Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley

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Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika - Henry Morton Stanley


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August gefassten Beschlusses, zu bleiben und auf mich zu warten, und des Zusammentreffens mit den Arabern am nächsten Tage.

       Was in diesem Werke von Emin Pascha berichtet ist, wird, wie ich hoffe, dem hohen Begriffe von unserm Ideal nicht im geringsten Abbruch tun. Wenn die Wirklichkeit etwas von demselben abweicht, so kann ihm deshalb keine Schuld beigemessen werden. Solange seine Leute ihm treu waren, stand er hinter dem Ideal nicht zurück; als seine Soldaten sich empörten, hörte seine Brauchbarkeit als Gouverneur auf, gerade wie ein Kunsttischler, welcher Werkzeug besitzt, vorzügliche Holzarbeiten herstellen, ohne Werkzeug aber nichts ausrichten kann. Wenn der Pascha keine solche riesenhafte Gestalt besitzt, wie wir angenommen hatten, so kann er dafür gewiss nicht verantwortlich gemacht werden, ebenso wenig wie für sein unmilitärisches Äußere. Wenn der Pascha imstande gewesen war, seine Provinz fünf Jahre lang zu behaupten, so kann er gerechterweise nicht für die Woge des Wahnsinns und die Epidemie des Aufruhrs verantwortlich gemacht werden, welche seine bisher getreuen Soldaten in Rebellen verwandelte. Sie werden in dieser Erzählung zwei besondere Stellen finden, in denen der Pascha beide male mit der strengsten Unparteilichkeit geschildert wird; seine Unglücksfälle vermindern nicht unsere Hochachtung vor ihm, wenn wir auch mit dem Überfluss an dem ihn beseelenden Gefühl für so unwürdige Subjekte wie geschworene Rebellen nicht einverstanden sein mögen. Als Verwaltungsbeamter hat er die schönsten Eigenschaften bewiesen; er war gerecht, taktvoll, treu und mild und liebte die Eingeborenen, welche sich unter seinen Schutz gestellt hatten, und man kann keinen schöneren und besseren Beweis für die Hochachtung, welche seine Soldaten für ihn hegten, wünschen, als die Tatsache, dass er dem Rufe, den er sich durch seine Gerechtigkeit und Milde erworben hatte, sein Leben verdankt. Kurz, jede Stunde, welche er dem Schlafe abdarbte, war vor seiner endgültigen Absetzung irgendeinem nützlichen Zweck gewidmet, der geeignet sein konnte, seine Kenntnis zu vermehren, die Lage der Menschheit zu verbessern und der Zivilisation neues Feld zu erobern. Sie dürfen dies nicht vergessen und es selbst dann nicht außer Betracht lassen, wenn Sie lesen, welche Eindrücke wir von ihm erhalten haben.

      Ich muss glauben, dass Herr Mounteney Jephson den höchst wohlwollenden Bericht über die Ereignisse während der Gefangennahme und Haft des Paschas und seiner selbst aus reiner Ergebenheit, Sympathie und Mitgefühl für seinen Freund geschrieben hat. In der Tat tritt das Wohlwollen und die Sympathie, welche er für den Pascha hegt, so offen zu Tage, dass ich ihn scherzweise beschuldige, entweder Mahdist, Arabist oder Eminist zu sein, während man eigentlich unwillig sein könnte, wenn man in eine Falle gelockt wird mit der Aussicht, ein Sklavenleben in Khartum zu führen! Als dem Pascha die Briefe des Herrn Jephson vorgelegt wurden, bestätigte er, wie Sie sehen werden, deren Inhalt. Spätere Beobachtungen haben die Wahrheit der von Herrn Jephson gemachten Bemerkung auch bewiesen, welcher sagte: „Das Gefühl ist der schlimmste Feind des Paschas; Emin hält hier nichts zurück, als Emin selbst“. Was ich an Jephson am meisten bewundere, ist der offenbare Konflikt in ihm zwischen seiner Pflicht mir gegenüber als mein Vertreter und seiner Freundschaft für den Pascha.

       Während wir natürlich bedauern müssen, dass Emin Pascha auf seine Truppen nicht den erforderlichen Einfluss besaß, der ihren vollständigen Gehorsam, ihre Zuverlässigkeit und ihre Treue veranlasst hätte, sie folgsam gegen die Gesetze und Gebräuche der Zivilisation gemacht, sie gezwungen hätte, die Eingeborenen als Mitgeschöpfe zu achten und zu Wächtern und Beschützern des Friedens, des Eigentums zu machen, ohne welche es keine Zivilisation gibt, werden viele der Ansicht sein, dass, da der Gouverneur hierzu nicht imstande war, es vielleicht ganz gut sei, dass die Ereignisse den jetzigen Verlauf genommen haben. Den afrikanischen Eingeborenen kann man nicht die Lehre beibringen, dass die Zivilisation ein Segen ist, wenn man gleichzeitig gestattet, dass sie von einer zügellosen Soldateska nach Belieben unterdrückt, in menschenunwürdiger Weise behandelt, beraubt und in die Sklaverei getrieben werden! Die Gewohnheit, die Eingeborenen für nicht besser als heidnische „Abid“ oder Sklaven zu halten, datiert von Ibrahim Pascha und muss vollständig abgeschafft werden, ehe man außerhalb der Militärniederlassungen irgendetwas wird sehen können, was Ähnlichkeit mit der Zivilisation hat. Wenn jedes Getreidekorn, jedes Stück Geflügel, jede Ziege, jedes Schaf und jede Kuh, welche die Truppen brauchen, mit gutem Gelde oder dessen Wert in Notwendigen Waren bezahlt wird, dann wird der Einfluss der Zivilisation unüberwindlich sein und dann kann sogar die christliche Lehre eingeführt werden; ohne unparteiische Rechtspflege sind aber beide unmöglich, und sie werden sicherlich niemals zur Einführung gelangen, wenn die Rechtspflege von Raub begleitet wird oder ihn im Gefolge hat, wie es nach meiner Befürchtung im Sudan nur zu allgemein Brauch gewesen ist.

