Emin Pascha: Reisetagebücher aus Zentralafrika aus den 1870-80er Jahren. Eduard Schnitzer Emin Pascha

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Emin Pascha: Reisetagebücher aus Zentralafrika aus den 1870-80er Jahren - Eduard Schnitzer Emin Pascha


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in dies Wespennest greift. Von den Makraka-Leuten sind drei entflohen. Bachit-Bey ist unsichtbar und wohl vor seiner eigenen Tollheit erschrocken. Ich habe beschlossen, seine Leute von hier zu Lande nach Makraka zurückzusenden, aus Furcht, sie entfliehen zwischen Schambé und Rohl, weil Bachit-Bey (Bachit-Bey hatte als Sergeant den mexikanischen Feldzug mitgemacht. Über ihn vergleiche Junker I, 426. Er war lange Chef in Makaka, 1883 ward er nach Khartum gesandt (Junker III, 333).) sein Möglichstes getan, sie zu erschrecken. — Abends 9 Uhr kommt Dampfer „SCHIBBIN“ von Bór, mit ihm der neue Militärchef Zurur-Efendi, ein elendes Subjekt, das eben nur bei Gordon's Unwissenheit Gnade finden kann.

      10. November, Sonntag. Massen von Arbeit. Surur-Efendi hat gerade siebenunddreißig Frauen und einige Diener mitgebracht; wo die Leute zu essen finden werden, ist mir unklar. Übrigens muss er selbst einige Scham gefühlt haben, denn er hat alle des Nachts ausgeschifft und in den Häusern seiner sudanesischen Mitbrüder versteckt.

      11. November, Montag. Gestern habe ich Bücher usw. nach Redjáf gesandt für Buchta, Felkin und Pearson. Heute gehen Leute nach Makraka ab. Abreise „SCHIBBIN“ vorbehalten. Nachmittags starker Regen.

      12. November, Dienstag. „SCHIBBIN“ mit etwa sechzig von hier entlassenen ägyptischen Soldaten und dem famosen Mohammed Efendi Feradj abgereist. Holz für „SÁFICH“ vorbereitet.

      13. November, Mittwoch. Ich selbst bin an multiplen Abszessen krank. Von Felkin Brief — wäre auch besser und lieber bei mir geblieben!

      * * *

      Kapitel zwei – Gegen die Flussverstopfungen – Verunglückte Reise nach Khartum und Rückkehr nach Ladó – 14. November bis 4. Dezember 1878

      Kapitel zwei – Gegen die Flussverstopfungen Verunglückte Reise nach Khartum und Rückkehr nach Ladó 14. November bis 4. Dezember 1878

      Über die „Strombarren des Bahr el-Gebel“ berichtete Emin in Petermann’s Mitteilungen 1879, S. 273, mit einer Kartenskizze.

      https://Archive.org/dasails/bub_gb_QYhQAAAAYAAJ/page/n21/mode/2up

      14. November, Donnerstag. Endlich bin ich fertig und um 7 Uhr vormittags im Dampfer „SÁFICH“ von Ládó fortgereist, Vielleicht und wahrscheinlich auf immer, und doch hätte ich so gern einige Jahre hier gewirkt! Seit gestern ist der Fluss wieder bedeutend gestiegen, und wir müssen um jeden Preis die Verstopfung beseitigen. Tritt oben die neue Regenzeit ein, ehe hier das Wasser gefallen, so gehen unsere Seriben zugrunde. Wie gewöhnlich war auch heute die Maschine in Unordnung, und wir mussten im Bach drei Stunden liegenbleiben, um zu bessern, gingen dann sehr langsam vorwärts und beobachteten im Bach Kirschambé, weil, wie der Kapitän behauptete, er in den Windungen nachts nicht fahren könne.

      15. November, Freitag. Trotz meines Befehls, sehr zeitig abzufahren, kam es erst um 6 Uhr vormittags dazu: Ich habe ja eigentlich nichts mehr zu befehlen, so mag es denn sein. (Emin rechnete mit seiner Abberufung, da er offenbar gegen Räumung der Südstationen remonstriert hatte. Er war jetzt im Begriff, sich nach Khartum zu begeben, konnte aber wegen der Flussverstopfung sein Ziel nicht erreichen und musste umkehren. Viel scheint mir zu der Spannung mit Gordon auch beigetragen zu haben. dass Emin und sein direkter Chef Gessi so gar nicht zusammenpassten. Beide beurteilen sich gegenseitig schlecht — und wohl meist ungerecht.) Überall frische neue Blüten; alle Bäume überladen damit. Um 9 Uhr vormittags haben wir an der Holzstation Bor, oberhalb der eigentlichen Station, angelegt, wo auf meinen Befehl Soldaten stationiert wurden, die, in vierzehn Tagen sich ablösend, stets Holz für die Dampfer vorrätig halten. Nachdem wir uns hier mit Holz versehen, geht es um 2:20 nachmittags weiter nach Bor, wo wir um 3 Uhr nachmittags ankommen und uns zur Abwicklung der laufenden Verwaltungsgeschäfte bis um 5:15 nachmittags aufhalten. Einzelne Beamte wurden abgesetzt — leider nötig. Obgleich widerwillig — die Leute möchten gern hier nachten —, wird dann abgereist.

