Die Komödie der Irrungen. William Shakespeare

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Die Komödie der Irrungen - William Shakespeare


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      Zu dem band sie den einen Sklavenzwilling;

      Und ich war gleich bemüht für beide andre.

      Die Kinder so verteilt, mein Weib und ich,

      Die Blicke treu auf unsre Sorge heftend,

      Banden uns an des Mastbaums Enden fest;

      Und auf den Wogen treibend mit dem Strom

      Gelangten wir, so schien es, gen Korinth.

      Nun endlich brach die Sonne mild herein,

      Die Nebel wichen, die uns widerstrebt,

      Und durch die Wohltat ihres holden Lichts

      Ward still die Flut, und unser Aug' entdeckte

      Zwei Schiffe, die mit Eile sich uns nahten,

      Dies von Korinth, von Epidaurus jenes. –

      Doch eben jetzt, – weh mir, was mußt' ich sehn!

      Errat' aus dem Erzählten, was geschehn! –

      HERZOG.

      Nein, weiter, alter Mann, brich' so nicht ab;

      Denn Mitleid darf ich, wenn nicht Gnade schenken.

      ÄGEON.

      Oh, taten das die Götter, braucht' ich nicht

      Sie jetzt mit Recht der Grausamkeit zu zeihn! –

      Denn, eh' die Schiff' uns nah auf zwanzig Knoten,

      Gerieten wir an ein gewaltig Riff,

      Und heftig angetrieben an den Fels

      Brach unser hülfreich Fahrzeug mitten durch:

      So daß in dieser ungerechten Scheidung

      Fortuna jedem, gleichverteilend, ließ,

      Was seines Lebens Freud' und Sorge sei.

      Ihr Teil, der Armen! der befrachtet schien

      Mit mindrer Last, obschon nicht minderm Gram,

      Ward schneller fortgetrieben vor dem Wind;

      Und aufgefangen sah ich alle drei

      Durch Fischer aus Korinth, wie mir's erschien.

      Zuletzt nahm uns ein andres Schiff an Bord,

      Und hörend, wen das Glück durch sie erlöst,

      Gab uns die Mannschaft freundlichen Willkommen,

      Und raubt' auch wohl den Fischern ihre Beute,

      Wenn nicht die Jacht ein schlechter Segler war:

      Und deshalb lenkte sie den Lauf zur Heimat. –

      Jetzt wißt Ihr, wie ich all mein Heil verlor

      Und Mißgeschick mein Leben nur erhielt,

      Um meines Unglücks Trauermär zu melden.

      HERZOG.

      Um derer willen, die du so beklagst,

      Tu' mir die Freundschaft und berichte noch,

      Wie's jedem denn und dir seitdem erging.

      ÄGEON.

      Den jüngsten Sohn, und doch mein ältstes Leid,

      Befiel nach achtzehn Jahren heiße Sehnsucht

      Nach seinem Bruder: so bestürmt' er mich,

      Daß ihn sein Diener (der im gleichen Fall,

      Beraubt des Bruders, dessen Namen führte)

      Begleiten dürf', um jenen zu erspähn.

      Und weil er krank aus Liebe zum Verlornen,

      Wagt' ich es, den Geliebten zu verlieren. –

      Fünf Jahr durchsucht' ich alles griech'sche Land,

      Durchzog die fernsten Winkel Asiens

      Und kam, heimfahrend, jetzt nach Ephesus;

      Zwar hoffnungslos, wollt' ich doch diesen Ort

      Wie jeden, wo nur Menschen sind, durchforschen.

      Hier endet die Geschichte meines Lebens,

      Und glücklich preis ich meinen frühen Tod,

      Gäb' all mein Reisen mir Gewähr: sie lebten.

      HERZOG.

      Unseliger Ägeon! Vorbestimmt,

      Den höchsten Grad der Trübsal zu erdulden!

      Oh, glaub' mir, wär's nicht wider das Gesetz

      Und wider Krone, Würd' und fürstlich Wort,

      Das, wollt' er's auch, kein Herrscher darf umgehn,

      Mein Herz verföcht' als Anwalt deine Sache.

      Doch, ob du gleich verfallen bist dem Tod,

      Und Widerruf des abgestimmten Spruchs

      Zu großem Eintrag unsrer Ehre führte, –

      Doch will ich dich begünst'gen, wie ich's kann.

      Drum, Kaufmann, frist' ich dir noch diesen Tag,

      Daß du dir Hülf' in Freundeshülfe suchst.

      Frag' alle, die du kennst in Ephesus,

      Bitt' oder borge, bis die Summ' erfüllt, –

      Und lebe: kannst du's nicht, so stirbst du dann.

      Schließer, du stehst für ihn.

      SCHLIESSER.

      Wohl, gnäd'ger Fürst.

      ÄGEON.

      Zwar hülf- und trostlos, will's Ägeon wagen,

      Bis morgen nur sein Leben zu vertagen.

      Alle gehn ab.

      Zweite Szene

      Markt.

      Es treten auf Antipholus von Syrakus, ein Kaufmann und Dromio von Syrakus.

      KAUFMANN.

      Deshalb sagt aus, Ihr seid von Epidamnus,

      Sonst wird auf Euer Gut Beschlag gelegt.

      Noch heut erst ward ein Syrakuser Kaufmann

      Verhaftet, der allhier gelandet ist; –

      Und weil er nicht sein Leben lösen kann,

      Trifft ihn der Tod nach unserm Stadtgesetz,

      Eh' noch die müde Sonn' im Westen sinkt. –

      Hier ist Eu'r Geld, das Ihr mir anvertraut.

      ANTIPHOLUS.

      Geh, trag's in den Zentauren, unsern Gasthof,

      Und bleib' dort, Dromio, bis ich wiederkomme.

      In einer Stund' ist Mittagessens Zeit;

      Bis dahin will ich mir das Volk betrachten,

      Den Käufern zusehn, die Paläste merken,

      Und dann in meinen Gasthof schlafen gehn,

      Weil ich ermüdet bin vom weiten Reisen.

      Nun mach' dich fort! –

      DROMIO.

      Wohl mancher möcht' Euch jetzt beim Worte nehmen

      Und wandern mit so hübschem runden Schatz.

      Ab.

      ANTIPHOLUS.


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