Stehaufmännchen - Die Kraft zu leben. Margarithe W. Mann
Читать онлайн книгу.Hündin hin und wieder scheinträchtig, mit Schwellung und Verhärtung des Gesäuges und etc.pp. Ich verabreiche ihr dann zwei verschiedene Sorten Globuli und der sich sonst wie üblich langwierige Prozess der Abschwellung ist innerhalb kürzester Zeit behoben. Meine Gegenfrage: Kann man Tiere fragen, oder können sie uns sagen: Ich glaube nicht daran Frauchen?, ... ganz sicher eher nicht.
Wie dem auch sei, war das alles eine kleine Abschweifung in Form von meinen persönlichen „Ansichten“. Bildet Euch wie gesagt selbst eine Meinung, vielleicht stimmen sie mit meinen überein, vielleicht auch nicht, aber wie Euer Ergebnis auch ausfällt, lasst Euch nicht von Eurem Standpunkt abbringen und vertretet diesen auch. Führt Eure eigenen Argumente an, diskutiert ein Für und Wider und glaubt das, von dem Ihr überzeugt seit.
Es fällt mir schwer
Meine bisherige reise durch das bisherige Leben, also Teil 1 und 2 enden mit dem Übergang vom Jahr 2007 zum Jahr 2008. Für mich ist es nach wie vor unfassbar was geschehen ist, ... an jenem 27. Dezember 2007. Es kommt mir so vor, als wäre der letzte Zug für immer abgefahren und ich bleibe am Bahnsteig hoffnungslos allein zurück. Meine Gedanken, jetzt ist alles zu spät, lassen mich nicht los, am Tage nehmen sie mir die Konzentration auf meine Arbeit und mein Leben überhaupt. In der Nacht sind da wieder die Spaziergänger, die in meinem Kopf trampelnde Wanderungen mit Stahlkappen an den Schuhen ausleben. Eigentlich kann man es nicht beschreiben, am meisten quälen mich tausendfach gesagte Gedanken: Warum hast du nicht früher alles in die Hand genommen?, warum warst du zu feige einfach zu ihm zu fahren, und das vor Jahren schon?. Du hattest doch nichts zu verlieren. Vor niemanden, ... aber auch vor gar niemanden warst du verpflichtet Rechenschaft abzulegen, ... jetzt ist alles vorbei und zu spät, ... für immer zu Ende. Ich bin an einem Punkt, an dem ich nicht weiß, wie ich weitermachen soll, ... es überhaupt noch möchte. Er ist tot, ... nicht mehr da, ... einfach weg. Am 27. Dezember 2007 ist er für immer gegangen, an einem Tag, an dem es mir sehr schlecht ging, ohne dass ich dabei gewusst habe, warum das so war. Am Jahresanfang 2008 bekomme ich einen Brief von Franks Bruder mit der Todesnachricht als ich mich auf den Weg zu meinen Patienten machen wollte, ... so starte ich denkbar schlecht in das Jahr 2008, von dem auch keine Tagebuchaufzeichnungen vorhanden sind, eigenartiger Weise ist vom betreffenden Jahr auch kein Terminbuch mehr auffindbar.
Während ich nachdenke und versuche, meine Erinnerungen speziell für 2008 hervor zu suchen, gelange ich zwangsläufig zu den Überlegungen, wann es eigentlich jeweils gute Starts in meinem Leben, von einem Jahr ins andere gegeben hat. Ich komme dabei auf eine nicht sehr hohe Anzahl, ... leider. Wie so oft appelliere ich an meine bisher gute Gesamtkonstitution und hoffe, dass mir diese noch eine Weile erhalten bleiben möge. Ich meine damit meine körperlichen, dennoch vorwiegend geistigen, bzw. psychischen Kräfte, die ich bisher, auch wenn mir oft das Wasser bis „Oberkante Unterlippe“ stand, behalten hatte. Ich habe es bisher immer wieder geschafft, von selber wieder aufzustehen, weiterzulaufen und weiterzumachen. Niemand, weder meine Patienten, Familie oder Freunde haben Dank dieser Eigenschaften mitbekommen, wie elend es mir so manches mal gegangen ist. Vielleicht ist es richtig, niemanden in die eigenen Probleme mit hineinzuziehen, bzw. diese nur ganz am Rande anzudeuten, ohne sich dabei tief in die Karten schauen zu lassen, vielleicht aber auch nicht. Manches mal denke ich schon, es wäre sicher besser gewesen, sich seinen psychischen Unzulänglichkeiten hinzugeben, sich einmal gehen zulassen, sich damit eine Weile aus dem Verkehr ziehen und ein paar Wochen behandeln zu lassen, irgendwo da, wo man wirklich einmal seine Ruhe hat. Psychoterror, ... man kann es getrost so bezeichnen, ... so wie ich ihn erlebt habe, ... jetzt nicht nur bedingt durch den Tod von Frank, ich meine auch damit einige, bereits in Teil 1 und 2 ausführlich beschriebene Begebenheiten, sind ein ganz großer Stressfaktor. Es macht die seelische Verfassung zunichte sich immer dagegen aufzulehnen und anzukämpfen, wenn man das Ankämpfen darauf ausrichtet, andere sollen es bloß nicht mitbekommen. Es zerstört mit der Zeit auch die körperlichen Kräfte und beseitigt nicht die psychischen Faktoren. Ich aber hatte das versucht, zum Teil ist es mir auch gelungen, jedenfalls für eine Weile. Ich habe mich immer bemüht,mit Arbeit meine nervlichen Überbelastungen niederzudrücken. Nach einer gewissen Zeit merkt man aber, dass solange der Faktor Arbeit überwiegt, zwar