Abende auf dem Gut Dikanka. Nikolai Gogol

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Abende auf dem Gut Dikanka - Nikolai Gogol


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zumute ... das ist sicher der Satan! Ich weiß ja selbst, daß sich’s nicht schickt ... aber mir fehlt die Kraft, meine Hand fortzuziehen.«

      Der Bauer drehte sich um und wollte seiner Tochter etwas sagen, aber da hörte er plötzlich aus nächster Nähe das Wort: »Weizen!« fallen. Dieses magische Wort veranlaßte ihn im Nu, sich an zwei laut miteinander sprechende Handelsmänner zu wenden, und seine Aufmerksamkeit konnte nun durch nichts mehr abgelenkt werden. Die Handelsmänner unterhielten sich über den Weizen und sprachen folgendermaßen.

      3

      Schau, was für ein Kerl da steht!

      So gibt’s wenige auf der Welt.

      Schnaps säuft der wie süßen Meth!

       Kotljarewski »Äneas«

      »Du glaubst also, daß unser Weizen sich schlecht verkaufen wird, Landsmann,« sagte der eine Mann, nach seinem Äußeren zu urteilen ein zugereister Kleinbürger, in geteerten, fettigen und fleckigen Hanfleinwandhosen, offenbar der Bewohner irgendeines winzigen Städtchens, zu dem anderen, der einen blauen, stellenweise etwas geflickten Kittel trug, und dessen Stirn eine riesige Beule schmückte.

      »Was soll ich da groß von denken: ich will mir ne Schlinge um den Hals legen und an diesem Baum hier hin und her baumeln wie die Wurst vor Weihnachten in der Stube, wenn wir auch nur ein Maß verkaufen!«

      »Was schwatzt du da, Landsmann? Wir sind doch hier die einzigen Weizenleute,« erwiderte der Mann mit den Leinwandhosen.

      »Ihr könnt reden, was ihr wollt!« dachte der Vater unserer Schönen, der sich kein Wort vom Gespräch der beiden Handelsleute entgehen ließ: »Ich habe meine zehn Säcke im Vorrat!«

      »Das stimmt ja, aber wenn der Teufel sich ins Spiel mischt, richtet man gerad so viel aus, wie bei einem hungrigen Moskowiter,« sprach der Mann mit der Beule auf der Stirn bedeutungsvoll.

      »Was für ein Teufel?« fragte der Mann mit den Leinwandhosen.

      »Hast du nicht gehört, was die Leute da reden?« fuhr der mit der Beule auf der Stirne fort und sah ihn mit seinen mürrischen Augen von der Seite an.

      »Nun?«

      »Nun? Was ›nun‹? Der Präsident — möge er sich doch nach der Rahmspeise die Lippen nicht mehr wischen können! — Der Präsident hat einen ganz verdammten Ort für den Jahrmarkt ausgesucht, auf dem wird man kein Körnchen los, und wenn man platzt! Siehst du dort am Berge die verfallene Scheune?« (Hier rückte der neugierige Vater unserer Schönen noch näher und wurde ganz Ohr.) »In dieser Scheune treibt der Teufel sein Spiel, und an diesem Ort verläuft kein Jahrmarkt ohne Unglück. Gestern geht da spät abends der Gemeindeschreiber vorbei und plötzlich sieht er — aus der Luke ein Schweinemaul herausgucken: das grunzte so, daß es ihn ganz kalt überlief. Bald wird uns noch der rote Kittel heimsuchen.«

      »Was für ein roter Kittel

      Hier sträubten sich unserem aufmerksamen Zuhörer die Haare. Voller Angst drehte er sich um und sah, wie sein Töchterchen und der Bursche ruhig dastanden, sich umarmt hielten, ein Liebesliedchen sangen und alle Kittel der Welt vergessen hatten. Das zerstreute seine Angst und gab ihm seine frühere Sorglosigkeit wieder.

      »Hehe! Landsmann! Du verstehst dich aber aufs Küssen! Ich habe es erst drei Tage nach der Hochzeit gelernt, meine selige Chwesjka zu küssen, und auch das nur dank dem Gevatter: der hat’s mich als Brautführer gelehrt!«

      Der Bursche merkte sofort, daß der Vater seiner Liebsten da stand, und begann in Gedanken Pläne zu schmieden, wie er ihn für sich gewinnen könne.

