Liebe und Alltag in der DDR. Helena Zauber

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Liebe und Alltag in der DDR - Helena Zauber


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arbeiten. Dieses Jahr wird sie das wohl überhaupt nicht mehr. Sie ist noch krank geschrieben und dann geht sie noch zur Kur. Haben Deine Eltern Dir denn schon mal geschrieben? Ich möchte wissen, was in denen vorgeht! Vielleicht sind sie böse weil ICH ihnen das mit der Wohnung geschrieben habe. Na wer weiß!“

      Was damals mit meiner Mutter in Wolgast war, wurde mir erst später wirklich klar.

      Auf Anraten der DFD-Bezirksvorsitzenden ist sie von ihrer Wahlfunktion als

      DFD-Kreisvorsitzende zurück getreten und zog 1986 auch nach Greifswald in das Haus, in dem in der Zwischenzeit auch die Familie meiner Schwester lebte.

      Hannes Eltern waren ja, wie erwähnt, speziell. Aber ich kann es bis heute nicht verstehen, dass nicht mal seine Mutter sich gemeldet hat. Immerhin war er ihr einziges Kind!

       A

      

       m Abend des 12. 6. berichtete ich

      „Heute ist die Bestätigung gekommen, dass die AWG Deine Anteilsstunden stundet. Zwei Jahre nach Beendigung des Wehrdienstes musst Du sie dann bringen.“

      So hatte ich wenigstens gute Nachrichten für meinen Hannes.

      Dann wieder Gedanken zum bevorstehenden Umzug:

      „Hoffentlich hält Marianne Wort! Dann könnten wir schon Fernseher, Tonband und den anderen Kleinkram rüber bringen. Wenn sie ein paar Mal fährt, bezahle ich ihr auch das Spritgeld. Ich werde sie mal morgen anrufen. Heute hat Dein Kollege Heinz gefragt, ob Du beim Umzug dabei bist. Ich habe gesagt, dass Du zu der Zeit im Feldlager bist, aber dass wir feten werden, wenn Du da bist. Er hat geantwortet, Du würdest also kommen, wenn alles fertig ist, aber das man das nicht ändern könne.“

      Dann verabschiedete ich mich mit den Worten:

      „So mein Fratz, ich werde jetzt noch ein wenig lesen und versuchen zeitig zu schlafen.

       Ich wünsche Dir eine Gute Nacht! Ich liebe Dich, Hannes!“

      Auch den Morgen des 13. 6. beginne ich mit ein paar Zeilen an meinen Soldaten:

      „Heute habe ich meinen vorletzten Arbeitstag! Noch drei Tage, das heißt am 3. komme ich ja schon zu Dir. Hoffentlich geht alles klar und Du hast keine Wache! Ich freue mich auf unser Wiedersehen und bin jetzt schon wieder ganz aufgeregt. Ich liebe Dich eben und da kannst Du nichts gegen machen!“

       D

      

       och dann wurde klar, dass die Befürchtungen,

      „Ich muss Dir heute ganz wichtige Dinge mitteilen. Vom Samstag 17:00 Uhr bis Sonntag 17:00 Uhr stehe ich Wache. Ich werde aber trotzdem Ausgang beantragen. Bis 18:00 Uhr könnte ich es schaffen raus zu kommen. Dann können wir ja noch lostoben. Wenn nicht, tut es mir leid. Unser anderes Wochenende (30.6.) ist wahrscheinlich auch futsch, wir fahren nämlich am 30. 6. bereits los ins Feldlager.

       Du müsstest Dich also schon mal auf den Samstag (29. 6.) einrichten. Für den Umzug brauchst Du mir gar nichts schicken. Das geht alles so seinen Gang (angeblich). Ich habe schon angesprochen, dass ich das erste Wochenende nach dem Feldlager fahren würde (27./28. 7.). Na ja Fratz, wir werden sehen, wie es wird. Sonntag können wir dann alles besprechen, ob in der Kaserne oder draußen, wird sich zeigen. Den Umständen entsprechend geht es mir einigermaßen gut. Ein paar blaue Flecken und etwas erkältet, aber was soll´s. Das Wichtigste ist eben, dass wir uns lieben, oder? Ich liebe Dich, glaube ich, von Tag zu Tag mehr? Ich kann es gar nicht erwarten bist Du kommst. So, nun bin ich vom Mittag zurück und habe Deinen Brief, den ich sehnsüchtig erwartet habe, erhalten. Ab 17:00 Uhr stehe ich wieder Dienst (GUvD). Da werde ich in der Nacht, bestimmt Zeit haben zu schreiben.“

      Oh je, was für schlechte Nachrichten! Was mich natürlich nicht von einem Antwortbrief am 13. 6. abgehalten hat. Und ich konnte mich ja schon auf weitere Post freuen, da Hannes es ja geschrieben hatte, dass er sicherlich in der Nacht noch Zeit dafür hätte. Aber wenn ich jetzt die Briefe durchsehe, erkenne ich, dass er erst am Freitag nach unserem Treffen wieder geschrieben hat. Obwohl er da wieder das Datum vergessen hatte, kann ich erkennen, dass es der 21. 6. gewesen ist und mich der Brief wohl am 22. erreicht hat.

