Vermisst in Nastätten. Ute Dombrowski

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Vermisst in Nastätten - Ute Dombrowski


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zur Angewohnheit gemacht, sich alle zwei Wochen donnerstags in der „Gondola“ zu treffen, wo sie gut zu Abend essen und ausgiebig schwätzen konnten: Undine, Lene, Sabine, Karla, Jasmin und Jennifer. Irgendwann waren Anna und Frank auch dort gewesen und so hatte sich Anna ihnen ebenfalls angeschlossen, nachdem Frank einverstanden gewesen war.

      In der kommenden Woche war es wieder soweit. Und es würde das letzte Mal für dieses Jahr sein, denn der nachfolgende Termin wäre an Heiligabend gewesen, aber Weihnachten gehörte der Familie. Sie würden sich dann erst wieder im Januar treffen. Undine seufzte und öffnete das Gartentor. Zorro rannte in Richtung Buch, schaute sich jedoch ab und zu um, um sich zu vergewissern, dass ihm sein Frauchen noch folgte. Nachdem er ausgiebig in einem Busch geschnüffelt hatte, kam er mit einem Stück Ast zurück zu Undine und legte ihn vor ihre Füße.

      Undine verstand die Aufforderung und warf den Ast, soweit sie konnte. Dieses Spielchen wiederholten sie immer und immer wieder, denn Zorro liebte es. Auf dem Rückweg trug er den Ast wie eine Trophäe und ließ ihn erst im Garten wieder fallen. Undine fror und freute sich auf den ersten Kaffee am Morgen.

      Im Haus war es schon ein bisschen warm, also hatte jemand das Feuer im Küchenofen entfacht. Sie schaute um die Ecke, wo Reiner grinsend am gedeckten Esstisch saß.

      „Oh, der Nikolaus hat sich hier zu schaffen gemacht.“

      „Nanana, du willst mich doch wohl nicht mit dem bärtigen alten Zausel vergleichen?“

      Undine rutschte zu ihm auf die Bank und lehnte sich an ihn.

      „Nein, du bist nicht bärtig, mein Lieber, nur ein bisschen alt. Aber das macht nichts, solange du mir solch tolle Geschenke machst. Ich mag es, wenn du dir merken kannst, was mir gefällt.“

      „Tja, ein Kommissar hat eben eine gute Beobachtungsgabe.“

      Undine küsste Reiner auf die Wange, setzte sich gegenüber auf ihren Platz und legte die Kette um ihren Hals. Der kleine Stein glitzerte fröhlich.

      Sie frühstückten und wollten den Tag für einen Ausflug nutzen. Die Weihnachtsmärkte waren geöffnet und weil Reiner die Weihnachtsstraße gar nicht so schlimm gefunden hatte, hatten sie beschlossen, nach Limburg auf den Markt zu fahren. Es fühlte sich an wie eine Tour in die Großstadt, aber Undine lockte der verkaufsoffene Sonntag, weil sie gemeinsam mit Reiner nach Weihnachtsgeschenken schauen konnte. Er wusste nichts von ihrem Plan, hoffte er doch, gemütlich mit einer Bratwurst in der Hand die Leute zu beobachten und sich von Weihnachtsmusik berieseln lassen zu können.

      Undine kannte seine Abneigung gegen den Trubel beim Weihnachtsshopping, aber sie mussten etwas für seine Mutter kaufen, die sie über den Jahreswechsel besuchen wollten. Da es Reiners Mutter war, sollte er sich auch Gedanken über ein Geschenk machen.

      Undine räumte nach dem Frühstück den Tisch ab und reinigte rasch das Geschirr. Dann ging sie nach oben und zog sich an.

      „Hat denn der Weihnachtsmarkt um diese Zeit schon offen?“, hörte sie Reiner rufen.

      „Jaja, es ist doch fast zehn.“

      „Ich schaue mal im Internet nach.“

      „Das habe ich schon gemacht.“

      Undine lauschte nach unten und fand die Stille verdächtig. Sie ging hinunter und sah Reiner am Laptop.

