Liebe und Alltag in der DDR. Helena Zauber

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Liebe und Alltag in der DDR - Helena Zauber


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ganz doll!!! Du fehlst mir jetzt schon! Was soll das noch alles werden?! Ach Hannes! Ich freue mich so sehr auf das Wiedersehen mit Dir! Morgen bist Du erst eine Woche weg und mir kommt es so vor, als wäre es ein Monat!“

      Natürlich hoffte ich jeden Tag auf Post von Hannes und zwang mich, nicht enttäuscht zu sein, wenn keine da war.

      Aber ich schrieb fast jeden Tag, so dass ich oft zwei Briefe in einen Umschlag legte. So auch in meinem fünften Brief, einen vom 9. und einen vom 10. 5.

      4. Kapitel

       D

      

       ieser Brief beginnt

      Nun erinnere ich mich auch, dass es ziemlich kompliziert war, da ich ja von der Arbeit erst mit dem Zug von Lubmin nach Greifswald fahren musste. Dann ging es per Pedes zur Wohnunterkunft, um dort das Paket zu holen. Anschließend lief ich in einen anderen Stadtteil, um das selbige an Hannes zu senden. Bei meinem Schichtsystem in der Arbeiterversorgung war ich 12 Stunden am Tag unterwegs. Da wurde es zeitlich knapp, um noch rechtzeitig bei der Post zu sein.

      Aber ich war wohl schon damals ein Organisationstalent.

      Freundin Konstanze kommt auch wieder in diesem Brief vor:

      „Dann haben wir noch eine halbe Flasche Klaren mit Orangen-Möhrensaft getrunken und über die Wohnung diskutiert.“

      Igitt, mir wird ja übel, wenn ich das lese! Schien aber damals ein Modegetränk gewesen zu sein und ich hatte wohl langes Wochenende.

      Zu der Zeit habe ich immer zehn Tage gearbeitet und hatte dann vier Tage frei. Was sich tatsächlich als praktisch in Hinblick auf die Besuche bei Hannes in Rostock erwies. Auch hatte sich die Möglichkeit für eine dortige Unterkunft ergeben:

      „Ich habe eine Ein-Raum-Wohnung für uns in Rostock. Höchstwahrscheinlich! Die Delegierte von uns ist aus Rostock. Sie lebt mit ihrem Freund in dessen Wohnung.

       Ihre Wohnung ist vom Ostseestadion 20 Minuten mit der Straßenbahn entfernt.

      Sie würde mir ihre Wohnung für 20,00 Mark am Tag vermieten. Ich meine, das wäre doch schon was, oder? Wenn ich Dich besuche, brauchen wir nicht in der Stadt umher zu latschen oder in irgendeine Kneipe gehen. Außerdem könntest Du dort baden! Das denke ich mir jedenfalls. Ich muss morgen noch mal fragen. Findest Du das nicht auch gut?! Ich ja. Man muss halt an den Winter denken und 20,00 Mark würden wir dicke in der Gaststätte ausgeben, oder? Ich liebe Dich, Fratz! Und ich möchte uns die Zeit so leicht wie möglich machen! Ich versuche es jedenfalls.“

      Die Zeilen vom 10. 5. beginnen mit:

      „Da ich heute wieder keine Post von Dir hatte, wollte ich erst gar nicht schreiben. Wenn ich zu viel schreibe, musst Du es mir sagen!“

      Autsch, da war ich wohl doch etwas sauer, aber die Informationen, die ich hatte, wollte ich natürlich doch noch an Hannes weiter geben:

      „Das mit der Wohnung in Rostock geht klar! Leider hat sie doch kein Bad.“

      Offensichtlich wollte ich vermeiden, dass sich mein Liebster auf ein Bad freut, das dann doch nicht da war.

      Ich ahnte ja, wie sehr er darunter litt, dass er in der Kaserne nur einmal in der Woche duschen konnte. Ob das wohl heute auch noch in Kasernen so ist?

      Dass ich gerade sauer oder traurig gewesen sein muss, merke ich heute auch daran, dass ich dieses Blatt vom 10. 5. nur von einer Seite beschrieben habe. Auch habe ich tatsächlich bis zum 12. 5 mit dem nächsten Brief gewartet, dann aber doch geschrieben, obwohl immer noch keine Post von Hannes kam. Meine Gefühle gingen damals hin und her, was ich heute in diesem Brief lesen kann. Mich aber auch daran genau erinnere:

      „

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       Mein lieber Fratz, Hannes!

