Das FBI gegen die Macht des Gebets II. George Curtisius

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Das FBI gegen die Macht des Gebets II - George Curtisius


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      Es war immer wieder "gepredigt" worden, dass man seine Ellbogen benutzen müsse, um an die Spitze zu kommen. Man müsse alle vorhandenen Mittel einsetzen, um an die Macht zu kommen. Nur so könne man in der Gesellschaft sein Wissen und seine Erfahrungen bestmöglich einsetzen. Nur die Stärksten und Besten sind wichtig für den Erfolg und das Überleben der Menschheit, hatte der englische Forscher Darwin herausgefunden.

      Die Kirchen haben oft gelehrt, dass auf den Reichen und den Mächtigen, den Menschen mit hohem Ansehen, der Segen Gottes ruhe. Alle diese Gedanken setzte Nandor als typischer Naturwissenschaftler seinen Gedankenbildern mit Vorwürfen sündhaften Handelns entgegen. Aber es half ihm nicht. Sein Sündhaftes war stärker und ließ sich aus seinem Bewusstsein nicht verdrängen.

      Der typische Naturwissenschaftler bekämpfte selbstverständlich seine Halluzinationen des Sündhaften und seine Schmerzen mit der modernen Medizin. Der Gedanke, das Mittel des Vergebungsprozesses zu nutzen, war ihm fremd.

      Auf das Mittel der Vergebung konnte man sich nicht verlassen. Da kam es wieder nur auf den Glauben an. Dagegen konnte man sich auf die Erfolge der modernen Medizin verlassen. Das hatte sie unter Beweis gestellt. Daher nutzte auch Kyle Nandor die Errungenschaften der Pharmaindustrie. Er nahm die Pillen ein, die ihm sein Arzt verschrieben hatte.

      Aber bei diesem neuen Krankheitsbild des Sündhaften halfen auch die Schmerzmittel und Tranquilizer und die Antidepressiva jeweils nur sehr kurze Zeit. Dann musste Nandor erneut Tabletten einnehmen. Sie waren zumindest eine kleine und kurzfristige Hilfe.

      Nandor tröstete sich mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Als Naturwissenschaftler konnte er auf die so überaus leistungsfähige Pharmaindustrie vertrauen. Sie würde sehr schnell ein Medikament entwickeln, das den ganzen Spuk mit dem Sündhaften und den damit verbundenen Schmerzen zum Verschwinden bringen würde.

      Doch dieser "Glaube" erwies sich als ein Irrtum!

      Daneben glaubte Nandor noch daran, dass der Spuk des Sündhaften verschwinden könnte, wenn der Piratensender mit seinen Sendungen zur Botschaft der Vergebung ausgeschaltet sein würde. Deshalb musste dieser Sender kurzfristig gefunden und ausgeschaltet werden.

      Seine Logik war, dass Vergebung nur dann nötig sein könnte, wenn überhaupt Sündhaftes als solches von einem Menschen erkannt und akzeptiert würde. Wenn ein Mensch sein Denken und Handeln nicht als sündhaft betrachtet, braucht er auch nicht um Vergebung zu bitten.

      Im Leben der Menschen auf der Erde, so dachte Kyle Nandor, ist ihr Denken und Handeln gut oder böse. Beides gehört in jedem Fall zum Dasein der Menschen. Es kann deshalb nicht jedes ungute oder böse Handeln eine Sünde sein.

      Der religiöse Begriff der Sünde bezeichnet ein Fehlverhalten gegenüber Gott sowie auch ein Fehlverhalten gegenüber einem oder mehreren Menschen. Wer die Existenz eines fernen Gottes nicht akzeptiert, kann auch keine Sünde wider ihn begehen.

      Auch böses Verhalten gegenüber Mitmenschen oder Tieren kann kein Fehlverhalten sein, weil das Böse schon bei der Geburt im Menschen angelegt sei, ebenso wie das Gute. Gut und Böse müssen von allen akzeptiert werden, weil es zum Leben der Menschen gehöre. Diese Gedanken gefielen Nandor. Nun brauchte er nichts in seinem Leben zu ändern.

      Nandor sagte sich immer wieder, dass er keinen Menschen getötet und keinen Menschen bestohlen habe. Also könne es für ihn auch dann nichts Sündhaftes in seinem Leben geben, wenn er die Existenz von Sündhaftem als theoretische, wenn auch unbewiesene, Möglichkeit in Betracht ziehen würde. Mit dieser Logik tröstete sich Nandor und hoffte auf eine kurzfristige Beseitigung seiner Schmerzen und quälenden Gedankenbilder.

      Seine Gespräche mit Ingenieuren und Physikern beim FBI und den TV-Sendern NBC und CBS bestärkten ihn in seiner Ansicht, weil diese so dachten wie er. Auch diese Erfahrung beruhigte ihn und bestärkte ihn darin, sein angeblich Sündhaftes zu ignorieren.

