Die geheimen Gedanken der Männer. Micha Rau

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Die geheimen Gedanken der Männer - Micha Rau


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      „Hunger!“

      Karl (aus der Region Süd):

      „Ich denke immer an frische Weißwürste!“

      Theo:

      „Kaffee!“

      Gerd:

      „Was pflanze ich in die Balkonkästen?“

      Die letzte Antwort kommentiere ich mal nicht. Aber ehrlich scheint sie mir schon. Erstaunlicherweise denken eine ganze Reihe von Männern offensichtlich ans Essen und Trinken, wenn sie so dasitzen und vor sich hin sinnieren. Das müsste die Damenwelt doch ungemein beruhigen. Nicht einer der Männer hat an eine Ferkelei gedacht oder auch nur an eine andere Frau. Habe ich für die Umfrage zu wenige Männer ausgewählt? Oder die falschen? Zu alte? Zu junge? Das glaube ich nicht. Liebe Ehefrauen, Freundinnen, Partnerinnen und Mütter, wir Männer sind keine Schweine! Okay, wir denken an Weißwürste statt an Sex, aber das ist doch beruhigend! Hätten Sie das gedacht? Nein? Ich auch nicht. Denn ich habe ein klein wenig geschwindelt. Einer war doch etwas zweideutig. Aber vielleicht hat Sören auch etwas anderes gemeint, als er preisgab:

      „Schatz, ich bin ein Mann! Woran werde ich wohl gerade denken?“

      Vielleicht hat er an genau das gedacht, was Jeff im Kopf herumging:

      „AMG, 6,3 Liter, C-Klasse!“

      Es geht aber auch deftig, denn Helge sagt offen, woran er dachte:

      „Geh mir nicht auf den Sack!“

      Bisweilen ist es auch traurig.

       Helmut:

      „Ich dachte an meine verlorene Jugend.“

      Ich selbst denke oft, ich bin unsterblich. Dabei fällt mir ein, Sie können auch blitzschnell improvisieren, wenn Ihre Liebste die Frage Woran denkst du? stellt: Ich bin unsterblich in dich verliebt!

      Klaus sieht das hingegen profan:

      „Ich antworte zumeist mit leeren Phrasen.“

      Da stellt sich mir die Frage, merkt sie das? Schade, dass er mir nicht ein paar der Phrasen aufgeschrieben hat, dann hätte ich ein paar mehr für Sie und mich.

      Eine echte Überraschung war für mich, dass nur ein einziger Mann an die Arbeit und ein weiterer an Urlaub gedacht hat. Dabei ist doch der Satz: Mir geht so ein blöder Vorgang nicht aus dem Kopf die beste Variante, sich aus der Wahrheit zu stehlen und zudem noch der Garant für eine zärtliche Umarmung und vielleicht noch eine tröstende Nacht! Ich bin erschüttert. Da belegen viele Untersuchungen, dass der Stress uns ruiniert, und dann verwerten wir diese Erkenntnis nicht, um die schwierigste aller Fragen souverän zu beantworten! Mann, jetzt nutzen Sie das aber bitte sehr! Auch das mit dem Urlaub ist nicht schlecht, denn das bringt Harmonie in eine Beziehung, die ansonsten mit einer falschen Antwort auf ein Was denkst du? in eine tiefe Krise geraten wäre.

       Max:

      „An den Hausbau.“

      Ohne Kommentar. Oder doch mit einem kleinen: Erst das Haus, dann die Frau.

