Mörderischer Handel. Ute Dombrowski

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Mörderischer Handel - Ute Dombrowski


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sah gut aus, war ein netter Kerl, aber er berührte ihr Herz überhaupt nicht. Sie konnte sich nicht vorstellen, mehr als freundschaftliche Gefühle zu haben, auch wenn ihn Ferdinand sehr angepriesen hatte.

      „Der gute Mann tut so, als wenn er ein Menschenfreund sei, doch er ist ein Hai, der auf Beute lauert. Und niemand, aber auch wirklich niemand konnte ihm nur die geringste Übertretung eines Gesetzes nachweisen. Er hält sich akribisch an alle Vorschriften. Wir sind uns zu hundert Prozent sicher, dass er Dreck am Stecken hat.“

      „Was denn zum Beispiel?“, fragte die Kommissarin.

      Hannes brachte die Kaffeetassen und legte Bianca einen Keks auf den Tellerrand. Sie bedankte sich höflich und lächelte.

      „Danke, aber geben Sie Ferdinand auch etwas zu essen. Er ist immer so mies drauf, wenn er Hunger hat.“

      „Das ist gar nicht wahr“, brummte der Kommissar.

      Hannes setzte sich wieder.

      „Wir vermuten Geldwäsche, Erpressung, Nötigung und wenn ich euch glauben darf, dann kommt jetzt auch noch Mord dazu. Gibt es denn einen Zusammenhang zwischen Etzelsbach und dem Toten im Rhein?“

      „Ja, Etzelsbachs Handlanger waren bei ihm, um ihn davon zu überzeugen, sein Haus zu verkaufen. Aber das ist natürlich kein Beweis.“

      Ferdinand erklärte, was sie bei Peter Jischeck erfahren hatten und den Widerspruch, den der angebliche Verkauf des Hauses darstellte.

      „Wir haben uns ein bisschen dumm gestellt, denn wir wollen euch nicht ins Handwerk pfuschen. Am liebsten hätte ich ihn gleich festgenommen und ausgequetscht. Aber ich glaube nicht, dass das eine gute Idee gewesen wäre.“

      „Nein. Er muss jemanden haben, der ihm den Rücken deckt. Einer von ganz oben. Leider ist es nicht leicht, dem Kerl in die Karten zu gucken. Und wie gesagt, er verhält sich mit seinen Geschäften so korrekt, dass wir nicht an ihn herankommen. Ich kann euch mal erklären, wie sein Umfeld aussieht. Bildet euch selbst ein Urteil.“

      Hannes bat seine Kollegin im Nebenzimmer, ihm die Akten zu bringen und kurze Zeit später lag ein dicker Ordner vor ihnen. Hannes breitete einige Bilder vor den Besuchern aus und begann zu erzählen.

      „Das ist Ludger auf seiner Jacht. Neben ihm die Blondine ist seine Verlobte, aber man munkelt, dass er auch andere Gespielinnen hat.“

      „Wir haben sie in seinem Haus getroffen. Bianca, du hast gewonnen.“

      Ferdinand grinste.

      Hannes fuhr fort: „Der Typ hier ist Klaas Wimmer, er fungiert als Chauffeur. Der ist dreißig und ich möchte ihm nicht im Dunkeln begegnen. Hier der nächste: Sandro Dieck, siebenundzwanzig, sieht eher dumm aus, wie ich finde, aber das macht ihn vielleicht auch gefährlich. Er ist die rechte Hand des Chefs. Und damit meine ich nicht, dass er denken kann.“

      „Er sieht gemein aus“, sagte Bianca leise. „Wir brauchen die Fotos, um sie den Nachbarn von Bernd Fregge zeigen zu können.“

      „Natürlich, Frau Kollegin. Das habe ich schon vorbereitet.“

      Seine Augen hingen an Bianca und am liebsten hätte er sie sofort gefragt, ob sie mit ihm essen gehen würde. Diese Frau hatte einen sagenhaften Ruf und noch dazu sah sie super aus und war sympathisch. Bianca spürte, dass sie Hannes gefiel, aber das empfand sie als unangenehm. Ich bin noch lange nicht soweit, dachte sie, und duckte sich vor Ferdinands strengem Blick.

      „Der nächste ist Eckehard Wustel, sechsundvierzig, mehrfach vorbestraft wegen Diebstahls. Anscheinend war es die soziale Ader von Etzelsbach, armen Verbrechern eine Chance zu geben. So stand es mal in einem Artikel im Internet, als man ihn interviewt hatte. Und der letzte in der illustren Runde ist Jewgeni Sabritschek, neununddreißig.“

      „Uh, der sieht aus wie ein Schläger. Die Nachbarin von Bernd Fregge hat einen Mann so ähnlich beschrieben. Einer der Männer, die das Opfer aufgesucht hatten, hatte sogar einen Blumenkübel umgetreten.“

      Bianca schüttelte sich beim Anblick des bulligen Mannes, der einen bösen Blick hatte und auch sein Anzug konnte nicht über den Eindruck hinwegtäuschen, dass es sich hier wohl um einen brutalen Schläger handelte.

