Bern ... und seine Geheimnisse. Peter Baumgartner
Читать онлайн книгу.Philippe als auch Bernard waren altgediente Polizisten im Ruhestand, oder sollte man besser sagen: Im Unruhestand? – Beide fühlten sich auf jeden Fall noch jung genug, um Neues auf die Beine zu stellen und einer allfälligen eintretenden «tristesse» ein Schnippchen zu schlagen. Sie wollten in ihrem Leben noch etwas bewegen und das sollte nicht nur Hand und Fuss haben, sondern das Umfeld gleichermassen in ihren Bann ziehen. Sie wollten mit einem ‘Music Car’ von A nach B ziehen und der Zuhörerschaft mit flotten Klängen Freude bereiten. Sie hatten sich zu diesem Zweck einen ‘Truck’ angeschafft, der schöner nicht sein könnte. Es handelte sich um einen «Type H», jenen legendären Kleintransporter aus der Nachkriegszeit.
Die Farbe des Gefährts war Orange, und Bernard hatte den Wagen in der Zwischenzeit soweit aufgemöbelt, dass er die Zulassungsbewilligung vom Strassenverkehrsamt erhalten hatte. Somit stand eigentlich nichts mehr im Weg, um dem Krachen zum Durchbruch zu verhelfen. Das Einzige, was noch fehlte, war die Soundanlage und diese sollte im Fond des Wagens eingebaut werden.
Natürlich wollten sich Bernard und Philippe hier nicht lumpen lassen. So hatten sie auch schon konkrete Vorstellungen. Sie suchten «Sound in Bestform», womit nur die Marke «Teufel» in Frage kam. Mit 200 Watt Ausgangsleistung (der Standlautsprecher) und einer anständigen Basisstation sollte dem Vergnügen eigentlich nichts mehr entgegenstehen. Auch ein Kühlschrank im ‘Retro Look’ durfte natürlich nicht fehlen: Pinkfarbig und nicht grösser als 1 Meter hoch sollte er sein. – Den Strom für die Anlagen musste ein zusätzlicher Generator liefern, was jedoch kein grösseres Problem darstellen sollte.
Alles in allem sollte der Umbau innert kurzer Zeit möglich sein und dann konnte es losgehen.
Isabelle und Deborah sassen auf der Terrasse des Hauses und genossen zu einem feinen Früchtetee die prächtige Aussicht aufs Meer. Sie unterhielten sich über ihre Kinder und sie wussten diverse Neuigkeiten zu erzählen. So habe sich Danielle, die jüngere Tochter von Isabelle, in London gut eingelebt und der neue Job bei der Firma Orange S.A. gefalle ihr ausserordentlich gut.
Auch Michelle, die ältere Tochter von Isabelle und Bernard, habe zusammen mit ihrem Freund Julien die Surf Schule in Valras-Plage eröffnet, und erste Gäste seien bereits eingetroffen. Das Ganze scheine sich gut anzulassen.
Deborah erzählte von ihren Söhnen und sie wusste zu berichten, dass Rouven nach wie vor emsig bestrebt sei, seinem Studium der Betriebswissenschaften zum Durchbruch zu verhelfen. Dies sei allerdings nicht nur immer einfach und sie drücke ihm die Daumen.
Auch Marvin, der jüngere Sohn von Deborah und Philippe, habe sich in der Zwischenzeit für eine Weiterausbildung eingeschrieben und auch ihm wünsche sie nur das Beste.
Das Haus der Picards konnte einfach nicht schöner sein. Freie Sicht aufs Mittelmeer, mit einem Garten, der alle Wünsche erfüllte – sowohl für Hunde wie für die Menschen.
Beide sassen noch eine Zeitlang auf der Terrasse und genossen das Hier und Jetzt. Ihre Männer hatten sich in der Zwischenzeit ihrem «Truck» zugewendet und hatten kaum noch Zeit für ihre Frauen, geschweige denn für die Hunde.
Enrico und Dissan missfiel dies deutlich und so erkundigten sie sich nach ihren Herrchen. Nach kurzem Suchen fanden sie die beiden in der nahen gelegenen Garage und sie erkannten auch den ‘Truck’. Beide beschnüffelten ihn und befanden: der sieht aber komisch aus und erst noch so runzelig!
Die Farbe stich ihnen in die Nase und auch das verwendete Putzmittel war nicht ihre Sache. Sie kamen darin überein, dass sie in einem solchen Gefährt nicht mitfahren wollten.
Isabelle kam nochmals auf ihre Tochter Danielle zu sprechen und verkündete, dass sie und Bernard vorhätten, Danielle übernächste Woche besuchen zu gehen. Sie betonte nochmals, wie schön es doch wäre, wenn sie, Deborah und Philippe, sie dabei begleiten würden. – Deborah wollte das sogleich mit Philippe besprechen.