      Diejenigen, welche die wahre Gerechtigkeit hochhalten, mögen einigen Trost finden in dem Gedanken, dass, bevor die Zivilisation in ihrer wahren und wirklichen Form in Äquatoria eingeführt wird, die Eingeborenen jetzt einige Zeit Ruhe und Frieden haben werden, und dass, wie auch das Land ausgesehen haben mag, doch alles mit Ausnahme einiger Orangen- und Zitronenbäume unter höheren, besseren und dauernderen Auspizien innerhalb eines Monats ersetzt werden kann.

       Wenn ich während der Expedition meiner wirklichen Freundschaft und Ergebenheit für Sie und meine Freunde vom Emin-Entsatz-Komitee nicht genügend Ausdruck gegeben habe, so schreiben Sie dies, bitte, dem Mangel an Gelegenheit und der Macht der Verhältnisse zu, nicht aber einer Lauheit und Unaufrichtigkeit meinerseits. Wenn Sie und meine Freunde aber etwa überzeugt sind, dass ich, soweit es in meiner Macht lag, die mir anvertraute Mission getreulich und loyal in demselben Sinne und zu demselben Zwecke erfüllt habe, wie Sie selbst es getan haben würden, wenn Sie physisch und moralisch imstande gewesen wären, uns zu begleiten, dann bin ich in der Tat zufrieden, und das höchste Lob würde meiner Ansicht nach nicht der einfachen Anerkennung gleichkommen, welche in den Worten liegen würde: „Es ist gut gemacht.“

      Mein lieber Sir William, ein nobles, edelmütiges und treues Herz, wie das Ihrige, zu lieben, ist nur natürlich. Nehmen Sie die Versicherung meiner Liebe entgegen, die ich Ihnen seit langer Zeit voll und ganz zu eigen gegeben habe.

      Henry M. Stanley.

      Herrn Baron Sir William Mackinnon,

      von Balinakill und Loup,

      Grafschaft Argyleshire,

      Vorsitzendem des Emin-Pascha-Entsatz-Komitee etc.

Grafik 229

      William Mackinnon (Mitte) mit HM Stanley und F. de Winton

      * * *

      Erstes Kapitel – Einleitung

       Erstes Kapitel – Einleitung

      Der Khedive und der Sudan. – Arabi Pascha. – Hicks Pascha's Niederlage. – Der Mahdi. – Sir Evelyn Baring und Lord Granville über den Sudan. – Valentine Baker Pascha. – General Gordon, seine Tätigkeit im oberen Sudan. – Eduard Schnitzer (oder Emin Effendi Hakim) und seine Provinz. – General Gordon in Khartum und Bericht über die Expedition im Jahre 1884 unter Lord Wohlseley. – A. M. Mackay, der Missionar in Uganda. – Briefe von Emin Bey an Mackay, C. H. Allen und Dr. R. W. Felkin, seine Provinz betreffend. – F. Holmwood's und A. M. Mackay's Ansichten über den geplanten Entsatz Emins. – Vorgeschlagene Marschrouten für die Expedition zum Entsatze Emins. – Sir William Mackinnon und J. F. Hutton. – Der Entsatz-Fonds und Einzelheiten über die Vorbereitungen zur Expedition. – Oberst Sir Francis de Winton. – Auswahl der Offiziere für die Expedition. – König Leopold und die Kongo-Route. – Abreise nach Ägypten.

      * * *

       Nur ein Carlyle, der in seiner reifsten Periode die Schrecknisse der fürchterlichen Französischen Revolution in düsteren Farben beschrieb, kann der langen Reihe von Unglücksfällen, welche die Verbindung zwischen England und Ägypten im Gefolge gehabt hat, gerecht werden. Es ist dies vom Anfang bis zum Ende ein so schreckliches Thema, dass Engländer vermeiden, es zu berühren. Diejenigen, welche irgendetwas bezüglich dieser Schrecknisse geschrieben haben, beschränken sich auf rein historische Darstellung. Niemand kann sie durchlesen, ohne über die Gefahren zu schaudern, welche England und die Engländer während dieser Periode jämmerlicher Missverwaltung bedroht haben. Nach dem ägyptischen Feldzuge gibt es in monatelanger


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