Stehaufmännchen - Die Kraft zu leben. Margarithe W. Mann
Читать онлайн книгу.nicht losreißen. Also stelle ich, als ich wieder daheim bin ein Blümchen neben Frank` s Foto und eines neben das Bild meines Papas, das tue ich ja bekanntlich schon jahrelang.
Carlo wollte mit seiner Freundin nach meinem Geburtstag kommen, er hatte es versprochen, hielt es aber nicht. Ich finde es traurig, dass er es oft nicht lassen kann, so unabgemeldet einfach wegzubleiben. Sicher meint er es nicht böse, aber mich regt es auf, man macht sich jedes mal Sorgen, obwohl er nun ja auch schon auf die dreißig zumarschiert, aber man denkt halt immer gleich, es ist etwas passiert. Tessa meint schließlich, ob wir wohl losfahren sollten und nachsehen, weil ich keine Ruhe mehr hatte. Das haben wir dann auch so gemacht und haben ihn auch angetroffen, es war nichts weiter,... nur gestritten hat er sich mit seiner Freundin. Na, ja in der Beziehung ist er wohl so wie ich: bloß nicht freiwillig jemanden etwas sagen, jedes Wort aus der Nase ziehen lassen eben, ... aber benachrichtigen, dass man wegbleibt, kann man sicher, das habe sogar ich immer geschafft, ... und da gab es noch kein Handy!. Wie ich wohl mehrmals schon gesagt habe, ... kein Telefon, ... na und Handy schon gar nicht, ... zudem kamen diese Dinge für Frank und mich ohnehin zu spät, wir konnten uns nicht verständigen, ... die Post bleib irgendwo auf der Strecke, na ja lassen wir das, ... es ist vorbei.
Ich freue mich über die vielen hübschen , bunten Stiefmütterchen und Primeln in den Pflanzschalen, es nähert sich der Mai, lange wird es nicht mehr dauern, dann ist die Sommerbepflanzung an der Reihe. Ich setze dann immer die Stiefmütterchen auf die Rabatte am Hauseingang, es tut mir leid, sie einfach weg zu werfen, nur weil die Sommerblumen ihren Platz in den Schalen und Kästen einnehmen sollen. Zur üblichen Zeit, am Muttertag, den wir wie so oft im Holzhaus begangen haben, ist die neue Bestückung mit Geranien, Knollenbegonien und vielem anderen mehr fertig. Auch ohne Aufzeichnungen ist mir das Jahr 2008 noch gut im Gedächtnis, wenn auch ohne genaue Datumsangaben der Ereignisse, die aber in dem Jahr nicht sehr mannigfaltig sind. Eigentlich ist soweit alles beim alten. Ich habe in der Praxis, wie schon angedeutet sehr viel zu tun, besonders was die Sprechstunden betrifft. Meine Mutter wohnt noch immer im altersgerechten Wohnen, 10 min. Fußweg von meiner und Tessas Behausung entfernt. Wenn das Wetter schön ist, kommt sie nach wie vor öfter mit ihrem Dackel und hält sich im Garten auf, an den Wochenenden trinken wir gemeinsam Kaffee, mal backe ich einen Kuchen, mal meine Mutter. Tessa ist viel mit dem Fahrrad unterwegs, am Strand oder bei ihren Freundinnen, nun ist sie schon in der 9. Klasse, nächstes Jahr hat sie schon die Abschlussprüfungen vor sich und die Berufswahl steht an. Carlo wohnt noch in Bad Dühsheim , arbeitet, wenn auch nur saisonbedingt in einem Fahrradgeschäft mit Ausleihstation der Fahrräder für die Urlauber, er muss die Fahrräder, die ausgeliehen werden in Schuss halten. Henny und Matthias kaufen ein großes Bauerngehöft in ihrem Nahe gelegenen Nachbardorf und ziehen im Juni 2008 dort ein. Also ich muss, wenn es mir gestattet ist, dazu sagen, dass mir das Ganze selbst in jungen Jahren eine Nummer zu groß gewesen wäre. Das Bauerngehöft beinhaltet ein Wohnhaus mit zwei riesigen, aber stark sanierungsbedürftigen, großen Wohnungen, drei Scheunen, einen geräumigen Hof und einem fast endlos großen Garten. Abgesehen vom Kredit, der abgezahlt werden muss, kommen ja auch noch die Nebenkosten dazu, die bei dieser Dimension des Anwesens nicht gerade gering anfallen werden. An Hennys und Matthias` Stelle hätte ich mich dann wenigstens mit einem befreundeten Ehepaar zusammen getan, oder aber eine Wohnung davon nach dem Sanieren vermietet. Na ja, wissen müssen sie letzten Endes selber was sie wollen. Wie gesagt, würde mir diese enorme Größe des Besitzes Angst machen. Überhaupt in der heutigen Zeit, wenn man sich fragt: was wäre wenn, ... . Henny geht davon aus, dass Vera bei ihrem jetzigen Berufswunsch Tierärztin bleibt und dann irgendwann und wo auf dem Gehöft ihre Praxis aufmachen wird. Ich wage es, daran zu zweifeln, in der heutigen Zeit?, und dann so weit weg von der Stadt?, ich weiß nicht. Hennys Lebensgefährte ist vielleicht nicht nicht unbedingt gerade das, was ich mir vorgestellt hatte, aber er ist sehr fleißig und handwerklich geschickt. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, wie er das alles alleine schaffen will, zumal er noch immer weit über Land auf Montage fährt und nur an den Wochenenden zu Hause ist. Man muss ihm zu Gute rechnen, dass er auch noch sehr oft an den Sonntagen das Mittagessen zubereitet. Für mich hat nur ein einziger Mann hin und wieder gekocht, ... das war Luka damals. Matthias ist mir gegenüber sehr zurückhaltend, aber stets freundlich.Wir sehen uns ja nicht so häufig, vielleicht liegt es daran, aber es ist meines Erachtens nicht unbedingt ein Fehler zurückhaltend zu sein.