      Bei diesem Gedanken lächelte er. Er war von seinen vielen Gedanken gegen die Flut des Sündhaften in seinem Bewusstsein müde geworden. Er spürte die Unbequemlichkeit seiner Couch nicht mehr und schlief ein.

      Suche des Piratensenders

      Am Donnerstagnachmittag, 2 p.m., hatten sich im kleinen Konferenzraum des J. Edgar Hoover Building in Washington D.C. die Ingenieure vom FBI mit ihrem Teamleiter und die Teamleiter und stellvertretenden Teamleiter der technischen Teams der Sender NBC und CBS versammelt.

      Die Besprechung wurde von Dr. Kyle Nandor geleitet, dem wissenschaftlichen Berater des FBI. Nandor bearbeitete beim FBI alle Probleme auf dem Gebiet der Physik. Er fühlte sich trotz der Ruhepause am Vormittag erschöpft. Nandor musste diese Besprechung so gut wie möglich hinter sich bringen und noch dem Direktor des FBI Bericht erstatten. Dann würde er nach Hause gehen und sich ins Bett legen.

      Für die im Konferenzraum versammelten Spezialisten ging es darum, über ihre bisherigen Arbeitsergebnisse zu sprechen und über zukünftige Maßnahmen zu beraten.

      Die Teamleiter von FBI und den Sendern NBC und CBS sowie ihre anwesenden Stellvertreter fühlten sich nicht gut. Sie hatten sich ursprünglich krankgemeldet. Aber die Vorgesetzten hatten sie gebeten, wenigstens halbtags ihre Arbeit zu machen, weil zu viele andere Spezialisten krank waren.

      Auf dem Tisch des Konferenzraums standen 2 Schüsseln mit Schmerztabletten und Tranquilizern und eine Schale mit Antidepressiva. Es war inzwischen in vielen Büros üblich geworden, die noch halbwegs arbeitsfähigen und arbeitswilligen Spezialisten mit den benötigten Medikamenten zu versorgen.

      Sie konnten ihre eingeschränkte Arbeitskraft auf wichtige Aufgaben konzentrieren, statt vor Drugstores auf die Lieferung von Medikamenten zu warten.

      Am Anfang der Gesundheitskrise wollte keiner der Manager und Top-Spezialisten den Eindruck erwecken, unter den gleichen Halluzinationen und Wahnvorstellungen des Sündhaften im eigenen Bewusstsein und den körperlichen Schmerzen zu leiden wie so viele Amerikaner.

      Man wollte nicht schwach erscheinen. Diese Einstellung hatte sich inzwischen geändert. Wenn alle unter dem unerklärlichen Phänomen litten, musste man sein eigenes Problem nicht mehr verstecken.

      Einige der im Konferenzraum versammelten Ingenieure und Physiker hatten den im Fernsehen gesendeten Vergebungsprozess durchgeführt, um sich selbst kein Versäumnis vorwerfen zu können.

      Ihre Bitte um Vergebung beinhaltete jedoch keine Reue und kam nicht aus ihrem Herzen. Deshalb konnte die Vergebung nicht gelingen. Da der Vergebungsprozess nicht erfolgreich war, gaben sie weitere Versuche auf. Nach ihrer Überzeugung war das Verfahren unzuverlässig.

      Dagegen hatte sich die Anwendung von modernen Medikamenten bei den verschiedensten Krankheiten als zuverlässige Hilfe erwiesen. Die Ingenieure und Physiker versuchten daher, mit Hilfe von Medikamenten weiterhin ihren Job zu machen.

      Mit den Medikamenten konnten sie die auf sie einstürmenden Gedankenbilder immer kurzfristig abschwächen, um auch andere Gedanken in ihr Bewusstsein zu holen. So waren sie noch zeitweise halbwegs arbeitsfähig, wenn auch mit gravierend eingeschränkter Produktivität und Performance.

      Seit Dienstag hatten die Techniker von NBC und CBS zusammen mit den Technikern vom FBI versucht, den Piratensender zu lokalisieren. Bisher ohne Erfolg. Sie waren verzweifelt. Die Unterbrechung der TV-Sendungen von NBC und eine Stunde später von CBS durch den Sender der Botschaft der geistigen Welt zur Vergebung war für die betroffenen TV-Sender ein großes Ärgernis.

      NBC und CBS, die mit ihren Senderketten in den USA über eine gewaltige Macht verfügten, mit der sie die Zuschauer und Zuhörer nach Belieben in ihrem Sinne manipulieren konnten, waren plötzlich dem Diktat eines Piratensenders unterworfen. Das war demütigend.

      Das musste schnellstens siegreich beendet werden. Leider schien der Sieg noch ein Stück entfernt zu sein. Der Piratensender musste nur geortet werden. Dann konnte er von FBI oder Polizei leicht ausgeschaltet werden.

      Trotz Einsatz modernster Technik hatten die Ingenieure den Piratensender noch nicht orten können. In der Geschichte der Sendetechnik hatte es solch einen


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