Licht am Ende vom Filz. Julianne Becker

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Licht am Ende vom Filz - Julianne Becker


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Afrika, aber ich flog so hoch oben über dem Kontinent, dass ich ihn vom Weltall aus als Ganzes erkennen konnte. Und schon verwandelte sich der ganze Kontinent Afrika in ein Sprungtuch in Form seiner Umrisse und um das Sprungtuch herum sah ich lauter Lichtfilzlinge sitzen, die es festhielten, nur Lady Africa flog neben mir und leitete alle Lichtfilzlinge an, das Sprungtuch zu halten.

      Dieses Bild verschwand auch wieder und diesmal flog ich mit meiner Mama Africa ganz dicht über den Boden dahin und wir befreiten die Geister aus den Puppenkörpern, die da seit Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten gefangen waren, wir zogen alle Nadeln aus den Puppenkörpern heraus und hoben den Bann auf, der sie an bestimmte Menschen und ihren Fluch oder die magische Beschwörung band. Zum großen Teil waren diese Menschen schon gestorben, für die der Zauber ursprünglich gewirkt wurde oder die ihn erschaffen hatten, und die Geister saßen immer noch in den Puppenkörpern fest und litten entsetzlich.

      Ich nahm drei verschiedene Reaktionen auf unsere Befreiungsaktion wahr: Ein Teil der befreiten Geister kam zu mir, weil sie Vertrauen fanden, und ich schickte sie ins Licht und zu ihren eigenen Ebenen zurück. Einen anderen Teil der Geister konnte nichts dazu bewegen, die Puppenkörper zu verlassen, sie saßen verängstigt da und so übergab ich sie der Obhut der Lady Africa, um mit der Zeit doch noch den Mut zu finden, in die Freiheit zu gehen. Und ein dritter Teil berührte mich besonders: Diese Geister waren kaum befreit, als sie begannen, nach den Menschen in ihrer heutigen Inkarnation zu suchen, die sie da in einem anderen Leben hinein gebannt hatten. Nun wollten die Geister ihnen helfen, sich aus den Irrwegen von Duduu zu befreien.

      Wieder flogen ich mit Lady Africa weiter, diesmal begleitet von allen Lichtfilzlingen, die hatten das Sprungtuch losgelassen und zusammen spürten wir nun Puppen, Teddybären und andere Spielfiguren an vielen Orten auf und befreiten die Geister, die ungeliebt von besseren Zeiten träumten. Wir gaben ihnen Liebe und boten ihnen den Weg ins Licht und die Rückkehr zu ihren Ebenen an.

      Langsam ebbte das Trommelkonzert ab und trug mich in einem schönen Ausklang aus der Trance zurück in den Raum. Erst jetzt merkte ich, wie sehr mich das Erlebte von ganzem Herzen berührte. Es ergriff mich so sehr, dass ich die Tränen kaum verbergen konnte. Und ich wusste plötzlich, auch dafür war ich wieder gekommen. Auch dafür lebte ich. Das war meine Aufgabe.

      Und ich konnte endlich meine ganze Schuld loslassen und mir auf höheren Seelenebenen selbst vergeben, dass ich in einem anderen Leben das Wissen um die Magie der Puppen in unreife Hände gelegt hatte. Zuhause ging ich das Erlebnis noch einmal durch. Und dann dachte ich: Mit all diesen Tausenden von Nadelstichen an meinen Lichtfilzlingen zog ich symbolisch immer wieder die Nadel raus und neutralisierte damit die Wirkung einer dieser vielen Nadeln, die in der Vergangenheit jemals in einer Puppe stecken blieben. Ich hatte die Macht dazu, ich wusste das einfach.

      Aladin und die Wunderlampe

      Diese Trance rückte erst wieder in mein Interesse, als ich die Geschichte zwei Jahre später niederschrieb und zu verstehen suchte. Damals hatte ich mich zwar gewundert, konnte aber nicht viel mit dem Erlebnis anfangen. Aber es musste da wirklich, also mit Wirkung, etwas passiert sein, weil das Erleben emotional sehr tief ging. Für das Buch wandte ich mich nun an die Ebene der aufgestiegenen Meister und bat sie darum, mir zu erklären, was in der Afrikatrance eigentlich passierte, denn nach einem Jahr völliger Funkstille bekam ich mittlerweile endlich wieder Antworten von dort.

      St. Germain meldete sich. „Was willst du wissen?“

      „Na ja, erst einmal: Wie funktioniert Duduu?“ Dass es funktionierte, stellte ich nicht in Frage, denn Barbara hatte mir da so einige Geschichten aus der Familie ihres afrikanischen Freundes erzählt.

      „Und dann auch noch: Welche karmischen Folgen hat es, wenn Nadeln in eine Puppe gesetzt werden und dort stecken bleiben?“

      Es wurde doch auch Zeit, Duduu aus der verstaubten Kiste magischer Praktiken ans Tagslicht zu zerren und zu schauen, was dahinter steckte, also wie und warum dieser Zauber eigentlich wirkte. Wie sah man das also auf der Ebene all dieser hoch bewussten aufgestiegenen Meister, was war deren Konzept zu Wirkung und Wirklichkeit? Und vielleicht konnte ich ja nicht nur dies herausfinden, sondern auch noch, was hinter allen paranormalen Begebenheiten, Wundern und Zaubern so tickte, und natürlich auch hinter meinen Lichtfilzlingen. Es musste doch eine natürliche Erklärung für das alles geben, davon war ich jedenfalls immer schon überzeugt.