      »Du bist sicher ein guter Mensch, du kennst mich zwar nicht, aber ich habe dich gleich erkannt!«

      »Kann schon sein.«

      »Wenn du willst, kann ich dir deinen Vor- und Zunamen nennen und dir auch alles andere sagen: du heißt Solopi Tscherewik!«

      »Stimmt!«

      »Sieh mich mal recht an, erkennst du mich nicht wieder?«

      »Nein. Nimm’s mir nicht übel, ich erkenne dich nicht! Ich habe mein Lebtag so viel Fratzen gesehen, daß nur der Teufel sich auf alle besinnen könnte!«

      »Schade, daß du dich nicht mehr auf Golupupenkos Sohn besinnst!«

      »So bist du der Sohn des Achrim?«

      »Wer denn sonst? Bin ich etwa der kahlköpfige Satan?«

      Da faßten beide an die Mütze, und es begann ein gegenseitiges Abschmatzen; Golupupenkos Sohn beschloß sofort, ohne viel Zeit zu verlieren, seinen neuen Bekannten zu überfallen.

      »Sieh mal, Solopi, deine Tochter und ich, wir lieben uns und wollen immer beieinander bleiben!«

      »Nun, Paraßka,« sagte Tscherewik zu seiner Tochter und lachte, »vielleicht solltet ihr wirklich, wie man so sagt, gemeinsam ... auf einer Weide grasen! Nun, schlag ein! Trinken wir eins darauf, mein Herr nagelneuer Schwiegersohn!«

      Und alle drei zogen miteinander zur wohlbekannten Jahrmarktsschenke — in die Bude des Judenweibes — die mit einer zahlreichen Flotille von Kruken und Flaschen jeder Art und jeden Alters angefüllt war.

      »Brav, brav — alle Achtung!« rief Tscherewik lustig, als er sah, wie sein künftiger Schwiegersohn sich ein Glas, das ein Viertelmaß faßte, vollschenkte, es, ohne eine Miene zu verziehen, auf einen Zug hinuntergoß und dann das Glas in Stücke schmiß. »Nun, was sagst du, Paraßka? Was ich dir für einen Bräutigam ausgesucht habe! Schau, schau, der säuft wie ein Held! ...«

      Und lachend und sich hin und her wiegend, schwankte er mit ihr bis zu seinem Wagen. Unser Bursche strich die Budenreihen ab, vor denen sogar Kaufleute aus Gadjatsch und Mirgorod, jenen beiden so berühmten Städten des Gouvernements Poltawa, standen; er wollte sich eine Holzpfeife mit Messingbeschlag, ein rotgeblümtes Tuch und eine Mütze kaufen; als Hochzeitsgeschenke für den Schwiegervater und die anderen, wie es sich nun einmal gehörte.

      4

      Hältst dich wohl für einen Mann,

      Aber rückt ein Weibsbild an,

      Dann setzt’s Senge ...

       Kotljarewski

      »He, Frauchen, ich habe einen Bräutigam für unsere Tochter gefunden!«

      »‹s ist wohl gerad die rechte Zeit, sich einen Bräutigam zu suchen! Du Dummkopf du, mußt wohl dein Leben lang ein Dummkopf bleiben! Wo hast du gesehen oder wo hast du gehört, daß ein anständiger Mensch jetzt hinter einem Bräutigam herläuft? Hättest du doch lieber daran gedacht, den Weizen loszuwerden. Das wird ein schöner Bräutigam sein! Sicher ist’s der zerlumpteste aller Habenichtse!«

      »Ach was, davon ist keine Rede! Du solltest nur mal sehen, was das für ein Bursche ist! Sein Kittel allein kostet mehr als deine grüne Jacke und die roten Stiefel zusammengenommen. Und wie der großartig Schnaps saufen kann! ... Der Teufel hole mich mit dir zusammen, wenn ich je gesehen habe, daß ein Bursche ein halbes Maß hinuntergießt, ohne mit der Wimper zu zucken ...«

      »Ei freilich, also ein Trunkenbold und ein Landstreicher wie du! das würde dir so passen! Ich möcht’ darauf wetten, daß es derselbe Lümmel ist, der uns auf der Brücke angerempelt hat. Schade, daß ich ihn bis jetzt noch nicht erwischt habe — ich hätte ihm schon was gezeigt!«

      »Und wenn’s nun wirklich derselbe wäre, Chiwrja? Warum soll er denn ein Lümmel sein?«

      »Warum soll er kein Lümmel sein? Ach du hirnloser Schädel! So hör doch — warum soll er denn kein Lümmel sein! Wo hattest du denn deine kreuzdummen Augen versteckt, als wir an den Mühlen vorbeifuhren? So einem Mann kann man wahrhaftig geradeswegs vor seiner, mit Tabak beschmutzten Nase die eigene Frau beleidigen, und er kümmert sich nicht drum!«

      »Ich kann nichts Schlimmes dabei sehen: der Junge ist großartig! Höchstens,


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