Raban und Röiven Eine magische Freundschaft. Norbert Wibben

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Raban und Röiven Eine magische Freundschaft - Norbert Wibben


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      »Freunde!«, bestätigt der Vogel.

      Während ihrer Unterhaltung ist Raban mit dem Kolkraben auf den Armen aus dem Dorf zum nächsten Wäldchen gewandert. Dies ist die Richtung, die ihn zu seinem Großvater führt. Sobald die Bäume und Büsche die Sicht auf ihn nehmen, bleibt er stehen.

      »Wohin wollen wir jetzt? Schauen wir im Park von Coimhead nach, ob wir dort etwas herausfinden können? Vielleicht gibt es dort noch einen lebenden Kolkraben, den wir befragen könnten.« Der Junge blickt den Vogel an.

      Dieser nickt und knarzt: »Portaro«.

      Die Büsche und Bäume beginnen sich zu verwischen. Es flimmert kurz.

      Als das Gleißen aufhört, steht Raban in einem großen Park. Aber er ist allein. Wo ist sein Begleiter, den er gerade noch seinen Freund genannt hat.

      »Ist wieder etwas schief gegangen?«, grübelt der Junge. Seine Augen suchen beunruhigt den Park ab.

      »Was machst du denn hier, Junge?«, vernimmt er eine knarrende Stimme hinter seinem Rücken. Im ersten Moment glaubt er den Kolkraben zu hören. Doch das typische Knarzen fehlt.

      Er dreht sich um. Ein alter Mann mit grauem Bart kommt auf ihn zu.

      »Es sind doch Ferien und das Internat ist geschlossen.« Nach einem Blick auf den Rucksack und das zusammengerollte Zelt fügt er hinzu: »Das Zelten ist hier aber verboten!« Dabei droht er mit einem Finger. Das Gesicht lächelt dem Knaben aber freundlich entgegen.

      »Äh, nein. Ich will hier nicht zelten. Ich habe gestern etwas Unglaubliches in der Zeitung gelesen. Wurden hier wirklich 25 tote Raben aufgefunden? Ich wollte versuchen, ob ich etwas über die Ursache herausfinden kann.«

      »Die toten Vögel sind bereits in der Universität. Sie werden dort mit allen wissenschaftlichen Mitteln untersucht. Es waren Jungvögel, die sich hier in den letzten Tagen aufgehalten hatten. Sie spielten wie kleine Kinder, balgten miteinander und ließen sich dort den kleinen Abhang hinunterrollen. Es ist traurig, aber wahr. Gestern morgen lagen sie tot unter diesem Baum.« Er deutet auf einen ehrwürdig wirkenden, großen Mammutbaum, der zentral im Park steht. »Jetzt ist es hier völlig ruhig. Alle Vögel scheinen diesen Ort des Todes verlassen zu haben.«

      »Darf ich mich etwas umsehen? Ich finde es seltsam. Die alten Eichen, Buchen oder auch Rosskastanien eignen sich für große Vögel doch besser zum Schlafen als der Mammutbaum. Warum lagen sie dann alle dort? Wirkte das irgendwie angeordnet? Ich meine, lagen sie nebeneinander aufgereiht?«

      »Nein. Sie lagen verstreut unter dem Baum, als ob sie aus den Zweigen nach unten gestürzt wären. Du darfst dich gerne umsehen. Ich muss nur mal kurz nach meinen Hühnern schauen. Sie klingen sehr aufgeregt.«

      Der Gärtner, denn das ist er, dreht sich um und geht auf den hinteren Teil der Parkanlage zu. Dort duckt sich ein kleines Backsteingebäude mit niedrigem Dach. Aus dessen Schornstein ringelt sich eine feine Rauchfahne in den Himmel hinauf. Das Haus ist von einem kleinen Garten umgeben, in dem der Alte etwas Gemüse für den Eigenbedarf anbaut. In einem eingezäunten Hof laufen aufgeschreckt viele große, braune Hühner und zwei Hähne.

      »Das gibt es doch nicht. Komm schnell mal her!«, ruft der Gärtner Raban zu sich. Als der Junge näher kommt, hört er eine ihm bekannte, krächzende Stimme keuchen:

      »Ich schaff es doch. Ich schaff es, au… Auf ein Neues. Ich muss es schaffen … Oh, hallo Raban. Hilfst du mir bitte?«

      Der Junge steht vor dem eingezäunten Viereck. Er versteht, warum der alte Mann glaubt, seinen Augen nicht trauen zu können. Jetzt fragt dieser:

      »Wie ist denn so was möglich? Ein Rabe mit Flügelverband versucht aus meinem Hühnerhof zu entkommen, indem er sich mit seinem Schnabel am Gitter hochzieht und sich dann mit den Krallen in der Höhe zu halten versucht.«

      »Entschuldigung, das ist mein Kolkrabe. Ich pflege ihn gesund und trage ihn sonst immer bei mir. Da er aber ziemlich schwer ist – « »Entschuldige bitte, Röiven. Mir fiel so schnell keine bessere Ausrede ein«, fügt er in Gedanken hinzu. „– habe ich ihn hier zwischengeparkt, während ich mich umsehen wollte. Ich liebe Fithich, ähem Raben, sehr. Darum bin ich auch über die Zeitungsmeldung so beunruhigt.«

      Der Mann schaut den Jungen forschend an, dann lächelt er.

