Anhaltender Schmerz. Ute Dombrowski
Читать онлайн книгу.auch Robin überlassen. Wer weiß, wen man uns sonst ins Haus setzt.“
Eric legte seinen Arm um Bianca und zog sie mit sich. Falk winkte und ging zurück an den Computer.
Draußen wurde Bianca wieder ernst.
„Ob sie einen Freund hatte? Mal sehen, wen wir bei der Adresse antreffen.“
Sie fuhren in die Felsstraße. Diese Adresse hatte im Ausweis gestanden und weckte sowohl bei Bianca als auch bei Eric heftige Erinnerungen. Das verbrannte Haus war abgerissen worden und wurde gerade durch einen Neubau ersetzt. Bianca und Eric sahen sich an, dann nahm er ihre Hand.
„Eine aufregende Zeit, oder?“
Die Kommissarin nickte. Peter Jischeck und seine Tochter waren nach Hattenheim gezogen. Ab und zu begegneten sie sich in Eltville, denn er war der Kirchengemeinde treu geblieben.
Bianca stieg aus und wartete auf Robin, nachdem sie am Telefon das Geschehene zusammengefasst hatte. Eric war losgefahren. An der Klingel des alten, aber gepflegten Hauses standen zwei Namen: Kristin und Monique Brutz.
Mutter? Schwester? Oma? Mit wem mochte Kristin hier gelebt haben? In dem Moment hielt ein Auto neben ihr und Robin sprang heraus.
„Guten Morgen!“
„Gut ist anders. Hast du schon mal eine Todesnachricht überbracht?“
„Nicht direkt, aber es wird schon gehen. Ich war bei Unfällen manchmal mit, aber meistens habe ich im Auto gewartet.“
Bianca klingelte und eine Frau um die vierzig öffnete. Sie lächelte freundlich und sah die beiden Besucher fragend an.
„Frau Monique Brutz?“
„Ja. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich bin Bianca Verskoff und das ist mein Kollege Robin Hinschler von der Polizei. Dürfen wir reinkommen?“
Schlagartig verdüsterte sich der Blick der Frau. Sie trat zur Seite und ließ die beiden eintreten. Als Bianca und Robin wieder auf der Straße standen, war der junge Kollege blass und still. Er setzte sich hinter das Steuer und legte den Kopf aufs Lenkrad, während Bianca sich auf den Beifahrersitz fallen ließ und ihren Kollegen voller Mitgefühl anschaute.
„Geht es?“
Robin hatte feuchte Augen, als er wieder aufsah.
„Mann, Mann, Mann, das ist hart. So habe ich das noch nie erlebt. Wie kannst du da nicht sofort losheulen? Du bist doch ein Mädchen?“
Bianca verkniff sich ein Grinsen über das „Mädchen“ und legte ihrem Kollegen eine Hand auf den Arm.
„Wir sind die, die den Mörder zur Strecke bringen. Wir sind die, die stark sein müssen, damit die Hinterbliebenen die Zuversicht haben, dass der, der einem Familienmitglied etwas angetan hat, bestraft wird. Wir vermitteln ihnen Sicherheit, dass wir das schaffen. Ich fühle immer mit ihnen, aber was in meinem Inneren los ist, hilft ihnen nicht. Du spürst, wenn du jemanden in den Arm nehmen musst oder wenn er ärztliche Hilfe braucht.“
„Mensch, ich hätte beinahe mit ihr geweint.“
„Ich verstehe dich, aber ich hoffe, du musst das hier nicht zu oft tun.“
„Ich auch. So ein junges Mädchen. Es war furchtbar.“
„Sie ist eine harmlose Studentin, die zu einer Party wollte und ich denke mal, dass sie genauso wenig Schlimmes getan hat wie Eick Bern.“
„Und das heißt?“
„Das heißt, dass es womöglich weitergehen wird. Und das heißt, dass wir nicht wissen, wonach wir suchen. Wenn man ein Motiv hat, dann ist es leichter, ein Täterprofil zu erkennen. Aber so müssen wir abwarten. Eric wird uns den Kopf abreißen, wenn noch jemand stirbt.“
„Du und der Staatsanwalt, das ist etwas Festes? Wollt ihr heiraten? Wie habt ihr euch kennengelernt?“
„He, du bist ganz schön neugierig, aber du hast recht, es ist etwas Festes. Wir hatten ein paar Startschwierigkeiten, doch jetzt ist alles gut. Ich habe ihn kennengelernt, als er undercover gearbeitet hat.“
„Das hört sich cool an. Entschuldige, wenn ich neugierig war. Die Frau eben hat mich ganz schön fertig gemacht. Ich wollte an etwas anderes denken.“
„Du darfst gerne traurig sein. Es ist gut, wenn du das alles nicht als eine Art Actionfilm siehst. Bei den ganz jungen Polizisten kommt das schon mal vor. Ich bin froh, dass du ein Herz hast.“
7
Eric wirkte gestresst, als er am Nachmittag zu Bianca kam. Er war vom Oberstaatsanwalt ins Büro zitiert worden. Jetzt wollte er Bianca abholen und wenigstens den Rest des Sonntags mit ihr genießen.
