Kunsthistorische Aufsätze. Georg Dehio
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Kunsthistorische Aufsätze
Inhaltsverzeichnis
ÜBER DIE GRENZE DER RENAISSANCE GEGEN DIE GOTIK
DEUTSCHE KUNSTGESCHICHTE UND DEUTSCHE GESCHICHTE
HISTORISCHE BETRACHTUNG ÜBER DIE KUNST IM ELSASS
ZU DEN SKULPTUREN DES BAMBERGER DOMES
DIE KUNST UNTERITALIENS IN DER ZEIT KAISER FRIEDRICHS II.
AnhangBurg Egisheim im Elsass (1908)
AUS DEM ÜBERGANG DES MITTELALTERS ZUR NEUZEIT
DER MEISTER DES GEMMINGENDENKMALS IM MAINZER DOM
DIE KRISIS DER DEUTSCHEN KUNST IM XVI. JAHRHUNDERT
DIE BAUPROJEKTE VON NIKOLAUS V. UND L. B. ALBERTI
ZU DEN KOPIEN NACH LIONARDOS ABENDMAHL
ZUR GESCHICHTE DER BUCHSTABENREFORM IN DER RENAISSANCE
DIE RIVALITÄT ZWISCHEN RAPHAEL UND MICHELANGELO
ALT-ITALIENISCHE GEMÄLDE ALS QUELLE ZUM FAUST
DAS VERHÄLTNIS DER GESCHICHTLICHEN ZU DEN KUNSTGESCHICHTLICHEN STUDIEN
WAS WIRD AUS DEM HEIDELBERGER SCHLOSS WERDEN?
DENKMALSCHUTZ UND DENKMALPFLEGE IM NEUNZEHNTEN JAHRHUNDERT
Am Grab Heinrichs Freiherrn v. Geymüller
DAS STRASSBURGER MÜNSTER
Gustav von Bezold und Friedrich von Bezold
in alter Freundschaft
Vorwort
Die auf Anregung der Verlagsbuchhandlung hier vereinigten Aufsätze und Reden sind zum Teil vor langer Zeit und meistens auf bestimmte Anlässe hin konzipiert worden. Es schien deshalb nicht ratsam, viel an ihnen zu ändern.
Zum ersten Stück bemerke ich, dass es als Beitrag für die »Kultur der Gegenwart« schon 1904 niedergeschrieben war; der betreffende Band wurde aber zurückgestellt und das ganze Sammelwerk hat inzwischen einen anderen Charakter angenommen, insofern ursprünglich den einzelnen Teilen ein viel engerer Rahmen zugemessen war.
Ausgeschieden habe ich aus der vorliegenden Sammlung, was mir nur für einen engeren Kreis von Fachleuten Interesse zu haben schien: so fast alle meine architekturgeschichtlichen Arbeiten (erschienen im Jahrbuch der Kunstsammlungen des preußischen Staates, im Repertorium für Kunstwissenschaft und in der Zeitschrift für Architekturgeschichte), aber auch die Untersuchungen über die Glasgemälde des Straßburger Münsters (Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins n. F. XXII 1907), die kritischen Beiträge zur Künstlergeschichte des 15. Jahrhunderts (Repertorium für Kunstwissenschaft XXXIII 1910), sowie die Aufsätze vermischten Inhalts, die ich in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts hier und dort, hauptsächlich in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung und in den Preußischen Jahrbüchern, veröffentlichte.
Meine größeren Arbeiten haben mich lange Zeit bei der Architekturgeschichte festgehalten; aus den vorliegenden kleinen Schriften wird man erkennen, dass mein Interessenkreis doch eine größere Spannweite hatte, wenn es hier auch, wie immer, heißen musste: ars longa, vita brevis.
Straßburg im März 1914
Der Verfasser
DIE KUNST DES MITTELALTERS
(1904)
Das Mittelalter beginnt kunstgeschichtlich dort, wo die griechisch-römische Kunst, auf ihrem eigenen Boden abgestorben, im Schoße fremden Volkstums in neue, abartende Entwicklungen eintritt. In diesem allgemeinsten Sinn hat die abendländische Kunst denselben Ausgangspunkt wie die byzantinisch-orientalische. Verschieden ist aber hier und dort nicht nur das aufnehmende Medium, sondern auch formal die Art der Verbindung. Im Osten trifft die griechisch-römische Kunst mit einer anderen, die ihre eigenen, sehr alten und sehr bestimmt gerichteten Überlieferungen hat, zusammen. Die jungen Völker des Westens dagegen, Kelten und Romanen, haben ihr nichts Eigenes und Fertiges entgegenzustellen. Ihre Götter wohnten nicht in Tempeln, ihre Könige nicht in Palästen. Sie waren ohne Kunst. Von einer Vermischung zweier Systeme, wie sie im Osten sich vollzog, ist bei ihnen nicht die Rede.
Gewiss, alles, was nachher die mittleren und neueren Zeiten künstlerisch geleistet haben, bliebe unverständlich ohne die Annahme, dass irgendwo in einem sehr verborgenen Winkel der germanischen Volksseele auch ein Keim zu künstlerischer Anlage bereitlag. Nur bleibt er für uns unsichtbar. Er besteht lediglich als potentielle Energie und musste lange schlummern, bis er in aktuelle sich umwandeln konnte. Phantasiebegabung zwar war das Letzte, was der germanischen Volksseele gefehlt hätte. Die ihr natürlichste Form, sich auszudrücken, war aber die Dichtung; übergreifend selbst auf Gebiete, die ihrem Wesen nach dem Verstand gehören, wie Recht und Staat; nicht vorhanden war jene feinere sinnliche Reizbarkeit, die