Liebe und Alltag in der DDR. Helena Zauber

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Liebe und Alltag in der DDR - Helena Zauber


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zubekommen und Möbel für unser Wohnzimmer. Noch im Nachhinein muss ich sagen, das gelang mir recht gut. Ein Teil dieser Möbel haben wir noch mit nach Stade genommen, wo wir 1991 im Dezember hinzogen. Ich war natürlich gespannt, was mein Hannes auf all das antworten würde und wartete sehnsüchtig auf Post von ihm.

       N

      

       ach der Wohnungsverlosung

      „Wir werden Riemser Weg 9, 1. links wohnen. Das ist die selbe Wohnung, in der Konni und ich waren. Schlüsselübergabe für die Aufgänge 9 und 10 ist um den 20. Juni herum. Ab 1. Juli gilt der Mietvertrag. Es läuft also alles, wie geplant. Ich ziehe um, wenn Du im Feldlager bist und brauche auch nicht mehr aus der Wohnunterkunft zu ziehen. Darauf gibt es jetzt mit Freundinnen Sekt! Aber Konstanze weiß noch nichts. Wir sind gespannt, was sie für Antworten auf ihre Einschreiben bekommt.

       Ich hoffe, Du freust Dich auch! Mehr Glück kann der Mensch nicht haben. Immerhin läuft alles, wie von mir erhofft.“

      Da ich seinen Brief schon vor der Verlosung hatte, hatte ich gleich nach der Verlosung die Bestellliste abgearbeitet und es Hannes berichtet. Ich hatte wohl sogar lange Unterwäsche bekommen.

      „Natürlich komme ich so oder so! Du kannst Fragen stellen!“ , habe ich meinem Schatz bestätigt.

      Dann wieder was zur Wohnung:

      „Wir werden 55,50 Mark Miete bezahlen. Ich musste einen Schein für die Abbuchung ausfüllen, natürlich von meinem Konto. Da ist Heizung und Warmwasser mit drin. Wie das mit der Elektrizität ist, weiß ich noch nicht. Aber das werden wir ja dann sehen. Übrigens haben sie heute auch gleich die Hausvertrauensmänner, die Stellvertreter und die Hausbuchführer bestimmt. Unser Nachbar ist Stellvertreter. Seine Frau machte leider keinen sympathischen Eindruck, wollte gleich von der 1. in die 2. Etage tauschen.

       Ansonsten sind es alles junge Leute, die in den Block ziehen, 20 bis 30 Jahre alt. Für das Küchengeld gibt es ein Nassteil, also die Spüle mit Untersatz, einen zweitürigen Hänger und einen zweitürigen Unterschrank. Aber billiger kann man das nicht kaufen und jede Wohnung hat einen Keller. Der Balkon ist so breit wie die Küche und 1,5 Meter tief. Von den Quadratmetern her ist unsere Wohnung wohl größer als die im WBS70. Mach Dir keine großen Gedanken. Wenn Du das Feldlager überstanden hast, kommst Du schon in unsere Wohnung in Urlaub. Richtig fassen kann ich das noch nicht. Endlich eine eigene Wohnung! Du?!

       Jetzt noch 10 Tage arbeiten, dann einen Tag frei, dann komme ich zu Dir!

       Also noch 12 Tage! Ich kann es kaum erwarten.“

      In der Zwischenzeit hatte ich auch erfahren, dass das mit der Bude in Rostock am 2. 6. klappt.

       N

      

       un ging es mit Motivation

      Das hatte mindestens zwei Vorteile. Stoff für Gardinen war im Gegensatz zu Fertiggardinen relativ günstig und ich konnte mir die Gardinen so nähen, dass diese mir gefielen. Aber es ging in diesem Brief auch wieder ums Geld:

      „Heute habe ich die 300,00 Mark Genossenschaftsanteile gezahlt. Für die Küche brauche ich mir nun nur 900,00 Mark von Ella und Olaf borgen. Sie kostet ja nur 917,00 Mark. Konni hat wohl kaum eine Chance im Wohnzimmer der Wohnunterkunft zu bleiben. Auf einmal heiratet hier alles, was schon ein Kind hat und ein Wohnzimmer bekommen muss. Alles Kolleginnen von der HO und plötzlich gilt sie als alleinstehend! Ihr Mann zählt nicht mehr, seit er bei der Armee ist! Über mich verlieren sie kein Wort. Nicht, weil ich die Wohnung bekomme, Schlafzimmer braucht zur Zeit keiner.

