Der Gott des Krieges. Uwe Siebert

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Der Gott des Krieges - Uwe Siebert


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Larkyen.“

      „Was glaubst du, wer du bist?“, rief der alte Majunay aufgebracht, „Das ist kein einfacher Mensch, es ist ein Gott!“

      Längst war die Aufmerksamkeit der Menge geweckt, und hunderte Augenpaare richteten sich nun auf Larkyen und den Kedanier.

      „Ein Gott?“, rief der Kedanier. „Gott – so werden all jene genannt, die nicht sterblich sind und mächtigste Gaben besitzen. Ich bin Kverian, und ich sehe keinen Gott vor mir, sondern einen einfachen sterblichen Menschen, der sich mit fremdem Ruhm zu schmücken versucht. Kämpfe gegen mich, Larkyen, du Freund der elenden Schlitzaugen.“

      Larkyen, der sich seiner Überlegenheit bewusst war, erwiderte beschwichtigend: „Ich bin nicht dein Feind, Kverian von den Kedaniern. Noch gelüstet mir danach, gegen dich zu kämpfen.“

      „Feigling!“ brüllte der Kedanier und winkte weitere Nordmänner heran. Einer von ihnen packte den Knaben Arnyan und legte ihm die Hand um die Kehle.

      Eine Majunayfrau drängte auf den Knaben zu und kreischte: „Lasst meinen Sohn!“

      Ein bärtiger Nordmann stieß sie lachend zurück.

      „Lasst ihn gehen“, bettelte der alte Majunay. „Er ist nur ein Junge. Er ist kein Gegner für euch.“

      „Kämpfe“, forderte Kverian von Larkyen, „Kämpfe gegen mich, oder bei Nordar, der Hals dieses Jungen wird brechen wie ein Zweig. Und wenn dir das noch immer nicht reicht, so schwöre ich dir, dass ich mit meinen Männern die Gäste dieses Festes abschlachten werde wie Vieh.“

      Der junge Arnyan war außerstande, sich aus dem festen Griff der großen Kedanierhände zu befreien. Hektisch rang er nach Luft, und in seinem Gesicht zeichnete sich Todesangst ab.

      Larkyen hatte keine andere Wahl. Und der kedanische Hochmut hatte längst seinen Zorn geweckt.

      Er stieg vom Pferd.

      „Keine Klingen, keine Beile“, befahl er, „Ich will dich nicht töten. Nach dem Kampf lasst ihr den Jungen gehen und verschwindet von hier.“

      Kverian grinste und nickte zufrieden, bevor er auf die Strohmatte zuging.

      Larkyen legte Umhang und Schwert ab und folgte dem Kedanier.

      Sie standen sich standen nun auf der Matte gegenüber. Auch der Kedanier entledigte sich der Lederrüstung. Die Muskeln auf seinem von Narben übersäten Körper waren gewaltig – nicht umsonst galten die Kedanier als das stärkste Volk der Welt.

      Larkyen streifte sich das weiße Wollhemd ab und entblößte ebenfalls seinen Körper. Jeder Muskel war aufs äußerste gespannt und zeichnete sich unter seiner Haut ab. Auch wenn er bereits gegen Hunderte von Feinden gekämpft hatte, waren ihm dennoch keinerlei Narben geblieben, denn jede seiner Wunden heilte augenblicklich. Es sollte nicht lange dauern, bis sein Gegner begriff, dass er sich einem der gefährlichsten Geschöpfte der Welt gegenüberstehen sah.

      Larkyen sprang mit einem weiten Satz auf Kverian zu und schleuderte den Hünen mit einer beinahe spielerischen Bewegung an den Rand der Matte.

      In den Gesichtern der Zuschauer zeichnete sich blanke Fassungslosigkeit ab.

      Kverian rappelte sich sofort wieder hoch. Er war ziemlich weit entfernt von seinem Gegner gelandet, doch schon stand Larkyen wieder bei ihm.

      Der Unsterbliche packte Kverian mit beiden Händen an der Kehle und zerrte ihn auf die Beine. Larkyens Griff war von solcher Kraft, dass der Kedanier endlich die Überlegenheit seines Kontrahenten anerkannte. In der Natur gibt es immer jemanden, der stärker ist.

      „Befiehl deinen Leuten, den Jungen sofort frei zu lassen“, knurrte Larkyen.

      Larkyen lockerte seinen Griff, um dem Nordmann die nötige Luft zum Sprechen zu gewähren.

      „Lasst ihn frei“, keuchte Kverian.

      Der Knabe rannte zurück zu den Majunay und wurde von seiner Mutter mit einer Umarmung empfangen.