      Bis dahin habe ich aber noch fleißig geschrieben. Doch nun erst mal zu meinem

       2

      

       2. Brief vom 13. 6.

      „Mein lieber Hannes! Ich habe mich heute sehr darüber gefreut, dass ich Post von Dir hatte. Einiges, was Du schreiben musstest, war natürlich weniger erfreulich. Fratz, dann sehen wir uns Sonntag ja noch später! Und wie ist das dann mit dem 29. 6.? Da fahren die Züge nur im großen Abstand. Na ja, dann muss ich eben mal eine Busfahrt ertragen. Warum hast Du hinter dem Satz: `Ich liebe Dich glaube ich von Tag zu Tag mehr` ein Fragezeichen gemacht? Weißt Du es nicht genau? Wenn Du beim GUvD noch mal geschrieben hast, bekomme ich ja morgen noch mal Post. Das wäre ja herrlich. Dann kannst Du ruhig immer GUvD sein, damit ich alle Tage Post von Dir bekomme!“

      Dem war ja leider nicht so, aber das wusste ich noch nicht, als ich diesen Brief schrieb und so berichtete ich weiter:

      „Um Konni sieht es ganz böse aus! Ein Glück, dass ich den Ärger nicht habe, aber ich kann mitfühlen! Sie soll bis Dienstag aus dem Zimmer sein, sonst wird sie zwangsgeräumt. Ja Du hast richtig gelesen: zwangsgeräumt. Das hat man gestern für sie bestellt. Die Typen sollten alle mal zur Reserve. Da hat sie so auf das ZK gehofft. Das sind doch unsere obersten Volksvertreter, oder? Mich regt diese Sache sehr auf.“

      Dann verabschiede ich mich freudig bis Sonntag von meinem Hannes.

      Leider kam kein Brief mehr von meinem Schatz, aber ich glaube am Samstag kam ein Telegramm, dass Hannes keinen Ausgang bekommt. Ich weiß es tatsächlich nicht mehr, habe aber zwischen den Briefen zwei Telegramme gefunden mit dem Bescheid. Leider sind diese ohne Datum. Unvorstellbar heute! Aber auch Hannes hatte in dem kurzen Text kein Datum angegeben. Aber wenn ich die Telegramme bekommen habe, wusste ich ja worum es geht. Mein Brief nach unserem Treffen, bestätigt meine Vermutung. Ich habe ihn in der Kaserne besucht, nicht ohne Hannes die von ihm gebrauchten Sachen zu bringen und seine Wäsche mit zu nehmen.

      10. Kapitel

       A

      

       ber erst mal schilderte ich Hannes

      „Guten Morgen mein lieber Hannes! Du siehst, ich bin zu hause. Die Fahrt verlief einigermaßen, d.h. die Züge fuhren leidlich pünktlich.“

      Dann berichte ich von besoffenen Typen und einer Fastschlägerei unter Matrosen. Auch dass ich vom Greifswalder Bahnhof mit einem Schwarztaxi nach hause gefahren bin und es nicht bezahlen musste, weil es ein Kollege von mir war, der sich ertappt gefühlt hatte. Aber um 12:00 Uhr habe ich schon wieder an Hannes geschrieben. Ich wollte noch vieles erledigen an diesem Tag und so nahm ich diesen Brief gleich mit und begann um 21:30 Uhr den nächsten.

       I

      

       ch sah wohl eine Gelegenheit,

      „Dann war ich mit Ella zusammen eine Wohnzimmerlampe kaufen. Die sieht wirklich gut aus und war für die heutigen Verhältnisse billig (256,50 Mark). Es war auch die letzte, sie mussten mir das Muster verkaufen. Ich hoffe, Du bist zufrieden mit mir. Und mache Dir wegen der Arbeit keine Gedanken, es gibt ja nur zwei Möglichkeiten. Aber ich halte es im ,Struck´ kaum noch aus. Das kannst Du mir glauben. Der Brief von Manuela ist heute gekommen. Den Briefkastenschlüssel habe ich jetzt. Da brauche ich jetzt nicht mehr in Rostock hin- und her fahren.


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