Bernard und Philippe gesellten sich in der Zwischenzeit zu ihren Frauen an den Tisch und gönnten sich ein kleines Bier. Kurz darauf liess Deborah die Katze aus dem Sack und sagte: «Du Schatz, was hältst du davon, wenn wir übernächste Woche Isabelle und Bernard nach London begleiten würden und dort mit Danielle zusammenkämen? Ich würde liebend gern einmal nach London fahren und diese Grossstadt kennenlernen. Ich war schliesslich noch nie dort und alle schwärmen von dieser Stadt.»
«Ja, dann kann ich dem ja kaum widersprechen», so die sibyllinische Antwort von Philippe. – «Selbstverständlich sind wir dabei, wenn es für alle stimmt.»
Philippe und Bernard wollten noch ihre ‘Bestellung’ aufgeben und informierten Deborah und Isabelle kurz – Betonung auf kurz – über ihr Vorhaben. Die beiden Frauen nickten dem Ansinnen mit einem leichten Stirnrunzeln zu … und die Herren verschwanden hinter dem Computer. Mit wenigen Griffen war das Ganze erledigt, und es galt zu hoffen, dass der überwiesene Geldbetrag seinen Weg finden würde. Die Ware sollte so in zwei/drei Wochen eintreffen, womit der Umbau noch rechtzeitig auf die Hochsaison hin stattfinden könnte.
Die Details für die Reise wollten die vier noch miteinander absprechen. Allerdings galt es nur den Flug auszuwählen; für die Unterkunft würde Danielle besorgt sein. Auch für Dissan war bereits vorgesorgt, hatte sich doch François, der ebenfalls in Pension stehende Juge d’instruction bereit erklärt, zu ihm zu schauen. – Im Gegenzug stand eine Partie ‘Pétanque’ auf dem Plan. Schliesslich ging es darum, dass François seine Schmach vom letzten Mal ausbügeln konnte.
Sodann war es für Philippe und Deborah bereits wieder an der Zeit Abschied zu nehmen. Gut, dieses Mal war es nicht allzu schlimm, würden sie sich doch schon bald wieder in London treffen. Den genauen Treffpunkt würden sie – wie gesagt – noch ausmachen.
Auf der Heimfahrt, welche erstaunlich flüssig vonstattenging und die in der Wohlfühlgeschwindigkeit von Enrico – zumeist mit zumindest 120 km/h – zurückgelegt werden konnte, erwähnte Philippe, dass sie die Gunst der Stunde allenfalls nutzen könnten, um Sabrina, ihrer ehemaligen Kollegin aus der Schweiz, einen Besuch abzustatten.
Sabrina wohnte seit gut 30 Jahren in Irland und dort in einem kleinen Dorf (oder vielleicht eher einem Weiler) mit dem Namen Ventry. Ventry liegt im County Kerry (also im Bezirk Kerry) und als solches in der Region Ballymore West, ganz im Westen Irlands. Die Gegend gilt als rau, aber unvergleichlich schön mit seinen Eigenheiten. Die Strasse zum Haus von Sabrina führt über den «Wild Atlantic Way» und sie hat damit absolut den richtigen Namen.
Das Haus selber is located 4 miles (6.4 km) from Dingle Town and 1 mile (1.6 km) from Ventry Village, wie der Homepage von Sabrina zu entnehmen ist. – Die Aussicht von der Terrasse des Hauses ist schlichtweg traumhaft.
Sabrina verdiente sich ein Zubrot mit B&B (Bed and Breakfast), jedoch machte dies bald jeder Zweite im Ort, womit die Einnahmemöglichkeiten eher bescheiden waren. Und trotzdem mochte sie diesen Ort nicht verlassen, hingen doch all ihre Erinnerungen und Erlebnisse damit zusammen.
Kennengelernt hatten sich Philippe und Sabrina während ihrer Schulzeit. Sie waren oft Bank- oder Pultnachbarn und mit dem unerlaubten Schwatzen während des Unterrichts wurden sie sich immer sympathischer. Der Kontakt hielt über lange Zeit, wurde dann aber aufgrund der örtlichen Distanz immer schwieriger.
«Das wäre toll», so die begeisterte Antwort von Deborah. Beide, Deborah und Sabrina, hatten sich ebenfalls immer gut verstanden und sie verbrachten gar einmal ihre Ferien zusammen. Und trotzdem konnte auch bei ihnen der Kontakt aufgrund der örtlichen Distanz nicht aufrechterhalten werden.
«Meinst du, das wäre machbar?», so die Frage von Deborah. «Ich glaube schon, und mit EasyJet und Ryanair sollte dies sogar bei unserem Budget machbar sein.»
«Ich