Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley

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Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika - Henry Morton Stanley


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etwa 150 freie Männer unter ihnen und alle übrigen entweder Sklaven oder Verbrecher waren.

       Herr J. S. Jameson hat sich freundlichste erboten, auf die Flusspferdjagd zu gehen, um Fleisch zu beschaffen. Wir gaben jedem Manne täglich ½ kg Reis, gerade die halbe Ration. Für die Offiziere und unsere arabischen Gäste haben wir eine Ziegenherde, etwa 30 Stück stark. Die Geschenke an Nahrungsmitteln von den verschiedenen Häuptlingen der Umgegend bezifferten sich auf etwa 500 Rationen und waren sehr annehmbar.

      Kapitän Nelson ist mit den Äxte-Trägern eifrig beschäftigt, Heizmaterial für die Dampfer vorzubereiten. Der „STANLEY“ muss morgen mit den Kompanien des Majors Barttelot und Dr. Parke abfahren und die Leute oberhalb des Wampokoflusses ausschiffen, von wo sie den Marsch nach Msuata antreten werden. Ich muss jedes Mittel benutzen, um vom Stanley-Pool fortzukommen, ehe die Leute vom Hunger derart gepeinigt werden, dass sie unkontrollierbar werden.

      25. April. Der Dampfer „STANLEY“ ist mit 153 Mann unter Major Barttelot und Dr. Parke den Fluss aufwärts gefahren.

      Ich besuchte Kinshasa, um meinen alten Sekretär Herrn Swinburne aufzusuchen, der jetzt Verwalter einer Elfenbein-Handelsgesellschaft, der Sanford-Exploring-Company, ist. Da der Rumpf seines Dampfers „FLORIDA“ der Vollendung entgegengeht, so machte er, wenn wir ihm behilflich sein wollten, das Schiff ins Wasser zu bringen, den Vorschlag, dasselbe der Expedition zu leihen, da es niemand von Nutzen war, bis Maschine und Welle mit dem Baron von Rotkirch einträfen, der vermutlich nicht vor Ende Juli ankommen würde. Ich war nur zu froh, und schickte sofort eine Anzahl Leute ab, um die Arbeit der Verlängerung des Helgens bis zum Uferrande zu beginnen.

      Unser Maschinist, John Walker, wurde zum Dienst auf dem „HENRY REED“ beordert, um das Schiff zu reinigen und für die Fahrt nach dem Oberkongo vorzubereiten.

      Heute sind ein Sudanese und ein Sansibarite gestorben.

      27. April. Von den wegen Krankheit auf verschiedenen Stationen zurückgelassenen Leuten sind 13 Sansibariten und ein Sudanese angekommen. Sie berichten, dass sie ihre Gewehre und Sappeur-Gerätschaften verkauft hätten.

       28. April. Wir schlagen das Lager ab und marschieren mit der Expedition nach Kinshasa, damit ich den Stapellauf des Dampfers „FLORIDA“ persönlich überwachen kann, der hoffentlich übermorgen stattfinden wird, da der Rumpf dann vollendet ist. Wir werden inzwischen von Herrn Antoine Greshoff, von der Holländischen Gesellschaft, und Herrn Swinburne, von der Sanford-Company, freundlich aufgenommen.

      29. April. Im Lager bei Kinshasa unter den Affenbrotbäumen. Die Dampfer „STANLEY“ und „HENRY REED“ sind mit dem Leichter „EN AVANT“ im Schlepptau angekommen.

      (Im Jahre 1890 fuhr Joseph Conrad als 1. Offizier des Flussdampfers „ROI DES BELGES“ den Kongo aufwärts – Band 83e dieser gelben Buchreihe)

      30. April. Der Rumpf der „FLORIDA“ ist heute Morgen vom Stapel gelassen worden; 200 Mann zogen denselben stetig auf dem bis in den Fluss hinein verlängerten Helgen ins Wasser, worauf das Schiff nach dem Landungsplatze der Holländischen Gesellschaft gebracht und an dem Dampfer „STANLEY“ befestigt wurde.

Grafik 5

      Stapellauf des Dampfers „FLORIDA“

      Jeder Offizier erhielt den Plan bezüglich der Einschiffung und den Befehl, mit dem Beladen der Dampfer dem Programm gemäß zu beginnen.

      Ferner erteilte ich folgende Ordres:

      „Die Offiziere, welche Kompanien befehligen, sind:

Grafik 705

       „Herr William Bonny übernimmt die Aufsicht über die Transport-, Reit- und sonstigen lebenden Tiere und hilft im Notfalle Dr. Parke.

      „Jeder Offizier ist für das gute Verhalten seiner Kompanie und den Zustand der Waffen und Ausrüstung persönlich verantwortlich.