       Da ich weiß, dass ich bis zur Vereidigung sowieso die Hälfte von dem vergesse, was ich mit Dir bereden will, schreibe ich heute noch ein paar Zeilen. Ich hoffe, Du bist nicht böse darüber, dass ich Dir so oft schreibe. Mir ist da nämlich noch ein anderer Gedanke in punkto Wohnung gekommen.“

      So war es. Manchmal tauschten junge Ehepaare ihre Zwei-Raum-Neubauwohnung gegen eine Drei-Raum-Altbauwohnung und nahmen in Kauf, dass sie dann mit Ofen heizen mussten. Diese Idee griff ich nun auf und schrieb:

      „Meistens sind die Räume größer und wir bräuchten nicht noch mal umziehen, wenn wir ein Kind haben.“

      Tatsächlich gab es in den Städten wie Greifswald oder Rostock noch etliche so genannte Altbauwohnungen, die recht geräumig waren, aber unsaniert. Deshalb haben sich gerade ältere Leute auf solch einen Tausch eingelassen. In unserer damaligen Situation hätten wir dann unsere AWG-Anteile wieder bekommen und wären erst mal finanziell aus dem Schneider gewesen. Es zeigt sich in meinen Briefen immer wieder, dass mich das sehr beschäftigte. Aber ganz deutlich lese ich in den Briefen, welche Sehnsucht und Gedanken ich damals hatte:

      „Ja, Samstag! Du glaubst ja gar nicht, wie sehr ich mich darauf freue! Dann haben wir uns 16 Tage nicht gesehen. Mir kommt es wie ein Jahr vor! Na ja, wie ein Monat bestimmt. Manchmal ist mir ganz komisch, als wenn es unsere Trennung für immer ist. So als wenn Du weggegangen bist von mir oder tot! Aber das war nur ein, zwei Mal in ganz trüben, einsamen Stunden, abends im Bett, so im Halbschlaf.

       Ich liebe Dich so sehr!“

      Ob ich darauf in einem seiner Briefe Antwort bekomme?

      Dann habe ich noch Grüße weiter gegeben von Freunden und Kollegen, die ich alle einzeln aufgezählt habe.

      Am nächsten Morgen schrieb ich dann, dass ich es mir mit dem Wohnungstausch doch überlegt habe, weil ich dann wohl noch mehr Hektik haben würde und:

      „Vielleicht habe ich ja heute Post von Dir!“

      Ich hatte Post, sogar gleich zwei Briefe von meinem Hannes.

       Der vom 9. 5. 85 begann so:

      „Mein lieber Fratz! Habe heute Deine liebe Post erhalten, worüber ich mich herzlich gefreut habe und auc

      

       h mir ein paar Tränen gekommen sind. Ich habe ja erst nächste Woche mit Post gerechnet. Ansonsten ist alles Scheiße hier. Na ja, was soll´s.

       Zur Vereidigung musst Du von 9:00 bis 10:30 Uhr in der Kaserne sein, Lass mich hier ja nicht hängen.“

      Dann folgt eine Liste weiterer Bestellungen, was ich am 18. 5. zur Vereidigung alles noch mitbringen sollte und dass er ein Paket mit seiner zivilen Wäsche abgeschickt hat. Dann endlich was zu der Wohnung:

      „So, mein Fratz, nun noch wegen der Wohnung. Hoffentlich kommt sie nicht in der Zeit vom 1. 7. – 22. 7., da fahren wir ins Feldlager in die Nähe von Rathenow. Da kriegen wir natürlich kein Frei. Übrigens in den 1,5 Jahren gibt es 3 x 5 Tage Urlaub und 3 x verlängerten Kurzurlaub. Mehr ist hier nicht drin. Wenn ich Sonderurlaub kriegen soll, musst Du mir die Zuweisung für die Wohnung von der AWG mitschicken (Einschreiben). Ich würde es ja nicht wollen, dass Du noch arbeiten gehst. Und ich bitte Dich um eins, greife den Ehekredit nicht an. Ich liebe Dich ebenfalls ganz doll. Sei ganz lieb gegrüßt von Deinem Hannes.“

      Diesen Brief hatte Hannes an einem Donnerstag geschrieben und den folgenden am Samstag darauf. Trotzdem kamen beide gleichzeitig am Montag bei mir an. Und ich hatte so sehr auf Post noch vor dem Wochenende gewartet, dabei hatte er ja geschrieben, nur die Post war so langsam. Damals gab es eben noch keine E-Mails und schon gar nicht Whats App. Telefonieren war auch nicht so einfach. Das können sich junge Leute heute gar nicht mehr vorstellen.

      Umso


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