      16. November, Sonnabend. Die ganze Nacht wird mit kurzen Aufenthalten durchfahren. Der Fluss ist seit meiner letzten Anwesenheit gestiegen; immer noch schwimmende Inseln. Trübes Wetter, Baudah. Nach sehr langsamer Fahrt sind wir endlich um 1:35 nachmittags in Schambé angekommen, wo leider zur Ausbesserung einiger Schäden in der Maschine sowie um hinreichend Holz zu nehmen, einige Tage vergehen werden.

      Sanguinische Briefe Gessi‘s: Ich traue dem nicht recht; wer zu viel verspricht, hält wenig. Es war mit seiner Kaffa-Expedition ebenso.

      Die Neger erklären sich bereit, mich bis hinter die obere Barre zu bringen; ich fürchte nur, dass weiter unten im Nuëhr-Lande andere Barren mich aufhalten, doch wird wohl dort ein Dampfer von Khartum liegen.

      17. November, Sonntag. Wir haben Getreide ausgeschifft, was sehr erwünscht, da seit einem Monat kein Fleisch mehr hier ist! Jusauf-Bey (Jusauf-Bey esch-Schellali war einer der Seribenbesitzer, der mit diesen von der Regierung übernommen war. Junker (I, 461) beurteilt diesen Mann sehr ungünstig. Er war es, der den durch Schweinfurth berühmt gewordenen König Munsa von Mangbutzu töten ließ. Ihm waren 1878 die Bezirke Mokraka und Rohl zur selbständigen Verwaltung übergeben worden (Junker I, 352). Er wurde 1882 von Khartum mit 3.000 Mann nach Kordofan gegen den Mahdi gesandt und am 7. Juni 1882 mit seiner ganzen Mannschaft niedergemacht. In Schambé wird Jusauf-Bey nicht anwesend gewesen sein, der Hauptort seiner Provinz war Rumbek; 1881 wurde dieses Gebiet mit der Äquatorialprovinz vereinigt.) ist so nachlässig als dick. Heute Post an Gessi expediert. Jeden Tag ist von 9 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags starker Nordwind.

      18. November, Montag. Holz genommen, Maschine gebessert und Nugger kalfatiert zur Reise, die, um dem üblichen Vorurteil zu entsprechen, Donnerstag angetreten werden soll. Um 5 Uhr nachmittags Dr. Zucchinetti und Herr Mingsios (Alignos?) Ghattas, Gessi's Schreiber, von Rohl angekommen, beide entlassen. Wundergeschichten von Gessi's Improvisationen.

      19. November, Dienstag. Es scheint, dass Gessi am Bahr Ghazal völlig dasselbe leisten wird, was er bei seiner berühmten und von ihm selbst so pomphaft in Szene gesetzten Kaffa-Expedition geleistet — d. h. viel Redensarten, noch mehr Zeitungsartikel und weiter nichts. Übrigens fürchte ich, ehrlich gestanden, für sein Leben nicht im Kriege — dazu ist er zu vorsichtig —, sondern zwischen jener Bande von Danágla, die wütend auf ihn sind. Man erzählt mir, dass Taĩb-Bey und Ibrahim-Bey Feozi zum Tode verurteilt waren!

      20. November, Mittwoch. Auch heute Holz genommen und zur Reise vorbereitet sowie die zur Führung nötigen Neger berufen und beschenkt; Boussole geprüft.

      21. November, Donnerstag. Um 6:20 vormittags sind wir von Schambé abgereist und sofort in die Wasseransammlungen eingefahren, die östlich vom eigentlichen Fluss in paralleler Reihe eine Kette von seeartigen Becken bilden. Noch nie hat ein Schiff diese Fluten durchschnitten! Zunächst in ziemlich engem, 40—50 Yards breitem, schilfgegürtetem Kanal dahinfahrend, Kommen wir bald zu weiten, scheinbar unbegrenzten, mit Inseln durchsetzen Seebecken, die manchmal, soweit nur das Auge reicht, sich ausdehnen. Zwei weithin sichtbare Doleb-Palmen bilden die einige Erhebung in dem flachen, doch grandiosen Wasserreservoir. Enger und weiter werden die Becken, über die Hirundo senegalensis ihre Kreise zieht; Selten lässt ein Reiher, Seltene Flüge von Rhynchops flavirostris „pflügen“ das Wasser, und noch Seltener lässt ein Nilpferd sich vernehmen. Sonst ist alles öde und leer. Gegen Mittag kommen wir zu einigen im Schilf versteckten Negerhäusern und haben das Ziel erreicht: Vor uns liegt der Fluss auf etwa 800 m völlig verstopft durch Schilf und Grasmassen, während der untere Teil nun freie Fahrt gewährt. Wir lassen hier unsere Führer, die rechte Amphibien scheinen, und fahren in den eigentlichen Fluss, der uns bisher stets zur Linken geblieben, hinein und setzen unsere Reise fort, bis um 11 Uhr nachmittags auf einmal eine neue Verstopfung des Flusses uns Halt gebietet und wir, von Millionen Baudah umringt, zur Nacht bleiben.

      22. November, Freitag. Die Untersuchung der Verstopfung, die hier wohl über 1.200 m breit sein dürfte, ergibt die Unmöglichkeit, weiter im Fluss vorzugehen. Die Massen sind zwar nur lose gefügt, und der Fuß sinkt im Gehen darüber tief ein, für den Dampfer ist jedoch eine Gewaltpassage unmöglich. Es existiert aber unmittelbar oberhalb der Verstopfung ein Abfluss nach Westen (links), und da seine Untersuchung mit der Barke uns durch gutes Fahrwasser in weite, weite Wasserflächen


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