      „Die Offiziere haben die Patronentaschen ihrer Leute oft zu inspizieren und genau Buch darüber zu führen, um den Verkauf der Munition an die Eingeborenen oder Araber zu verhüten.

      „Für geringere Vergehen darf nur eine leichte körperliche Strafe auferlegt werden, und auch nur so selten wie möglich. Die Offiziere haben in dieser Beziehung Besonnenheit zu üben und müssen sich hüten, die Leute durch allzu große Strenge und unnötiges Antreiben aufzuregen.

      „Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, große Nachsicht walten zu lassen; möge daher in der Regel gegen eine Bestrafung dreimal verziehen werden.

      „Die Offiziere werden gefälligst bedenken, dass die Leute harte Arbeit haben, ihre Lasten schwer, das Klima heiß, die Märsche ermüdend und die Rationen schlecht und oft knapp sind. Unter solchen Umständen ist die menschliche Natur äußerst empfänglich, und es sollten deshalb die Bestrafungen wohl überlegt und nicht zu Quälereien werden, um die Geduld nicht zu stark anzuspannen. Nichtsdestoweniger muss den Leuten Disziplin gelehrt und zum allgemeinen Besten im Notfalle mit Gewalt aufrechterhalten werden.

      „Ernstliche Vergehen gegen die Expedition werde ich im Allgemeinen selbst aburteilen.

      „An Bord wird jeder Offizier angewiesen, die Arbeiten des Tages zu übernehmen. Er hat auf die Verteilung der Rationen, die Reinigung des Schiffes zu achten und Obacht zu geben, dass keine Prügeleien oder Raufereien vorkommen, da, wenn man sie nicht verhindert, Messeraffären daraus entstehen, und dass die Tiere regelmäßig Futter und Wasser bekommen. Wegen aller unwichtigen Kleinigkeiten wende man sich an den ältesten Offizier, Major Barttelot.“

      * * *

      Fünftes Kapitel – Vom Stanley-Pool nach Jambuja

       Fünftes Kapitel – Vom Stanley-Pool nach Jambuja

      Szenerie am Oberkongo. – Unfall des „PEACE“. – Die Dampfer erreichen Kimpoko. – Einsammlung von Brennmaterial. – Der untaugliche „PEACE“. – Der Unfall des „STANLEY“. – Ankunft in Bolobo. – Teilung der Expedition in zwei Kolonnen. – Major Barttelot und Jameson werden zu Befehlshabern der Nachhut gewählt. – Ankunft an der Äquator-Station und in Bangala. – Die Basoko-Dörfer. – Desertion Barutis. – Ankunft in Jambuja.

      * * *

      Wie ich bei der Schilderung der Szenen am Unterkongo bereits näher auseinandergesetzt habe, beabsichtige ich alle Eindrücke, welche wir während unserer nahezu 1.700 km langen Fahrt nach Jambuja je nach der verschiedenen Gemütsstimmung erhalten haben, mit Stillschweigen zu übergehen. Ich werde mich darauf beschränken, die Ereignisse zu erzählen.

      Die Tage vergingen uns rasch genug. Die frühen Morgenstunden boten uns jeden Tag ein Panorama von Waldland, Myriaden bewaldeter Inseln und breiter Kanäle mit totenstillem Wasser, die so von der Sonne beschienen wurden, dass sie Flüssen aus Quecksilber glichen. Im Allgemeinen hätte man wohl sagen können, dass alles außerordentlich einförmig war, d. h. insofern als man Tag für Tag dieselben Szenerien in solcher Entfernung passierte, dass es unmöglich war, Einzelheiten zu erkennen. Doch steuerten wir auch an dem einen oder dem anderen Ufer entlang oder fuhren, um das tiefe Wasser zu benutzen, nahe an eine Insel hinan, sodass uns die Langeweile der Einförmigkeit erspart blieb.

       Während wir kaum 12 m vom Lande in einem Armsessel saßen, ließ jede Umdrehung der Schraube uns neue Eigenschaften des Blattwerkes, des Ufers, der Bäume, Gesträuche, Pflanzen, Knospen und Blüten erblicken. Der Charakter oder die Eigenschaften der verschiedenen Pflanzen und der mannigfaltigen Vegetation, welche wir erblickten, mochten uns gleichgültig oder unbekannt sein, kein Teil des Ufers Interesse für uns haben, aber dennoch vergaßen wir das Schwinden der Zeit, während wir die äußern Formen betrachteten, und wurden oft zu lebhafterem Interesse angeregt, wenn ein Bewohner der Lüfte oder des Wassers sich in unserm Gesichtsfelde zeigte. Diese wunderschönen Ausblicke auf die vollständig ruhigen Gewässer, die lebhaft grünen Wälder, in denen jeder Zweig und jedes Blatt so still wie


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