Im Sommer gestalte ich das Rundherum der Praxis wieder einmal neu, streiche die Fassade und pflanze verschiedenen Dinge um, kaufe eine neue Bank für die Patienten, falls sie im Außenbereich warten möchten. In den Sommerferien fahre ich mit Tessa ein paar Tage in das kleine, gemütliche und hübsche Waldhotel „Fichte“ , wo wir mittlerer Weile so etwas wie Stammgäste geworden sind. Wir treffen uns mit Henny und ihrer Familie an der Sommerrodelbahn, gehen gemeinsam essen. Ich besuche meine ehemalige Nachbarin Jasmin und natürlich auf dem Friedhof meinen Papa, meinen Bruder, Tante Lena und meine Freundin Hanni. Ich erzähle ihr, dass Frank nicht mehr da ist, frage sie, ob sie ihn da wo sie jetzt ist gesehen hat. Als wenn sie mir darauf eine Antwort gibt, bewegt sich eine Blume in meinem Strauss, so als nicke sie mit dem Kopf und verstünde. -
Die Geburtstage von den Kindern sind vorüber, der Ehrentag meiner Mutter, nunmehr der 85. nähert sich und damit gibt es letzte Überlegungen, was man, bzw. womit man ihr eine Freude machen könnte. Da fällt mir ein, sie hat irgendwann gesagt, sie würde sehr gern einmal nach Wien reisen wollen. Also buche ich für sie und mich eine Busfahrt für drei Tage in die Hauptstadt Österreichs für Mitte Oktober 2008. So locker sitzt bei mir das Geld bekanntlicher Weise auch nicht, aber es gelingt mir, die erforderliche Summe der Reisekosten aufzubringen. Vorab sind ja noch die Geburtstage der Kinder und wie so oft lege ich Tessas und Carlos Geburtstag auf einen gemeinsamen Tag, an einem passenden Wochenende. Meine Mutter lädt uns zum Mittagessen auf dem Wallgraben ein. Außer dem Reisegutschein bekommt sie noch einen schönen Blumenstrauß. Ich bin ein wenig enttäuscht, weil es bei mir den Eindruck erweckt, dass sich meine Mutter nicht besonders über die geplante und bereits gebuchte Reise zu freuen scheint, ... dieses Gefühl habe ich jedenfalls, ... und werde es auch nicht mehr los. - Wie dem auch sei, starten wir unsere drei Tagereise am 14. Oktober 2008. Tessa kommt diese kurze Zeit auch einmal allein zurecht, ich habe alles vorbereitet und vorgekocht, einen Kuchen für sie gebacken. Wie man weiß, hat man als Mutter trotz alledem keine richtige Ruhe. Die Fahrt nach Wien aber war sehr schön, die Busfahrer waren in Ordnung, das Wetter ist auch zufriedenstellend gewesen. Das Hotel war gut und das Essen, wie man es von Österreich her kennt und erwartet sehr lecker. Es gab eine Rundfahrt durch die Stadt, einen Besuch bei „Sissi“ und Wiener Schnitzel am Prater. Ebenso war ein Besuch im „Cafe Sacher“ mit leckerer entsprechender Torte eine Pflicht, sowie ein ausgiebiger Stadtbummel mit Besuch des bekannten Naschmarktes. Nach Art meiner Mutter ging es halt nicht anders, als dass sie wie erwartet über verschiedene Dinge meckern musste, z. B. weil das Hotel ihrer Meinung nach etwas zu abgelegen war und ich so ziemlich fast Schuld daran zu haben schien, weil es am Abend, als der Besuch am Prater auf dem Plan stand recht geregnet hatte. Sie war deshalb nicht zu bewegen, eine Runde mit diesem großen Riesenrad mitzukommen, obwohl sich dieses nur, man kann sagen schrittweise bewegt, die Gondeln sind sehr groß und geschlossen. Es befindet sich ein Tisch und Stühle darin, man kann ein Abend mit Essen und, ... oder Wein buchen. Ich dachte daran, als ich allein eine Runde mitfuhr, wie schön es sein mag, wenn man so einen Abend mit einem lieben Partner verbringen kann, ... bei einem Glas Wein, ... so hoch über Wien auf die fantastisch beleuchtete Stadt herab sehen zu dürfen. Ich fand sie toll, diese drei Tage, auch wenn meine Mutter nach unserer Rückkehr mehr oder weniger hervor hob, wie anstrengend das gewesen sei, glaube ich doch, dass es ihr recht gut gefallen hat. Die schnelllebige Zeit will es, dass wir bereits wieder Ende Oktober haben und der Garten darauf wartet winterfest gemacht zu werden, alles wie in jedem Jahr, alles wie gehabt. Es folgen das Aussuchen des gewünschten Weihnachtsbaumes und das Bestellen von Tannengrün für den Vorgarten, um alles, … auch wie immer, ein wenig winterlich und weihnachtlich aussehen zu lassen. Wie versprochen bekomme ich noch von Sören einen Elektroanschluss auf der Terrasse installiert. Wir suchen einen schönen großen Weihnachtsbaum aus, er befindet sich nun in unserer Sichtweite, eben auf der Terrasse, gleich links neben der Tür. Auch in der Praxis vergesse ich nicht, alles schön für meine Patienten zu dekorieren und eine Schale mit Süßigkeiten aufzustellen. Die übliche Weihnachtsbäckerei beendet die Vorbereitungen für das Fest. Nun verbleiben noch ein paar Tage bis Weihnachten, ich überrasche