„Das kann ja heiter werden. Gibt es eine Verbindung zwischen Eick Bern und Kristin Brutz? Kannten sie sich?“
„Die Mutter der Studentin sagt, dass sie ihn nicht kenne. Und Robin ist gerade bei Eicks Frau, um sie zu befragen. Aber wir können nach Hause fahren, denn unser Neuer kommt danach direkt zu uns.“
„Heute könnt ihr nichts mehr tun und der Oberstaatsanwalt hat mir sowieso schon den Kopf abgerissen wegen der zweiten Leiche. Lass uns einen schönen Abend machen.“
Sie fuhren heim und als Bianca am Briefkasten vorbeiging, sah sie, dass ein winziger Schnipsel herausguckte. Sie wollte den Brief herausziehen, doch er rutschte in den Kasten. Seufzend kramte sie nach dem Schlüssel, während Eric nach oben gegangen war.
Der weiße Umschlag war mit „Bianca“ beschrieben. Die Buchstaben hatte der Absender akkurat mit einem grünen Filzstift draufgemalt. Mit einem unguten Gefühl riss sie den Umschlag auf und hielt ein weißes Blatt in der Hand. Sie las: „Du wirst sterben.“
Rasch steckte Bianca das Blatt in den Umschlag zurück und ließ ihn in ihre Handtasche gleiten. Nein, dachte sie, das ist nur Spaß, ich werde mich nicht verrückt machen lassen. Sie setzte ein Lächeln auf und lief hinter Eric her.
„Was war denn?“
„Ach, nur Werbung. Wir haben eine Million gewonnen, aber nur, wenn wir eine Zeitschrift abonnieren.“
„So ein Quatsch sollte verboten werden.“
Bianca war fest entschlossen, niemandem etwas zu sagen, denn wenn auch nur ein Mensch in ihrem Leben davon Wind kriegen würde, würden alle vor Sorgen kaputtgehen. Sie küsste Eric und zog sich im Schlafzimmer um. Den Umschlag versteckte sie hinter der Bettwäsche und verbannte alle Gedanken daran aus ihrem Kopf.
Die perfekte Ablenkung kam in Person von Robin, der mit einer gelben Rose vor der Tür stand. Er hatte sich umgezogen und trug zur Abwechslung mal keine Sportkleidung, sondern eine Jeans und ein dunkelblaues Hemd.
„Uh, du hast dich ja in Schale geworfen. Komm rein!“
Bianca ließ ihn an sich vorbeigehen und lenkte ihn in die Küche, wo Eric eben den Kaffee in eine Thermoskanne goss. Bianca hatte den Tisch gedeckt und den Kuchen, den sie noch im Schrank gehabt hatte, in kleine Stücke geschnitten.
„Hallo, Herr Ströckwitz. Es ist schon ein merkwürdiger Anblick, wenn der Staatsanwalt in der Küche schuftet.“
„Ach komm, sag einfach Eric zu mir. Wenn du in meine Wohnung ziehen willst, sehen wir uns ja öfter.“
„Gut. Und du bist dir absolut sicher, dass du keinen Fluchtort vor Bianca mehr brauchst?“
„He, das habe ich gehört!“, rief Bianca und setzte sich. „Wenn du frech wirst, verdonnere ich dich zum Innendienst. Oder du bekommst Handyverbot.“
„Beides wäre schlimm, also bitte ich um Verzeihung.“
„Kannst du es nicht mal am Sonntag aus der Hand legen?“
„Doch, ich kann.“
Robin warf einen letzten