Der Capitän des Vultur. Мэри Элизабет Брэддон

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Der Capitän des Vultur - Мэри Элизабет Брэддон


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Werth auf seine Augen legen, im Falle er es wagen sollte, Sarah Pecker zu hintergehen.«

      »Niemand darf in seine Nähe kommen, einmal für allemal und einmal für immer,« setzte Mrs. Pecker scharf hinzu, als sie unten an der großen Treppe auf eine kleine Versammlung von blassen Gesichtern stieß, denn das gesamte Hauspersonal hatte sich um sie gedrängt, als sie von dem Krankenzimmer herunter kam, begierig, Nachrichten von dem Verwundeten zu erhalten, »und ich will Dich nicht haben,« fuhr sie mit besonderer Heftigkeit zu ihrem Herrn und Gebieter, den würdigen Samuel, gewendet, fort, »ich will es nicht haben, daß Du alle Augenblicke mir mit Deinen Fragen in den Weg kommst: »Ist er noch nicht besser, Sarah?« oder: »Denkst Du nicht! daß er davonkommen wird?« und so weiter. Wenn der Arm eines armen, jungen Gentlemans zu Brei zermalmt ist,« setzte sie hinzu, sich an die Uebrigen wendend, »und wenn ein armer, junger Gentleman so viele Stunden in einer kalten Oktobernacht für todt auf einem einsamen Moor gelegen hat, so kann er nicht in zwanzig Minuten oder in einer halben Stunde wiederhergestellt sein. So geht in die Küche und verhaltet Euch ruhig, bis der Eine oder Andere von Euch gebraucht wird, denn Alles, was Master Darrell bedarf, soll er haben. Ja, wenn er die goldene Krone und den Scepter des Königs bedürfte, so müßte Jemand von Euch nach London und sie holen!«

      Nachdem Mrs. Pecker auf diese Weise ihren höchsten Willen kund gethan, ging sie wieder die Treppe hinauf und trat in das Krankenzimmer, während der Arzt, der seine Absicht erklärte hatte, die Nacht in dem Gasthause zuzubringen, sich zu einer kurzen Ruhe in einem Nebenzimmer niederlegte.

      Mr. Samuel Pecker hatte sich indeß in das kleine Privatgemach neben der Gaststube zurückgezogen, wo er sich am Kamin niedersetzte.

      »Ich denke, da Mr. Markham in den Arm geschossen ist und sie wahrscheinlich nicht herunterkommen wird, so könnte ich mich an eine Kanne Bier wagen,« bemerkte der Wirth gedankenvoll.

      Die Verlockung war trotz der vorgerückten Stunde zu groß für ihn und nach einigem weiteren Bedenken stand er auf, um das Bier zu holen. Er war eben im Begriff, über den Hausplatz zu geben, als er durch ein leichtes Klopfen an der starken, eichenen Hausthüre, welche für die Nacht geschlossen worden war, aufgehalten wurde. Das Licht wäre fast seinen Händen entsunken.

      »Gespenster!« murmelte er, »Compton ist voll von ihnen. Ich hatte sonst geglaubt, sie wären nur auf dem Kirchhof und das war schon schlimm genug; aber jetzt reiten sie Einem geradezu vor die Thüre und stellen allerlei Fragen. Ich bin begierig, was noch aus uns werden soll. Ich wünschte nur, sie suchten Sarah heim. Ihre Nerven würden es vertragen. Ich glaube aber nicht, daß sie zum zweiten Mal kommen würden, wenn sie ihr einmal da, wo sie in ihrer üblen Laune ist, gegenübergetreten wären.«

      Das Klopfen wurde etwas lauter wiederholt, während der Wirth aus diese Weise bei sich überlegte.

      »Für Geister klopfen sie doch etwas stark und sie sind sehr beharrlich,« sagte Samuel. Das Klopfen dauerte indeß fort und wurde immer lauter. »O, ich werde also doch aufmachen müssen,« murmelte Mr. Pecker mit einem Seufzer; »wenn denn doch Jemand draußen wäre, der herein muß, was würde Sarah sagen, wenn ich ihn nicht einließe?«

      Es war wirklich Jemand von Fleisch und Blut draußen, denn als Mr. Pecker langsam und sehr vorsichtig die Riegel zurückgeschoben hatte, schlüpfte eine weibliche Gestalt durch die enge Oeffnung der Thüre und eilte, ehe Mr. Pecker sich von seinem Erstaunen erholt hatte, nach der großen Treppe, die zu dem Zimmer führte, in welchem Darrell Markham lag.«

      Ein jäher Schrecken vor der Rache seiner gewichtigen Ehehälfte ergriff den armen Samuel und mit ungewohnter Schnelligkeit lief er der Fremden nach und hielt sie am Fuße der Treppe aus.

