Die Auswendigpapageien. Paul Bar
Читать онлайн книгу.wieder einmal ein Unternehmer grosse Fehler, dann sprangen oft die Banken in die Bresche und schauten, dass diese Firma wieder aus dem Schlammassel heraus kam. Dies natürlich nur unter der Be-dingung, wenn die Firma unter neuer Führung eine Zukunft hatte. Vor ca. 40 Jahren erfolgte ein Paradigmenwechsel. Immer mehr junge Banker flogen nach Übersee und arbeiteten in der angelsächsischen Finanzindustrie. Dort machten sie grosse Augen! Ihre Arbeitskollegen und v.a. die Chefs verdienten massiv mehr. Warum das nicht auch in der Schweiz und in Europa umsetzen? Das setzte aber voraus, dass auch die Praktiken, wie sie in Übersee seit Jahrzehnten existieren, hier ebenfalls eingeführt werden mussten. Also wurde einmal kräftig fusioniert, damit die „kritische Grösse“ erreicht wurde. Das Investment Banking musste ebenfalls massiv ausgebaut werden, damit die hohen, kurzfristigen Profite wahr wurden. Und es wurden und werden nur noch Akademiker für eine Bankkarriere eingestellt. Die Folgen kennen wir alle. Heute ist die Finanzindustrie nicht mehr das seriöse Rückgrat unserer Wirtschaft, sondern das grösste Risiko für uns alle. Ich befürchte, dass wir noch nicht alles erlebt haben. Von dieser Seite her besteht jedenfalls eine sehr grosse Gefahr für unseren Wohlstand und kann vieles zunichte-machen, was über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Man versucht jetzt zwar, die Banken „sicherer“ zu machen. Ich glaube nicht daran, denn die Gier der Banker ist ungebrochen. Sie riskieren nicht viel, im Notfall springt ja der Staat ein. Damit dieser Teufelskreis durchbrochen wird, gibt es nur ein Mittel: Die Grossbanken (weltweit) müssen zerschlagen, bzw. redimensioniert werden, damit eine einzelne Bank nicht mehr systemrelevant ist. Nur wenn die Manager wissen, dass der Staat nicht zu Hilfe eilt, wird es eine Mässigung geben. Ein allfälliger Konkurs einer Bank ist dann ein starkes Zeichen sowohl für Bankangestellte, Bankkunden und andere Banken.
Die Sozialindustrie
Dank der Akademikerflut hat sich ein Wirtschafts-zweig explosionsartig vergrössert: Die Sozial-industrie. Diese Sparte spricht sehr viele Aus-wendigpapageien an, weil man meistens einen sicheren und gut bezahlten Arbeitsplatz beim Staat oder staatsnahen Institutionen hat und der Arbeitsdruck weniger gross ist, weil keine Umsatz- und Gewinnziele erreicht werden müssen. Ein weiterer Vorteil ist das Prestige. Schliesslich will man Leuten helfen und wer will das schon nicht. Es überrascht aber nicht, wenn ich feststelle, dass viele von diesen Auswendigpapageien heillos mit ihren „Kunden“ überfordert sind, weil sie über zu wenig Lebenserfahrung verfügen. In der Schweiz untermauert ein Beispiel aus dem Jahre 2014 meine Analyse: Mit einem Sondersetting, das bis zu Fr. 30‘000.00 pro Monat kostete, versuchte man einen schwierigen Jugendlichen so zu therapieren, damit er ein ordentlicher Bürger wird. Es ist für die AP-Sozialexperten kein Problem, wenn dieser Jugendliche absolut keine Bereit-schaft für eine Berufslehre zeigt und nur dort einwilligt, wo es ihm Spass macht (z.B. Thai-boxen) oder kleine Reinigungsarbeiten nur ausführt, wenn er Taschengeld erhält. In diesem krassen Fall, wo der Jugendliche einen jungen Mann fast zu Tode gestochen hat, hielten es die Therapeuten nicht für nötig, am Taschengeld von Fr. 600.00 pro Monat z.B. Fr. 200.00 abzuziehen, damit der Geschädigte nach 18 Monaten wenigstens die Fr. 3600.00 Schmerzensgeld erhält, das ihm das Gericht zugesprochen hat. Der Geschädigte erhielt bis heute keinen Franken. Inzwischen ist die anfangs erwähnte Person erwachsen und erneut wegen neuen Delikten vor Gericht. Die Therapien haben also nichts gebracht, im Gegenteil, das Boxtraining hat diesen Menschen noch gefährlicher gemacht. Heute können die Gefängnisbeamten seine Zelle nur zu sechst betreten! Wir als Bürger haben von diesem gravierenden Fall nur per Zufall erfahren, weil der Leiter des Sozialdienstes mit einem Fernsehfilm über seinen Schützling der Bevölke-rung aufzeigen wollte, wie „professionell“ sein Sozialdienst arbeitet. 2014 wurde bekannt, dass sehr schwierige Sexualstraftäter mit bis zu Fr. 60‘000.00 pro Monat therapiert werden. Der Verhältnisblödsinn kennt offensichtlich keine Grenzen.