      „Hat nur dieser Eckehard Wustel etwas auf dem Kerbholz oder auch die anderen?“

      „Eine längere Strafakte hat nur der, aber die drei anderen sind auch keine Waisenknaben. Hier ist eine Akte, in der ich schon mal die wichtigsten Informationen zusammengestellt habe. Die könnt ihr mitnehmen und ich hoffe sehr, dass wir weiter in Kontakt bleiben. Die Truppe hat ihren Wirkungskreis anscheinend gänzlich zu euch in den Rheingau verlegt. Wir können uns ja mal treffen oder telefonieren.“

      „Danke, Herr Kollege, Ferdinand wird sicher gerne Kontakt halten.“

      Als Bianca das gesagt hatte, sah Hannes sie sofort traurig an und es tat ihr schon leid, dass sie so schroff gewesen war. Um ihn wieder milde zu stimmen, gab sie ihm ihre Karte.

      „Aber natürlich können Sie sich auch bei mir melden.“

      Ferdinand hatte zwischen den beiden hin und her geschaut und runzelte jetzt die Stirn. Er war unschlüssig, ob er Bianca nachher im Auto zusammenstauchen sollte oder nicht. Er dachte: Hannes ist einer von den Guten, aber vielleicht ist sie wirklich noch nicht so weit.

      Sie redeten noch ein bisschen über die neuesten Fälle in der Main-Metropole und Ferdinand berichtete über den Entführungsfall, der Bianca und ihn zusammengeführt hatte. Bianca musste an Riva denken, die sie lange nicht mehr gesehen hatte und nahm sich vor, sie am Abend anzurufen. Nach einer halben Stunde verabschiedeten sie sich und fuhren zurück in den Rheingau, wo Dr. Rosenschuh sie schon erwartete.

      „Wo treiben Sie sich denn herum? Hier war ein Mann, der mit Ihnen sprechen wollte.“

      „Wir arbeiten auch außerhalb des Büros“, sagte Ferdinand knapp.

      „Jaja, sie schuften sich noch irgendwann zu Tode.“

      „Wer war denn der Mann?“, fragte Bianca, die sich nicht streiten wollte.

      „Ein Peter Irgendwas, keine Ahnung. Er sagte, er wolle nochmal wiederkommen. Er ist mir direkt in die Arme gelaufen, aber da Sie mir ja nicht sagen, wo Sie hingehen, konnte ich ihm nicht helfen.“

      „Peter Jischeck, der Pfarrer. Er hat vielleicht Neuigkeiten für uns.“

      „Was hat denn ein Pfarrer mit dem Fall zu tun?“, knurrte der Staatsanwalt.

      „Er hatte auch mit der Immobilienfirma zu tun. Einige Menschen in der Felsstraße sollen ihr Haus verkaufen.“

      Aus irgendeinem Instinkt heraus wollte Bianca dem Staatsanwalt nicht mehr zu dem Fall sagen. Dr. Rosenschuh wollte am Anfang immer gar nichts wissen und später dann alles, aber das ärgerte Bianca schon lange.

      Sie sagte nur: „Wenn wir nähere Informationen haben, schreiben wir einen Bericht. Bis jetzt sind es nur einzelne Puzzleteilchen, die wir noch zusammenfügen müssen.“

      „Na, dann puzzeln Sie mal schön“, blaffte Dr. Rosenschuh und verschwand.

      „Oh Mann“, brummte Ferdinand, „der geht mir auf die Nerven. Ich muss unbedingt Dienststellenleiter werden, dann lasse ich den nur noch mit Anmeldung ins Haus.“

      Bianca lachte und winkte ab.

      „Er bellt ja nur und beißt nicht.“

      „Wie hat dir denn unser Kollege Hannes gefallen?“

      „Er ist ein netter Kerl, da hast du nicht zu viel versprochen, aber mein Herz hat nicht gehüpft.“

      „Schade, der ist wirklich ein guter Mann. Aber ich verstehe dich. Es müssen schon Schmetterlinge sein.“

      „Du sagst es“, erklärte Bianca und küsste Ferdinand auf die Wange. „Aber jetzt ist erstmal Feierabend. Ich habe einen Termin beim Friseur und bin morgen früh wieder im Büro. Außerdem muss ich mich mal wieder mit Riva verabreden.“


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