Der Capitän des Vultur. Мэри Элизабет Брэддон

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Der Capitän des Vultur - Мэри Элизабет Брэддон


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die im Lichte des Kaminfeuers funkelten. Arabeskisches Gold von wundervoller Arbeit und vielfarbige ausländische Edelsteine glänzten auf dem dunkelpolirten Tisch und spiegelten sich auf demselben ab wie Sterne in einem Fluß.

      Millicent erröthete, während sie sich über den Schmuck beugte, und stammelte einige dankbare Phrasen hervor.

      Sie erröthete bei dem Gedanken, wie wenig sie sich aus diesem Flitter machte und wie ihre Seele sich nach einem andern Schatz sehnte, der ihr niemals angehören konnte — nach dem verbotenen Schatz von Darrells tiefer und redlicher Liebe.

      Während sie dies dachte, blickte sie der Capitän an, dem Anschein nach absichtslos, in der That aber mit einem scharfen forschenden Blick.

      »Wie geht es denn Deinem hübschen blonden Cousin?« sagte er. »Hat er sich von jener Geschichte wieder erholt, oder war sie sein Tod?«

      Es lag ein boshafter Ausdruck in seinem Gesichte, als er das grausame Wort »Tod« aussprach.

      »Er ist viel besser, fast ganz hergestellt,« antwortete Millicent.

      »Hast Du ihn gesehen?«

      »Nicht mehr seit der Nacht, wo Du mich an seinem Bette fandest.«

      Sie blickte ihn ruhig, fast stolz an, als sie dies sagte. Es war ein Blick, der zu sagen schien:

      »Ich habe ein reines Gewissen. Du magst thun, was Du willst, so kannst Du mich nicht erröthen oder stocken machen.«

      Sie hatte in der That ein reines Gewissen. Mehr als einmal war Sarah Pecker zu ihr gekommen und hatte gesagt:

      »Euer Cousin ist diesen Abend sehr krank, Miß Millicent; kommt und setzt Euch ein halbes Stündchen an sein Bett, um ihn ein wenig aufzuheitern. Die arme alte Sally wird bei Euch bleiben und wo sie ist, da kann selbst der Härteste nicht sagen, daß etwas Unrechtes dabei ist.«

      Aber Millicent hatte sich immer entschieden geweigert, indem sie sagte:

      »Es würde uns Beide nur unglücklich machen, liebe Sally. Ich will lieber nicht kommen.«

      Einer von den Leuten des Vultur brachte noch am Abend der Rückkehr des Capitäns die Kiste mit Orangen und das Faß spanischen Wein von Marley nach Compton und George Duke trank eine halbe Flasche von dem flüssigen Gold, bevor er zu Bett ging. Er versuchte umsonst, Millicent zu bewegen, ebenfalls davon zu kosten. Der Schlüsselblumenwein von Sarah Pecker war ihr lieber als der feinste Xeres, der auf der spanischen Halbinsel wuchs.

      Frühzeitig am nächsten Morgen erschien der Constabel von Compton im Hause des jungen Ehepaars mit einem Verhaftsbefehl gegen Capitän George Duke wegen einer Anklage auf Mordversuch und Raub auf des Königs Heerstraße. Blaß vor Wuth trat der Capitän in das kleine Wohnzimmer, wo Millicent beim Frühstück saß.

      »Darf ich fragen, Mrs. Millicent,« sagte er, »wer Deinen schönen Cousin dazu verleitet hat, einen unschuldigen Mann verurtheilen und hängen zu lassen mit der Absicht, wie ich glaube, um aus Dir eine hänfene Wittwe zu machen? Was soll das heißen?»

      »Was, George?« fragte sie, verwirrt durch sein Benehmen.

      Er theilte ihr die ganze Geschichte des Verhaftsbefehls mit.

      »Du wirst Dich wahrscheinlich noch erinnern,« sagte er, »wie dieser Master Darrell ausgerufen hat, daß ich es sei, der auf ihn geschossen habe.«

      »Ja, George; ich dachte damals, daß es irgend eine seltsame Fieberphantasie sei, und ich denke es auch jetzt noch.«

      »Ich bin Dir für Deine gute Meinung sehr verbunden, Mrs. Duke,« antwortete er. »Ich hätte sie kaum von Dir erwartet. Glücklicher Weise kann ich mich von dieser wahnsinnigen Anklage leicht reinigen: aber ich bin darum Darrell Markham für seine freundliche Absicht nicht weniger verbunden.«

      Der Constabel führte George Duke sogleich in das Zimmer der Magistratsperson, welche mit der Untersuchung solcher Fälle beauftragt war. Darrell Markham, blaß von seiner langen Krankheit und den Arm noch in der Schlinge, war bereits dort anwesend.

