Heilung - Plädoyer für eine integrative Medizin. Peter Maier

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Heilung - Plädoyer für eine integrative Medizin - Peter Maier


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als zwei Seelenkräfte ein und derselben Person angesehen werden, die im Widerstreit liegen. Da Jakob so viele Jahre aber nur kopfgesteuert gelebt und seinen Esau-Seelenteil verdrängt hat, fällt ihn nun sein eigener Schatten an – dieser Esau-Gefühls- und Trieb-Seelenteil, den er lange Zeit so schmählich vernachlässigt und wohl auch verachtet hat. Der Lohn der Geschichte – auf der tiefenpsychologischen Ebene betrachtet – ist jedoch für Jakob gar nicht hoch genug einzuschätzen. Jakob hat seinen Esau-Emotions-Trieb-Teil wieder erlebt – und integriert. Dadurch ist Jakob zur Gesamtpersönlichkeit aus einem Jakob-Verstandesteil und einem Esau-Gefühlsteil gereift. Das ist doch wunderbar.6

      Diese archaische Geschichte ist zeitlos und archetypisch. Daher kann sie jetzt auch mir dienen, um meinen Leistenbruch in der Tiefe zu verstehen und zu deuten. Die Tatsache, dass es mir ja die Leiste bereits zerrissen hat, gibt mir die Hoffnung, dass mein Kampf mit dem verdrängten „Esau-Seelenteil“ – mit dem Vater in mir – schon stattgefunden hat und vorüber ist. Ein doppeltes Gelübde aus der Kindheit, jeweils bezogen auf meinen Vater, ist von mir abgefallen.

      Habe ich diesen meinen vitalen Esau-Teil, so wie Jakob in der Bibelgeschichte, aber schon integrieren können? Ich denke, das wird noch ein längerer Innenprozess werden, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass dies gelingt. Dann wären die ganzen Umstände der Operation, sowie die Tatsache, dass ich wie Jakob in der Bibelgeschichte ab jetzt eine starke körperliche Einschränkung haben werde, nicht umsonst gewesen.

      Und die Ameisen? Die wundervollen Tiere zeigten mir ja schon vor Monaten an, dass bald einiges von mir abfallen würde. In diesem Fall durfte ich die beiden Vater-Gelübde loslassen (von mir „abfallen“ lassen), die wohl in der Kindheit ihre Bedeutung hatten, nun jedoch zu einer immer größeren Last und Beeinträchtigung meines Lebens geworden waren. Danke, ihr Ameisen, dass ihr mir den Weg vorhergesagt und aufgezeigt habt! Danke, Esau-Vital-Teil, dass du zu mir zurückgekehrt bist! Danke auch, lieber Operateur, der du meine Leiste wieder fachmännisch vernäht hast…

      Im Neuen Jahr (2019) gehe ich wieder zur Schule, aber es fällt mir schwer. All die Ereignisse im November und Dezember haben mich ziemlich mitgenommen und mich viel Energie gekostet. Darum ist es auch kein Wunder, dass ich im Februar in einen ziemlichen Winter-Blues gerate, in eine depressive Verstimmung, die etwa sieben Wochen lang andauert und meine Arbeit belastet. Wo ist nur meine Esau-Vital-Energie geblieben, die doch durch die Leistenbruch-OP prinzipiell freigesetzt wurde?

      Meine Frau drängt mich deswegen dazu, nach Jahren endlich wieder eine Vorsorgeuntersuchung bei meinem Hausarzt zu machen, um mein ganzes Körper-System einmal richtig durchchecken zu lassen. Bei der Blutuntersuchung Anfang März fällt auf, dass der sogenannte PSA-Wert7 etwas über dem Normbereich für meine Altersklasse liegt. Der Arzt empfiehlt mir daher, bei Gelegenheit einen Urologen aufzusuchen. Das habe ich auch vor, doch zunächst verbringen meine Frau und ich in den Osterferien eine wunderbare Woche auf Malta. Nichts wird jedoch danach wieder so sein wie zuvor.

      Denn gleich nach der Rückkehr gehe ich zum Urologen. Der erfahrene Arzt stellt nach einem kurzen Tastbefund fest: „Ihre Prostata ist nicht in Harmonie, auf der rechten Seite ist eine deutliche Verhärtung festzustellen.“ Noch in der gleichen Woche wird eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) durchgeführt. Bei der Auswertung wird ein Knoten in der rechten Prostata-Seite festgestellt, der vom Radiologen mit der Bezeichnung „80 Prozent maligne“ versehen wird. Es handelt sich womöglich um einen „bösartigen“ Tumor in der Prostata.

       Die Diagnose haut mich um

      Eine Biopsie mit anschließender Untersuchung der Gewebeproben im Labor ergibt, dass ich einen aggressiven Prostatakrebs habe. Der Urologe drängt mich zu einer sofortigen Operation, um einer Streuung in andere Körperorgane zuvorzukommen. Diese Diagnose ist für mich so, als ob mir ein Boxer soeben einen kräftigen Magenschwinger versetzt hätte: sie haut mich um. Schlagartig wird mir nun die in unserer Gesellschaft vorherrschende Einstellung bezüglich Krebs klar, die auch ich bisher unbewusst übernommen hatte:

       Mit Krebs habe ich nichts zu tun, er betrifft nur die anderen.