      »Da hättest du mich besser vorher gefragt. Wie du siehst, haben die Hühner Angst vor ihm und er will offenbar auch zu gern wieder hinaus. Gut so. Jetzt werden sie sich bald beruhigen.«

      Raban hält Röiven bereits auf seinem Arm.

      »Ich wollte ihre Hühner nicht aufregen, tut mir Leid.«

      »Es ist ja nichts passiert. Du solltest den Vogel aber doch besser zu deinen Untersuchungen mitnehmen. Ich muss jetzt weiterarbeiten. Vielleicht bis später.«

      »Danke, das mache ich.«

      Sie trennen sich.

      »Was ist denn passiert, Röiven? Ich stand allein im Park und du bist zwischen den Hühnern gelandet?«

      »Gelandet ist gut. Diese aufgescheuchten, gackernden Federbälle! Daran ist nur der blöde Verband schuld! Damit kann ich nicht so richtig zaubern.« Die nächsten Worte klingen undeutlich, sind aber wohl Schimpfworte.

      »Es bleibt dabei, du behältst den noch mindestens einen Tag, dann sehen wir weiter. Jetzt lass uns die Gegend untersuchen.«

      »Hurra! Hej, heute morgen waren es noch zwei, jetzt ist es nur noch einer«, jubelt Röiven. Obwohl Raban lachen muss, konzentriert er sich. Sie suchen weitläufig den Boden im Park ab, beginnend unter dem Mammutbaum. Beide forschen lange mit gesenkten Köpfen. Der Vogel schreitet vorsichtig durch das Gras und bleibt am Stamm des großen Baumes stehen. Dort liegen in einem zerwühlten kleinen Haufen dunkelblaue Beeren. Viele sehen zerquetscht aus.

      »Ob die vergiftet sind?«

      »Was sind das für Beeren?«, will der Junge wissen.

      »Wie sie für euch heißen, weiß ich nicht. Wir fressen sie aber sehr gerne.«

      »Dann sind sie vermutlich vergiftet und für die jungen Fithich als Köder ausgelegt worden«, ist Raban überzeugt.

      »Wir sollten sie mitnehmen und dem zu essen geben, der sie hier ausgelegt hat.«

      »Verdient hätte er es«, stimmt der Junge zu. »Wir wissen nur nicht, wer es war und wo er jetzt ist. Lass uns weiter suchen, vielleicht gibt es mehr davon.«

      Nach längerer Zeit nähert sich der Gärtner. Obwohl er noch einige Schritte von ihnen entfernt ist, fragt er gespannt:

      »Na, mein Junge. Hast du etwas entdeckt?« Er betrachtet erstaunt den schwarzen Vogel, der weiter suchend den Rasen abschreitet. »Da hast du aber eine große Hilfe«, stellt er fest.

      »Und der hat den verdächtigen Haufen entdeckt!«, knarzt es stolz, aber das ist nur für Raban zu hören.

      »Das stimmt«, antwortet dieser dem Gärtner. »Er hat diese verdächtigen Beeren unter dem Mammutbaum entdeckt. Schauen sie sich die einmal an.« Sie gehen zu dem großen Baum hinüber. Dort angekommen, zeigt er auf die verstreuten Beeren.

      »Ich vermute, das ist die Ursache des Rabensterbens.«

      »Wo kommen die denn her? Hier wachsen keine Bäume oder Büsche, die diese Früchte tragen.«

      »Dann ist das der Beweis. Jemand hat die Beeren vergiftet und hier ausgelegt. Ich weiß, Kolkraben fressen diese Früchte besonders gerne. Also hat ein Vogelfeind den Raben das angetan.«

      »Damit könntest du Recht haben. Diese überaus schlauen Studenten der Universität haben nur schnell die Kadaver eingesammelt. Sie könnten sich ein Beispiel an dir nehmen: erst in Ruhe alles, also auch die Umgebung des Fundortes, untersuchen. Ich werde die Beeren vergraben, damit keine anderen Tiere davon fressen. Und du kleiner Vogelfreund? Geht es jetzt nach Hause?«

      »Äh,


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