20.000 Meilen unter dem Meer - Band 2. Jules Verne

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20.000 Meilen unter dem Meer - Band 2 - Jules Verne


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Reiben Conseil's und des Kapitäns brachte es allmälig dahin, daß der Ertrunkene wieder zum Bewußtsein kam. Er schlug die Augen auf. Wie mußte er überrascht, ja erschrocken sein, als er die vier dicken Kupferköpfe über sich gebeugt sah!

      Und was mußte er gar denken, als der Kapitän Nemo ein Säckchen voll Perlen aus der Tasche zog und es ihm in die Hand drückte? Dieses hochherzige Almosen des Mannes der Gewässer wurde von dem armen Indier Ceylons mit zitternder Hand angenommen. Seine scheuen Blicke gaben übrigens zu erkennen, daß er nicht wußte, welchen übermenschlichen Wesen er Leben und Glück verdankte. Auf ein Zeichen des Kapitäns begaben wir uns wieder zu der Perlmuschelbank, und indem wir denselben Weg einschlugen, welchen wir gemacht hatten, gelangten wir nach einer halben Stunde zu dem Anker, woran das Boot des Nautilus befestigt war.

      Sobald wir uns in dem Fahrzeug befanden, entledigten wir uns mit Hilfe der Bootsleute der schweren Bepanzerung.

      Der Kapitän Nemo richtete sein erstes Wort an den Canadier.

      »Dank, Meister Land, sprach er zu ihm.

      – Es ist eine Vergeltung gewesen, Kapitän, erwiderte Ned-Land, und meine Schuldigkeit.«

      Ein bleiches Lächeln auf den Lippen des Kapitäns, das war Alles.

      »Zum Nautilus,« sprach er.

      Das Boot flog rasch über die Wellen. Nach einigen Minuten stießen wir auf den todten Haifisch, der auf der Oberfläche schwamm.

      An der schwarzen Farbe der Spitzen seiner Flossen erkannte ich den furchtbaren Schwarzflosser des Indischen Meeres, der zur Gattung der eigentlichen Haifische zählt. Er war über fünfundzwanzig Fuß lang; sein entsetzlich großes Maul machte den dritten Theil seines Körpers aus. Er war ausgewachsen, was an den sechs Reihen Zähnen zu erkennen war, welche in gleichschenkeligen Dreiecken auf der oberen Kinnlade saßen.

      Conseil betrachtete ihn mit rein wissenschaftlichem Interesse, und ich bin überzeugt, daß er ihn unter den Knorpelfischen richtig zu classificiren verstand.

      Während ich diese träge Masse betrachtete, zeigte sich ein Dutzend dieser gefräßigen Schwarzflosser plötzlich rings um das Boot herum; doch ohne sich um uns zu bekümmern, fielen sie über den Leichnam her und stritten sich um seine Fetzen.

      Um halb neun Uhr befanden wir uns wieder an Bord des Nautilus.

      Hier überließ ich mich meinen Gedanken über die Vorfälle bei unserem Ausflug zur Bank von Manaar. Zwei Bemerkungen drängten sich mir dabei unwillkürlich auf. Die eine betraf die unvergleichliche Kühnheit des Kapitäns Nemo, die andere seine aufopfernde Hingebung für ein menschliches Wesen, einen Repräsentanten der Race, vor welcher er sich unter das Meer flüchtete. Was er auch darüber sagen mochte, dieser seltsame Mann hatte es noch nicht dahin gebracht, sein Menschenherz ganz zu vernichten.

      Als ich ihm diese Bemerkung machte, antwortete er mir mit etwas gerührtem Ton:

      »Dieser Indier, Herr Professor, ist Bewohner eines Landes von Unterdrückten, und ich bin noch, und werde es bis zu meinem letzten Athemzug sein, diesem Lande angehörig.«

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