Auf grosses Unverständnis stösst auch die Tatsache, dass Sozialhilfeempfänger Geld für die Wohnungsmiete und obligatorische Krankenkasse direkt erhalten. Leider verwendet ein Teil der Sozialhilfeempfänger dieses Geld für andere Zwecke und bezahlt die Mieten und Kranken-kassenprämien nicht. Die Gemeinden sind dann gezwungen, die Mieten ein zweites Mal zu be-zahlen. Die Krankenkassen ihrerseits schreiben jedes Jahr hunderte von Millionen Franken ab, weil es immer mehr Leute gibt, die gemerkt haben, dass man diese Prämien gar nicht bezahlen muss. Die Sozialindustrie hat dafür Verständnis und fordert noch höhere Sozial-leistungen. Bis heute habe ich noch nie eine Studie gesehen, wo z.B. 1000 Personen genau untersucht werden, wie sie das Geld der Sozial-hilfe ausgeben. Es wäre eine harte Knochenarbeit, weshalb es einfacher ist, den Datenschutz vorzu-schieben, damit man dies nicht machen muss. Und sollte sich doch jemand einmal getrauen, negative Verhaltensmuster von Sozialhilfe-empfänger zu veröffentlichen, so werden diese Personen umgehend vor Gericht gestellt und verurteilt. So erging es zwei Frauen aus dem Kanton Zürich. Dieses Gerichtsurteil war und ist natürlich eine Warnung an alle, die Ähnliches im Sinn haben.
Von den Befürwortern des grosszügigen Auszahlens von Bargeld wird argumentiert, dass mit diesem System die Reintegration in die Gesellschaft gefördert wird. Dies ist natürlich für die meisten Sozialbezüger eine Lachnummer. Sie staunen über die Naivität der Sozialbetreuer. Tatsache ist, ohne Druck ändert sich gar nichts. Die öffentliche Hand muss mindestens die Miete und die Krankenkassenprämien direkt bezahlen und ganz wichtig, persönlich vor Ort die zu mietende Wohnung suchen und diese dem Sozialhilfeempfänger zuteilen. Sonst passieren Fälle wie im Kanton Solothurn, wo eine Sozial-hilfeempfängerin eine zu teure Mietwohnung mietete und die Behörden nachträglich nichts mehr unternehmen konnten, weil die Gerichte die Sozialhilfeempfängerin schützten (Oltner Tagblatt 9.2.18). Merke, wer sich an die Regeln hält ist selber blöd.
Es wäre nicht mehr als logisch, wenn die Sozialbehörden halbjährlich die Wohnungen kontrollieren würden, denn viele Leute wissen z.B. nicht einmal, wie man eine Wohnung richtig lüftet. Heute ist es leider so, dass die Sozialbehörden alles aus den angenehmen Büros regeln und die Sozialhilfebezüger sich selber überlassen sind. Man argumentiert, dass dies das Selbst-bewusstsein der Empfänger stärkt, in Tat und Wahrheit ist man zu bequem für diese Arbeit. Man bleibt lieber im gemütlichen Büro.
Freie Arzt- und Zahnarztwahl für Asylanten und IV-Bezüger mit psychischen Störungen muss verboten sein. Ein Wohnortwechsel von Sozial-hilfeempfänger darf ebenfalls nur in Frage kommen, wenn die Sozialstelle dies bewilligt und die neue Standortgemeinde damit einverstanden ist. Wer sich an so viel direkter Einflussnahme stört, sollte eigentlich motiviert sein, seinen Status aus eigener Kraft zu ändern. Ist er dazu nicht in der Lage, muss er halt diese Nachteile in Kauf nehmen. Sozialhilfe darf keine Wohlfühlinsel sein! Ich hoffe, dass in naher Zukunft ein Meinungswechsel in der Öffentlichkeit stattfindet, denn wir können so nicht mehr weiter machen. Die Verantwortlichen in der Sozialindustrie müssen einsehen, dass es dringend nötig ist, hier eine Kehrtwende einzuleiten. Es kann nicht sein, dass eine stellvertretende Leiterin eines kantonalen Gesundheitsamtes (und mit ihr viele weitere, ähnlich gelagerten Personen) lakonisch feststellt, dass eine immer grössere Bevölkerungs-schicht sich die steigenden Krankenkassen-prämien nicht mehr leisten kann (NZZ 4.11.15). Dies scheint mir schwer nachvollziehbar, denn Haushalte mit kleinen Einkommen erhalten Zuschüsse zu ihren Krankenkassenprämien und müssen schlussendlich sehr wenig bezahlen. Ich bin überzeugt, dass die oben erwähnte Person keinen einzigen Fall konkret analysiert hat. Hätte sie dies getan, wären mit Sicherheit nicht wenige Fälle entdeckt worden, wo die betroffenen Personen einen Lebensstil pflegen, den sie sich schlicht und einfach nicht leisten können. Damit sind wir bei einem fundamentalen Punkt ange-langt: Die Probleme der Sozialhilfeempfänger können nicht vom Büro aus und nur während den Bürozeiten erledigt werden, man muss rund um die Uhr an die „Front“. Ich weiss, dass viele Auswendigpapageien damit Mühe haben. Das gleiche gilt übrigens für die Wirtschaft: Viele Auswendigpapageien verkriechen sich am liebsten ins Büro und wollen möglichst keinen Kontakt mit Kunden haben!
Die Sozialindustrie ist aber auch deshalb so expansiv, weil die involvierten Auswendig-papageien am laufenden Band neue Gebiete erfinden. Sie stellen u.a. immer neue Probleme beim Menschen fest und glauben, diese thera-pieren zu müssen. Damit das in ihren Augen auch gut funktioniert, müssen noch mehr neue Lehrstühle an den Universitäten gegründet werden. Folgerichtig gibt es massenhaft neue Weiterbildungskurse und entsprechende Titel. Es hat sich