       Wenn es mich aber mit Krebs erwischt, muss ich sterben.

      Todesangst durchfährt mich bis in meine Knochen hinein. Und jetzt kommen mir auch sofort wieder die Ameisen in den Sinn. Sie wollten mir offensichtlich nicht nur ankündigen, dass bald etwas von mir „ab-fallen“ wird (der Nierenstein, die Vater-Gelübde usw.), sondern dass ich bereits von etwas „be-fallen“ sei – von aggressiven Krebszellen, die ich mir nun ebenso schwarz wie die kleinen schwarzen aggressiven Ameisen im Camper vorstelle. Die Ameisen auf meinem Körper haben mir somit schon acht Monate zuvor die Krebszellen in meinem Körper angezeigt – ebenso wie die Bakterien, die mich damals zeitgleich ebenfalls be-fallen hatten.

      Bereits drei Wochen später findet die Prostata-OP statt. Am nächsten Tag taucht der Operateur auf und sagt mir unverblümt, dass nicht alle Krebszellen beseitigt werden konnten, da das Karzinom bereits über die Prostata hinausgewachsen war. Daher müsse ich möglichst bald mit einem umfangreichen Bestrahlungsprogramm beginnen, um alle Krebszellen zu vernichten. Das ist die nächste Hiobsbotschaft für mich.

      Am nächsten Tag setzt bei mir ein tiefer Erkenntnis-, Bewusstseins- und Entscheidungsprozess ein. Ich beschließe, meinen Körper nicht weiter verstümmeln zu lassen, denn das würde eine Bestrahlung bedeuten. Ich will auf alternative Methoden der Krebsheilung setzen und so selbst aktiv zu meiner Heilung beitragen. Einige Tage später stoße ich über ein Interview mit Lothar Hirneise8 auf das sogenannte „3E-Zentrum“ in Remshalden bei Stuttgart. Mit einer radikalen Ernährungsumstellung (Dr. Budwig-Öl-Eiweiß-Kost), vielfältigen Entgiftungsmethoden und mit einer tiefgehenden Psycho-Arbeit wird dort versucht, den sehr individuellen Ursachen der Krebserkrankung auf die Schliche zu kommen und den Krebs zu heilen. Diesen Weg gehe ich ab jetzt konsequent...

      Mir ist jedoch vollkommen bewusst, dass mit Krebs nicht zu spaßen ist. Ganz gleich, welchen Weg man wählt – ob herkömmlich-schulmedizinisch oder alternativ –, eine Garantie zur Heilung von Krebs gibt es nirgendwo. Heilung ist letztlich immer Gnade und Geschenk, das man nur demütig und voll Dankbarkeit annehmen kann.

       Ein ermutigender Traum

      14. Januar 2020 beim Erwachen: Ich sehe meinen Körper im Morgengrauen sehr groß daliegen. Etwa drei oder vier schwarze Ameisen laufen entsetzt und erschreckt weg von meinem Bauchbereich und verschwinden auf dem Boden, weil sie sich durch mein „Sehen“ ertappt fühlen. Sie können das Licht nicht ertragen. Ist es noch ein Traumbild? Oder bin ich bereits wach, jedoch noch im Alpha-Zustand?

      Auf jeden Fall erinnern mich die Ameisen im Traum sofort wieder an den realen Ameisenüberfall im Camper in Italien eineinhalb Jahre zuvor. Damals waren es Hunderte dieser Tierchen, von denen mein Körper übersät und bevölkert war. Jetzt aber waren es nur noch einige wenige versprengte Mitglieder dieser Gattung, sozusagen die Nachhut des bereits abgezogenen Ameisen-Bataillons.

      Ich spüre den engen Zusammenhang mit dem ersten Auftreten der Ameisen. Sie hatten und haben für mich eine schamanische Bedeutung. Wenn sie damals durch ihr reales Dasein angezeigt haben, dass ich von Krebszellen befallen sein werde, dann signalisieren sie mir nun, dass ich womöglich gerade dabei bin, völlig Krebs-frei zu werden oder davon schon frei zu sein. Das stimmt mich sehr hoffnungsvoll. Auch ärztliche Untersuchungen im Frühjahr 2020 geben mir Anlass zur Hoffnung auf Heilung...

      Es macht für mich keinen Sinn, einen Gegensatz zwischen Schulmedizin und den vielfältigen Formen alternativer Medizin aufzubauen, wie sie etwa im 3-E-Zentrum in Remshalden praktiziert werden. Im Gegenteil. Liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie das erwartet haben, muss ich Sie leider enttäuschen. Die Devise kann nur lauten: Schulmedizin und Alternativmedizin, ein Plädoyer für eine „integrative Medizin“


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