das psychische Problem beiseite gedrängt wird, aber dass es sofort wieder da ist, in dem Moment wo man zur Ruhe kommt, also wenn das Arbeitsprogramm absolviert ist. Es entsteht nach einer Weile ein Kreislauf, man möchte mit Arbeit seine psychischen Diskrepanzen überdecken und häuft sich derart viel Arbeit an, sei es beruflich oder im Haushalt, meist auch beides, oder noch mehr Dinge, bis man auch körperlich am Ende ist. Es gibt Menschen, ich gehörte ( ich gehörte!, ... wohlgemerkt ) auch dazu, die sich auf keinen Fall offenbaren möchten, können, wollen oder wie auch immer, selber aber nicht so recht wissen wieso und warum eigentlich nicht, … und schleppen damit lieber die ganze Schose mit sich herum, ... entweder ein ganzes Leben lang, oder aber bis sie doch irgendwann in sich zusammensinken. Es geht ihnen mies, trotzdem sagen sie, wenn man sie nach ihrem Befinden fragt, jedes mal: „Danke, ... es geht mir gut“ , … und verstecken sich hinter der eigenen Fassade. Sie erzählen nur das Positive, haben aber dabei oft ein großes Mitteilungsbedürfnis und lenken sich damit selbst von ihren Problemen und psychischen Zuständen ab. Lässt der tägliche Leistungsdruck, gekoppelt mit psychischen Faktoren, die sich im Laufe des Tages zwischendurch immer wieder blicken lassen nach, dann geht es ihnen nicht etwa besser, nein, das Gegenteil ist oft der Fall, man hat dann Zeit zum grübeln. Am Abend im Bett zum Beispiel, man kann nicht schlafen, steht morgens wie gerädert auf und das ganze „Spiel“ geht wieder von vorne los. Man nimmt es sich vor, wenn man sich schlaflos von einer Seite auf die andere wälzt: Also morgen gehe ich doch einmal zum Arzt, aber das hat man bereits am nächsten Morgen „vergessen“. Man sagt oder fragt sich: wenn ich krank geschrieben werde oder gar stationär eingewiesen werde, was mache ich mit den Kindern?, mit der Mutter?, mit dem Haustier?,.. etc. Wie soll ich mich den Angehörigen erklären?, ... man hegt die Befürchtung, nicht ernst genug genommen zu werden, wenn man seine Probleme aufzeigt, oder aber man hat Angst, die Arbeit einzubüßen, oder wenn man wie ich selbständig ist, die Patienten oder die Kundschaft zu verlieren, ... und damit seine wichtige Existenzgrundlage. Viele denken aber auch: Nein, so eine psychische Behandlung?, ... das geht gar nicht, ... ich komme in die Klapse, ... was werden die Leute sagen?. - Ringt man dann doch mit sich und sucht schließlich einen Arzt auf, überlegt man bereits im Wartezimmer : Was soll ich eigentlich sagen?, man weiß es nicht, kann sich nicht erklären und weiß so recht keine Antwort, wenn der Arzt oder die Ärztin fragt: „Was fehlt Ihnen?, warum sind Sie hier?“. Wenn man dann nur antworten kann,... warum auch immer: „Ich weiß nicht, es geht mir nicht gut“, weil man sich dann doch scheut sich zu offenbaren und keine körperlichen Schmerzen vorweisen kann, kann man zu allem Unglück möglicherweise noch in Richtung Simulant gedeutet werden, mit oder ohne drei Tage Krankschreibung, die einem aber auch nicht weiterhilft, weil man nun noch mehr Zeit zum grübeln hat. Wie soll ich denn auch meinem Hausarzt innerhalb von drei bis fünf Minuten erzählen und erklären können, was man seit Jahren mit sich herumschleppt, und dass eines zum anderen gekommen ist. Was also habe ich nun gekonnt?, ... nichts. - Aber es geht alles so lange, bis man nervlich und schließlich auch körperlich irgendwann und irgendwo auf der Strecke bleibt, weil man unweigerlich zusammenklappt und letzten Endes in eine Klinik eingewiesen wird, ob man das nun will oder nicht. Lasst es nicht so weit kommen, geht gleich und rechtzeitig an die richtige Stelle, ... zu einem Neurologen, ... lasst Euch behandeln. Nervlich am Ende zu sein ist keine Schande, man ist krank und benötigt entsprechend fachmännische Hilfe. - Soweit dieser kleine Abriss, den ich nur am Rande angedeutet habe, aber er erscheint mir dennoch wichtig zu sein.
So, ... also zurück zum Jahr 2008, als ich nun diese Hiobsbotschaft im Januar bekomme, ist Frank schon beerdigt. So schreibe ich seinen Bruder an, schicke Geld für einen großen Grabstrauß. Ich bekomme Antwort von ihm, er lässt mich etwas wissen über Franks Krankheit und über seinen Tod. Er schreibt, dass Frank in seinen lichten Augenblicken öfter gesagt habe, er möchte nicht, dass ich ihn so sehe und ich soll ihn in Erinnerung behalten wie er einmal war. Er bedankt sich für die Kondolenz und verspricht, mir ein Foto von seiner Grabstelle zu schicken. Ich kann das alles nicht realisieren, ich reiße mich zusammen, gehe zur Arbeit und versuche , mich auf meine Patienten zu konzentrieren. Ich habe einen Zulauf in meiner Praxis zu verzeichnen wie noch nie zuvor. Wenn ich sage: Die Leute rennen mir die Bude ein, so ist