Die vergessene Welt. Arthur Conan Doyle
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Die vergessene Welt
Arthur Conan Doyle
Inhaltsverzeichnis
Es gibt überall Gelegenheit zu Heldentaten
Versuchen Sie Ihr Glück mit Professor Challenger
Er ist ein ganz unmöglicher Mensch
Das ist die erstaunlichste Sache, von der ich je gehört habe
Das ist die Frage!
Ich war die Gottesgeißel
Morgen treten wir die Reise in das unbekannte Land an.
Die Vorposten der neuen Welt
Wer hätte das voraussehen können?
Die seltsamsten Dinge haben sich ereignet
Diesmal war ich der Held
Es war furchtbar im Walde
Ein Anblick, den ich nie vergessen werde
Das waren wirkliche Eroberungen
Unsere Augen haben große Wunder gesehen
Sechzehntes Kapitel Ein Umzug! Ein Umzug!
Erstes Kapitel
Es gibt überall Gelegenheit zu Heldentaten
Mister Hungerton, ihr Vater, war der taktloseste Mensch auf der Welt – ein flaumiger, fedriger, schmuddeliger Kakadu von einem Menschen, durchaus gutmütig, aber restlos eingestellt auf sein eigenes lächerliches Selbst. Wenn irgend etwas mich von Gladys hätte wegtreiben können, so wäre es der Gedanke an solch einen Schwiegervater gewesen. Ich bin überzeugt, dass er in der Tiefe seines Herzens glaubte, ich käme dreimal in der Woche zu den alten Kastanienbäumen herum, um das Vergnügen seiner Gesellschaft zu genießen, insbesondere aber um seine Ansichten über Bimetallismus – eine Materie, in der er eine Art von Autorität war – zu hören.
Länger als eine Stunde schon ließ ich an diesem Abend sein eintöniges Geschwätz über Verschlechterung des Geldes, über den angenommenen Wert des Silbers, die Entwertung der Rupie und die wahren Normen der Wechselkurse über mich ergehen.
»Stellen Sie sich vor,« rief er in einem Anfall von Heftigkeit aus, »dass alle Schulden in der Welt zu gleicher Zeit und sofort bezahlt werden müssten! Was würde unter den gegenwärtigen Verhältnissen geschehen?«
Ich gab die selbstverständliche Antwort, dass ich dann ein ruinierter Mann sein würde, worauf er von seinem Stuhl auffuhr, mir meinen gewohnten Leichtsinn, der es ihm unmöglich mache, irgendeinen ernsthaften Gegenstand in meiner Gegenwart zu diskutieren, vorwarf, wütend aus dem Zimmer stampfte und die Tür heftig ins Schloss warf, um sich für die Loge umzuziehen.
Ich war also endlich allein mit Gladys, und der Augenblick, der mein Schicksal entscheiden sollte, war gekommen! Den ganzen Abend hatte ich das Gefühl eines Soldaten, der das Signal erwartet, das ihn auf einen verlorenen Posten schickt, ein Gefühl, in dem die Hoffnung auf den Sieg mit der Furcht vor der Niederlage abwechselt.
Sie saß vor mir, ihr stolzes und zartes Profil hob sich klar gegen den roten Vorhang ab. Wie schön sie war! Und doch wie fern! Wir waren bisher gute Freunde gewesen, recht gute Freunde, niemals aber war es mir gelungen, über jenen Grad von Kameradschaftlichkeit hinauszukommen, wie er etwa zwischen mir und einem Kollegen von der Zeitung hätte bestehen können, – ganz aufrichtig, sehr liebenswürdig und völlig platonisch. Meine innersten Gefühle sind immer gegen ein weibliches Wesen eingenommen, das mir gegenüber frei und unbefangen ist. Diese Haltung ist kein Kompliment für einen Mann. Sobald der Gegensatz der Geschlechter erwacht, regen sich Furcht und Misstrauen, diese Erbschaft aus roheren Zeiten, als Liebe und Gewalt noch Hand in Hand gingen. Das gesenkte Haupt, die abgewendeten Augen, die stockende Stimme, die bebende Gestalt – all dies und nicht der freie Blick und die ungezwungene Antwort sind der wahre Ausdruck der Leidenschaft. Soviel hatte ich sogar schon während meines kurzen Lebens erfahren – oder lebte doch als Instinkt, wie wir das Rassengedächtnis nennen, in mir.
Gladys besaß alle echt weiblichen Eigenschaften. Einige hielten sie für kalt und gefühllos, aber dies Urteil war nicht zutreffend. Der zarte Bronzeton ihrer Haut, fast orientalisch in der Färbung, das rabenschwarze Haar, die großen sanften Augen, die vollen, aber entzückend geformten Lippen, – alle diese Zeichen der Leidenschaft waren vorhanden. Aber ich war mir schmerzlich bewusst, dass ich bis jetzt das Geheimnis, diese Leidenschaft zu entflammen, nicht entdeckt hatte. Indessen, mochte kommen was da wollte, ich musste der Ungewissheit ein Ende machen und meine Sache heute abend noch zur Entscheidung bringen. Mochte sie mich abweisen; besser ein zurückgestoßener Liebhaber als ein geduldeter Bruder.
Soweit war ich in meinen Gedanken gekommen und im Begriff, das lange und peinliche Schweigen zu brechen, als zwei kritische, dunkle Augen sich auf mich richteten und Gladys, vorwurfsvoll lächelnd, das stolze Haupt schüttelte.
»Ich habe das Gefühl, dass Sie im Begriff sind, mir einen Heiratsantrag zu machen, Ned. Ich möchte nicht, dass Sie es tun, es ist viel hübscher so, wie es jetzt ist.«
Ich zog meinen Stuhl etwas näher heran.
»So, woher wissen Sie denn, dass ich die Absicht habe, Ihnen einen Heiratsantrag zu machen?« fragte ich ehrlich erstaunt.
»Wissen Frauen nicht immer alles? Glauben Sie, dass es irgend ein Weib auf der Welt gibt, das es nicht merkt, wenn sich jemand für sie interessiert? Nein, Ned, unsere Freundschaft war so schön und so reizvoll! Wie schade wäre es, sie zu zerstören! Fühlen Sie nicht, wie herrlich es ist, wenn ein junger Mann und ein junges Mädchen so freimütig miteinander sprechen, wie wir es getan haben?«
»Ich weiß nicht, Gladys. Freimütig sprechen kann ich