      »Dank Euch, Mr. Markham, für diesen guten Dienst,« sagte der Capitän, seine Arme über einander schlagend, »wir werden wahrscheinlich demnächst Gelegenheit finden, unsere Rechnung mit einander auszugleichen.«

      Die würdige Magistratsperson war nicht wenig in Verlegenheit, wie sie den vorliegenden Fall behandeln sollte. Obschon nur sehr wenig über Capitän George Duke in Compton bekannt war, so schien es doch unglaublich, daß ein so feiner Gentleman, der Gatte von Squire Markhams Tochter, des Straßenraubs schuldig sein könne. Aber in jenen Tagen war der Straßenraub ein sehr gewöhnliches Verbrechen und das Publikum durch mehr als eine auffallende Entdeckung in Erstaunen gesetzt worden. Feinere Gentleman als Capitän Duke hatten ihre verzweifelten Vermögensumstände auf des Königs Heerstraße zu verbessern gesucht.

      Darrell brachte seine Anklage in der einfachsten und geradesten Weise vor. Er sei vom Schwarzen Bären weg geritten, um sich nach Marley Water zu begeben. Drei Meilen von Compton sei ein Mann, der, wie er beschwören wolle, kein Anderer als der Angeklagte gewesen, auf ihn zu geritten und habe seine Börse gefordert. Er (Darrell) habe ein Pistol gezogen, aber während er im Spannen desselben begriffen gewesen, habe der Mann, Capitän Duke, ihn in den Arm geschossen, vom Pferde gerissen und auf den Boden geworfen. Er könne sich an nichts weiter erinnern, bis er in dem Hausflur des Schwarzen Bären wieder zu sich gekommen sei und den Angeklagten unter den Anwesenden erkannt habe.

      Der Richter hustete zweifelhaft.

      »Fälle von Verkennung der Person sind nichts Seltenes in der Rechtsgeschichte dieses Landes,« sagte er mit einem gewissen Nachdruck. »Könnt Ihr wirklich schwören, Mr. Markham, daß der Mann, der Euch angegriffen hat, Capitän George Duke war?«

      »Wenn der Mann, der dort steht, Capitän Duke ist, so kann ich einen feierlichen Eid leisten, daß er der Mann ist, der mich beraubt hat.«

      »Als Ihr von den Personen, die Euch aufgehoben, gefunden wurdet, wurde Euer Pferd ebenfalls gefunden?«

      »Nein, das Pferd war fort.«

      »Würdet Ihr es wieder erkennen?«

      »Gewiß; ich würde es unter Tausenden wieder erkennen.«

      »Hum!« sagte der Richter, »das ist ein Punkt von großer Wichtigkeit. Ich halte das Pferd für einen wichtigen Punkt.«

      Er sann so lange über diesen wichtigen Theil des Falles nach, daß sein Schreiber ihn achtungsvoll anstieß und ihm etwas in’s Ohr flüsterte.

      »Oh, oh, ja, natürlich,« murmelte er hilflos, dann sich räuspernd, sagte er in seinem amtlichen Tone:

      »Capitän Duke, was habt Ihr zu dieser Anklage zu sagen?«

      »Seht wenig,« antwortete der Capitän ruhig; »aber ehe ich überhaupt spreche, muß ich den Wunsch ausdrücken, daß Samuel Pecker vom Schwarzen Bären herbeigeholt werde.«

      Der Richter flüsterte dem Schreiber etwas zu und dieser nickte, worauf der Richter sagte:

      »Geh Einer von Euch hin und hole den genannten Samuel Pecker.«

      Während Einer der Anwesenden den Auftrag vollzog, nickte der würdige Richter über seiner »Fliegenden Post« seiner damaligen Zeitung, der Schreiber schürte das Feuer und Mr. Markham und der Capitän maßen einander mit wüthenden Blicken, während in den braunen Augen des letzteren ein verhängnißvolles röthliches Feuer blitzte.

      Mr. Pecker erschien endlich mit blassem Gesicht und unordentlichem Haare. Er hatte eine vage Idee, daß diese Vorladung für ihn von schrecklichen Folgen sein könne, selbst das Hängen nicht ausgeschlossen. Er konnte nicht glauben, daß er aus einem andern Grund in die Gerichtsstube gerufen werde, als um wegen eines ungeheueren, aber unbewußt begangenen Verbrechens zur Verantwortung gezogen zu werden.

      Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als ihm Jemand im Saale zuflüsterte, daß er als Zeuge vernommen werden solle.

      »Nun, Capitän Duke,« sagte der Richter, »was habt Ihr dazu zu sagen?«


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