       Heute habe ich versucht, einen Möbeltransporter zu bestellen. Die geben jetzt Termine für Oktober raus. Also muss ich doch mit Eurem Multi-Car umziehen. Der voraussichtliche Umzugstermin ist jetzt der 28. 6. Wenn Du im August auf Urlaub kommst, ist der ganze Trubel vorbei!“

      Und gleich am nächsten Tag morgens, es war der 23. 5.:

      „Heute bist Du drei Wochen weg. Mir kommt es ewig lange vor.“

      Dann schrieb ich, wie toll seine Kollegen helfen und sich Gedanken machen. Auch dass jetzt das Geld von meinem Neuerervorschlag kommen könnte. Ah, da erinnere ich mich. Ich hatte doch tatsächlich eine ganze Arbeitskraft mit dem Vorschlag eingespart. Das war damals so gewollt, da gerade in der Gastronomie ständig Arbeitskräftemangel herrschte.

       D

      

       en nächsten Brief begann ich

      Es ist ein kurzer Brief, nur eine Seite, in dem ich beklage, dass ich keine Post habe und ein Päckchen zum Geburtstag von Hannes Oma bekommen hatte:

      „Ehrlich, daran habe ich nicht mehr gedacht, ich meine an meinen Geburtstag.“, schrieb ich. Und ich erinnere mich, das war tatsächlich so. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was ich in den vergangenen drei Wochen im Mai 1985 alles zu organisieren hatte. Aber es war ja auch nur mein 25., den ich ohnehin mit Hannes am 2. 6. ein bisschen feiern wollte. So hoffte ich zu mindestens, wenn ich zwischendurch mal kurz daran dachte.

       M

      

       ein 14. Brief hatte

      „Mein lieber Hannes! Heute war wieder keine Post von Dir da. Dafür kam heute Post aus Leipzig von meinem Vater und von Yvonne Anton. Den Brief von Yvonne habe ich öffnen müssen, da ich keinen passenden Briefumschlag hatte, um ihn an Dich weiter zu schicken. Ich habe ihr schon mal geschrieben, dass Du mit mir glücklich bist. Ich hoffe, ich habe nicht gelogen.“

      Ups, da war ich wohl ein kleinwenig eifersüchtig! Ich fragte mich natürlich, warum diese Yvonne ausgerechnet jetzt an Hannes schrieb. War da mal was und vor allem, wenn ja wann?

      Trotzdem ging ich danach gleich wieder zum Alltäglichen über. Nämlich, was ich nach der Arbeit gemacht habe und dass eine Kollegin ihr Kind mit Kaiserschnitt bekommen hat.

      Aber dann schrieb ich doch noch das:

      „Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, dass ich gleich geantwortet habe. Ob Du nun auch noch schreibst, ist Deine Sache! Du musst wissen, ob es angebracht ist.“

      Am Samstag, den 25. 5. hatte ich mich wohl wieder beruhigt:

      „Noch 8 Tage bis Sonntag! Bekommst Du nun Ausgang? Was macht Ihr Pfingsten?“

      Das hatte ich aber auch schon im Vorangegangenen Brief gefragt. Ich schrieb noch, dass das mit Konstanze als Untermieter wohl sehr kompliziert ist. Aber ich machte mir wohl große Sorgen um sie und wo sie nun hinsollte. Immerhin hatte sie noch keine negative Antworten auf ihre Einschreiben. Das konnte ohnehin lange dauern, dachten wir damals. Da ich über Pfingsten arbeiten musste, vergingen die Tage wenigstens schnell. Es muss sehr schönes Wetter gewesen sein, ich schrieb was von 30 Grad und wollte mich mit einer Freundin nach Feierabend zum Sonnen treffen.

      So begann ich dann auch am Pfingstsonntag, den 26. 5.:

      „Ein wunderschönes Pfingstfest und einen schönen guten Morgen mein Fratz!

       Über Pfingsten tue ich nichts Besonderes. Schlimm genug, dass ich arbeiten muss (5:46Uhr). Wie hell das draußen ist!

       Wir haben gestern doch schon Kursbücher bekommen. An den Zügen nach Rostock ändert sich kaum was.

       Über die Feiertage hat nur der „Struck“ auf. Kannst Dir ja vorstellen, was gestern los war. Aber dann vergeht die Zeit schnell. Noch eine Woche, Fratz! Dann komme ich zu Dir! Freust Du Dich auch schon so wie ich?“

      Am gleichen Tag nach Feierabend gegen 16:00 Uhr, berichtete ich noch, wie viel Arbeit es gab und von unhöflichen Kunden.


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