Leistungen. Da Sie als Historiker keine modernen Materialien verwenden, ist Ihre Ausrüstung, selbst bei geringerem Umfang, relativ schwer. Außerdem verzichten Sie auf Annehmlichkeiten wie Isomatte, Stirnlampe oder Wasserfilter.

       Der Waldläufer: Sie sind mit leichtem Gepäck unterwegs, kommen mit sehr wenig Komfort aus und versorgen sich praktisch komplett aus der Natur. Da dies fast nur mit Jagen oder Angeln möglich ist, kommt diese Bushcrafting-Variante in Deutschland aus rechtlichen Gründen kaum in Betracht, es sei denn, Sie haben einen Angelschein und planen Ihre Route entlang von legal zugänglichen Angelplätzen.

       Der Jäger und Fallensteller sei hier nur erwähnt. Ihn treffen Sie vielleicht in Kanada, Alaska oder Sibirien. In Deutschland ist die Kombination von Jagd und Bushcrafting aus rechtlicher Sicht praktisch ausgeschlossen, wenn Sie nicht gerade über einen Jagdschein und ein eigenes Jagdrevier verfügen. Die Jagd mit Fangschlingen wird in manchen Bushcraft-Büchern und Online-Tutorials beschrieben, ist in Deutschland aber prinzipiell verboten!

       Als Bush-Trekker verkörpern Sie die Fernwander-Version des Bushcrafters. Sie kombinieren klassisches Trekking mit Bushcraft-Tätigkeit. Trekking in Deutschland ermöglicht Ihnen Touren durch ursprünglich wilde Landschaften, zwar meist auf Wanderwegen, aber mit der offiziellen Erlaubnis an bestimmten Plätzen in der Natur ein Zelt aufzuschlagen oder Feuer zu machen, was sonst in aller Regel recht kompliziert ist. Eine gute Variante für Familien.

       Der Camper: Sie bauen sich gerne ein Lager mit Shelter, Feuerstelle, und Brennholzvorrat, um längere Zeit (mehr als eine Übernachtung) dort zu bleiben und Ihrem Hobby zu frönen. Sie lassen Ihre Bauwerke manchmal auch stehen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu nutzen. Wenn Sie diese Bushcrafting-Variante favorisieren, benötigen Sie in Deutschland die Einwilligung des Grundstückseigentümers, sowohl für die Bauwerke als auch für das Feuer, sonst machen Sie sich sehr schnell unbeliebt oder sogar strafbar.

       Als Phantom setzen Sie alles daran, dass Ihnen niemand begegnet. Sie tarnen sich und Ihre Werke bestmöglich, um nicht entdeckt beziehungsweise gestört zu werden, färben Ihr Gesicht, verwenden keine reflektierenden Werkzeuge, machen keinen Lärm, machen Feuer ohne Rauch und hinterlassen keine Spuren. Ob es diesen Bushcrafter wirklich gibt, ist nicht abschließend geklärt.

      Abenteuer vor der Haustür

      IN DIESEM KAPITEL

       Wie Wildnis in Deutschland aussehen kann

       Welche Voraussetzungen Sie für Bushcraft und Survival mitbringen sollten

       Rechtliche Rahmenbedingungen, die Sie einhalten müssen

      Vielleicht sehen Sie sich vor Ihrem inneren Auge bereits ein paar Bäume fällen, eine Blockhütte bauen und eine frisch gefangene Forelle über dem Lagerfeuer braten. Leider muss ich Ihre Begeisterung bereits jetzt schon etwas bremsen. Bäume fällen, Gebäude errichten, Feuermachen, Fische fangen … Leider ist all das in der Bundesrepublik verboten. Nun stellt sich die Frage, ob Bushcraft und Survival hierzulande überhaupt legal möglich sind? Die Antwort lautet glücklicherweise: Ja! Sie müssen dabei lediglich ein paar Aspekte verstehen und eine Reihe von Regeln beachten – wie bei jedem anderen Hobby auch.

      Beim Bushcrafting ist häufig die Rede vom Überleben in der Wildnis. Wildnis bedeutet: Von menschlichen Einflüssen unberührte Natur. Solche Gebiete sind in der Bundesrepublik Deutschland ausgesprochen selten. Fast die gesamte Fläche wird für Wohnraum, Gewerbe, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft genutzt. Echte Wildnis macht weniger als ein Prozent der Landesfläche aus und ist häufig streng geschützt. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute ist: Ein erheblicher Teil der Landesfläche ist von Wäldern bedeckt, die zwar forstwirtschaftlich und jagdlich genutzt werden, in vielen Fällen aber sehr ursprünglich und in manchen Bereichen auch längerfristig unberührt sind.

      

Als Faustregel kann man sagen, je weiter ein Waldgebiet von Ballungszentren entfernt ist, je gebirgiger das Gebiet, in dem es liegt, und je schlechter es erschlossen ist, desto ähnlicher wird es der echten Wildnis sein.


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