Die Wildente. Henrik Ibsen

Читать онлайн книгу.

Die Wildente - Henrik Ibsen


Скачать книгу
hervorragend delikat.

      Hjalmar unsicher. Gibt es einen Unterschied zwischen den Jahrgängen?

      Der Beleibte lachend. Nein, – Sie sind gut!

      Werle lächelt. Es lohnt sich wirklich nicht, Ihnen einen edlen Tropfen vorzusetzen.

      Der Glatzkopf. Es ist mit dem Tokayer, wie mit den Photographien, Herr Ekdal. Es gehört Sonnenschein dazu. Oder ist es vielleicht nicht so?

      Hjalmar. Ja, das Licht tut das Seinige.

      Frau Sörby. Aber dann ist es ja akkurat so wie mit den Kammerherren; denn die haben Sonnenschein auch furchtbar nötig, wie man sagt.

      Der Glatzkopf. Au! Au! Da haben Sie aber einen recht alten Witz gemacht!

      Der Kurzsichtige. Gnädige Frau produzieren sich –

      Der Beleibte. – und zwar auf unsere Kosten. Droht . Frau Berta! Frau Berta!

      Frau Sörby. Ja, aber das steht doch nun einmal bombenfest, daß die Jahrgänge sehr verschieden sein können. Die alten Jahrgänge sind die feinsten.

      Der Kurzsichtige. Rechnen Sie mich zu den alten?

      Frau Sörby. I, keine Spur.

      Der Glatzkopf. Seh' mal einer an! Aber ich, verehrteste Frau –?

      Der Beleibte. Ja, und ich! Zu welchen Jahrgängen rechnen Sie uns?

      Frau Sörby. Sie rechne ich zu den süßen Jahrgängen, meine Herren. Sie nippt an einem Glase Punsch; die Kammerherren lachen und scherzen mit ihr.

      Werle. Frau Sörby weiß sich immer aus der Affäre zu ziehen – wenn sie will. Aber Sie trinken ja gar nichts, meine Herren! – Pettersen, so passen Sie doch auf –! Gregers, ich denke, wir trinken ein Glas zusammen. Gregers rührt sich nicht. Wollen Sie nicht mithalten, Ekdal? Ich hatte keine Gelegenheit, bei Tisch mit Ihnen anzustoßen.

       Gråberg durch die Tapetentür ins Zimmer.

      Gråberg. Pardon, Herr Werle, aber ich kann nicht heraus.

      Werle. Man hat Sie da drin schon wieder eingeschlossen?

      Gråberg. Jawohl, und Flakstad hat die Schlüssel mitgenommen –

      Werle. Na, dann gehen Sie nur hier durch.

      Gråberg. Aber da ist noch wer –

      Werle. Ja, kommt nur, kommt nur, Ihr zwei beiden; geniert Euch nicht. Gråberg und der alte Ekdal kommen aus dem Kontor.

      Werle unwillkürlich. Nanu!

       Lachen und Gespräch der Gäste verstummen. Hjalmar fährt beim Anblick seines Vaters zusammen, stellt sein Glas hin und wendet sich dem Kamin zu.

      Ekdal sieht nicht auf, macht aber während des Gehens kurze Verbeugungen nach allen Seiten und murmelt: Bitte um Verzeihung. Bin den falschen Weg gekommen. Unten war zu; – war unten zu. Bitte um Verzeihung.

       Er und Gråberg durch den Hintergrund rechts ab.

      Werle zwischen den Zähnen. Der verdammte Gråberg!

      Gregers starrt Hjalmar mit offenem Munde an. Das war doch nicht etwa –!

      Der Beleibte. Was ist das? Wer war das?

      Gregers. O, das war weiter niemand. Nur der Buchhalter und noch einer.

      Der Kurzsichtige zu Hjalmar. Kannten Sie den Mann?

      Hjalmar. Ich weiß nicht –; ich habe nicht acht gegeben –

      Der Beleibte steht auf. Donnerwetter, was ist denn los? Geht zu einigen anderen, die leise sprechen.

      Frau Sörby flüstert dem Diener zu: Geben Sie ihm draußen etwas mit; etwas recht Gutes.

      Pettersen nickt. Soll geschehen. Ab.

      Gregers leise und bewegt zu Hjalmar. Er war es also wirklich!

      Hjalmar. Ja.

      Gregers. Und doch hast Du dagestanden und ihn verleugnet!

      Hjalmar flüstert heftig. Aber konnte ich denn –!

      Gregers. – zu Deinem Vater Dich, bekennen?

      Hjalmar schmerzlich. O, wärest Du nur an meiner Stelle –

       Die Unterhaltung der Gäste, die bis jetzt mit leiser Stimme geführt worden, wird jetzt gezwungen laut.

      Der Glatzkopf nähert sich Hjalmar und Gregers freundschaftlich. Aha, da frischt man wohl alte Erinnerungen aus der Studentenzeit auf? Was? Rauchen Sie nicht, Herr Ekdal? Wünschen Sie Feuer? Ist ja wahr, wir dürfen nicht –

      Hjalmar. Danke, ich rauche nicht –

      Der Beleibte. Wollen Sie uns nicht ein kleines nettes Gedicht vordeklamieren, Herr Ekdal? Früher konnten Sie das so hübsch.

      Hjalmar. Ich kann leider keins mehr.

      Der Beleibte. Ach, das ist aber schade. Ja, was wollen wir denn jetzt machen, Balle?

       Beide Herren gehen ab in den anderen Raum.

      Hjalmar düster. Gregers, – ich will fort! Wenn ein Mann auf seinem Haupt des Schicksals zermalmende Hand gefühlt hat, siehst Du –. Empfiehl mich Deinem Vater.

      Gregers. Ja, ja. Gehst Du gleich nach Haus?

      Hjalmar. Ja. Weshalb fragst Du?

      Gregers. Weil ich dann vielleicht später zu Dir komme.

      Hjalmar. Nein, das sollst Du nicht. Nicht in meine Wohnung. Bei mir ist es trist, Gregers, – besonders nach einem so glänzenden Fest, wie diesem hier. Wir können uns ja immer irgendwo in der Stadt treffen.

      Frau Sörby hat sich genähert; mit gedämpfter Stimme. Wollen Sie fort, Ekdal?

      Hjalmar. Ja.

      Frau Sörby. So grüßen Sie Gina.

      Hjalmar. Danke.

      Frau Sörby. Und sagen Sie ihr, ich würde nächstens mal zu ihr kommen.

      Hjalmar. Besten Dank. Zu Gregers. Bleib hier. Ich will unbemerkt verschwinden.

       Geht langsam durchs Zimmer, dann hinein in die andere Stube und schließlich rechts ab.

      Frau Sörby leise zum Diener, der zurückgekommen ist. Na, hat der Alte was mitgekriegt?

      Pettersen. Jawoll, ich hab' ihm 'ne Flasche Kognak zugesteckt.

      Frau Sörby. Na, Sie hätten auch was Besseres aussuchen können.

      Pettersen. Nee, Frau Sörby; was Besseres als wie Kognak, das kennt der nicht.

      Der Beleibte in der Tür mit einem Notenheft in der Hand. Wollen wir nicht zusammen etwas spielen, Frau Sörby?

      Frau Sörby. Ach ja, – tun wir das.

      Die Gäste.


Скачать книгу