      Zwei Aspekte zur Frage Woran denkst du gerade? möchte ich noch behandeln, ehe wir das heikle Thema abschließen. Wenn Sie zu dieser Frage ein wenig recherchieren, werden Sie feststellen, dass es zumeist Frauen sind, die sie stellen. Lieber Leser, sind Sie ein Mann? Haben Sie jene Frage Ihrer Liebsten schon einmal gestellt? Nein. Hab ich mir gedacht. Denn ich bin auch ein Mann und kann mich nicht erinnern, meine Frau jemals nach ihren Gedanken gefragt zu haben. Es ist ja auch so, dass wir das normalerweise gar nicht brauchen, denn Frauen sprechen sowieso alles aus. Wenn sie unter sich sind, entstehen Myriaden von Wortgebilden, die einem Mann niemals eingefallen wären. Eine Frau spricht während sie denkt. Wenn sich mindestens zwei Frauen in einem Raum aufhalten, gibt es den Mann nicht mehr. Er ist für sie nicht mehr da, auch wenn er daneben sitzt. Als wir beide frisch verliebt und gerade in unser neues Haus gezogen waren, lud meine Frau ihre besten Freundinnen zu einem gemütlichen Abend ein. Zur Entschuldigung der fünf Grazien muss ich anführen, dass mich die vier Freundinnen meiner Frau ohne mich zu bemerken immerhin flüchtig begrüßten. Doch kaum ließen sie sich gemeinsam mit mir nieder, begann ein Hintergrundrauschen, aus dem ich nur noch einzelne Satzfetzen herausklauben konnte. Ich saß dabei, mein Blick wanderte von einer zur anderen, mein Verstand versuchte zu erfassen, was sie da taten und vor allem sagten, aber es gelang mir nicht. Nach fünf Minuten fühlte ich mich vollkommen einsam. Nach fünfzehn Minuten schenkte ich Prosecco nach (trinken konnten sie, gegessen hatten sie noch nichts), nach einer halben Stunde wollte ich auch einmal etwas sagen, und glauben Sie mir, ich brachte dreimal denselben Einwand, doch keine der schönen Wesen schien mich zu hören. Nach einer Stunde verabschiedete ich mich einseitig.

      Einige Tage später traf ich eine der Freundinnen auf der Straße und fragte sie, wie ihr denn der Abend bei uns gefallen hätte.

      „Es war toll!“, strahlte sie. „Wo warst du denn? Wir haben dich vermisst!“

      So ist es eigentlich ganz logisch, dass die Frage Schatz, woran denkst du gerade? nur von Frauen kommt. Dummerweise wägen sie leider nicht ab, wann man denn diese Frage stellt, wenn man sie denn schon stellt. Der schlechteste Zeitpunkt ist beim oder kurz nach dem Sex.

      Auf die-sahneschnitte.com gibt es ein wunderschönes Beispiel, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:

      Frau (nach dem Sex): „Und, wie war’s für dich?“

      Er: „War toll, Süße!“

      Sie: „Und, woran denkst du gerade?“

      Er: „Stehen zwei Tütensuppen im Regal und reden die ganze Zeit miteinander. Aber der Witz ist: Die verstehen sich nicht! Weil: Die eine ist eine französische Zwiebelsuppe … und die andere ist mit Bambussprossen. Aus China! Die reden voll aneinander vorbei! Ist das nicht geil?“

      Sie (nach einer längeren Pause): „Du bist so ein Arschloch!“

      Können Sie sich noch an die Geschichte aus dem Alten Testament entsinnen, in der Lots Frau zur Salzsäule erstarrt, weil sie ihre Neugier nicht bezähmen konnte und zurückblickte? Klaus Berthold sagt in seinem Buch Kali Yuga:

      „Günstig für Lot: Eine Salzsäule kann nicht dauernd fragen: Liebster, woran denkst du?“

      Manche Frauen stellen diese Frage sogar in ihrer Hochzeitsnacht:

      „Woran denkst du gerade?“

      Er: „Bestimmt an dasselbe wie du!“

      Sie: „Toll, dann lass uns in die Küche gehen und den Rest der Torte essen!“

      Da spricht allerdings nichts dagegen, denn wie wir erkannt haben, denken viele Männer ans Essen, wenn sie vor sich hin stieren. Manchmal kann aber auch einem Mann der Bissen im Hals stecken bleiben:

      Sie (nach dem Sex): „Woran denkst du denn jetzt?“

      Er: „Ähh … das sag ich lieber nicht.“

      Sie: „Ach, komm, ich bin dir auch nicht böse.“

      Er: „Na gut. Ich frag mich, mit wie vielen Männern du schon vor mir geschlafen hast.“

      Sie: „Oh.“

      Minutenlange Pause. Dann Er:

      „Siehst du, jetzt bist du doch böse!“

      Sie: „Nein, wirklich nicht. Ich zähl noch.“

      Man sieht an den Beispielen, dass der Moment eine entscheidende Rolle spielt. Doch ich habe für mich die Erkenntnis gewonnen, dass es im Grunde vollkommen egal ist, in welchem Moment


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