      »Ihr dürft nicht, Madam,« sagte er, »Ihr dürft nicht, entschuldigt mich, Madam, es kostet mir das Leben — selbst der Pfarrer — ja, Madam, Sarah!« so stammelte der erschrockene und verwirrte Samuel.

      Die Frau schlug die große graue Kapuze zurück, die ihr Gesicht verhüllte.

      »Kennt Ihr mich nicht, Mr. Pecker ?« fragte sie. »Ich bin es, Millicent, Millicent — Duke.«

      »Ihr, Miß Millicent! Ihr, Mrs. Duke! O Miß, o Madam, Euer armer Cousin!«

      »Um’s Himmelswillen, Mr. Pecker, haltet mich nicht von ihm fern. Gebt aus dem Weg, geht aus dem Weg,« sagte sie leidenschaftlich, »er stirbt vielleicht, während Ihr hier mit mir sprecht.«

      »Aber, Madam, Ihr dürft nicht zu ihm. Der Doktor und Sarah haben es verboten. Sie ist wirklich schrecklich -—«

      »Laßt mich durch!« rief Mrs. Duke, »ich sage Euch, ein rasendes Feuer könnte mich nicht aufhalten. Laßt mich durch!«

      »Nein, Madam — aber Sarah —«

      Millicent Duke streckte ihre zwei schlankem weißen Hände aus und stieß den Wirth mit einer Kraft, die ihr Niemand zugetraut hätte, aus dem Wege. Sie flog die Treppe hinauf nach dem blauen Zimmer, auf dessen Schwelle ihr Mrs. Sarah Pecker entgegentrat.

      Das Mädchen fiel aus die Kniee, während ihr aufgelöstes Haar um ihre Schultern wallte.

      »Sarah, Sarah, liebe, gute Sarah, laß mich ihn sehen.«

      »Nicht Euch, nicht Euch, noch irgend Jemanden,« sagte die Wirthin in entschiedenem Tone — »Euch am wenigsten von allen Personen, Mrs. George Duke.«

      Der Name traf sie wie ein Schlag und sie schauderte unter demselben.

      »Laßt mich ihn sehen! — laßt mich ihn sehen!« sagte sie, »seines Vatersbruders einzige Tochter, seine nächste Verwandte — seine Spielgenossin — seine theure und liebende Freundin —«

      »Die seine Frau hätte werden sollen,« unterbrach sie Mrs. Pecker.

      »Ja, die niemals die Frau eines Andern hätte werden sollen, sondern feine liebende, treue und glückliche Frau. Laßt mich ihn sehen!« rief Millicent, ihre gefalteten Hände flehend emporhebend.

      »Der Doktor ist im Zimmer, wollt Ihr, daß er Euch hört, Mrs. Duke?«

      »Wenn mich die ganze Welt hörte, so würde ich nicht aufhören, Euch zu bitten. Sarah, laß mich meinen Cousin, Darrell Markham, sehen!«

      Die Wirthin, die ein Licht in der Hand hielt, wurde, indem sie auf das jammervolle Gesicht und die thränenvollen Augen, die durch das hereinhängende goldene Haar fast geblendet wurden, niederblickte, ein wenig erweicht.

      »Miß Millicent,« sagte sie, »der Doktor hat verboten, daß ein sterbliches Geschöpf in seine Nähe kommt — der Doktor hat verboten, daß eine sterbliche Seele ein Wort zu ihm spreche, das ihn beunruhigen und aufregen könnte — und glaubt Ihr, der Anblick Eures Gesichts würde ihn nicht aufregen?«

      »Aber er hat mich zu sehen verlangt, Sarah, er hat von mir gesprochen.«

      »Wann, Miß Millicent?«

      Von Mitleid erfüllt für dieses jammervolle Gesicht, das zu ihr emporblickte, nannte die Wirthin die Tochter ihres verstorbenen Gebieters nicht mehr bei dem neuen, harten und grausamen Namen der Mistreß Duke. »Wann, Miß Millicent?«

      »Diesen Abend — diesen Abend, Sarah.

      »Master Darrell hätte gewünscht, Euch zu sehen! Wer hat Euch das gesagt?«

      »Capitän Duke.«

      »Master Darrell hat diesen Abend nicht mehr als ein Dutzend Worte gesprochen, Miß Millicent, und diese Worte waren unsinnige Worte. Er hat nicht ein einziges Mal Euren Namen genannt.«

      »Aber mein Mann hat doch gesagt —-«

      »Der Canitän schickt Euch also her?«

      »Nein, nein, er hat mich nicht hergesendet. Er hat mir gesagt —- oder wenigstens zu verstehen gegeben, daß Darrell von mir gesprochen — daß er mich zu sehen verlangt hat.«

      »Euer Mann ist ein seltsamer Herr, Miß Millicent.«

      »Laßt mich ihn sehen, Sarah, laßt mich ihn nur sehen. Ich will kein Wort sprechen, keinen Seufzer ausstoßen; laßt mich ihn nur sehen.«


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