Heilung - Plädoyer für eine integrative Medizin. Peter Maier

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Heilung - Plädoyer für eine integrative Medizin - Peter Maier


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Sicht auf den Menschen und damit auch der auf den Naturwissenschaften basierende Ansatz der Schulmedizin sehr einseitig ist und eher nur einen geringen Teil unserer menschlichen Wirklichkeit erfasst. Dazu mehr in Kapitel fünf.

      Mir geht es darum, in diesem Buch konkrete alternative Heilmaßnahmen und Wege jenseits der Schulmedizin, die auf ganz persönlicher Erfahrung beruhen, vorzustellen und ihre mögliche Wirkung zu beschreiben. Dazu waren jedoch bei mir selbst erst einige heftige Schläge im Leben und ein sich daran anschließender jahrzehntelanger persönlicher seelischer Reifungs-, Reflexions- und Bewusstseinsprozess nötig.

      Als Physiker und typisches „Kind“ unserer Zeit, in der der alleinige Glaube an die Naturwissenschaften und einer darauf basierenden Schulmedizin noch immer ungebrochen ist, war auch ich zunächst ein überzeugter Skeptiker, was alternative Heilbehandlungen betrifft. Wenn ein körperliches Problem auftaucht, gibt es eben Medikamente oder geeignete Operationen, die den körperlichen Schaden in der Regel gut reparieren können. Das war bis 1992 meine feste Überzeugung und meine Welt- und Menschensicht – vor dem Hintergrund, dass alles nur Materie ist. Und dann geschah 1992 der beinahe tödliche Autounfall. Zeitgleich begann zudem eine unsägliche Verletzungsserie in beiden Knien, die mich fast zum Invaliden machte und meinen Glauben an die Schulmedizin nachhaltig erschütterte. Und schließlich wurde 2019 auch noch eine Krebserkrankung diagnostiziert…

      1.

      Bei einem Sommerurlaub 2018 in Italien werde ich im Camper nachts zweimal von hunderten von Ameisen überfallen. Da sie es nur auf mich, nicht aber auf meine Frau neben mir abgesehen haben, ahne ich, dass sie mir mit ihrem „Besuch“ eine Botschaft bringen wollen: Etwas wird bald von mir abfallen.

      2.

      Tatsächlich beginnt bereits sechs Wochen später ein unangenehmer Prozess mit körperlichen Symptomen: ein wucherndes Granulom am linken Zeigefinger, eine Nierenkolik mit abgehendem Nierenstein, ein Leistenbruch. Jedem dieser Ereignisse kann schnell ein psychisches Thema zugeordnet werden, das sich körperlich entlädt und von mir abfallen will.

      3.

      Der Leistenbruch markiert Höhepunkt und Ende eines Leistungsdenkens, von dem ich ein Leben lang geprägt war und das ich von meinem Vater übernommen hatte. Am Ende meiner beruflichen Karriere kann ich mir den Bruch mit dieser Lebenseinstellung endlich leisten (Bruch mit der Leistung). Auch diesbezüglich fällt nun etwas von mir ab.

      4.

      Der Leistenbruch ist Ausdruck eines inneren, geistigen Kampfes – zwischen meinem Drang nach einem eigenen freien Leben und zwei fatalen, mich blockierenden Gelübden, die ich als Junge getroffen hatte und die mich Jahrzehnte lang an meinen Vater gebunden haben. Dieser geistige Konflikt hat mir – so mein ganz persönliches Erleben – meine Leiste zerrissen.

      5.

      Die archaische Bibelgeschichte von den Zwillingen Jakob und Esau eignet sich hervorragend, den Kampf der widerstrebenden Kräfte in mir psychologisch zu deuten: Der Verstandesmensch und „Workaholic“ Jakob wird von seiner verdrängten Schattenfigur angefallen – von Esau, der die Gefühle und Triebe in Jakob verkörpert. Jakob überlebt den Kampf, weil er bereit ist, sich in Zukunft um einen Ausgleich beider Lebensaspekte zu kümmern. Das ist jetzt auch für mich dran.

      6.

      Im Frühsommer 2019 wird mir eine weitere Botschaft der Ameisen klar. Sie wollten mich auch darauf hinweisen, dass ich bald von etwas „be-fallen“ sein werde: von Krebszellen. Diese schlimme Diagnose und die sich anschließende unvermeidliche Operation verändern alles in meinem Leben.

      7.

      Bei der Behandlung von Fingergranulom, Nierenstein und Leistenbruch, sowie bei der kompetenten Durchführung der Krebsoperation erlebe ich die Vorzüge der Schulmedizin. Sie ist technisch hoch entwickelt und effizient, vor allem auf den Gebieten der Vorsorge, der Diagnose, der Unfall-, Intensiv- und Operations-Medizin. Für die Fähigkeiten in diesen Bereichen sollte unsere Medizin zu Recht gewürdigt werden.

