Charles Dickens. Charles Dickens

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war?«

      »O, durchaus nicht.«

      »Und zwar mit sehr bemerkenswerten Männern. Kapitän Swosser von der königlichen Marine, Mrs. Badgers erster Gatte, war ein hervorragender Offizier. Der Name Professor Dingos, meines unmittelbaren Vorgängers, genießt in ganz Europa einen großen Ruf.«

      Mrs. Badger hörte lächelnd zu.

      »Ja, meine Liebe«, bekräftigte Mr. Badger. »Ich bemerkte vorhin bereits zu Mr. Jarndyce und Miß Summerson, daß du schon zwei Mal verheiratet warst –, beide Male mit hervorragenden Männern. Und sie wollten es kaum glauben. Ja, ja, so geht es den meisten Leuten.«

      »Ich war kaum zwanzig, als ich Kapitän Swosser von der königlichen Marine heiratete«, erklärte Mrs. Badger. »Ich war mit ihm im Mittelländischen Meer und bin ein richtiger Seemann geworden. Am zwölften Jahrestag meiner Hochzeit wurde ich die Gattin Professor Dingos.«

      »Von europäischem Ruf«, schaltete Mr. Badger halblaut ein.

      »Und als Mr. Badger und ich getraut wurden, wählten wir wieder denselben Tag zur Hochzeit. Ich hatte das Datum liebgewonnen.«

      »So daß Mrs. Badger drei Männer geheiratet hat – zwei von ihnen höchst ausgezeichnete Personen –«, sagte Mr. Badger, die Tatsachen zusammenfassend, »und jeden an einem 21. März früh elf Uhr.«

      Wir drückten alle unsere Bewunderung aus.

      »Wenn Mr. Badger nicht gar so bescheiden wäre«, nahm Mr. Jarndyce das Wort, »so würde ich mir erlauben, ihn zu verbessern und zu sagen: drei ausgezeichnete Männer.«

      »Ich danke Ihnen, Mr. Jarndyce; das sage ich auch immer«, bemerkte Mrs. Badger.

      »Und, meine Liebe«, rief ihr Gatte, »was sage ich immer? Ich sage ohne falsche Bescheidenheit hinsichtlich meines Rufes, den ich in meinem Fache mir erworben habe – was unser Freund Mr. Carstone im Lauf der Zeit Gelegenheit haben wird zu erfahren –, daß ich nicht so eingebildet bin, nein, wahrhaftig, nicht so unverständig, um meinen Namen auf gleiche Höhe mit so ausgezeichneten Männern, wie Kapitän Swosser und Professor Dingo waren, zu stellen. Vielleicht interessiert Sie das Porträt Kapitän Swossers, Mr. Jarndyce?«

      Mr. Bayham Badger führte uns in das anstoßende Zimmer. »Es wurde nach seiner Rückkehr aus Afrika gemalt, wo er sehr von dem Fieber des dortigen Klimas gelitten hatte. Mrs. Badger meint, es sei zu gelb. Aber es ist ein sehr schöner Kopf, ein sehr schöner Kopf!«

      Wir alle stimmten ein: »Ein sehr schöner Kopf!«

      »Wenn ich ihn ansehe«, fuhr Mr. Badger fort, »fühle ich, daß er ein Mann ist, den ich im Leben gern gekannt haben möchte. Das Gesicht drückt so recht den ausgezeichneten Menschen aus, der Kapitän Swosser in so hervorragendem Maße war. Dort hängt Professor Dingo. Ich kannte ihn sehr gut – behandelte ihn in seiner letzten Krankheit... Ein Bild von sprechender Ähnlichkeit. Und über dem Piano Mrs. Bayham Badger, damals Mrs. Swosser. Über dem Sofa sehen Sie Mrs. Bayham Badger als Mrs. Dingo. Von Mrs. Bayham Badger in esse besitze ich das Original, aber keine Kopie.«

      Man meldete jetzt, daß gedeckt sei, und wir gingen hinunter. Es war ein sehr feines Diner, und sehr hübsch serviert. Aber der Kapitän und der Professor spukten Mr. Badger immer noch im Kopf herum, und da Ada und ich die Ehre hatten, neben ihm zu sitzen, so konnten wir sie ausgiebig genießen.

      »Wasser, Miß Summerson? Sie gestatten! Nicht in diesem Glase, wenn ich bitten darf. Bringen Sie das Ehrenglas des Professors, James!«

      Ada bewunderte einen Strauß künstlicher Blumen unter einem Sturz.

      »Wunderbar, wie sie sich halten«, sagte Mr. Badger. »Mrs. Bayham Badger erhielt sie als Geschenk, als sie im Mittelländischen Meer weilte.«

      Er lud Mr. Jarndyce ein, ein Glas Claret mit ihm zu trinken.