      „Er öffnet erst um zwölf. Was wollen wir denn schon zwei Stunden früher dort?“

      „Wir gehen noch ein bisschen spazieren, zum Beispiel zum Dom …“

      „Ha!“, rief der Kommissar und sein Blick verdüsterte sich. „Es ist verkaufsoffener Sonntag. Wusstest du das?“

      „Nein, woher denn?“, fragte Undine und schaute ihn samtweich an.

      „Pah, natürlich wusstest du das. Du willst mich ins Einkaufs-Getümmel locken und dachtest, du kannst mich überlisten.“

      „Niemals würde ich es wagen …“

      „Meine Liebe, du hast schon ganz andere Sachen gewagt! Also los! Raus mit der Wahrheit!“

      „Na gut, wir werden durch Limburg schlendern und deiner Mutter ein Geschenk kaufen. Zusammen!“

      „Da mache ich nicht mit. Ich bleibe hier.“

      „Dann kannst du allein zu deiner Mutter fahren.“

      Sie starrten sich an wie zwei Boxer im Ring, bereit, aufeinander loszugehen. Plötzlich ging Reiner auf sie zu, nahm sie in den Arm und lachte.

      „Du bist mir schon eine. Bei dir ist man vor keiner Überraschung sicher. Aber wir essen eine Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt!“

      „Du kannst eine essen, ich nicht.“

      „Warum denn nicht? Das gehört doch dazu.“

      Undine schüttelte vehement den Kopf.

      „Ich esse ausschließlich die Bratwurst, die unsere Feuerwehr grillt, wenn Weihnachtsstraße ist. Du weißt, wie gut die ist.“

      „Jaja, du und deine Feuerwehrbratwurst. Dann eben nicht, musst du halt hungern. Am Abend gehen wir aber schön essen. Zu deinem Italiener. Seit du dich mit den Mädels dort triffst, durfte ich ja nicht mehr hin.“

      Undine machte sich los und erklärte sich lachend einverstanden.

      „Wenn du alles brav mitmachst, dann gehe ich mit dir essen. Außerdem ist das am nächsten Donnerstag unser letztes Treffen dieses Jahr. Hoffentlich kommen dieses Mal alle.“

      „Wer hat denn gefehlt?“

      „Sabine, sie hatte einen Termin mit ihrem Freund und seiner Familie.“

      „Oder sie hat genug von euch.“

      Undine boxte Reiner auf den Oberarm. Dann zog sie ihn hinter sich her zum Auto.

      Während der Fahrt dachte sie an Sabine, die in den letzten Wochen still geworden war. Lene war das auch schon aufgefallen, aber Sabine gab an, dass sie einfach nur müde war und sich vielleicht eine Erkältung ankündigte. Und dann hatte sie das letzte Treffen abgesagt.

      „Von uns kann man nie genug haben“, fielen ihre Worte in das Schweigen.

      „Ich weiß“, brummte Reiner.

      „Vielleicht ist sie wirklich müde.“

      „Sicher.“

      „Vielleicht wird sie krank.“

      „Möglich.“

      „Ich werde mal vorbeigehen und fragen. Vielleicht kann ich ihr helfen.“

      „Vielleicht, vielleicht, vielleicht.“

      „Du nimmst das nicht ernst.“

      „Doch, sehr. Aber es kann nicht jeder jeden Tag so aufgedreht sein wie du.“

      Undine kniff die Augen zusammen.

      „Aufgedreht? Was soll das heißen? Nerve ich dich?“

      „Niemals. Und jetzt pass auf den Verkehr auf. Ich will lebend in Limburg ankommen.“

      Sie schwiegen, Undine suchte einen Parkplatz und dann liefen sie in Richtung Altstadt.

      „Siehst du!“, rief sie fröhlich. „Es ist noch schön leer hier. Nachmittags wären viel mehr Menschen unterwegs. Was gefällt denn deiner Mutter?“

      Reiner stöhnte und zuckte mit den Schultern. Dann ergab er sich seinem Schicksal.

      2

      Am nächsten Morgen machte sich Reiner auf den Weg ins Büro. Er hatte in seiner Wohnung geschlafen, um Undine nicht so früh zu stören. Jennifer kam fünf Minuten nach ihm und strahlte wie immer über das ganze Gesicht.

      „Guten Morgen! Wie fand sie die Kette?“

      „Morgen“, brummte Reiner


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