Die Komödie der Irrungen. William Shakespeare

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Die Komödie der Irrungen - William Shakespeare


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treuer Bursch, mein Herr, der mir schon oft,

      Wenn ich verstimmt durch Schwermut oder Kummer,

      Den Sinn erleichtert hat mit munterm Scherz.

      Wollt Ihr mich nicht begleiten durch die Stadt

      Und dann ins Wirtshaus gehn und mit mir speisen?

      KAUFMANN.

      Ich ward bestellt, mein Herr, von ein'gen Wechslern,

      Wo mich ein vorteilhaft Geschäft erwartet;

      Deshalb verzeiht; doch nach der fünften Stunde,

      Wenn's Euch gefällt, treff' ich Euch auf dem Markt

      Und bleibe dann bei Euch bis Schlafenszeit; –

      Jetzt ruft mich jener Handel von Euch ab.

      ANTIPHOLUS.

      Lebt wohl so lang'; ich schlendre dann allein

      Und wandre auf und ab, die Stadt zu sehn.

      KAUFMANN.

      Seid Eurem besten Wohlsein dann empfohlen!

      Geht ab.

      ANTIPHOLUS.

      Wer meinem besten Wohlsein mich empfiehlt,

      Der wünscht mir, was ich nie erreichen kann.

      Ich gleich' in dieser Welt 'nem Tropfen Wasser,

      Der einen andern Tropfen sucht im Meer;

      Er stürzt hinein, zu finden den Gefährten,

      Und ungesehn verschwimmt er selbst im Forschen.

      So ich, indem ich Mutter such' und Bruder,

      Verschwind' ich Armer selbst auf ihrer Spur.

      Dromio von Ephesus kommt.

      Hier kommt mein wahrer Lebensalmanach. –

      Wie nun! Was kehrst du denn so bald zurück?

      DROMIO VON EPHESUS.

      Sobald zurück? Fragt doch, warum so spät?

      Die Gans verbrennt, das Ferkel fällt vom Spieß,

      Die Glock' im Turm schlug zwölf, und meine Frau

      Macht, daß es eins auch schlug auf meiner Backe;

      Sie ist so heiß, weil Eure Mahlzeit kalt ward;

      Die Mahlzeit wurde kalt, weil Ihr nicht heim kommt;

      Ihr kommt nicht heim, weil Ihr nicht Hunger habt;

      Euch hungert nicht, weil Ihr die Fasten bracht;

      Doch wir, die Fasten halten und Gebet,

      Wir büßen, was Ihr sündigt früh und spät.

      ANTIPHOLUS.

      Still doch! Spar' deine Lunge! Sag mir jetzt,

      Wo ließest du das Geld, das ich dir gab?

      DROMIO VON EPHESUS.

      Oh, die sechs Dreier, Herr, vom letzten Mittwoch,

      Für den zerrißnen Schwanzriem meiner Frau? –

      Die hat der Sattler, ich behielt sie nicht.

      ANTIPHOLUS.

      Ich bin zu Späßen heut nicht aufgelegt;

      Sag mir, und scherze nicht: wo ist das Geld?

      Da wir hier fremd sind, wie getraust du dich,

      So große Summ' aus deiner Acht zu lassen?

      DROMIO VON EPHESUS.

      Ich bitt' Euch, scherzt, wenn Ihr zu Tische sitzt!

      Mich sendet unsre Frau zu Euch als Post,

      Und kehr' ich heim, traktiert sie mich als Pfosten.

      Denn was Ihr fehlt, kerbt sie mir auf den Kopf.

      Mich dünkt, Eu'r Magen sollt' Euch Glocke sein

      Und Euch nach Hause schlagen ohne Boten.

      ANTIPHOLUS.

      Hör', Dromio, dieser Spaß kommt sehr zur Unzeit;

      Spar' ihn mir auf für eine beßre Stunde!

      Wo ist das Gold, das ich dir anvertraut?

      DROMIO VON EPHESUS.

      Mir, Herr? Ei wahrlich, Herr, Ihr gabt mir nichts.

      ANTIPHOLUS.

      Hör' mich, Herr Schlingel! Laß die Albernheit

      Und sag, wie du besorgtest deinen Auftrag.

      DROMIO VON EPHESUS.

      Mein Auftrag war, vom Markt Euch heimzuholen

      In Euer Haus, den Phönix, Herr, zum Essen;

      Die Frau und ihre Schwester warten schon.

      ANTIPHOLUS.

      Nun denn, so wahr ich Christ bin, steh mir Rede:

      An welchen sichern Ort bracht'st du das Geld?

      Sonst schlag' ich dir den lust'gen Schädel mürbe,

      Der Possen reißt, wenn mir's verdrießlich ist.

      Wo sind die tausend Mark, die ich dir gab? –

      DROMIO VON EPHESUS.

      Zwar ein'ge Marken trägt mein Kopf von Euch,

      Auch ein'ge Marken Eurer Frau mein Rücken;

      Doch das beläuft sich nicht auf tausend Mark: –

      Wollt' ich Eu'r Gnaden die zurückbezahlen,

      Ich glaub', Ihr stricht sie nicht geduldig ein.

      ANTIPHOLUS.

      Von meiner Frau? Sag, Kerl, von welcher Frau?

      DROMIO VON EPHESUS.

      Eu'r Gnaden Liebste, meine Frau im Phönix,

      Die jetzt noch fastet, bis Ihr kommt zum Essen,

      Und bittet, daß Ihr eilig kommt zum Essen.

      ANTIPHOLUS.

      Was, Schurke, neckst du mich ins Angesicht,

      Da ich's verbot? Da hast du eins, Herr Schlingel!

      DROMIO VON EPHESUS.

      Was meint Ihr, Herr? Um Gottes willen, haltet!

      Laßt Ihr die Hand nicht ruhn, brauch' ich die Beine.

      Er läuft davon.

      ANTIPHOLUS.

      Bei meiner Treu! durch irgendeinen Streich

      Ward mir der Tropf um all mein Gold geprellt! –

      Man sagt, die Stadt sei voll Betrügerei'n,

      Behenden Gauklern, die das Auge blenden,

      Nächtlichen Zaubrern, die den Sinn verstören,

      Mordsücht'gen Hexen, die den Leib entstellen,

      Verlarvten Gaunern, schwatzenden Quacksalbern,

      Und von Freigeistern aller Art und Zucht.

      Wenn das der Fall ist, reis' ich um so eh'r.

      Gleich such' ich im Zentauren meinen Knecht;

      Ich fürchte sehr, mein Geld bewahrt' ich schlecht.

      Geht ab.

      Конец


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