      8.

      Dennoch werden mir bei all den Behandlungen bereits die Grenzen und Schattenseiten der Schulmedizin deutlich vor Augen geführt: Kein Arzt fragt nach den eigentlichen Ursachen meiner Probleme. Außerdem sind die bei der Krebsdiagnose eingesetzten Methoden Biopsie, Computer-Tomographie und Ganzkörper-Szintillation (strahlen)belastend für den Körper. Im Vergleich zum Krebs selbst müssen diese Diagnose-Methoden zum Auffinden und Lokalisieren der Krebserkrankung dennoch als das deutlich kleinere Übel angesehen werden.

      9.

      Bei Krebs wird heute die Hilflosigkeit des schulmedizinischen Ansatzes besonders deutlich: Fast 500.000 Neuerkrankungen pro Jahr stehen fast 250.000 Krebs-Todesfälle gegenüber – trotz der schweren technischen und chemischen Geschütze, die zur Heilung aufgefahren werden. Die heutige Medizin, die ausschließlich auf eine naturwissenschaftliche Grundlage baut, ist einseitig rational ausgerichtet und wird daher der Gesamtwirklichkeit unseres Menschseins und unserer Gesundheit nicht gerecht.

      10.

      Die Medizin der Zukunft kann nur eine integrative Medizin sein. Sie sollte für eine möglichst breite Palette von Heilmethoden offen sein: für eine technisch hoch entwickelte Apparate-Medizin ebenso wie für altes, erprobtes energetisches Heilwissen der TCM oder des Ayurveda, um nur zwei Beispiele alternativer Heilsysteme zu nennen. Globalisierung und Internet liefern uns Möglichkeiten der medizinischen „Zusammenschau“, wie es sie noch nie gab zuvor. Eine integrative Medizin sollte diese Chance ohne Vorurteile nutzen.

      vom naturwissenschaftlichen Skeptiker zum spirituellen Lehrer

      Bis zu meinem 37. Lebensjahr war ich ein typisch naturwissenschaftlicher Skeptiker. Dies lag auch daran, dass meine Mutter ständig irgendwelche Symptome hatte. Sie schluckte täglich Tabletten oder sie hatte die nächste Operation. Auf jeden Fall vertraute sie felsenfest der herkömmlichen Medizin. Eine andere Medizin war um 1960 in meiner Familie auch gar nicht bekannt. So setzte sich in mir von Kindheit an die Überzeugung fest: Ein psychisches Problem gibt es nicht. Wenn aber Symptome auftauchen, so können diese mit entsprechenden Medikamenten oder notfalls mit einer Operation schnell wieder aus der Welt geschafft werden.

      Seit meiner Pubertät war ich ausschließlich rational ausgerichtet. Durch das Physikstudium wurde diese Einstellung zur Wirklichkeit noch verstärkt. Alles, was nicht logisch zu erklären war, war für mich Einbildung, irrational oder Teil eines vergangenen, unaufgeklärten Weltbildes. Durch mein gleichzeitiges Theologiestudium glaubte ich zwar rein rational an die Existenz eines Gottes. Schon früh hatte ich jedoch die arrogante kirchliche Überzeugung übernommen, dass Schamanismus und Esoterik in den Bereich von Sekten gehörten und deshalb als heidnische oder gar teuflische Phänomene total abzulehnen seien. Alle alternativen Heilungsangebote und Heilsversprechungen aus dieser Richtung waren für mich damals Humbug, Scharlatanerie oder gar Teufelswerk, die nur dazu dienen, Macht über andere Menschen zu gewinnen oder den nach Heilung suchenden Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Diese Einstellung vermittelte ich dann zehn Jahre lang als Religions- und Physiklehrer auch meinen Schülern.

      Irgendwie hatten der naturwissenschaftliche Skeptizismus, der nur gelten lässt, was man mit physikalischen Methoden beobachten und messen kann und die traditionelle Haltung der Kirche, die alles als heidnisch betrachtet und ablehnt, was nicht in ihre strenge dogmatische Lehre passt, in mir eine unheilige Allianz gebildet. Daher brauchte es später einige schwere Schläge in meinem Leben, um diese in mir „eingemauerte“ Denkweise zu verändern. Und diese Ereignisse kamen ganz unerwartet ab 1992...

      Meine spirituelle Entwicklung, die mit einem fast tödlichen Unfall begann, war stets mit heftigen körperlichen Symptomen und Schmerzen verbunden. Nur so war ich bereit, in


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