      Das Wort „Esoterik“ bedeutete doch nur „weiße Flecken auf der Landkarte, Neuland, da kann man noch was entdecken“. Und ich liebte halt Entdeckungen, ich grub gerne tiefer. Und ich stellte mir unsere gemeinsame Realität auch ziemlich dynamisch vor. Mein Interesse an Geschichte, Archäologie und Astronomie hatte mich gelehrt, dass jede Zivilisation auch andere Erklärungen hervorbrachte. Ich war nicht mehr so vermessen zu glauben, dass ausgerechnet ich in einer Zivilisation lebte, die unsere Realität bereits ganz verstand. Unsere Wissenschaften entwickelten sich doch gerade sehr rasant weiter und überraschten uns immer wieder mit neuen Konzepten von Wirklichkeit.

      Erst vor zehn Jahren hatte man die dunkle Energie entdeckt, von der man nun vermutete, dass sie neunzig Prozent aller Energie im Universum ausmachte, und bastelte an Versuchen und Beweisen dazu. Überall wurde weiter geforscht, in jedem Gebiet.

      Am Ende wissenschaftlicher Forschung würde es keine Esoterik mehr geben, dann mussten sich alle Themen in Wissenschaftsgebiete verwandelt haben, also auch mit entsprechenden Studiengängen und Lehrstühlen. Und dann würden solche Dinge so selbstverständlich in der Schule gelehrt wie heutzutage die Bruchrechnung. Die klang zu einer früheren Zeit auch „esoterisch“ und nach so vielen Jahren als Mathematiklehrerin war ich zu der Erkenntnis gelangt, dass es auch heute noch etliche, sogar sehr gebildete Erwachsene gab, denen die Bruchrechnung weiterhin ein mystisches Rätsel blieb.

      St. Germain erklärte es mir so: „Duduu versklavt einen Geist und macht ihn zu einem Geist in der Flasche, einen wie bei dem Märchen von Aladin und der Wunderlampe, auf Abruf bereit und mit großer Wirkung.“

      Gleich stellte ich mir Aladin und die Wunderlampe vor und sah St. Germain dazu nicken. Also ging es um Geister. Interessant. Er fuhr fort:

      „Dabei handelt es sich einfach um ein komplettes energetisches Feld. Das passt und ist schon vorhanden, aber es stammt aus anderen Reichen und gehört nicht hierher. Es gehört zum Reich der Elementargeister, den Bausteinen für materielle Erfahrungen, die sonst nur direkt auf Felderebene arbeiten. Wenn Geister an die Materie gebunden werden, bringen sie hier alles durcheinander. Sie unterstützten normalerweise alles Erschaffene grundsätzlich nur auf der prä-materiellen Ebene, also der Vorstufe der Materie. Und durch die eingeflößte menschliche Lebens- oder Schöpferkraft des Schamanen wird ihnen viel mehr Bedeutung gegeben. Sie verselbstständigen sich dadurch und werden fast zu eigenständigen Wesen. Sie fühlen und denken ein wenig, bleiben aber doch Geister ohne freien Willen und das ist einfach kein glücklicher Zustand. Deshalb muss man Duduu als eine Versklavung von Geistern ansehen.“

      Und weiter sagte er: „In den anderen Reichen verläuft ihre Existenz weniger bewusst. Sie denken und fühlen viel weniger und dienen ihrem geringen Bewusstsein entsprechend froh und heiter ihrer Bestimmung. Wenn man ihnen künstlich mehr Bewusstsein zuführt und sie dann auch noch an eine bestimmte Wirkung in dieser Realität bindet, dann fehlt ihre Substanz außerdem in ihrem eigenen Schöpfungsgefüge, in der Dimension der Geister und prä-materiellen Felder. Kurz und gut, mit Duduu wird ein Wesen für die Befriedigung persönlicher Bedürfnisse erschaffen, also um unglücklich zu sein, und das ist Sklaverei. Es ist im Gegensatz dazu frohe Bestimmung, wenn sich die Substanz selbst für Schöpfer ordnet und danach wieder in ihre Elemente zerfällt.“

      Upps, da kam ich ja gleich mächtig ins Schleudern! Gut, dass meine Intuition mir relativ früh sagte, ich müsse jedem Lichtfilzling ausdrücklich die Freiheit geben, das Filzmaterial zu verlassen, und einige hatten das ja auch getan. Ich hatte die Geister meiner Lichtfilzlinge also nicht versklavt. Dann ging es aber in der Trance auch tatsächlich um Freiheit, nicht nur symbolisch, so wie ich bisher annahm. Zuletzt hatten wir ja sogar allen Teddies und Puppen die Freiheit geschenkt!

      Das warf ein völlig neues Licht auf meine Filzerei. Dann erschuf ich also eigentlich


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