      »Nicht diesen Wein! Sie gestatten! Heute ist eine besonders festliche Gelegenheit, und bei solchen Veranlassungen möchte ich einen ganz besonderen Bordeaux, den ich zufällig im Keller habe, auf dem Tisch sehen. James, Kapitän Swossers Wein! – Mr. Jarndyce, das ist eine Marke, die der Kapitän selbst importiert hat. Ich weiß nicht, vor wieviel Jahren. Sie werden sie sehr bemerkenswert finden. Meine Liebe, ich würde mich glücklich schätzen, wenn du ein Glas von diesem Wein mittrinken würdest. Schenken Sie Madame von Kapitän Swossers Bordeaux ein! Deine Gesundheit, meine Liebe!«

      Als wir Damen uns zurückzogen, nahmen wir Mrs. Badgers ersten und zweiten Gatten mit uns. Sie entwarf uns im Salon eine biographische Skizze des Lebens und des militärischen Dienstes Kapitän Swossers vor seiner Verheiratung und einen mehr auf die Einzelheiten eingehenden Bericht von der Zeit an, wo er sich an Bord des »Crippler« auf einem Ball, den die Offiziere dieses Schiffs im Hafen von Plymouth gaben, in sie verliebte.

      »Der liebe alte 'Crippler'!« seufzte sie und schüttelte tiefsinnig den Kopf. »Er war ein schönes Schiff. Schmuck, seetüchtig, und alle Schoten belegt, wie der Kapitän zu sagen pflegte. – Sie müssen mich entschuldigen, wenn ich zuweilen einen nautischen Ausdruck gebrauche, ich war damals ein halber Seemann. – Kapitän Swosser liebte das Schiff meinetwegen. Als es ins Trockendock kam, sagte er oft zu mir, wenn er reich genug wäre, die alte Holke zu kaufen, so würde er in die Spannen des Quarterdecks, wo wir im Kontertanz einander gegenüberstanden, eine Inschrift anbringen lassen, um die Stelle zu bezeichnen, wo er fiel – wie er zu sagen pflegte –, der Breitseite nach bestrichen, von dem Kreuzfeuer meiner Toplichter, so nannte er in seiner Seemannssprache meine Augen.«

      – Mrs. Badger schüttelte den Kopf, seufzte und warf einen Blick in den Spiegel. –

      »Von Kapitän Swosser zu Professor Dingo war ein großer Sprung«, fing sie wieder, mit einem trüben Lächeln, an. »Ich fühlte es anfangs tief. Eine so vollständige Umwälzung in meiner Lebensweise. Aber Gewohnheit, vereint mit Wissenschaft – vor allem mit Wissenschaft –, machte es mir mit der Zeit erträglich. Da ich des Professors einzige Begleiterin auf seinen botanischen Exkursionen war, vergaß ich fast, daß ich jemals auf See gewesen, und wurde eine Gelehrte. Es ist merkwürdig, daß der Professor der Antipode von Kapitän Swosser war und Mr. Badger keinem der beiden auch nur im geringsten gleicht.«

      Wir gingen dann auf eine Schilderung des Todes Kapitän Swossers und Professor Dingos über, die alle beide schwer gelitten haben mußten. Im Verlauf der Erzählung deutete Mrs. Badger an, daß sie nur ein Mal wahnsinnig geliebt habe und der Gegenstand dieser ersten Leidenschaft, die bekanntlich niemals wiederkehren könne, Kapitän Swosser gewesen sei. Der Professor sei zollweise auf die schrecklichste Weise gestorben. Mrs. Badger machte uns gerade vor, wie er geächzt hatte: »Wo ist Laura? Laura, gib mir Wasser und Zwieback«, als der Eintritt der Herren ihn für diesmal wieder in seine Gruft zurückversenkte.

      Ich bemerkte an diesem Abend, wie überhaupt schon seit einigen Tagen, daß Ada und Richard noch mehr aneinander hingen als sonst. Es war nur natürlich, da sie sich so bald von einander trennen sollten, und es überraschte mich daher nicht allzusehr, als wir nach Hause kamen und Ada und ich uns hinaufbegaben, Ada stiller als gewöhnlich zu finden, obgleich ich nicht darauf gefaßt war, daß sie ihre Arme um mich schlang, ihr Gesicht an meiner Brust verbarg und schluchzte:

      »Meine geliebte Esther! Ich habe dir ein großes Geheimnis mitzuteilen.«

      – Es mußte offenbar ein schreckliches Geheimnis sein! –»Was ist es denn, Ada?«

      »Ach, Esther, du wirst es nie erraten.«

      »Soll ich es versuchen?«

      »O nein! Nein! Bitte nicht«, rief Ada sehr erschrocken bei dem bloßen Gedanken.

      »Ich möchte wirklich gerne wissen, was es wohl sein könnte«, sagte ich und stellte mich nachdenklich.

      »Es handelt sich«, flüsterte Ada, »es handelt sich um meinen Vetter Richard.«

      »Nun, mein Liebling«, fragte ich weiter und küßte ihr goldenes Haar, das einzige, was ich von ihr sehen konnte, »und was ist mit ihm?«

      »O


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