Quentin Durward. Walter Scott

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Quentin Durward - Walter Scott


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Walter Scott

       Quentin Durward

       Zweiter Band

      Inhaltsverzeichnis

       Neunzehntes Kapitel. Die Stadt.

       Zwanzigstes Kapitel. Das Billet.

       Einundzwanzigstes Kapitel. Verwüstung und Plünderung.

       Zweiundzwanzigstes Kapitel. Die Zecher.

       Dreiundzwanzigstes Kapitel. Die Flucht.

       Vierundzwanzigstes Kapitel. Die Gefangennahme.

       Fünfundzwanzigstes Kapitel. Der ungebetene Gast.

       Sechsundzwanzigstes Kapitel. Die Zusammenkunft.

       Siebenundzwanzigstes Kapitel. Die Explosion.

       Achtundzwanzigstes Kapitel. Ungewißheit.

       Neunundzwanzigstes Kapitel. Gegenbeschuldigung.

       Dreißigstes Kapitel. Ungewißheit.

       Einunddreißigstes Kapitel. Die Zusammenkunft.

       Zweiunddreißigstes Kapitel. Die Untersuchung.

       Dreiunddreißigstes Kapitel. Der Herold.

       Vierunddreißigstes Kapitel. Die Hinrichtung.

       Fünfunddreißigstes Kapitel. Ein Ehrenpreis.

       Sechsunddreißigstes Kapitel. Der Auszug.

       Siebenunddreißigstes Kapitel. Der Ausfall.

       Impressum

      Neunzehntes Kapitel.

       Die Stadt.

      Ihr werthen Freunde, laßt mich euch nicht reizen

       Zu rascher, meuterischer That.

       Julius Cäsar.

      Getrennt von der Dame Isabelle, deren Blick so manchen Tag sein Leitstern gewesen war, fühlte Quentin eine seltsame Leere und Kälte im Herzen, die er bisher noch nicht erfahren hatte, trotz all' der Wechselfälle, denen sein Leben schon unterworfen gewesen. Ohne Zweifel war das Aufhören des vertrauten und unvermeidlichen Verkehrs zwischen ihnen die nothwendige Folge, da die Gräfin nun an einem festen Aufenthaltsorte angekommen war. Denn unter welchem Vorwande konnte sie, wenn sie auch wirklich an solch' eine Unschicklichkeit gedacht hätte, einen jungen stattlichen Knappen, wie Quentin, stets in ihrer Begleitung haben?

      Aber der Schmerz der Trennung ward dadurch, daß sie unvermeidlich war, nicht willkommener, und das stolze Herz Quentins schwoll bei dem Gedanken, daß er entlassen war, wie ein gemeiner Postillon oder wie eine Schutzwache, deren Pflicht nun erfüllt ist. Dabei ließ er im Stillen doch einige Thränen über die Trümmer all' jener Luftschlösser fallen, deren er so viel während der allzu interessanten Reise aufgebaut hatte. Er machte eine männliche, wiewohl Anfangs vergebliche Anstrengung, sich dieser Niedergeschlagenheit zu erledigen; und indem er so den Gefühlen, die er nicht unterdrücken konnte, nachhing, setzte er sich in eine der Fenstervertiefungen der großen gothischen Halle von Schönwald und sann dort seinem harten Geschick nach, welches ihm nicht Rang und Reichthum genug verliehen hatte, um seinen kühnen Plan zu verfolgen.

      Quentin suchte seinen lastenden Trübsinn dadurch zu vertreiben, daß er Charlet, einen der beiden Diener, mit Briefen an den Hof Ludwigs abfertigte, worin er die glückliche Ankunft der Damen von Croye zu Lüttich ankündigte. Endlich kehrte seine natürliche Gemüthsheiterkeit zurück, und zwar erweckt durch den Titel eines alten Romans, welcher eben zu Straßburg im Druck erschienen war und der ihm zur Seite im Fenster lag. Dieser Titel lautete:

      Wie einst der Knappe von niederm Stand

       Zu Ungarkönigs Tochter Lieb' empfand.

      Während Quentin den Anfang dieser Geschichte durchlief, die mit seiner eigenen Lage so sehr übereinstimmte, ward er durch eine Berührung seiner Schulter unterbrochen, und als er aufblickte, gewahrte er den Zigeuner neben sich.

      Hayraddin, niemals ein willkommener Anblick, war ihm wegen seiner letzten Verrätherei verhaßt, und Quentin fragte ihn ernst, warum er sich die Freiheit nehme, einen Christen und Edelmann anzurühren.

      »Blos darum,« antwortete der Zigeuner, »weil ich zu wissen wünschte, ob der christliche Edelmann ebenso sein Gefühl, wie sein Gesicht und Gehör verloren habe. Ich spreche schon seit fünf Minuten zu Euch, aber Ihr starrt nur auf Euer gelbes Papier, als wär' es ein Zaubermittel, Euch zur Bildsäule zu machen, und hätte seinen Zweck schon halb erreicht.«

      »Wohlan, was begehrst du? Sprich, sag' an!«

      »Ich begehre, was alle Menschen begehren, obwohl wenige sich damit begnügen,« sagte Hayraddin, »ich begehre meinen Lohn; meine zehn Goldkronen dafür, daß ich die Damen hieher geführt habe.«

      »Mit welcher Frechheit wagst du noch einen größeren Lohn als die Schonung deines Lebens zu verlangen?« sagte Durward zornig; »du weißt, daß es deine Absicht war, sie auf der Straße zu verrathen.«

      »Aber ich habe sie nicht verrathen,« sagte Hayraddin; »hätt' ich's gethan, so würd' ich von Euch oder ihnen keinen Lohn verlangt haben, sondern von dem, dem es zu Gute kam, daß sie sich am rechten Ufer des Flusses hielten. Die Partei, der ich diente, ist die Partei, die mich bezahlen muß.«

      »So fahre dein Lohn mit dir zur Hölle, Verräther!« sagte Quentin, das Geld aufzählend. »Geh' zum wilden Eber der Ardennen, oder zum Teufel! aber komme mir dann nicht wieder vor die Augen, sonst sende ich dich vor der Zeit zu jenem.«

      »Der Eber der Ardennen!« wiederholte der Zigeuner, mit größerem Staunen, als seine Züge sonst auszudrücken pflegten; »es war also keine leere Ahnung – kein allgemeiner Argwohn – der Euch auf dem Wechsel der Straße bestehen ließ? – Ist das möglich – sind wirklich in andern Landen die Wahrsagerkünste sicherer, als bei unsern wandernden Stämmen? Der Weidenbaum, unter dem wir sprachen, konnte nichts wiedererzählen. Doch, nein – nein, nein – Thor, der ich war! ich hab's, ich hab's! – die Weide am Bach war nah am Kloster – ich sah Euch darauf hinblicken, als wir vorbeizogen, eine halbe Meile von jenem Drohnenneste – diese Weide konnte allerdings nicht reden, aber wohl Jemand verbergen, der zuhörte! Fortan will ich meine Berathungen auf offenem Felde halten; kein Distelbusch soll mir nahe sein, um einen Schotten zu verstecken – ha! ha! der Schotte hat den Zigeuner mit seiner eignen feinen Waffe geschlagen.


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