      Larkyen ließ von Kverian ab.

      Der Nordmann sank röchelnd auf die Knie. Erst jetzt bemerkte Larkyen, dass es seinem Gegner während des Kampfes gelungen war, ihm den Lederhandschuh abzustreifen. Nun starrte Kverian auf Larkyens Handrücken. Das Mal der schwarzen Sonne war entblößt und für alle ersichtlich.

      „Dann bist du also wirklich der, von dem im Norden und Osten die Kunde geht“, keuchte Kverian. „Der Bezwinger von Boldar der Bestie, der einsame Vernichter einer Siedlung von großen Kriegern. Du bist kein Mensch, doch verehren will ich dich nicht. In manchen Teilen der Welt mag deine Rache gerecht sein, nicht aber in meiner Heimat.“

      Nur unter Mühen gelang es Kverian, sich von der Matte zu erheben. In seinem Gesicht spiegelte sich Verachtung wider.

      Es war der Knabe, der Larkyen Umhang und Schwert reichte. Erneut haftete der Blick des jungen Majunay an der in eine Lederscheide gehüllten Waffe. Die energievolle Präsenz des Schwertes Kaerelys ließ die Luft geradezu knistern.

      Kverians Augen weiteten sich.

      „Du trägst das Schwert Nordars“, stellte der Nordmann fest. „Der Kriegsgott schmiedete einst diese machtvolle Waffe für Boldar. Hältst du dich für würdig sie zu führen?“

      „Du weißt viel, Kverian von den Kedaniern“, knurrte Larkyen, „Doch erkenne die Vorausbestimmung an, dass ich nun der Herr dieses Schwertes bin.“

      „Solange, bis auch du vernichtet wirst“, zischte Kverian.

      Der Kedanier kehrte Larkyen den Rücken und verschwand mit seinen Landsleuten in der Menschenmenge. Larkyen sah ihnen misstrauisch nach.

      „Verfluchte Barbaren“, grummelte Yenovar, der sich um den Titel des Löwen von Kanochien verdient gemacht hatte.

      „Herr, erlaube mir, dass ich mich dir nun vorstelle“, sprach der Majunay und seine Stimme bebte. „Ich bin Yenovar vom Stamm der Oyenki. Veteran der Reiter des schwarzen Drachen.“

      Daraufhin verbeugte sich Yenovar tief vor Larkyen. Auch der Unsterbliche kam dem Brauch des Ostens nach.

      „Herr, es wäre uns eine Ehre, wenn du uns in unser Lager begleiten würdest“, bat Yenovar und winkte einladend in Richtung einer Reihe von Jurten. „Es war immerhin der Sohn des Häuptlings, für den du diesen Kampf ausgetragen hast. Du sollst unser Gast sein.“

      Larkyen konnte nicht ablehnen, allein schon weil er darauf brannte, Neuigkeiten aus dem Steppenland zu erfahren.

      Er nahm sein Pferd an den Zügeln und folgte dem Majunay.

      Schnatternde Rufe von Zhymaranern verfolgten sie, und Larkyen konnte nur erahnen, welche Flüche sie bargen. Doch war er sich auch gewiss, dass zumindest im Moment keine Gefahr mehr drohte.

      Im Lager der Majunay sorgte Larkyens Besuch für große Aufregung. Schnell hatte sich herumgesprochen, wer ihr Gast war.

      Larkyen war verwundert, einen ganzen Nomadenstamm abseits der Steppen Majunays vorzufinden. Selbst ihr Schamane kam aus seinem Zelt hervor und nickte dem Unsterblichen zu. Was mochte die Männer, Frauen und Kinder, die ihr ganzes Leben in der Steppe zugebracht hatten, dazu bewegt haben, bis nach Kanochien zu reisen?

      Der Gewinn zweier großer Rubine, konnte kein Grund sein, denn die Nomaden machten sich nichts aus derartigen Besitztümern. In diesem Punkt aber sollte sich Larkyen irren.

      Ein Mann im mittleren Alter, der ein prächtiges Bärenfell über seinen Trachten trug, trat Larkyen entgegen.

      Yenovar stellte ihn als den Häuptling Beonay vor. Das Gesicht des Stammesoberhauptes war ernst, seine Stirn von vielen Sorgenfalten zerfurcht.

      „Danke“, war das erste, was der Häuptling zu Larkyen sagte. „Danke, dass du meinen Sohn Arnyan vor den Nordmännern gerettet hast.“

      „Ich helfe, wann immer ich helfen kann.“

      „In Zeiten


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